Wenn die Tradition nicht wahr ist

Chefredakteur Paul Kieffer schreibt an die
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März-April 2014

Vor 46 Jahren erlebte ich als Schüler in der 11. Klasse zum ersten Mal einen Menschen, der sich nicht imstande sah, eine althergebrachte Sichtweise des Christentums, die nicht mit der Bibel übereinstimmt, aufzugeben. Im Gespräch mit einem gläubigen Schulfreund sagte ich, dass die Tradition einer Kreuzigung Jesu am Karfreitag und seiner Auferstehung frühmorgens am Ostersonntag biblisch nicht haltbar ist.

Als mein Freund mich aufforderte, meine Überzeugung zu begründen, zitierte ich die Bibelstelle in Matthäus Kapitel 12, die Verse 38-40: „Da fingen einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern an und sprachen zu ihm: Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen. Und er antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.“

Mein Freund und ich waren uns darin einig, dass Jesus gestorben und auferstanden war. Die zitierten Bibelverse implizieren Jesu Tod, Grablegung und Auferstehung. Jesus hob aber gegenüber den Schriftgelehrten und Pharisäern seine Verweildauer im Grab als einziges Zeichen für sein Wirken als Messias hervor. Die Länge dieser Verweildauer nannte Jesus unmissverständlich: drei Tage und drei Nächte.

Ich fragte meinen Freund, ob er zwischen Freitagnachmittag (Karfreitag) und Sonntagmorgen (Ostern) drei Tage und Nächte zählen könnte. Wenn nicht, dann würde seine christliche Tradition „den Anforderungen“ für das einzige Zeichen, das Jesus selbst gab, nicht genügen. Das Resultat unseres Gesprächs war, dass mein Freund verwirrt war. Er wollte sich die Sache überlegen und sich dann erneut mit mir unterhalten.

Als mein Freund und ich uns einige Tage später erneut über dieses Thema unterhielten, sah er die traditionelle Sichtweise durch die Meinung mancher Theologen bestätigt, wonach die Aussage Christi nicht buchstäblich drei volle Tage und Nächte – also 72 Stunden – bedeutete. Er meinte, dass auch nur ein Teil eines Tages als ein ganzer Tag anerkannt werden dürfte. Da Jesus am Nachmittag starb und kurz vor Sonnenuntergang beerdigt wurde, vertrat mein Freund die Ansicht, dass die letzten Minuten dieses Freitags den ersten Tag ausmachten. Die erste Nacht war dann Freitagnacht, Samstag der zweite Tag, Samstagnacht die zweite Nacht und einige Minuten beim Sonnenaufgang am Sonntagmorgen waren der dritte Tag. Eine vernünftige Lösung, nicht wahr?

Das Problem ist, die Rechnung geht so nicht auf. Die Interpretation meines Freundes beinhaltete zwar drei Tage, aber nur zwei Nächte, statt drei Tage und drei Nächte. Darüber hinaus macht die Schrift es sehr deutlich, dass Jesus schon auferstanden war, bevor Maria Magdalena am frühen Sonntagmorgen zum Grab kam, „als es noch finster war“ (Johannes 20,1-2). Somit kann in Wirklichkeit kein Teil des Sonntags als ein Tag gezählt werden, da Jesus schon auferstanden war, noch bevor die Sonne aufging. Damit hatte mein Freund etwas mehr als einen ganzen Tag und fast zwei Nächte. Ihm fehlten aber immer noch wenigstens ein ganzer Tag und eine ganze Nacht, um die Zeitspanne zu haben, die Jesus angekündigt hatte! Das Thema haben wir nie wieder besprochen.

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