Ehe und Familie: Wohin geht die Reise?

Von der Redaktion

Wie jedes Jahr werden deutsche Autobahnen und Flughäfen auch in diesem Sommer mit den vielen Urlaubern überfüllt sein, die für ein paar Wochen Entspannung in der Ferne suchen. Manche haben bei der Planung ihres Urlaubs nichts dem Zufall überlassen. Andere fahren lieber auf das Geratewohl los und wissen dabei nicht, wohin die Reise sie führen wird.

Es scheint, daß unsere Gesellschaft sich manchmal wie ein Urlauber verhält, der bei Reiseantritt nicht genau weiß, wo seine Reise enden wird. Unsere Gesellschaft hat sich nämlich bezüglich der Familienpolitik für die Reise mit unbekanntem Ziel entschieden.

War die Struktur der Gesellschaft durch die natürliche Einheit der Familie früher klar umrissen, scheint es heute bald keine Normen mehr zu geben. Das moderne Leben weist inzwischen verschiedene Familienformen auf, denn im Westen betont man den Individualismus.

Es ist unbestritten, daß in den letzten Jahren die Vielfalt an Familienformen zugenommen hat. Hinzu kommt die Neigung unter Politikern, ihren Standpunkt und auch die Gesetzgebung in der Familienpolitik dieser neuen Familien-Pluralität anzupassen. Die Bereitschaft, unterschiedlichen Lebensgemeinschaften Legitimität zu verleihen, erreichte in diesem Sommer ihren vorläufigen Höhepunkt mit der Gleichstellung der sogenannten „Homo-Ehe“.

Unsere Kinder müssen sich schon heute daran gewöhnen, daß das Familienleben nicht unbedingt mehr an einem Ort stattfindet, oder sich auf Vater, Mutter, Geschwister und Verwandte bezieht. Dabei sind sie den wohlmeinenden Bemühungen ihrer Vorbilder – der Erwachsenen – ausgesetzt, von denen einige alles tun, um mit dem neuen Zeitgeist konform zu gehen und ja keinen Anschein einer veralteten Moral zu geben.

Um der gegenwärtigen Pluralität gerecht zu werden, informierte beispielsweise die Schuldirektorin einer elitären Privatschule in Manhattan die Eltern ihrer Grundschüler, man würde von diesem Jahr an keine besonderen Aktivitäten zum Mutter- und Vatertag anbieten. Sie schrieb: „Wir sind eine Schule, die viele unterschiedliche Formen der Familie repräsentiert, und wir müssen für die emotionale Gesundheit unserer Kinder an der Schule eintreten ... Die Anerkennung dieser Feiertage in einem sozialen Rahmen ist heute nicht unbedingt mehr eine positive Erfahrung für alle Kinder. Familien ändern sich ... Einige haben vielleicht zwei Väter, zwei Mütter, vielleicht liegt das Sorgerecht auch gar nicht bei der Mutter, sondern bei der Großmutter“ (New York Post, 8. Mai 2001).

Als die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ am 10. Dezember 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündet wurde, gab es keinen Zweifel darüber, daß die Familie „die natürliche und grundlegende Einheit der Gesellschaft [ist] und ... Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat [hat]“. Nie im Traum hätte man damals daran gedacht, den Begriff der Familie neu definieren oder Kinder vor einer Tradition wie dem Muttertag bewahren zu müssen.

Bei ihrem Reiseantritt in die Nachkriegszeit verwarf unsere Gesellschaft einen wichtigen Wegweiser: den der natürlichen Familie. Wohin führt diese Reise? Das Ende kann man heute nicht voraussehen. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in unserem Leitartikel „Stirbt die traditionelle Familie aus? Kinder und ihre Väter“ auf Seite 4.