Viele, die an Jesus Christus glauben, denken, das Reich Gottes sei bei seinem ersten Kommen auf Erden errichtet worden. Doch was offenbart die Bibel tatsächlich?

Von John LaBissoniere

Im Markusevangelium lesen wir: „Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,14-15; Einheitsübersetzung). Was meinte Jesus Christus damit, dass das Reich nahe sei? Hat er es zu jener Zeit eingerichtet, damit reumütige Gläubige sofort eintreten konnten? Oder bezog er sich mit „Reich“ auf die Errichtung seiner Kirche, der geistlichen Gemeinschaft der Gläubigen?

Der Ausdruck „nahe“ stammt von einem griechischen Wort mit der Wurzel „drücken“. Dies impliziert, dass das Reich Gottes zum Greifen nah war. Kam das Reich Gottes also zu jener Zeit? Traten die wahren Gläubigen damals in das Reich Gottes ein?

Treue Anhänger als Erben, die noch nicht geerbt haben

Betrachten wir die Worte des Apostels Jakobus: „Hört zu, meine lieben Brüder! Hat nicht Gott erwählt die Armen in der Welt, die im Glauben reich sind und Erben des Reichs, das er verheißen hat denen, die ihn lieb haben?“ (Jakobus 2,5; alle Hervorhebungen durch uns). Ein Erbe ist jemand, der etwas noch nicht geerbt hat, es aber zu einem späteren Zeitpunkt erben wird.

Die Mitglieder der Kirche Gottes sind bereits Erben. Wenn sie treu bleiben, werden sie bei der Wiederkunft Jesu Christi ihre herrliche Belohnung in Empfang nehmen: die Erlösung und das ewige Leben im Reich Gottes.

Um diesen entscheidenden Punkt zu unterstreichen, schrieb der Apostel Paulus: „Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit“ (1. Korinther 15,50). Menschen können das Reich Gottes also nicht ererben, solange sie noch physische Wesen sind.

Dieses Erbe kann erst nach einer tiefgreifenden Veränderung erlangt werden, wenn Gott seinen Nachfolgern bei Christi Wiederkunft neue, geistliche Leiber schenkt. Paulus fuhr fort:

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit“ (1. Korinther 15,51-53; siehe auch Philipper 3,20-21).

Der Apostel Paulus bekräftigte dies, indem er erklärte, dass die Mitglieder der Gemeinde Gottes gegenwärtig „Gottes Erben und Miterben Christi“ sind (Römer 8,17). Zur Zeit der Auferstehung werden sie jedoch das „ewige Leben“ in Gottes Reich erben (Matthäus 19,29; 1. Korinther 15,42).

Zudem erkannte Paulus an, dass er seine „Krone der Gerechtigkeit“ noch nicht erhalten hatte, diese aber für ihn und alle, „die seine [Jesu] Erscheinung lieb haben“ aufbewahrt war (2. Timotheus 4,8). Er schrieb auch: „Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich“ (Vers 18). Das bedeutet, dass sein Lohn gesichert ist und er ihn bei der Auferstehung erhalten wird (siehe Johannes 5,28-29; 1. Thessalonicher 4,13-17).

Diese Passagen vermitteln ein entscheidendes Verständnis dafür, dass das Reich Gottes – seine vollkommene Regierung über die Völker, in der seine Nachfolger eine wichtige Rolle spielen werden – noch nicht auf Erden errichtet ist.

Dies ist jedem offensichtlich, der den Zustand der Gesetzlosigkeit in der menschlichen Gesellschaft heute beobachtet. In seinem „Mustergebet“ lehrte Christus, dass seine Jünger beten sollten: „Dein Reich komme“ (Matthäus 6,10). Da wir für das Kommen des Reiches beten sollen, zeigt, dass dieses Reich noch nicht gekommen ist (vgl. Lukas 22,16. 18).

Darüber hinaus sagte er, dass er bei seiner Wiederkunft auf die Erde zu denen zu seiner Rechten sagen werde: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ (Matthäus 25,34). Diese herrliche Zeit steht allen treuen Heiligen Gottes noch bevor (Römer 2,7; Kolosser 3,24).

Jesus sagte seinen Jüngern außerdem, was ihre Aufgabe im Reich Gottes sein wird: „Und ich will euch das Reich zueignen, wie mir’s mein Vater zugeeignet hat, dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in meinem Reich und sitzen auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels“ (Lukas 22,29-30).

Richteten die zwölf Apostel zu ihren Lebzeiten die Stämme Israels? Nein, stattdessen wurden sie verfolgt und mit Ausnahme des Apostels Johannes wahrscheinlich alle als Märtyrer getötet.

Diese Passage bezieht sich eindeutig auf eine zukünftige Zeit, in der das Reich Gottes mit vollkommenem weltweitem Frieden und Wohlstand für alle Menschen auf Erden errichtet sein wird. Wenn das Reich Gottes aber bereits auf Erden ist und die Kirche das Reich Gottes ist, wie viele traditionelle Christen glauben, warum sagte Paulus dann zu den Jüngern: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen“ (Apostelgeschichte 14,22)? Warum sagte auch der Apostel Petrus, dass unser Eintritt in das Reich Gottes noch in der Zukunft liegt (1. Petrus 1,10-11)?

Oft missverstanden: Wann wird das Reich Gottes etabliert?

So wie heute viele Menschen falsche Vorstellungen vom Beginn des Reiches Gottes haben, gab es diese auch schon zu Zeiten Jesu. Jesus erzählte ein Gleichnis, um diesen Irrtum aufzuklären. Es beginnt: „Ein Fürst zog in ein fernes Land, um ein Königtum zu erlangen und dann zurückzukommen“ (Lukas 19,12).

Dieser Fürst versinnbildlicht Jesus, der nach seiner Auferstehung zu seinem Vater in den Himmel aufgefahren ist.

Jesus erzählte weiter, dass er vor seiner Reise zehn seiner Diener zusammengerufen und jedem von ihnen zehn Geldeinheiten gegeben habe mit den Worten: „Handelt damit, bis ich wiederkomme!“ Diese Diener stehen stellvertretend für die Nachfolger Christi. Sie sollen die ihnen anvertrauten Fähigkeiten und geistlichen Ressourcen nutzen und weiterentwickeln, während Jesus im Himmel weilt.

Bei seiner Wiederkunft wird er all seine treuen Jünger entsprechend ihren Leistungen mit großer Macht und Verantwortung belohnen. Dann wird das Reich Gottes über die Völker errichtet sein.

Was ist mit Bibelstellen, die den Anschein erwecken, das Reich Gottes sei bereits in der jetzigen Zeit auf Erden errichtet? So fragten beispielsweise einige Pharisäer Jesus, wann das Reich Gottes kommen würde. Wie oft übersetzt, antwortete er ihnen: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man’s beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lukas 17,20-21)

Einige behaupten, dies beweise, dass das Reich Gottes bereits auf Erden sei. Der Bibelkommentar The Expositor’s Bible Commentary merkt jedoch an, dass die Formulierung „in euch“, wie sie in manchen Übersetzungen vorkommt, eine fragwürdige Übersetzung ist. „Jesus hätte den Pharisäern, von denen die meisten Ungläubige waren, wohl kaum gesagt, dass das Reich Gottes in ihnen sei“ (Band 8, Seite 997).

Im Kontext lässt sich der griechische Text besser mit „unter euch“ oder „in eurer Mitte“ übersetzen. Christus, der zukünftige König des Reiches, stand inmitten der Pharisäer, als er diese Worte sprach. Er lehrte und vollbrachte Wunder, wie es für das kommende Zeitalter vorhergesagt war.

Darüber hinaus rief er die Menschen dazu auf, sich schon jetzt seiner Herrschaft zu unterwerfen. Wir können uns heute der Herrschaft des Königs und seines Reiches unterstellen, aber wie wir gesehen haben, können wir es noch nicht erben oder betreten.

Wie werden wir in das Reich versetzt?

Doch was ist mit Paulus’ Aussage in Kolosser 1, Vers 13, dass Gott uns „in das Reich seines lieben Sohnes“ versetzt hat? Dieser Vers scheint anzudeuten, dass Christen jetzt schon im Reich Gottes wären. Das jedoch ist ganz klar nicht der Fall, denn in 1. Korinther 15, Vers 50 steht geschrieben, „dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können“.

Der scheinbare Widerspruch gründet sich auf die Bedeutung des Begriffs Reich. Zusätzlich zu der wörtlichen Bedeutung eines Reiches beinhaltet das griechische Wort basileia – mit „Reich“ übersetzt – auch Hoheit und königliche Macht (Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words, Stichwort „kingdom“).

Die New International Version Study Bible erklärt, dass sich das Wort Reich in diesem Vers „nicht auf ein Hoheitsgebiet, sondern auf die Autorität, Herrschaft oder Hoheit eines Königs bezieht. Es bedeutet hier, dass ein Christ nicht mehr unter der Herrschaft des Bösen steht, sondern unter der gütigen Führung des Sohnes Gottes.“

Fast alle anderen Stellen, in denen das griechische Wort basileia vorkommt, beziehen sich im Zusammenhang mit dem Reich Gottes auf den Zeitpunkt, zu dem Christus bei seiner Rückkehr seine Herrschaft antreten wird (Matthäus 6,33; Offenbarung 11,15).

Als „Erben Gottes“, die sich auf den Eintritt in dieses zukünftige Reich vorbereiten (Römer 8,15-17; Matthäus 25,34; Offenbarung 20,4. 6), sind Christen der Hoheit und Autorität des Reiches bereits unterstellt, obwohl sie noch nicht in das Reich eingetreten sind.

Als Gläubige unterstellen wir uns, wenn wir bekehrt werden, sozusagen der Herrschaft Gottes. Obwohl das Reich Gottes noch nicht auf Erden aufgerichtet ist, sind wir der Autorität dieses Reiches treu und gehorsam.

Als König des kommenden Reiches ist Jesus Christus schon jetzt für Christen ihr Herr und Meister (Philipper 2,9-11). Gott herrscht im Leben bekehrter Christen, die ihm und seinen Gesetzen freiwillig gehorchen.

Sie unterwerfen sich Gottes basileia – seiner königlichen Hoheit und Macht. Jeder Einzelne ist Teil der Kirche, des Leibes Christi, dessen Haupt Gott ist. Die Kirche als Ganzes jedoch erwartet Gottes kommende Weltherrschaft, wenn das basileia vollständig aufgerichtet wird.

Der Zusammenhang, der zu Kolosser 1, Vers 13 führt, hilft uns die Bedeutung zu verstehen. Vers 9 beinhaltet eine Beschreibung der Themen des Gebets von Paulus und Timotheus für die Kolosser. Sie dankten Gott, dass er sie – und auch andere Christen – „zu dem Erbteil der Heiligen im Licht [tüchtig gemacht hat]“ (Vers 12).

Dieses Erbe – das ewige Leben – wird erst bei der Rückkehr Christi übergeben (1. Korinther 15,50-52; Römer 8,17). Aus diesem Grund nennt die Bibel die Heiligen „Erben des Reichs“ (Jakobus 2,5).

In Kolosser 1, Vers 13 heißt es zu diesem Thema weiter, dass alle Menschen, die an Gott glauben, von der Macht der Finsternis errettet und ins Reich „versetzt“ werden. Bei ihnen handelt es sich um Erben, also um Menschen, die vorher keine Erben waren, es nun aber geworden sind.

In 2. Korinther 5, Vers 20 nennt uns Paulus „Botschafter“. Ein Botschafter repräsentiert seine Regierung, indem er in einem fremden Land weilt. Christen sind somit Botschafter des Reiches Gottes und vertreten den göttlichen Lebensweg in der gegenwärtigen Welt, in der sie leben, die aber nicht ihre „Heimat“ ist.

Jesus sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36). Wir sind also in diesem Leben noch nicht im Reich Gottes.

In Kolosser 1, Vers 13 geht es also um einen Übergang der Autorität – von Satans finsterer Herrschaft hin zur Herrschaft Christi (oder „in“, denn das griechische Wort eis bedeutet nicht immer „hinein“), wie es das Wort für „Reich“ hier ausdrücken kann.

Auch andere Bibelstellen wie Matthäus 12, Vers 28 („das Reich Gottes ist zu euch gekommen“) und Markus 12, Vers 34 („Du bist nicht fern vom Reich Gottes“) scheinen die bevorstehende Errichtung des Reiches Gottes anzudeuten. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass dies nicht der Fall ist. In Matthäus 12, Vers 28 geht es vielmehr um die Gegenwart Jesu als König und in Markus 12, Vers 34 um das geistliche Verständnis und die richtigen Prioritäten unter der Herrschaft des Reiches Gottes.

Werden Sie sich dem Reich Gottes unterordnen?

Als Jesus anfing, das Reich Gottes zu predigen, sagte er, dass es „herbeigekommen“ sei. Er gebot uns, zu bereuen und an das Evangelium vom Reich Gottes zu glauben (Markus 1,14-15; Matthäus 4,17). Was Jesus sagte, bezog sich sowohl auf die Botschaft vom Reich Gottes als auch auf die Tatsache, dass er selbst der Herr dieses Reiches war.

In diesem Sinne war das Reich ihnen sehr nahe, obwohl es in der von Gott gegenüber Daniel offenbarten Form erst zu Jesu Rückkehr auf Erden aufgerichtet wird. Jesus Christus war die personifizierte Botschaft dieses Reiches. Er war der zukünftige Herrscher, der König des Reiches. Er war der Repräsentant des Reiches, durch den es der Menschheit möglich sein wird, in das Reich Gottes zu kommen.

Als Jesus seine Jünger in verschiedene Städte aussandte, um das Evangelium zu verkünden, sagten sie zu ihren Zuhörern: „Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen“ (Lukas 10,9). Damit meinten sie dasselbe wie Jesus mit seiner Aussage, das Reich Gottes sei nahe.

Das zukünftige Reich Gottes brach damals in der Person und im Wirken seines Königs Jesus an. Seine Macht offenbarte sich in seinen Wundern und Lehren. Und die Möglichkeit, sich der Herrschaft des Reiches Gottes zu unterwerfen, lag vor den Menschen damals – ebenso wie sie auch heute vor uns liegt, als gegenwärtige Realität (siehe „Leben unter der Herrschaft Jesu heute“ auf Seite 10).

Was war die Botschaft Jesu? Seine Botschaft war, dass die Menschen bereuen und umkehren, an die von ihm gepredigte gute Nachricht glauben und diese Botschaft in ihrem Leben umsetzen sollen, indem sie ihr Leben so ändern, dass es ihren Glauben und ihre Hingabe widerspiegelt. Die Erlösung durch Jesu Leben, Tod und Auferstehung ist die Grundlage der Evangeliumsbotschaft. Jesus Christus starb, wurde begraben und wieder zum Leben auferweckt und das aus einem bestimmten Grund: damit wir das ewige Leben im Reich Gottes ererben können (Johannes 3,16).

Das Reich Gottes, in dem wahrer Frieden und Wohlstand für alle Menschen herrschen werden, wird bei Christi Wiederkunft auf der ganzen Erde errichtet werden. Doch wir können bereits jetzt unter der Herrschaft dieses Reiches leben, wir müssen auch bereits jetzt schon unter dieser Herrschaft leben, wenn wir das Reich erben und bei Jesu Christi Wiederkunft dabei sein wollen!

Leben unter der Herrschaft Jesu heute

Die zentrale Botschaft Jesu Christi betraf nicht nur die Erreichung eines zukünftigen Ziels, sondern auch die Begründung einer persönlichen Beziehung zu ihm und zum Reich Gottes, an der wir bereits heute teilhaben können. Jesus sagte: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker ... und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,18-20).

Wenn wir Jesus als unseren regierenden König verstehen, verändert das unsere Herangehensweise an den Alltag. Wir werden vom passiven Warten zur aktiven Teilhabe an Gottes Herrschaft geführt.

Das Wort „Reich“ (griechisch basileia) durchzieht die Schriften des Neuen Testaments und birgt tiefgreifende politische und soziale Implikationen, die modernen Lesern oft entgehen. Der Begriff bezeichnete die aktive Ausübung königlicher Autorität, die dynamische Herrschaft eines Königs sowie den Einflussbereich, in dem diese Autorität anerkannt und befolgt wurde. Darüber hinaus sprach er vom kommenden Himmelreich, in das die wahrhaft Bekehrten eines Tages eingehen werden.

Als Jesus und seine Apostel das „Basileia Gottes“ predigten, verkündeten sie eine göttliche Herrschaft. Sie machten den Zuhörern Gottes souveräne Herrschaft bekannt und boten sie ihnen an. Dies war eine revolutionäre Sprache in einer Welt, die von römischen Cäsaren beherrscht wurde. Doch weit über ihnen existierte die höchste Königsherrschaft, die höchste Autorität als himmlische Regierung, die über irdischen Mächten und von Menschen erdachten ethischen Vorstellungen steht.

Das Evangelium Jesu lädt die Menschen ein, sich bereits jetzt seiner göttlichen Herrschaft als ihrem König zu unterstellen. Als er verkündete: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,14-15; Einheitsübersetzung), war er als der prophezeite Messias persönlich gegenwärtig. Er lud die Menschen ein, ihr Unvermögen, sich Gott zu unterwerfen, zu bereuen und ihr Leben nach seiner Führung zu gestalten.

Diese Reue bedeutete eine vollständige Neuorientierung der Loyalität vom Humanismus zum Theismus. Sie bedeutete, Jesus als den von Gott gesalbten Herrscher über die Menschheit anzuerkennen. Die Einladung des Evangeliums ist im Wesentlichen ein Aufruf, die Loyalität gegenüber den vergänglichen menschlichen Reichen dieser Welt aufzugeben und sich im ewigen Reich Gottes einbürgern zu lassen.

Jesus präsentierte sich als Retter aus der Finsternis, die zum Tod führt, und als souveräner Herrscher des Lichts, der zum Leben führt. In Kolosser 1, Vers 13 heißt es: „Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes.“

Während seines gesamten Wirkens demonstrierte Jesus seine göttliche, königliche Autorität. Er heilte Kranke, vergab Sünden, stillte Stürme und lehrte mit beispielloser Autorität. All dies waren Manifestationen königlicher Macht und Beweise dafür, dass Gottes Herrschaft durch seinen gesalbten König gegenwärtig war.

Der Apostel Paulus brachte die gegenwärtige Realität wie folgt zum Ausdruck: „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann“ (Philipper 3,20-21).

Diese Staatsbürgerschaft ist keine Zukunftsvision, sondern gegenwärtige Realität für wahrhaft reumütige, getaufte Nachfolger Christi, die vom heiligen Geist geleitet werden (Römer 8,14-17). Diejenigen, die dem Vater und Christus treu sind, gelten als Bürger eines himmlischen Landes und leben als Repräsentanten des Reiches Gottes, während sie vorübergehend auf Erden weilen (siehe Hebräer 11,13-16).

Mit dieser Staatsbürgerschaft sind sowohl Privilegien als auch Pflichten verknüpft. So haben wir Zugang zur Frucht des heiligen Geistes, darunter Liebe, Frieden, Freude, Gerechtigkeit und Selbstbeherrschung. In der Heiligen Schrift werden diese Gaben als Vorgeschmack auf „die Kräfte der zukünftigen Welt“ (Hebräer 6,5) bezeichnet.

Wir sind jedoch auch dazu verpflichtet, nach den Gesetzen und Werten unseres zukünftigen Heimatlandes zu leben. Unsere vorrangige Loyalität gilt somit nicht irdischen Regierungen, Kulturen oder Ideologien, sondern dem Reich Gottes, seiner Regierung und seinen Gesetzen.

Als Bürger des Himmelreichs Gottes zu leben bedeutet, dass unsere Identität, unsere Werte und unsere Ziele von göttlichen Maßstäben und nicht von gesellschaftlichen Normen geprägt sind. Wir handeln nach den Regeln des Reiches Gottes und nach göttlichen Prinzipien. Wir befolgen die Gebote Gottes, lieben unsere Feinde, vergeben Fehler, sind großzügig gegenüber den Armen und setzen uns für die Gerechtigkeit der Unterdrückten ein. Dies sind keine bloßen Ideale, sondern grundlegende Pflichten für Bürger des Reiches Gottes.

Wenn Menschen sich an Gottes Gebote und die Prinzipien der Nächstenliebe halten, entstehen blühende Gemeinschaften, in denen sie wahres Glück, erfüllende Beziehungen und geistliche Fülle erfahren. Lehnt die Menschheit diese göttlichen Gesetze jedoch ab und entscheidet sich, außerhalb von Gottes liebender Herrschaft zu leben, folgen unweigerlich verheerende Konsequenzen: zerbrochene Beziehungen, soziale Ungerechtigkeit, innere Leere und geistlicher Tod.

In der Heiligen Schrift wird Jesus als „Herr über die Könige auf Erden“ und „König aller Könige und Herr aller Herren“ (Offenbarung 1,5; 19,16) dargestellt. Im gesamten Neuen Testament wird er als „König von Israel“ (Johannes 1,49) und „König der Völker“ (Offenbarung 15,3) anerkannt. Er selbst sagte: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll“ (Johannes 18,37).

Jesus ist der souveräne Herrscher über alle Gläubigen, die gemeinsam seine Kirche bilden. Gott hat ihm alles „unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist“ (Epheser 1,22-23), „damit er in allem der Erste sei“ (Kolosser 1,18). Diejenigen, die zu seinem Volk gehören, haben sich freiwillig seiner Autorität unterworfen. Diese Unterwerfung ist nicht bedrückend, sondern befreiend – wir finden unsere wahre Freiheit unter der Herrschaft dessen, der uns vollkommen liebt. Sich der Herrschaft dieses Königs zu unterstellen, bedeutet, seine absolute Autorität über jeden Bereich unseres Lebens anzuerkennen.

In der biblischen Lehre wird das Reich Gottes in zwei Phasen beschrieben: die gegenwärtige Herrschaft Gottes, die die Menschen zur Unterwerfung unter seine Herrschaft führt, und der zukünftige Eintritt in sein himmlisches Reich der Herrlichkeit. Wir sind bereits jetzt eingeladen, uns der Herrschaft des Reiches Gottes zu unterstellen, seine Segnungen zu erfahren und nach seinen Prinzipien zu leben. Diese Erfahrung ist ein gottgesinntes Leben.

Wir erwarten jedoch auch die vollständige Offenbarung des Reiches Gottes mit der Wiederkunft Jesu, wenn „die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Habakuk 2,14). Dann wird Christi Herrschaft allgemein anerkannt werden. Diejenigen, die sich jetzt Gottes Autorität unterworfen haben, werden in sein ewiges Reich eingehen und mit Christus herrschen (2. Petrus 1,11; Offenbarung 20,4. 6).

Diese zweistufige Realität bedeutet, dass das Leben im Reich Gottes sowohl ein gegenwärtiges Privileg als auch unsere Hoffnung für die Zukunft ist. Wir kosten bereits jetzt von dem, was wir in Ewigkeit genießen werden. Die Einladung ist klar: Stellen Sie sich heute unter Gottes Herrschaft und erben Sie morgen sein Reich!