Ein anderes Fundament der Kirche Jesu als er selbst kann nicht gelegt werden (1. Korinther 3,11). Dieses Fundament spiegelt seine göttliche Identität wider.

Von Paul Kieffer

Jesus Christus interessierte sich einmal für die Meinung seiner Landsleute in Bezug auf seine Identität. Bei der Gelegenheit fragte er auch seine Jünger, wie sie ihn sahen. Der Evangelist Matthäus berichtet uns von dieser Begebenheit:

„Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten“ (Matthäus 16,13-14).

Da Johannes der Täufer kurze Zeit davor von Herodes Antipas enthauptet worden war (siehe Matthäus 14,1-12), meinten die Juden, die ihn für Johannes den Täufer hielten, Jesus wäre der auferstandene Johannes. Andere meinten, er sei einer der Propheten des Alten Testaments, ebenfalls wieder zum Leben erweckt.

Jesus fuhr fort: „Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus [griechisch petros, ein kleiner Stein], und auf diesen Felsen [griechisch petra, ein massiver Stein] will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle [griechisch hades, das Grab bzw. der Tod] sollen sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16,15-18; alle Hervorhebungen durch uns).

Jesu Reaktion auf die Antwort des Petrus enthält zwei Kernaussagen: eine Beschreibung des Fundaments seiner Gemeinde und eine Verheißung.

Die Verheißung – „die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ – hat eine doppelte Bedeutung. Der Tod kann nicht über die Gemeinde siegen, denn es gibt die Auferstehung von den Toten. Alle Berufenen, die ihrer Berufung treu bleiben, werden bei der Wiederkunft Jesu entweder von Fleisch und Blut in Geist verwandelt oder von den Toten wieder zum Leben erweckt (1. Korinther 15,50-53; 1. Thessalonicher 4,15-17).

Die Verheißung bedeutet auch, dass es seit der Ausgießung des heiligen Geistes zu Pfingsten im Jahr 31. n. Chr. immer die Gemeinde Jesu Christi gegeben hat. Sie hat seit jenem Tag immer existiert, wenn auch stets klein und oft verfolgt (Lukas 12,32).

„petros“ und „petra“

In Jesu Reaktion auf die Antwort des Petrus gibt es auch eine Gegenüberstellung – einen Kontrast –, die von vielen nicht voll erfasst wird. Jesus sagte: „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus [griechisch petros, ein kleiner Stein], und auf diesen Felsen [griechisch petra, ein massiver Stein] will ich meine Gemeinde bauen“ (Matthäus 16,18).

Die größte christliche Konfession interpretiert diesen Vers dahin gehend, dass Christus mit dem „Fels“ Petrus meinte und seine Gemeinde auf Petrus aufgebaut sei. Diese Sichtweise widerspricht aber der Aussage Jesu und anderen Aussagen des Neuen Testaments. Wenn Christus Petrus gemeint hätte, hätte er das griechische Wort petra auch bei der Anrede an Petrus verwendet: „Ich sage dir auch: Du bist Petra.“

Stattdessen verwendete Christus in dem uns überlieferten inspirierten Text des Matthäusevangeliums das griechische Wort petros, mit dem ein kleiner Stein gemeint ist. Der von Jesus verwendete Kontrast war bewusst gewählt, denn die Gemeinde Jesu ist nicht auf einen Menschen gebaut, sondern auf ihn selbst.

Jesus ist der Fels [petra], auf den seine Gemeinde gebaut ist. „Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Korinther 3,11).

„Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit darüber lassen, dass unsre Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durchs Meer gegangen sind; und alle sind auf Mose getauft worden durch die Wolke und durch das Meer und haben alle dieselbe geistliche Speise gegessen und haben alle denselben geistlichen Trank getrunken; sie tranken nämlich von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus“ (1. Korinther 10,1-4).

Jesus ist der Fels bzw. das Fundament, auf das die Kirche Gottes gebaut ist. Und Jesus stellt diese grundlegende Wahrheit als Reaktion auf das Glaubensbekenntnis des Petrus fest: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Vom Zusammenhang her kann dieses Glaubensbekenntnis, das Jesus identifiziert, der Fels sein, auf den Jesu Gemeinde aufgebaut wird. Es geht darum, dass man weiß, wer Jesus war und ist. Petrus erkannte, dass Jesus der Messias war. Er verstand, dass er Gottes Sohn war. Verstehen wir, was das beinhaltet?

Was bedeutete „Gottes Sohn“ für Jesu Landsleute?

Ein wesentlicher Aspekt des Glaubensbekenntnisses von Petrus ist die Aussage, dass Jesus unser Messias ist. Das verstehen alle Christen. Aber ebenso wichtig ist die Aussage, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Das verstehen alle Christen auch.

Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese zweite Aussage heute dieselbe Bedeutung für alle Christen hat, wie es bei Jesu Zeitgenossen – seinen jüdischen Landsleuten im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung – der Fall war. Im Johannesevangelium erfahren wir, was der Ausdruck „Gottes Sohn“ für die Juden damals bedeutete.

Unser erstes Beispiel handelt von der Heilung eines Manns am Teich Betesda, der 38 Jahre lang lahm gewesen war. Jesus hatte ihn gefragt, ob er geheilt werden möchte und fuhr dann fort:

„Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Es war aber an dem Tag Sabbat. Da sprachen die Juden zu dem, der gesund geworden war: Es ist heute Sabbat; du darfst dein Bett nicht tragen. Er antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir: Nimm dein Bett und geh hin! Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und geh hin? Der aber gesund geworden war, wusste nicht, wer es war; denn Jesus war entwichen, da so viel Volk an dem Ort war. Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre.

Der Mensch ging hin und berichtete den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe. Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch. Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich“ (Johannes 5,8-18).

Als Erstes geht es uns in diesen Versen um die Behauptung, Jesus habe den Sabbat gebrochen. Dass Jesus den Sabbat gebrochen haben soll, spiegelte die Sichtweise der Pharisäer und Schriftgelehrten wider, die mit ihren überaus strengen Regeln den Sabbat zur Last gemacht hatten. Ihrer Meinung nach durfte man am Sabbat einem Menschen, der am Sabbat starb, die Augenlider nicht zudrücken, sollte er mit offenen Augen gestorben sein!

Hätte Jesus in der Tat den Sabbat gebrochen, dann hätte er gesündigt und damit nicht unser Erlöser sein können. Mit der Aufforderung, der Geheilte sollte sein Bett tragen, wurde der Sabbat nicht gebrochen, denn es handelte sich beim Bett wohl nur um eine leichte Decke, nicht um ein Bett, wie wir es heute verstehen. Es war also keine Last.

Was die Juden aber noch mehr erzürnte war Jesu Feststellung, Gott sei sein Vater, womit er sich als den Sohn Gottes bezeichnete. Die Juden verstanden diese Aussage dahin gehend, dass Jesus sich „Gott gleich“ und somit selbst zu Gott machte.

In Johannes 10 lesen wir ein weiteres Beispiel dieser Sichtweise der Juden. Im Gespräch mit seinen Landsleuten sagte Jesus nochmals, dass er der Sohn Gottes ist.

„Ich und der Vater sind eins. Da hoben die Juden abermals Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus sprach zu ihnen: Viele gute Werke habe ich euch erzeigt vom Vater; um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen? Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott.

Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er die Götter nennt, zu denen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden –, wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott –, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn? Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubt mir nicht; tue ich sie aber, so glaubt doch den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollt, damit ihr erkennt und wisst, dass der Vater in mir ist und ich in ihm. Da suchten sie abermals, ihn zu ergreifen. Aber er entging ihren Händen“ (Johannes 10,30-39).

Was bedeutete die Bezeichnung „Gottes Sohn“ für einen Juden im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung? Es bedeutete Gott zu sein.

Bei seinem Verhör vor dem Hohepriester bestätigte Jesus, dass er der Sohn Gottes ist. „Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes.

Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig“ (Matthäus 26,63-66).

Womit wurde die Anklage der Gotteslästerung begründet? Sie beruhte auf Jesu Aussage, er sei der Sohn Gottes. Für die Juden war dies gleichbedeutend damit, Gott zu sein. Jesus hätte sich viel Ärger und seinen grausamen Tod ersparen können, wenn er seinen Landsleuten gesagt hätte, dass ihre Sichtweise falsch war. Das tat er nicht. Er widersprach nicht der Beschuldigung, er sei Gott bzw. er sei Gott gleich, denn das war er!

Das Zeugnis des Johannes über die Identität Jesu

Wir lasen zwei wichtige Abschnitte im Johannesevangelium, die sich auf Jesus als Sohn Gottes beziehen. Man geht davon aus, dass Johannes sein Evangelium erst ca. 30 Jahre nach dem Abfassen der anderen drei Evangelien niedergeschrieben hat.

Warum schrieb er noch ein weiteres Evangelium? Was hebt er besonders hervor? Um den wachsenden Einfluss des Agnostizismus gegen Ende des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung zu entkräften, betont Johannes die Präexistenz Jesu mehr als die anderen drei Evangelisten.

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist ... Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit ... Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt“ (Johannes 1,1-3. 14. 18).

Als Gott, das Wort, existierte Jesus bereits vor der Erschaffung der Engel und des Universums. Dass Jesus als Gott, das Wort, alles erschuf, schließt eine Erschaffung Jesu vollkommen aus, denn er kann sich selbst nicht „gemacht“ haben. Und Johannes verbindet Jesus als Sohn Gottes mit seiner Göttlichkeit: Als Sohn Gottes war Jesus auch Gott.

Es ist Johannes, der Jesus wie folgt zitiert: „Und der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben. Ihr habt niemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen“ (Johannes 5,37). Leugner der Präexistenz Jesu als das Wort behaupten, Jesus habe mit dieser Feststellung nicht die Menschen im Allgemeinen, sondern nur seine Zuhörer damals gemeint, d. h. jene Generation.

Aber wie bereits zitiert, schrieb Johannes ca. 60 Jahre später: „Niemand hat Gott je gesehen“ (Johannes 1,18). Damit sind einerseits Gott, der Vater, und andererseits die Menschen im Allgemeinen gemeint. Einige Menschen im Alten Testament haben jedoch Gott gesehen, zum Beispiel Abraham (1. Mose 18,1) und Mose (2. Mose 33,18-23). Das Wesen, das sie sahen, war nicht Gott, der Vater, sondern Jesus in seiner Präexistenz als Gott, das Wort.

Johannes wusste, dass Jesus der fleischgewordene Gott, das Wort, war – Immanuel: „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns“ (Matthäus 1,23). Und es ist Johannes, der Jesu „ich bin“-Aussagen für uns festhält. Sehen wir uns davon drei Beispiele an.

„Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern.

Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohepriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin’s! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin’s!, wichen sie zurück und fielen zu Boden“ (Johannes 18,1-6).

In den Versen 5-6 wurde das Griechische mit „ich bin’s “ bzw. „ich bin es“ in der Lutherbibel und anderen deutschen Übersetzungen des Johannesevangeliums übersetzt. Allerdings steht das Wort „es“, wie es in unserer deutschen Bibel erscheint, nicht im griechischen Urtext. Man hat es zum scheinbar besseren Verständnis hinzugefügt.

Die Gute Nachricht Bibel verweist in Vers 5, wo Jesus „ich bin“ sagt, auf Johannes 8, Vers 24 mit der Anmerkung: „Wörtlich ich bin. Jesus verwendet hier die Formel, mit der im Alten Testament Gott von sich selbst spricht und sich seinem Volk gegenüber als den Retter und Herrn der Welt bezeichnet.“

Jesus sprach Aramäisch mit seinen Landsleuten. Mit der Aussage „ich bin“ in Aramäisch wies Jesus auf den Namen Gottes im Alten Testament hin, und aus Ehrfurcht vor diesem Namen wichen alle zurück und fielen zu Boden.

Wir finden zwei weitere ebenso wichtige „ich bin“-Aussagen Jesu in Johannes Kapitel 8.

„Abraham, euer Vater, wurde froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich. Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus“ (Johannes 8,56-59).

In einer Fußnote der Gute Nachricht Bibel zu Johannes 8, Vers 58 lesen wir: „Die Antwort von Jesus enthält eine Anspielung auf 2. Mose 3,14. Jesus verwendet hier die Formel, mit der im Alten Testament Gott von sich selbst spricht und sich seinem Volk gegenüber als den Retter und Herrn der Welt bezeichnet.“

Und in Vers 24 lesen wir eine Parallele zu dem Glaubensbekenntnis des Petrus: „Darum habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden“ (Johannes 8,24). In diesem Vers ist es wieder der Fall, dass das Wort „es“ hinzugefügt wurde. Jesus sagte „ich bin“ und nicht „ich bin es“.

Die Tragweite dieser Aussage darf nicht unterschätzt werden! Jesus, der Sohn Gottes als der fleischgewordene „ich bin“, hatte mit den Patriarchen, Propheten und dem Volk Israel interagiert. Wer das nicht erkennt bzw. erkennen will, wird „in seinen Sünden sterben“ – er hat keinen Erlöser!

Der Apostel Johannes wusste, wie wichtig die wahre Identität Jesu war. Deshalb schrieb er sein Evangelium, um die sich gegen Ende des ersten christlichen Jahrhunderts einsetzende agnostizistische Ketzerei zu widerlegen. Johannes wusste, dass Jesus nicht lediglich ein Mensch war, er war auch Immanuel – „Gott mit uns“.

Das Glaubensbekenntnis des Petrus näher betrachtet

Jesus sagte die Gründung seiner Kirche voraus: „Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16,18). Wie wir schon gesehen haben, ist Jesus selbst der Fels, auf den die Kirche Gottes gebaut wird.

Im Kontext des Wortwechsels mit Petrus ist Jesus dieser Fels in dem Sinn, wie Petrus es ausdrückte: „Du bist des lebendigen Gottes Sohn!“ Mit anderen Worten: „Du bist Gott, du bist von der Wesensart her Gott gleich!“

Dieses Glaubensbekenntnis in Bezug auf die Identität Jesu ist der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde baut, denn wer nicht glaubt, dass Jesus als Sohn Gottes der „ich bin“ war – und ist –, hat keinen Erlöser (Johannes 8,24). Im Klartext heißt das, dass derjenige, der nicht glaubt, dass Jesus Gott ist, nicht Teil der Kirche Gottes ist bzw. kein Glied am Leib Christi sein kann.

Warum muss dieses Thema behandelt werden? Im abgewandelten Christentum unserer Zeit gibt es bekennende Christen, die Jesus als Sohn Gottes akzeptieren bzw. anerkennen, seine Göttlichkeit hingegen ablehnen. Entsprechende Leserzuschriften erhalten wir jedes Mal, wenn wir in unseren Publikationen die biblische Wahrheit über die Identität Jesu behandeln.

Und in unserer eigenen Gemeinde hatten wir früher Versammlungsbesucher, die an die Göttlichkeit Jesu Christi glaubten, sie aber heute ablehnen. Vor Jahren hatte ich ein Gespräch mit einer dieser Personen. Als ich den Standpunkt unserer Kirche zur Göttlichkeit Jesu erwähnte, war die Person schockiert. Sie wusste nicht, dass für uns Jesus Gott ist, wie die Bibel es lehrt.

Es dauerte nicht lange, bevor diese Person sich von uns trennte. Sie hatte einige Jahre unsere Gottesdienste besucht, war aber eigentlich nie Glied am Leib Christi gewesen, weil sie Jesus als Sohn Gottes in dem Sinn, wie die Bibel es lehrt, ablehnte.

Ein weiterer Aspekt des Glaubensbekenntnisses „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ tangiert Jesu Identität zur Zeit seines menschlichen Lebens auf Erden. Im abgewandelten Christentum unserer Zeit gibt es auch die Sichtweise, dass Jesus vor und nach seiner Menschwerdung Gott war, aber nicht in den ca. 30 Jahren seines menschlichen Lebens. In dieser Zeit war er nur Mensch, nicht göttlich.

Wäre das der Fall gewesen, dann hätte Jesus falsches Zeugnis gegeben, als er mehrmals die „ich bin“-Formulierung in Bezug auf sich selbst verwendete. Da die Bezeichnung „Gottes Sohn“ für Jesu Landsleute gleichbedeutend mit Gott war, hätte Jesus sie auch bewusst getäuscht, indem er sich als Gottes Sohn bezeichnete. Mit diesem Verhalten hätte er gesündigt und sich als unser Erlöser disqualifiziert.

Diese Sichtweise widerspricht jedoch der Heiligen Schrift, da die Evangelisten des Neuen Testaments – besonders Johannes – Jesus als Gott in Menschengestalt identifizieren.

Petrus und die anderen Apostel wurden von klein auf von ihrem jüdischen Umfeld beeinflusst. Doch sie verstanden, dass Jesus der Sohn Gottes war – ein göttliches Wesen. Deshalb sagte Jesus zu Petrus: „Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“

Möge Gott uns helfen, an dem Glaubensbekenntnis „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ festzuhalten und Jesus als das fleischgewordene „ich bin“ zu erkennen, damit wir einen Erlöser haben!

Hat Jesus Christus behauptet, Gott zu sein?

In Johannes 8, Vers 58 nahm Jesus für sich in Anspruch, der „ich bin“ zu sein, woraufhin eine aufgebrachte jüdische Menge ihn wegen Gotteslästerung steinigen wollte (Vers 59). Darüber hinaus hat sich Jesus auch auf andere Weise dem JHWH des Alten Testaments gleichgesetzt. Lassen Sie uns hier einige Beispiele ansehen.

Jesus sagte von sich: „Ich bin der gute Hirte“ (Johannes 10,11). David verkündet im ersten Vers seines berühmten 23. Psalms: „Der Herr [JHWH] ist mein Hirte.“ Jesus behauptete, der Richter aller Menschen und Nationen zu sein (Johannes 5,22. 27). Joel 4, Vers 12 sagt jedoch, der Herr [JHWH] wird „zu Gericht sitzen über alle Völker“ (Einheitsübersetzung).

Jesus sprach: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12). Jesaja 60, Vers 19 sagt: „Der Herr [JHWH] wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Glanz sein.“ Auch David sagt in Psalm 27, Vers 1: „Der Herr [JHWH] ist mein Licht und mein Heil.“

In Offenbarung 1, Vers 17 sagt Jesus, dass er der Erste und der Letzte sei, was mit dem identisch ist, was JHWH über sich selbst in Jesaja 44, Vers 6 sagt: „Ich bin der Erste und ich bin der Letzte.“

Es steht außer Frage, dass Jesus sich als den Herrn (JHWH) des Alten Testaments verstanden hat.

Bei seiner Gefangennahme hatte Jesu offenkundiger Gebrauch des Begriffs „ich bin“ eine große Wirkung auf diejenigen, die gekommen waren, um ihn festzunehmen: „Als Jesus zu ihnen sagte: ,Ich bin es‘, wichen sie zurück und fielen zu Boden“ (Johannes 18,6; Gute Nachricht Bibel). Im Original sagt Jesus „ich bin“, was als „ich bin es“ übersetzt wurde. Dadurch wird aber verschleiert, dass Jesus hier behauptete, der „ich bin“ der alttestamentlichen Schriften zu sein.

Jesus machte in Johannes 10 eine weitere Aussage, die die Juden seiner Zeit in Aufruhr versetzte: „Ich und der Vater sind eins“ (Vers 30). Das heißt, der Vater und Jesus waren beide göttlich. Auch als er sich in Johannes 8 zum „ich bin“ erklärte, war es unmöglich, ihn misszuverstehen, denn die Juden wollten ihn steinigen (Johannes 10,31).

Jesus erwiderte: „Viele gute Werke habe ich euch erzeigt vom Vater; um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen?“ Die Juden antworteten: „Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott“ (Verse 32-33).

Die Juden verstanden genau, was Jesus meinte. Er informierte sie schlechthin über seine Göttlichkeit.

Johannes 5 berichtet zudem über einen weiteren Vorfall, bei dem Jesus die Juden wegen seiner Behauptung, göttlich zu sein, gegen sich aufgebracht hat. Das geschah direkt, nachdem er am Sabbat einen verkrüppelten Mann am Teich Betesda geheilt hatte. Die Juden wollten ihn töten, weil er das am Sabbat tat, an dem keine Arbeit verrichtet werden sollte (wobei sie fälschlicherweise davon ausgingen, dass Jesu Tat davon betroffen war).

Jesus machte danach eine Aussage, die die Juden nur auf eine Weise verstehen konnten: „Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.“ Ihre Reaktion auf seine Worte? „Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach [so wie sie es interpretierten], sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich“ (Johannes 5,16-18). Jesus setzte seine Werke Gottes Werken gleich und berief sich darauf, dass Gott sein Vater war. Selbstverständlich ist ein wahrhafter Sohn die gleiche Art Wesen wie sein Vater.

Jesus behauptete auch auf andere Weise, göttlich zu sein. Als er einen Gelähmten heilte, sagte er auch zu ihm: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“ (Markus 2,5). Die Schriftgelehrten, die das hörten, kamen zu dem Schluss, dass er Gott lästerte, weil er in ihren Augen lediglich ein Mensch war: „Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?“ (Vers 7).

Als Antwort auf die Frage der Schriftgelehrten sagte Jesus: „Was denkt ihr solches in euren Herzen? ... Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim“ (Verse 8-11). Die Schriftgelehrten wussten, dass Jesus eine Vollmacht für sich in Anspruch nahm, die nur Gott allein zustand. Erneut ist es der Herr [JHWH], der im Alten Testament als derjenige dargestellt wird, der Sünden vergibt (Jeremia 31,34).

Jesus nahm noch eine andere Macht für sich in Anspruch, die nur Gott allein besitzt: die Macht, die Toten aufzuerwecken. „Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will“ (Johannes 5,21). Vergleichen Sie das mit 1. Samuel 2, Vers 6, wo uns gesagt wird: „Der Herr [JHWH] tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf.“

Die Schlussfolgerung ist zwingend: Wie der Vater erklärte sich Jesus für göttlich und sah sich im Besitz der Autorität und den Vorrechten, die Gott allein zukommen!