Dürfen Christen eigene Festtage bestimmen?

Spielt es im Neuen Bund keine Rolle, welche Festtage Christen halten? Hat sich Gottes Meinung bezüglich seiner Festtage grundlegend geändert?

Von der Redaktion

Manche Christen meinen, daß der Neue Bund ihnen die Freiheit gibt, Gott nach eigenem Gutdünken einschließlich der Festlegung eigener Festtage anzubeten. Was sagt die Bibel jedoch dazu?

Bald werden beispielsweise wieder Millionen von Menschen Weihnachten feiern, angeblich um Christi Geburtstag zu begehen. Für sie ist Weihnachten das Fest der Liebe, und sie freuen sich auf diese Jahreszeit. Viele sind dann bemüht, Jesus Christus zu verehren und Gott für die Geburt seines Sohnes zu danken.

Wie man heute in fast jedem beliebigen Lexikon nachlesen kann, hatten die Bräuche und Symbole, die heute in Verbindung mit Weihnachten stehen, jedoch nicht ihren Ursprung im Glauben und in den Praktiken Jesu, seiner Apostel und der ersten Christen. Statt dessen sind sie heidnischen Ursprungs aus der Zeit vor Christus und wurden zur Götzenanbetung eingesetzt. Selbst das Datum, an dem die meisten Weihnachten feiern, der 25. Dezember, ist in Wirklichkeit nicht das Geburtsdatum Jesu Christi, noch stimmt die Jahreszeit. Für die Heiden der Antike hingegen war dieses Datum bzw. diese Jahreszeit wichtig für die Anbetung der Sonne bzw. des Sonnengotts.

Ein weiterer beliebter Feiertag, Ostern, erinnert an die Auferstehung Jesu. Wie bei Weihnachten finden wir jedoch kein biblisches Beispiel dieser Feier noch eine Anordnung Gottes, wonach wir der Auferstehung Jesu durch einen Feiertag gedenken sollen. Wie bei Weihnachten sind viele österliche Bräuche nachweislich nichtchristlichen Ursprungs.

Stört sich Gott an einem christlichen Feiertag, dessen Bräuche und Ursprung eindeutig „von der Konkurrenz“, d. h. heidnisch sind? Viele Christen sind der Meinung, daß solche Überlegungen für Gott unwichtig sind und daß er uns die Entscheidung überläßt, wie und an welchen Tagen wir ihn verehren wollen. Sie gehen davon aus, daß Gott jegliche Glaubensausübung genehm ist, solange man ihn damit verehren will. Bestätigt die Bibel diese Sichtweise?

Zwei Beispiele aus der Bibel sind diesbezüglich besonders einleuchtend. Beide haben mit dem alten Israel zu tun. Die Worte des Apostels Paulus bezüglich der Heiligen Schrift, die zu seiner Zeit das Alte Testament war, sind die Grundlage für unsere Auseinandersetzung mit diesen historischen Ereignissen: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2. Timotheus 3,16-17; alle Hervorhebungen durch uns). In Römer 15, Vers 4 fügt Paulus hinzu: „Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.“

Überlegen wir bei den beiden Beispielen, wie Gott es beurteilt, wenn die Menschen ihn nach eigenem Gutdünken anbeten.

Israel und das goldene Kalb

Kurz nach der Einführung der biblischen Festtage lernte Israel eine wichtige Lektion, als es ein eigenes Fest feierte. Die Israeliten hatten das Passah und die Tage der ungesäuerten Brote gehalten, und Gott hatte sie aus der Knechtschaft in Ägypten befreit. Nachdem sie den Berg Sinai erreicht und dort den Alten Bund mit Gott geschlossen hatten, forderte Gott Mose auf, auf den Berg zu steigen. Dort wollte Gott Mose zusätzliche Instruktionen geben.

Als Mose länger als erwartet auf dem Berg blieb, schauten die Israeliten auf Moses Bruder Aaron (2. Mose 32,1). Die Israeliten hatten bis auf nur wenige Wochen ausschließlich in Ägypten gelebt. Deshalb waren sie mit der Götzenanbetung Ägyptens vertraut. Leider verfielen sie unter Aarons schwacher Führung wieder in die Götzenanbetung. Auf den Vorschlag Aarons hin spendeten sie ihre goldenen Ohrringe, um ein Kalb schmieden zu lassen, das den ägyptischen Götzen ähnlich war (Verse 2-3). Sie entschieden, Gott nach der üblichen Vorstellung der ihnen vertrauten Gesellschaft anzubeten.

Aaron sagte den Israeliten: „Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat“ (Vers 4). Aarons Reaktion, als er sah, daß das Kalb Gestalt annahm, war merkwürdig: „Als das Aaron sah, baute er einen Altar vor ihm und ließ ausrufen und sprach: Morgen ist des Herrn Fest“ (Vers 5).

Aaron schlug den Israeliten nicht nur Götzendienst vor, sondern er maßte sich an, einen Festtag zu bestimmen. Er war der Meinung, er könnte „des Herrn Fest“ ausrufen. Das Volk reagierte mit Begeisterung auf Aarons Initiative: „Und sie standen früh am Morgen auf und opferten Brandopfer und brachten dazu Dankopfer dar. Danach setzte sich das Volk, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um ihre Lust zu treiben“ (Vers 6). In seiner Erläuterung dieses Verses stellt der New Bible Commentary fest: „[Gemeint ist] ein orgiastischer Tanz, der für heidnische Religionen beispielhaft war.“

Der Vorfall mit dem goldenen Kalb spiegelte diverse kulturelle Praktiken der heidnischen Religion Ägyptens wider. Opfer wurden einem Götzen gebracht und es wurde Unzucht getrieben. Unzucht war oft Teil der heidnischen Anbetungspraktiken, während Tieropfer auch Teil des levitischen Systems waren. Das Gesamtresultat ist immer eine ungöttliche Mischung, wenn man heidnische Elemente mit der Anbetung des wahren Gottes verbinden will.

Gottes Sichtweise bezüglich religiöser Experimente

Israels Experiment mit einem fragwürdigen, selbst ausgerufenen Festtag endete tragisch. Gott wies Mose an, den Berg Sinai zu verlassen und zu den Israeliten zurückzukehren, weil sie „schändlich gehandelt“ hatten (2. Mose 32,7). Gottes Zorn entbrannte, und er wollte die Israeliten aufgrund ihres Verhaltens vernichten (Vers 10). Nur die Fürbitte des Mose hielt Gott von dieser Handlung ab (Verse 11-14).

Um den Ernst der Situation zu untermauern, ließ Mose das goldene Kalb zu Pulver zerschlagen, das er dann den Trinkwasservorräten beimischte. Die Israeliten mußten dieses Wasser trinken, das in ihrem Mund zu einer bitteren Erinnerung an ihren Ungehorsam gegenüber Gott wurde (Vers 20).

Mose stellte seinen Bruder Aaron zu Rede: „Was hat dir das Volk getan, daß du eine so große Sünde über sie gebracht hast?“ (Vers 21). Mose erkannte, daß alles, was mit diesem selbst ausgerufenen Festtag zusammenhing, eine schwerwiegende Sünde war. Deshalb mußten auch 3000 Menschen sterben (Verse 26-28). Mose bat Gott um Vergebung für die Sünde seines Volkes (Verse 30-31).

Weitere Bibelstellen zeugen von dem Ernst der Situation. Zusätzlich zu den Menschen, die in diesem Vorfall starben, bestrafte Gott die ganze Gemeinde für ihr Verhalten (Vers 35). Gott teilte dem Volk Israel mit, daß er aufgrund dieser Sünde nicht mehr unter ihnen wohnen konnte, und das Volk trauerte um diese Entwicklung (2. Mose 33,3-4). Gott warnte die Israeliten abermals, den Wegen der Heiden zu folgen, und er gebot ihnen wieder, seine Festtage zu halten (2. Mose 34,12-18. 21-22).

Es ist bezeichnend, daß die Wichtigkeit von Gottes Sabbaten in 2. Mose 31 betont wird – vor dem Vorfall mit dem goldenen Kalb – und daß die Feste Gottes in Kapitel 34 – nach dem Experiment mit dem goldenen Kalb – erwähnt werden. In der Zeit zwischen diesen beiden Kapiteln lernte Israel eine bittere Lektion bei seinem Versuch, heidnischen Bräuchen zu folgen und ein eigenes Fest einzuführen.

Israel vergißt seine Lektion

Leider vergaßen die Israeliten die Lektion, die Gott ihnen bei dieser Gelegenheit erteilte. Als sich Israel Jahre später in die getrennten Königreiche Israel und Juda spaltete, wiederholte Jerobeam, der erste König des Königreichs Israel, den gleichen tragischen Fehler.

Kurze Zeit nach König Salomos Tod spalteten sich die zwölf Stämme Israels 925 v. Chr. in zwei Nationen. Zehn Stämme rebellierten gegen Rehabeam, Salomos Sohn und Thronfolger. Diese Stämme bildeten das nördliche Reich Israel und hatten Jerobeam als ihren König. Die anderen Stämme blieben Rehabeam treu und wurden im Süden als Haus Juda bekannt.

Gott hatte Jerobeam versprochen, er sollte König über zehn Stämme werden (1. Könige 11,31). Trotzdem hatte Jerobeam Angst, seine Untertanen würden ihm abtrünnig, wenn sie wie gewohnt die Feste Gottes in Jerusalem halten würden (1. Könige 12,27). Unter diesen Umständen traf Jerobeam zwei verhängnisvolle Entscheidungen. Er schuf zwei goldene Kälber als Götzen zum Anbeten (Vers 28), und „er machte ein Fest am fünfzehnten Tag des achten Monats wie das Fest in Juda“ (Vers 32).

Dieses Fest war eine Fälschung des Laubhüttenfestes, das am 15. Tag des siebten Monats beginnt (3. Mose 23,34), genau einen Monat früher als Jerobeams falsches Fest. „Einst opferte Jerobeam auf dem Altar, den er gemacht hatte in Bethel, am fünfzehnten Tage im achten Monat, den er sich in seinem Herzen ausgedacht hatte, und machte den Israeliten ein Fest und stieg auf den Altar, um zu opfern“ (1. Könige 12,33). Jerobeam hatte keine göttliche Befugnis, ein neues Fest einzuführen. Er handelte allein nach eigenem Gutdünken.

„Aber nach diesem Geschehnis kehrte Jerobeam nicht um von seinem bösen Wege, sondern bestellte wieder Priester für die Höhen aus allem Volk. Wer da wollte, dessen Hand füllte er, und der wurde Priester für die Höhen. Und dies geriet zur Sünde dem Hause Jerobeams, so daß es zugrunde gerichtet und von der Erde vertilgt wurde“ (1. Könige 13,33-34).

Gottes Urteil über Jerobeam

Wie wir gerade gelesen haben, ließ Jerobeam nicht von „seinem bösen Wege“ ab. Er ignorierte die Lektion des goldenen Kalbs aus der Geschichte Israels. Er wiederholte den gleichen Fehler des Götzendienstes und der Einführung eigener Festtage. Durch den Propheten Ahija ließ Gott Jerobeam wissen, was seiner Familie bevorstand: „Ich will Unheil über das Haus Jerobeam bringen und ausrotten von Jerobeam alles, was männlich ist, bis auf den letzten Mann in Israel und will die Nachkommen des Hauses Jerobeam ausfegen, wie man Unrat ausfegt, bis es ganz mit ihm aus ist. Wer von Jerobeam stirbt in der Stadt, den sollen die Hunde fressen; wer aber auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen; denn der Herr hat’s geredet“ (1. Könige 14,10-11).

Warum verkündete Gott ein Todesurteil gegen Jerobeam und seine Nachkommen? Er erinnerte Jerobeam an sein Verhalten: „Du hast mehr Böses getan als alle, die vor dir gewesen sind, bist hingegangen und hast dir andre Götter gemacht und gegossene Bilder, um mich zum Zorn zu reizen, und hast mir den Rücken gekehrt“ (Vers 9).

In Gottes Augen war das Volk Israel nicht ohne Schuld, weil es Jerobeams falsche Religion angenommen hat: „Und der Herr wird Israel schlagen, daß es schwankt, wie das Rohr im Wasser bewegt wird, und wird Israel ausreißen aus diesem guten Lande, das er ihren Vätern gegeben hat, und wird sie zerstreuen jenseits des Euphrat, weil sie sich Ascherabilder gemacht haben, den Herrn zu erzürnen. Und er wird Israel dahingeben um der Sünden Jerobeams willen, der da gesündigt hat und Israel sündigen gemacht hat“ (Verse 15-16). Später setzte Gott diese angekündigte Bestrafung durch, indem Soldaten des assyrischen Heeres Israel gefangennahmen und in das Gebiet jenseits des Euphrat verschleppten.

Das waren die tragischen Konsequenzen zweier Versuche der Israeliten, eigene Festtage einzuführen.

Gottes Anordnungen bedürfen keiner Überarbeitung

Was sagt Gott über die Übernahme heidnischer Bräuche bei seiner Anbetung? Seine Unterweisung in diesem Punkt ist klar. Nachdem er 40 Jahre mit den Israeliten in der Wüste verbrachte, warnte Mose seine Landsleute vor der Anbetung Gottes in der gleichen Weise, wie es die heidnischen Völker tun:

„Wenn der Herr, dein Gott, vor dir her die Völker ausrottet, zu denen du kommst, ihr Land einzunehmen, und du es eingenommen hast und darin wohnst, so hüte dich, daß du dich nicht verführen läßt, es ihnen nachzutun, nachdem sie vertilgt sind vor dir, und daß du nicht fragst nach ihren Göttern und sprichst: Wie haben diese Völker ihren Göttern gedient? Ebenso will auch ich es tun! So sollst du dem Herrn, deinem Gott, nicht dienen; denn sie haben ihren Göttern alles getan, was dem Herrn ein Greuel ist und was er haßt; denn sie haben ihren Göttern sogar ihre Söhne und Töchter mit Feuer verbrannt. Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach tun. Ihr sollt nichts dazutun und nichts davontun“ (5. Mose 12,29-32; 13,1).

In diesem Abschnitt erfahren wir, daß den Israeliten klar gesagt wurde, sie sollten nicht versuchen, die Anbetung der Heiden nachzuahmen. Außerdem machte Gott deutlich, daß sie seine Anordnungen genau befolgen sollten, ohne sie zu verändern oder ihnen etwas hinzuzufügen. In der Bergpredigt betonte Jesus, daß Gott sein Gesetz nicht abgeschafft hat: „Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht“ (Matthäus 5,17-18).

Hat Gott sich geändert?

Fragen Sie sich, ob Gott heute eine andere Meinung in diesen Dingen hat. Ist es jetzt erlaubt, Bräuche und Feiertage heidnischen Ursprungs zu feiern anstelle der Festtage Gottes, die er in der Bibel angeordnet hat, zu halten? Steht es uns zu, eigene Feiertage auszurufen?

Hunderte von Jahren nach der Wanderung der Israeliten in der Wüste warnte Gott, daß sein Charakter und sein Vorsatz unveränderlich sind: „Nein, ich, der Herr, ich habe mich nicht geändert“ (Maleachi 3,6; Elberfelder Bibel). Im Neuen Testament lesen wir: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8).

Es dürfte uns daher nicht überraschen, zum Schluß der Bibel, in der Offenbarung, ähnliche Worte zu finden, wie Mose sie seinen Landsleuten vorlegte: „Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht“ (Offenbarung 22,18-19).

Die Bibel ist klar in diesen Dingen, und Gottes Anweisung beständig. Gott erlaubt uns nicht, seine Feste zu ignorieren oder zu ersetzen, indem wir eigene Festtage nach unserem Gutdünken ausrufen.