Langmut: Eine Verbindung von Geduld und Kraft

Das Springkraut zeigt eine explosive Ungeduld. Wenn seine Samenkapseln reif sind, schleudern sie die Samen bei Berührung explosionsartig einige Meter weit weg. Inwiefern illustriert dieses Bild die Notwendigkeit für Langmut, eine wichtige Eigenschaft des heiligen Geistes?

Von Don Hooser

Langmut ist heute ein altmodisches Wort. Es drückt aber eine Tugend aus, die bei der allgemeinen Ungeduld, Intoleranz und Übersensibilität gebraucht wird.

Zorn und Feindseligkeit können das Ergebnis vieler negativer Einflüsse sein. Ein negativer Einfluss prägt uns jedoch alle ohne Ausnahme – unsere eigene egoistische Natur. Die eigene Fähigkeit, große Verbesserungen an unserem Charakter vorzunehmen, fällt dagegen eher kläglich aus. Deshalb brauchen wir die Hilfe unseres Schöpfergottes!

Im Galaterbrief, Kapitel 5, Verse 19-21, bezeichnet der Apostel Paulus die menschliche Natur als „das Fleisch“ und unsere egoistischen Tendenzen als die „Werke des Fleisches“. Zu ihnen gehören „Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Mord“ (Schlachter-Bibel).

Ganz eindeutig brauchen wir ein Gegenmittel gegen solche Charaktereigenschaften, nämlich den heiligen Geist!

Paulus sagte weiterhin: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung“ (Galater 5,22-23; Schlachter-Bibel; alle Hervorhebungen durch uns). Was für ein erstaunlicher Kontrast!

All diese wunderbaren Tugenden arbeiten zusammen und unterstützen sich gegenseitig. In welcher Beziehung steht Langmut zu den anderen Eigenschaften?

Zwei wichtige Worte

Der vierte Aspekt von der Frucht des Geistes ist eine wunderbare Eigenschaft und wird in manchen Bibeln mit „Langmut“ und in anderen mit „Geduld“ übersetzt.

Diese beiden Worte sind eng miteinander verwandt. Sie werden beide mit Ausdauer assoziiert. Noch wichtiger und faszinierender ist es, von den entsprechenden griechischen Wörtern im Neuen Testament zu lernen.

Ein griechisches Wort – humpomonee – wird in fast allen Bibelübersetzungen mit „Geduld“ übersetzt und beinhaltet geduldige Ausdauer. Das andere griechische Wort ist noch interessanter. Es lautet makrothumia und wird in manchen Bibelübersetzungen mit „Geduld“ übersetzt, in anderen aber noch richtiger mit „Langmut“.

Das griechische Wort makro bedeutet „groß“ oder „lang“. Das Stammwort thumos bedeutet „Temperament“. Makrothumia beschreibt also jemanden mit einem ausgeglichenen Gemüt. Das Gegenteil davon ist jemand, der aufbrausend und ungeduldig ist.

Ohne makrothumia tendieren wir dazu, reizbar zu sein – wir neigen zu einem reizbaren Temperament und schlechter Laune. Wir können „die Geduld verlieren“, und manchmal „explodieren“ wir auch (wie das Springkraut).

In diesem Artikel konzentrieren wir uns vorwiegend auf makrothumia, da dieses Wort in Galater 5, Vers 22 gebraucht wird.

Langmut und Liebe kontra Zorn und Hass

Langmut ist das Gegenteil von Zorn, besonders von „Wutausbrüchen“ (2. Korinther 12,20).

Viele Menschen tendieren zur Überreaktion. Sie versuchen sich sehr schnell zu verteidigen, interpretieren Bemerkungen als Angriffe und schlagen zurück. Es gibt viele, die innerlich einen großen Zorn aus ihrer Vergangenheit mit sich herumtragen. Die kleinste Provokation bringt den Zorn an die Oberfläche und legt ihn offen.

Wut oder Zorn beinhaltet gewöhnlich eine boshafte Einstellung der Vergeltung und Rache. Aber Gott verbietet dies ausdrücklich: „Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht . . . vergeltet niemandem Böses mit Bösem . . . rächt euch nicht selbst“ (Römer 12,14. 17. 19). Die Bibel lehrt Gnade und Vergebung.

Häufig wird die eigene Wut entschuldigt, meistens aber ist sie egoistisch und falsch. „Denn im Zorn tut niemand, was vor Gott recht ist“ (Jakobus 1,20).

Kaum jemand wird zugeben, dass er jemanden hasst. Die Bibel definiert Liebe und Hass hauptsächlich durch unsere Taten. Liebe wird durch helfende Menschen ausgedrückt, Hass dagegen durch Verletzungen, die anderen zugefügt werden (siehe Römer 13,10).

Paulus erklärte ein liebevolles Verhalten so: „Liebe ist geduldig und freundlich . . . Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend“ (1. Korinther 13,4-5; „Hoffnung für alle“-Übersetzung). Unsere Gedanken und innere Einstellung sind wichtig, da sie die Quelle unserer Handlungen und Worte sind: „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem bösen. Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“ (Lukas 6,45).

Aufgrund dessen sollten wir unsere Einstellung ehrlich untersuchen. Jeder sollte sich selbst fragen: Werde ich von Liebe, Respekt, Geduld und Mitgefühl motiviert, oder von Abneigung, Geringschätzung, Intoleranz und Hartherzigkeit?

Geduldig und schnell vergebungsbereit

„Gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte“ (Psalm 145,8). Der Schöpfergott erwartet dieses Verhalten auch von uns!

Bedenken wir folgende weise Worte über Langmut: „Ein Mensch, der ruhig bleibt, zeigt, dass er Einsicht hat; wer aufbraust, zeigt nur seinen Unverstand“ (Sprüche 14,29; Gute Nachricht Bibel). „Ein Mensch, der Einsicht hat, regt sich nicht auf; es gereicht ihm zur Ehre, bei Kränkungen Nachsicht zu üben“ (Sprüche 19,11; Gute Nachricht Bibel).

Jakobus schrieb: „Jeder soll stets bereit sein zu hören, aber sich Zeit lassen, bevor er redet, und noch mehr, bevor er zornig wird“ (Jakobus 1,19; Gute Nachricht Bibel). Falls dann berechtigter Ärger ausgedrückt wird, ist er sehr wahrscheinlich unter Kontrolle.

Wahrscheinlich haben Sie schon einmal den Ratschlag gehört: „Zähle erst bis zehn.“ Es ist besser darauf zu hören, als wild mit Worten um sich zu schlagen – Worte, die wir bereuen werden und die den Konflikt verschlimmern, statt zum Frieden beizutragen.

Der erste Schritt zur Langmut ist deshalb Zurückhaltung und nichts zu tun. Wir sollten erst darüber nachdenken, welche Worte Gott hören möchte und welches Verhalten ihm gefällt.

Wenn Ihre Gefühle verletzt wurden und Sie meinen, Sie müssten sofort etwas sagen, dann sprechen Sie ruhig und sagen Sie nichts, was im Gegenzug verletzen könnte. „Eine versöhnliche Antwort kühlt den Zorn ab, ein verletzendes Wort heizt ihn an“ (Sprüche 15,1; Gute Nachricht Bibel).

Nehmen Sie sich dann die Zeit, die Sie brauchen, um zu beten und eine weise und aufbauende Vorgehensweise gegenüber der anderen Person zu planen. Ihr Ziel sollte es sein, liebevoll zu handeln statt voller Hass zu reagieren.

Wenn es jemandem zu sehr darum geht, einen Streit zu gewinnen, kann er am Ende einen Freund verlieren. Machen Sie sich nicht so viele Gedanken darum, wer Recht hat und wie Sie auf Ihrem Recht bestehen können. Lernen Sie, verträglich zu sein, selbst wenn Sie unterschiedlicher Meinung sind. Beten Sie dabei um Hilfe und Weisheit.

Lösung für Ungeduld und Hitzköpfigkeit

Selbst ohne die Hilfe des Schöpfergottes können Menschen lernen, ruhig und geduldig zu sein, wenn sie die Vorteile erkennen.

Diese guten Absichten und Gewohnheiten sind aber nicht so wirkungsvoll, wie Gottes übernatürliche Gabe der Langmut. Gute zwischenmenschliche Beziehungen basieren darauf, dass Sie Ihr Bestes geben und darauf vertrauen, dass der Schöpfer den Rest erledigen wird. Wir Menschen sind ohne den heiligen Geist erbärmlich unvollständig.

Wie erhält man den heiligen Geist? Der Apostel Petrus erklärt in Apostelgeschichte 2, Vers 38: „Tut Buße [bereut] und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.“

Um wirklich zu den „Söhnen Gottes“ zu gehören, müssen wir vom „Geist Gottes geleitet“ werden (Römer 8,14; Elberfelder Bibel).

In Kolosser, Kapitel 3, Verse 12-13 beschreibt Paulus die Natur derjenigen, die vom heiligen Geist geleitet werden: „So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr“ (Schlachter-Bibel). Paulus schreibt etwas Ähnliches in Epheser 4, Verse 1-3.

All diese Eigenschaften sind miteinander verknüpft und geben uns eine breitere Perspektive zum Thema Langmut. Wir sollen einander geduldig ertragen, statt dass wir zulassen, dass wir verärgert werden!

Langmut und ewiges Leben

Auf andere zu warten testet unsere Geduld. Wir möchten gerne, dass der Schöpfergott unsere Probleme sofort löst, doch Gott allein kennt den besten Zeitpunkt dafür. Oft testet er unsere Geduld und Ausdauer, bevor er unsere Gebete erhört.

Wenn die Bibel von Geduld, Ausdauer oder Langmut spricht, steht das häufig in Verbindung damit, dass wir in unserer Not auf Gottes Eingreifen vertrauen: „Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“ (Jesaja 40,31).

Dieses geduldige Warten richtet sich letztendlich auf das zweite Kommen Jesu Christi: „Wenn er zum zweiten Mal erscheint, dann nicht nochmals wegen der Sünde, sondern nur noch, um alle, die auf ihn warten, endgültig zu retten“ (Hebräer 9,28; Gute Nachricht Bibel).

Diejenigen, die bis zum Ende ihres Lebens oder bis zu Christi Rückkehr treu geblieben sind, werden in seinem Reich belohnt werden: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden“ (Matthäus 10,22; Elberfelder Bibel). „Ausharrt“ bedeutet, sich weiterhin von Gottes heiligem Geist leiten zu lassen und weiterhin die Frucht des Geistes bis zum Lebensende bzw. bis zum zweiten Kommen Christi zu tragen.

Jakobus ermahnt uns in seinem Brief: „So seid nun geduldig [buchstäblich langmütig], liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.“

Die Langmut Gottes

„Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, du bist langmütig, reich an Huld und Treue“ (Psalm 86,15; Einheitsübersetzung).

Der Schöpfergott sorgt immer noch geduldig für uns und dient uns selbst dann, wenn er unter unseren Sünden und unserer Dummheit leidet. Unsere Existenz ist davon abhängig, dass der allmächtige Gott des Universums nicht die Fassung verliert! Warum ist Gott langmütig? Er wartet geduldig darauf, dass wir unsere Sünden bereuen!

„Verachtest du etwa den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr treibt?“ (Römer 2,4; Einheitsübersetzung). Auch Christus ist uns gegenüber langmütig: „Der Herr . . . hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße [Reue] finde . . . und die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung“ (2. Petrus 3,9. 15).

Jesus Christus, unser Erlöser, litt und starb für uns. Seitdem hat er geduldig und gnädig dafür gearbeitet, uns zu erretten und uns das ewige Leben zu geben! Unsere Einstellung sollte deshalb der Christi ähnlich sein – respektvoll, liebevoll und geduldig gegenüber allen Menschen. Wir sollten für ihr Bestes hoffen und für ihr geistliches Wachstum und ihre Erlösung beten!