Viele sind berufen, aber wenige auserwählt

Gott schafft in uns den Wunsch, seine Lebensweise zu lernen und unseren Willen dem seinen unterzuordnen. Es liegt aber zum Teil an uns, ob wir auserwählt werden.

Von Martin Fekete

Als Jesus Christus unterwegs war, folgten ihm die Menschen, um seine Botschaft zu hören, denn er predigte „mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten“ (Matthäus 7,29). Eines Tages lehrte er wieder im Tempel und erzählte ihnen ein Gleichnis: „Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete“ (Matthäus 22,2). Zum Schluss dieses Gleichnisses machte Jesus eine interessante Aussage: „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“ (Vers 14).

Was meinte Jesus mit dieser Aussage? Haben unsere Berufung und Erwählung mit einer Hochzeit zu tun? Ist es notwendig zu einer bestimmten Gruppe zu gehören? Sind wir nur berufen, oder sind wir auch auserwählt? Das sind Fragen, die uns alle angehen und auf die es eine Antwort gibt!

Was bedeutet es, „berufen“ zu sein?

Unsere Berufung wird durch ein göttliches Eingreifen bewirkt. Jesus selbst sagt uns in Johannes 6, Vers 44: „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat.“ Seinen Jüngern gegenüber fügte Jesus später nochmals hinzu: „Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben“ (Vers 65).

Gott macht es durch verschiedene Umstände in unserem Leben möglich, dass wir seine Wahrheit kennenlernen und verstehen. Die Wahrheit ist die Erkenntnis, die er durch sein Wort, die Heilige Schrift, offenbart: „Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit“ (Johannes 17,17).

Gott öffnet unseren Verstand und „zieht“ uns an sich heran. Er schenkt uns den Wunsch, seine Wege zu lernen und unseren Willen dem seinen unterzuordnen. In seiner Güte und Geduld schenkt uns Gott auch die nötige Reue, die uns hilft zu erkennen, dass unsere frühere Lebensweise verkehrt war. Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer: „Missachtet ihr die große Güte, Nachsicht und Geduld, die Gott euch bis jetzt erwiesen hat? Seht ihr nicht, dass er euch durch seine Güte zur Umkehr bewegen will?“ (Römer 2,4; Gute Nachricht Bibel). Gott zeigt uns auf eine Weise, die wir verstehen können, dass wir in unserem Leben etwas ändern müssen.

Das Gleichnis vom Sämann

Jesus Christus beauftragte seine Jünger, das wahre Evangelium in der ganzen Welt zu verkünden (Matthäus 28,19-20). Er benutzte das Gleichnis vom Sämann, um uns die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf das Evangelium zu zeigen: „Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (Lukas 8,5-8).

Jesus selbst erklärt uns den Sinn des Gleichnisses. Der „Same“ ist das Wort Gottes (Vers 11). Als der Sämann seinen Samen säte, „fiel einiges auf den Weg“ (Vers 5). Die große Mehrheit der Menschen, die das Evangelium hören, lassen das Wort Gottes in sich keine Wurzeln schlagen. Sie hören Gottes Wort, schenken aber der Bedeutung der Botschaft, die ihnen gepredigt wurde, kein Gehör.

Der „Samen“, der auf den „Fels“ fiel, bedeutet, dass diese Menschen Gottes Wort zwar hören und mit Freuden aufnehmen, aber sie handeln nicht konsequent danach. Mit der Zeit vergeht ihre Freude. Sie schaffen keine gute Grundlage – sie lassen keine tiefen Wurzeln schlagen. In der Zeit der Bewährung „fallen sie ab“ (Vers 13). Sie können dem Druck ihrer Umgebung nicht standhalten. Solche Menschen wollen nicht aus der Reihe tanzen – ihnen ist die Meinung anderer wichtiger, als von Gott berufen zu werden.

Der „Samen“, der mitten unter die „Dornen“ fiel, steht für diejenigen, die das Wort Gottes aufnehmen und danach handeln – wo die Botschaft Gottes sogar halbwegs stabile Wurzeln schlägt. Bei dieser Gruppe von Menschen geht es in erster Linie um Selbstsucht. Diese Menschen lassen zu, dass verschiedene Dinge, darunter auch die angeblichen Freuden des Lebens in unserer Gesellschaft, das Wort Gottes ersticken.

Nach materiellen Dingen zu streben verschlingt viel Zeit und Energie. Deshalb haben sie keine Zeit für Gott, sondern nur für sich selbst. Materielle Güter sind für diese Menschen wichtiger als geistliche Werte (Vers 14).

Der „Samen“, der auf „gutes Land“ fiel, repräsentiert jene Menschen, die das Wort Gottes mit ernsthaftem und aufrichtigem Herzen aufnehmen, daran festhalten und durch ihre Ausdauer und Geduld Frucht bringen: „Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld“ (Lukas 8,15). Diese Menschen leben nach dem Wort Gottes, mit dem Resultat, dass es ihr Leben verändert!

Durch das Predigen des Evangeliums, der guten Nachricht über das Reich Gottes, „beruft“ Gott die Menschen. „Viele“ haben durch das Verbreiten des Evangeliums – durch Broschüren und Zeitschriften – Gottes Wahrheit kennengelernt oder sind, anders ausgedrückt, „berufen“ worden.

Das griechische Wort kletos, das mit „berufen“ übersetzt wurde, kann auch „eingeladen“ bedeuten. Diese Menschen sind von Gott „eingeladen“, um mit ihm eine enge Beziehung einzugehen. Wenn Menschen das Wort Gottes hören und das Wesentliche verstehen, dann bedeutet das, dass Gott diese Menschen „beruft“ – aber nur wenige reagieren darauf!

Was bedeutet es, „auserwählt“ zu sein?

Diejenigen, die Gottes Berufung annehmen und ihn an die erste Stelle in ihrem Leben setzen, werden von Gott erwählt, um mit ihm eine besondere Beziehung einzugehen.

Jesus brachte dieses Gleichnis im Zusammenhang mit einer „Einladung“ zu einem Hochzeitsmahl! Haben denn unsere Berufung und Erwählung mit einer Hochzeit zu tun? Ja, wir lesen darüber im Buch der Offenbarung, dass der Braut Jesu Christi, der Gemeinde (Epheser 5,25-26), die Gelegenheit gegeben wurde, sich mit „Gerechtigkeit“ anzukleiden: „Die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, sich anzutun mit schönem reinem Leinen. Das Leinen aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen. Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes“ (Offenbarung 19,7-9). Die „Gerechtigkeit der Heiligen“ bedeutet eine geänderte Denkweise, die auch zu einer geänderten Lebensweise führt.

Bedeutet „auserwählt“ zu sein, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören? Jesu sagte seinen Jüngern: „Ich [will] meine Gemeinde [ekklesia] bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16,18). Das griechische Wort ekklesia wird entweder mit „Kirche“ oder „Gemeinde“ wiedergegeben, mit der Bedeutung „die Herausberufenen“ bzw. „die Zusammengerufenen“. Mit ekklesia ist niemals ein Gebäude gemeint, sondern immer die Menschen, die Gott aus der weltlichen Gesellschaft „herausberufen“ hat.

Die Gemeinde, die Jesus gründete, ist ein besonderer „Leib“ von Menschen, die vom Geist Gottes geleitet werden und seinen Geboten gehorchen. Paulus schreibt in seinem Brief an die Korinther: „Gott hat den Leib zusammengefügt . . . Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied“ (1. Korinther 12,24-27).

Paulus schreibt auch an die Kolosser, welche Gesinnung im „Leib Christi“ herrschen soll, und bezeichnet die „Glieder“ der Gemeinde als „Auserwählte“: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander“ (Kolosser 3,12). Die „Auserwählten“ bilden also den „geistlichen“ Leib Christi.

Um zum „Leib Christi“ zu gehören, ist eine Voraussetzung notwendig, die mit der „Auserwählung“ zu tun hat. Der Apostel Petrus fasste es in seiner Pfingstpredigt in einem Satz zusammen, als ihn einige der Zuhörer fragten: „Was sollen wir tun?“ Petrus antwortete: „Kehrt jetzt um und lasst euch taufen auf Jesus Christus; lasst seinen Namen über euch ausrufen und bekennt euch zu ihm – jeder und jede im Volk! Dann wird Gott euch eure Schuld vergeben und euch seinen heiligen Geist schenken“ (Apostelgeschichte 2,37-38; Gute Nachricht Bibel).

Wenn wir unsere Sünden aufrichtig bereuen und uns taufen lassen als äußeres Zeichen unserer inneren Einstellung, dann schenkt uns Gott seinen heiligen Geist und gliedert uns in den „Leib Christi“ ein, seine Gemeinde.

Der heilige Geist als wertvollste Gabe

Der heilige Geist ist der „Schlüssel“ zur unserer Erwählung! Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom: „Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!

Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden“ (Römer 8,14-17).

Wenn wir Gottes Kinder sind, dann sind wir Teil seiner Familie. Der Apostel Paulus gibt uns in seinem Brief an die Epheser die Gewissheit: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ (Epheser 2,19).

Wenn Gott uns seinen heiligen Geist schenkt – seine „göttliche Natur“ in uns anlegt – und uns damit zu seinen Kindern macht –, dann gehören wir zu den Auserwählten. Auch Petrus zeigt uns, dass wir durch den heiligen Geist „auserwählt“ worden sind und fordert uns auf, diese Berufung festzumachen: „Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft [des heiligen Geistes].

Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Begierde in der Welt. So wendet alle Mühe daran . . . liebe Brüder, bemüht euch desto mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen“ (2. Petrus 1,3-10). Petrus schreibt am Ende seines ersten Briefes: „Es grüßt euch aus Babylon die Gemeinde, die mit euch auserwählt ist“ (1. Petrus 5,13).

Wenn Gott uns seinen heiligen Geist schenkt und damit seine „göttliche Natur“ in uns anlegt, sind wir seine Kinder. Dann gehören wir seiner Familie an, dann gehören wir zum „Haushalt“ Gottes – d. h., wir gehören zu den „Auserwählten“ Gottes. Es gibt für einen physischen Menschen nichts Wertvolleres auf dieser Welt als das Geschenk des heiligen Geistes!

Treu bleiben bis zum Ende

In den Sendschreiben an die sieben Gemeinden, die im Buch der Offenbarung, Kapitel 2 und 3 erwähnt werden, werden die Gemeinden mehrmals aufgefordert: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offenbarung 2,10). Auch im Matthäusevangelium werden wir von Jesus selbst ermahnt, treu zu bleiben bis zum Ende: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden“ (Matthäus 24,13; Elberfelder Bibel).

Kurz vor der Wiederkunft Christi wird die Zeit kommen, in der die „Auserwählten“ ihre Treue unter Beweis stellen müssen. Als Jesus mit seinen Jüngern auf dem Ölberg war, fragten ihn seine Jünger: „Sag uns, wann wird das geschehen, und woran können wir erkennen, dass du wiederkommst und das Ende der Welt da ist?“ (Matthäus 24,3; Gute Nachricht Bibel).

Jesus warnte sie vor Kriegen und Hungersnöten, und Gewalt und Ungerechtigkeit werden überhandnehmen (Verse 9-12). Aber besonders warnte er sie vor falschen Propheten, die große Zeichen und Wunder tun werden: „Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird. Und wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt . . . Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so dass sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten“ (Matthäus 24,21-24).

Die Menschen werden unmittelbar vor der Wiederkehr Jesu Christi so verführt sein, dass sie sogar gegen Jesus kämpfen werden. Diejenigen aber, die mit Jesus bei seiner Wiederkunft sind, sind bis zum Ende treu geblieben: „Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie überwinden; denn es ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind, sind Berufene und Auserwählte und Treue“ (Offenbarung 17,14; Elberfelder Bibel, Hervorhebung durch uns).

Merkmale der „Auserwählten“ sind also Treue und Glauben, die sich auf Gehorsam gegenüber Gott gründen! Die Auserwählten stellen ihre Treue unter Beweis, indem sie in den Anfechtungen und Prüfungen, die es im Leben eines jeden Christen gibt (2. Timotheus 3,12; Apostelgeschichte 14,22), standhaft bleiben. Ja, „viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“ – und noch weniger bleiben bis zum Ende ihrer Berufung und Auserwählung treu!

Wenn Sie diesen Artikel lesen, dann sind Sie mit der Wahrheit Gottes in Berührung gekommen. Der „Samen“ des Sämanns ist sozusagen auf Ihren Boden gefallen.

Welche Art Samen werden Sie nun sein? Werden die Sorgen des Alltags oder das Streben nach materiellen Gütern und dem Ansehen Ihrer Mitmenschen das christliche Wachstum in Ihrem Leben ersticken? Werden Sie in Anfechtungen und Trübsal bestehen, bis zum Ende treu bleiben und viel Frucht bringen?

Es liegt jetzt an Ihnen, was Sie aus Ihrer Berufung machen!