Wohin führt die Gentechnik?

Wird die Gentechnik der Zukunft Eltern die Möglichkeit bieten, ein „Kind auf Bestellung“ zu bekommen, das schön, intelligent und kerngesund ist?

Von Noel Horner

Am 20. Juli 1999 jährte sich zum dreißigsten Mal der vielleicht bedeutsamste Augenblick in der reichhaltigen Geschichte der Technik des 20. Jahrhunderts. Die erste bemannte Mondlandung wurde einmal von der amerikanischen Wochenzeitschrift U.S. News & World Report als die „Unterschrift unseres Jahrhunderts“ bezeichnet. Der Vergleich war ja auch nicht unberechtigt, denn mit diesem Ereignis ging ein Traum in Erfüllung, den der Mensch seit Jahrzehnten gehegt hatte. Mit der Mondlandung wurde ein fast grenzenloser Optimismus geschürt: Die Bäume schienen tatsächlich in den Himmel zu wachsen.

Im 20. Jahrhundert hat eine Erfindung nach der anderen den Gang der Geschichte unwiderruflich geändert. Davon stechen aber zwei Erfindungen besonders hervor: das Auto in der ersten, der Computer in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts.

Wenn die Änderungen und Veränderungen des 20. Jahrhunderts uns schwindlig gemacht haben, wird sich dies im 21. Jahrhundert noch verstärken. Wie schnell wird der Wissensschatz des Menschen erweitert? „In den vergangenen zehn Jahren wurden mehr wissenschaftliche Erkenntnisse erarbeitet als in der bisherigen Menschheitsgeschichte zusammengenommen“, berichtet uns Michio Kaku (Visions: How Science Will Revolutionize the 21st Century, 1998, Seite 4). Der britische Journalist Paul Johnson fügt hinzu: „Wenn wir meinen, daß es im 20. Jahrhundert rasante Fortschritte in den Naturwissenschaften gegeben hat, wird uns das Tempo der Veränderungen im 21. Jahrhundert den Atem vollends rauben. So werden die Biowissenschaften bald in der Lage sein, grundlegende Veränderungen herbeizuführen, die unumkehrbar sind“ (The Daily Mail, London, 22. Mai 1999).

Wie Johnson andeutet, hat sich der Schwerpunkt der technischen Forschung verlagert. Obwohl der Weltraum immer noch eine bedeutende Rolle spielt, steht er nicht mehr im Mittelpunkt. Dieser Platz wurde vom Innenraum des DNA-Moleküls eingenommen. Die führende Wissenschaft des neuen Jahrhunderts ist die Biotechnik. Wenn die Prognosen der Naturwissenschaftler stimmen, werden uns Entwicklungen in der Gentechnik vor faszinierende Möglichkeiten und schwierige Entscheidungen stellen.

Die Gentechnik ist schon da

Seit Jahrhunderten hat sich der Mensch der Genetik bedient, um wünschenswerte Eigenschaften in Tieren und Pflanzen zu fördern. Dadurch hat er manchen Vorteil geerntet: Tiere, die stärker und widerstandsfähiger sind und mehr Wolle, Milch oder Fleisch hergeben; Getreidesorten, die weniger Dünger und Wasser verbrauchen, aber trotzdem mehr Nahrungswerte liefern; schnellwachsende Bäume, die mehr Bauholz, Papierbrei, Brennstoff und Schatten spenden; Blumen, die größer, farbiger und schöner sind als ihre Vorgängerinnen.

Aber seit der Entzifferung der DNA in den 1950er Jahren hat der Begriff „Züchtung“ neue Bedeutung gewonnen. Forscher haben nämlich Wege entdeckt, geerbte Gestalt, Form und Funktion von Lebewesen durch Eingriffe in die Erbanlagen zu ändern.

Diese Prozesse werden unter dem Begriff „Genmanipulation“ zusammengefaßt. Die Zellen aller Pflanzen, Tiere und Menschen enthalten das Genmaterial DNA, und diese ist es, welche die Merkmale der Nachkommen bestimmen. Durch Eingriffe in diese DNA können Wissenschaftler die Vererbung bestimmter Merkmale gezielt beeinflussen. Genmanipulationen sind heute Wirklichkeit. Das Leben mancher Menschen ist davon betroffen, denn viele Nahrungsmittel sind bereits das Ergebnis gentechnischer Manipulationen. Dank solcher Eingriffe gibt es heute Tomaten, die sich länger frisch halten; Reissorten, die gegen Krankheiten widerstandsfähiger sind; sowie Kartoffeln und Erdbeeren, die weniger empfindlich gegen Kälte sind, weil ihre Erbanlagen mit Fischgenen angereichert wurden.

Auch am Vieh wurden schon Manipulationsversuche gemacht. So spritzt man Kühen Wachstumshormone ein, um ihre Milchproduktion zu steigern. Gegenwärtig wird auch versucht, Schafe mit einer Haut zu züchten, die Schutz gegen Insekten gewährleistet. Es wird auch an Schweinen gearbeitet, die gegen Bläschenausschlag unempfindlich sind. Und das alles ist nur die Spitze des Eisbergs.

Nicht alle diese Produkte sind schon auf dem Markt, aber die Wirtschaftlichkeit genmanipulierter Produkte läßt ihren Einsatz voraussehen. In der EU werden bereits genmanipulierte Nahrungsmittel verkauft: in Großbritannien.

Gentechnik: Segen oder Fluch?

Das hört sich vielleicht alles ganz fortschrittlich an, aber nicht jeder ist davon begeistert. Vor allem in Europa wird in dieser Entwicklung ein Angriff gegen die Natur gesehen. „Wenn etwas schiefgeht, wie soll der Fehler dann wohl behoben werden? Keiner weiß eine Antwort ... Wie bei manchen Medikamenten kann es Jahre dauern, bis sich die ersten Nebenwirkungen zeigen“, warnt die britische Wirtschaftszeitschrift The Economist in ihrer Ausgabe vom 13. Juni 1998.

Bei Genmanipulationen an Pflanzen werden mitunter Virusteilchen eingesetzt. Manche befürchten, daß diese Praxis zur unbeabsichtigten Entstehung getreideschädlicher Viren führen könnte. Ein weiterer Einwand gegen solche Verfahren ist, daß das Bemühen, Pflanzen zu züchten, die ihre natürlichen Feinde vergiften, auch mit der Vergiftung von Tieren und nützlichen Insekten enden könnte. Außerdem besteht die Gefahr, daß neue Nahrungsmittel bisher unbekannte Allergene enthalten. Die Befürworter der Gentechnik halten diese Risiken für vertretbar, weil die Gentechnik die Möglichkeit bietet, die Probleme der Unter- und Fehlernährung zu lindern.

Wenn die gentechnische Manipulation von Tieren und Pflanzen schon für Unbehagen sorgt, so sind die Befürchtungen ungleich intensiver, wenn es um den Menschen selbst geht.

Das Human-Genom-Project

Die Entdeckung der Struktur des DNA-Moleküls durch James Watson und Francis Crick im Jahre 1953 markiert die Geburtsstunde der Gentechnik. Diese junge Wissenschaft erlebt nun im Human-Genom-Project (HGP) eine Blütezeit, die für manche Beobachter mit der industriellen Revolution vergleichbar ist.

Am HGP sind Wissenschaftler aus aller Welt beteiligt. Der Amerikaner Francis Collins, der am nationalen Gesundheitsinstitut der USA (National Institute of Health) wirkt und das Projekt leitet, nennt es „das wichtigste Forschungsvorhaben in der Menschheitsgeschichte“.

Ziel der Bemühungen ist es, die ungefähr 100 000 Erbanlagen des Menschen, die auf den 23 Chromosomenpaaren in unseren Körperzellen beheimatet sind, zu „kartieren“. „Wenn das Projekt abgeschlossen ist, werden wir eine Bedienungsanleitung für den Menschen besitzen“ (Kaku, Seite 143). Das wird weitreichende Folgen haben.

Dank der ungeheuren Rechenkapazität heutiger Computer sieht es momentan so aus, daß das Vorhaben vielleicht schon vier Jahre vor dem gesetzten Termin abgeschlossen sein und weniger Mittel verschlingen wird als ursprünglich vorgesehen. Die ursprüngliche HGP-Planung von 1990 sah den Abschluß des Projekts im Jahr 2005 vor, die komplett entschlüsselten Bausteinfolgen (A, T, C, G) des menschlichen Genoms sollten aber nach letzten Angaben bereits in diesem Jahr vorliegen.

Durch die Entschlüsselung des genetischen Lebenscodes versprechen sich Wissenschaftler die Macht, Krankheiten zu heilen, neue Arten hervorzubringen, Kinder nach Vorgaben zu produzieren und vielleicht sogar den Alterungsprozeß rückgängig zu machen und damit die Unsterblichkeit in erreichbare Nähe zu bringen.

Ein neues Zeitalter in der Medizin

Viele Krankheiten sind, wenigstens zum Teil, genetisch bedingt. Dank HGO konnte man bisher Erbbausteine identifizieren, die mit bestimmten Krebsarten, mit der Alzheimerkrankheit und mit Diabetes in Zusammenhang gebracht werden. Solche Entdeckungen wecken bei Genetikern die Hoffnung, neue Therapien für hartnäckige Leiden zu finden. Manche glauben sogar, es werde in wenigen Jahren möglich sein, Medikamente herzustellen, die genau auf die Genetik eines einzelnen Patienten zugeschnitten sind.

Man kann es Wissenschaftlern nicht übelnehmen, wenn sie sich von solchen Aussichten beflügeln lassen. Denn die neuen Erkenntnisse, mit denen gerechnet wird, werden es nicht nur möglich machen, hartnäckige Krankheiten zu behandeln, sondern auch große Fortschritte in der Vorbeugung mit sich bringen. Die Fähigkeit aber, das ganze genetische Bild eines Menschen erfassen zu können, könnte auch seine Schattenseite haben und uns vor äußerst schwierige Entscheidungen stellen.

Man kann zum Beispiel davon ausgehen, daß werdende Eltern bereits vor der Entbindung wissen werden, ob ihr Kind behindert sein wird. Sie werden dann entscheiden müssen, ob sie es zu einer Geburt oder zu einer Abtreibung kommen lassen wollen. Je mehr Erbanlagen identifiziert werden, desto häufiger wird dieser Fall eintreten, wie es schon bei Trägern des Gens geschehen ist, das für die Mukoviszidose verantwortlich gemacht wird.

Die Fähigkeit, das Erbgut von Menschen zu erfassen, könnte auch Folgen für die Privatsphäre des Bürgers haben. Was wäre, wenn der Staat genetische Untersuchungen für Paare zur Pflicht machte, die heiraten wollen, oder wenn er die Abtreibung mißgebildeter Föten anordnete? Eines Tages könnten solche Maßnahmen wegen der hohen Kosten, die für die Pflege behinderter Kinder auf die Gesellschaft zukämen, geboten scheinen.

Kinder nach Maß

Wenn gentechnische Verfahren so weit fortgeschritten sind, daß man gewünschte Ergebnisse mit ziemlicher Sicherheit erzielen kann, mit welchen Folgen müssen wir dann rechnen? Manche Kreise vertreten nämlich die Meinung, es werde möglich sein, Traumkinder mit allerlei wünschenswerten Eigenschaften – wie äußerlicher Schönheit, überlegener Intelligenz und athletischem Körperbau – bewußt zu planen.

Auf der anderen Seite, wenn bestimmte Erbanlagen mit Gewalttätigkeit in Verbindung gebracht werden, könnte eine totalitäre Gesellschaft versucht sein, gegen Bürger vorzugehen, die Träger solcher Gene sind. Wenn wir bedenken, daß „ethnische Säuberungen“ traurige Realität sind, ist diese Vorstellung nicht so weit hergeholt, wie man vielleicht auf den ersten Blick meinen möchte.

Richtig oder falsch?

Gibt es irgendwelche ethische Normen, die hier eine Rolle spielen? Hat die Gentechnik irgend etwas mit Gott zu tun? Für viele Wissenschaftler, die ohnehin nicht an Gott glauben, sind das bedeutungslose Fragen, aber für den gläubigen Menschen sind sie nicht zu umgehen.

Nachdem Gott das Leben auf Erden – in Form von Pflanzen und Tieren – erschaffen hatte, bezeichnete er alles als gut (1. Mose 1,31). Er ließ auch verlauten, daß die Grenzen zwischen den Arten nicht zu überschreiten sind. Alles, einschließlich Pflanzen, Tiere und Menschen (1. Mose 1,11-12. 24-28), sollte sich „nach seiner Art“ fortpflanzen.

Die Gentechnik ist ein Versuch, Gott zu übertrumpfen. In jeder Art hat Gott für eine reiche genetische Vielfalt und für allerlei Möglichkeiten gesorgt. Deswegen gibt es zahlreiche Hunde-, Katzen-, Vogel- und Kuhsorten, von den Milliarden unterschiedlicher Menschen ganz zu schweigen. Wie wir bereits festgestellt haben, hat sich der Mensch dieser Vielfalt bedient, um kräftigere, produktivere Pflanzen und Tiere heranzuzüchten.

Aber könnte ein Riesensprung der Gentechnik nach vorn auch unvorhergesehene Probleme nach sich ziehen? „Forscher auf dem Gebiet der Molekularbiologie vertreten die Ansicht, der Artbegriff sei nicht unbedingt gottgegeben“, konstatieren Michael J. Reiss und Roger Straughan in ihrem Buch Improving Nature? The Science and Ethics of Genetic Engineering (1996, Seite 64). Aber in Wirklichkeit bedeutet die Gentechnik einen widerrechtlichen Eingriff in das Schöpfungswerk Gottes.

Klug sind die Leute, die zur Vorsicht mahnen. Denn „keine wissenschaftliche und technische Entwicklung darf sich einer ethischen Untersuchung entziehen“ (Reiss und Straughan, Seite 6).

Uns sollte nicht nur am Schutz einer einzelnen Art, sondern am Schutz der Umwelt als Ganzes gelegen sein. Das Vorhandensein einer Technik bedeutet nicht, daß wir sie sicher handhaben können. So galten einst Kernkraftwerke als genialer Einfall, aber nach mehreren Katastrophen sieht die Sache inzwischen anders aus. Vor einigen Jahrzehnten wurde ein Kernkraftwerk nach dem anderen gebaut, ohne daß jemand eine Lösung für die Langzeitlagerung radioaktiver Abfallstoffe gefunden hätte. Geschichtlich gesehen haben wir Menschen wenig Weitsicht bewiesen, wenn es darum ging, die möglichen Langzeitfolgen unseres Tuns zu überschlagen. Wir sollten daraus lernen und überlegen, ob nicht von der Gentechnik Gefahren für Pflanzen und Tiere ausgehen könnten.

Mißlungenes Tüfteln in der Gentechnik

In einem Versuch in den USA ist das bereits geschehen: Man hat Schweinen ein menschliches Wachstumshormon in der Hoffnung verabreicht, daß sie schneller zunehmen. Sie haben tatsächlich zugenommen, sind aber zum Teil erblindet und haben Arthritis und Geschwüre entwickelt. Kann es denn Gottes Wille sein, daß wir so mit seiner Schöpfung umgehen?

Bei Pflanzen besteht die Gefahr, daß die Umwelt Schaden nimmt. So brachte eine gentechnisch erzeugte Maisvariante Pollen hervor, an denen Chrysippusfalter zugrunde gingen. Es besteht auch die Sorge, daß genmanipulierte Pflanzen zu wucherndem Unkraut werden könnten. Der Mensch hat schon oft Pflanzen und Tiere in Gegenden eingeführt, in denen sie nicht heimisch waren, nur um zu erleben, daß sie den heimischen Arten schadeten und selbst nicht mehr auszurotten waren.

Zusammenfassend kann man sagen, daß menschliche Versuche, die Werke Gottes zu übertreffen, bis jetzt fehlgeschlagen sind. Bei gentechnischen Manipulationen am Menschen und vor allem beim Klonen sollte sich der Mensch von besonderer Ehrfurcht leiten lassen.

Für Evolutionsgläubige ist der Mensch einfach das höchste Lebewesen. Mit Kenntnissen der Genetik ausgerüstet sind manche versucht, im Menschen nur einen Haufen Erbgut zu sehen, das zum Zwecke der Verbesserung der Art beliebig bearbeitet werden darf. In Wahrheit aber schuf Gott den Menschen als höchstes physisches Lebewesen – nach seinem eigenen Bild geformt –, und zwar mit der Bestimmung, eines Tages Teil der Gottfamilie zu werden. (Um Näheres zu diesem Thema zu erfahren, bestellen Sie bitte unsere kostenlose Broschüre Das Geheimnis Ihrer Existenz.

Falsche Prioritäten

Der Wunsch, durch Gentechnik menschliches Leid zu lindern, mag zwar edlen Vorsätzen entspringen, aber wir sollten überlegen, warum es Erkrankungen überhaupt gibt. Ein Grund ist, ganz einfach gesagt, daß wir unseren Körper mißbrauchen. Die Schäden, die durch den Mißbrauch von Alkohol, Drogen und Tabak, durch geschlechtlich übertragbare Infektionen und durch unkluge Ernährung entstehen, verlangen einen hohen Preis. Das allerwichtigste Problem ist die Notwendigkeit, unsere charakterliche Natur zu verändern anstatt den menschlichen Leib zu verbessern.

Wie bei so vielen anderen Themen heute wird der Begriff „Freiheit“ zur Rechtfertigung einer biblisch unhaltbaren Position ins Feld geführt. So sprechen Befürworter des Klonens von „menschlicher Fortpflanzungsfreiheit“. Sollte es denn wirklich ein „Klonrecht“ geben, das andere Rechtsgüter überwiegt? Kann es sein, daß wir dem Grundbaustein der Gesellschaft, nämlich der Einrichtung der Familie, Schaden zufügen, ohne die Folgen zu bedenken? „Ob es uns bewußt ist oder nicht, die Trennung der Fortpflanzung von Sexualität, Liebe und Intimität bedeutet eine grundsätzliche Aushöhlung des Menschseins, wie gut auch immer das Endprodukt sein mag“ (Flesh Of My Flesh, Ethics of Cloning Humans, herausgegeben von Gregory E. Pence, 1988, Seite 26).

Gottes Absicht war, daß Kinder im Rahmen eines stabilen Zuhauses in die Welt kommen, das auf dem Fundament einer festen ehelichen Verbindung zwischen Mann und Frau beruht (1. Mose 2,24). Das entsprach auch einmal der kulturellen Norm in den meisten Ländern. Aber in den letzten Jahrzehnten ist die Familie unter schweren Beschuß geraten. Das Klonen von Kindern, wie die zunehmende Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften als „Eltern“ für Adoptivkinder, könnte ein weiterer Schritt auf dem Weg zum vollständigen Abbau der herkömmlichen Familie sein.

Nachdem wir Menschen mit unserer unglaublichen Vielfalt an Technologien die Schwelle zu einem neuen Jahrtausend gerade überschritten haben, sollten wir uns auf das besinnen, was einer Gesellschaft zustoßen kann, die auf die eigene Weisheit pocht und die Erkenntnis des Schöpfers verwirft. Zur Zeit Noahs war die Menschheit von Gottes Wegen vollständig abgewichen: „Der Menschen Bosheit [war] groß auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse immerdar“ (1. Mose 6,5). Die Folge war der Untergang. Die Lektion für eine Gesellschaft, die von Gott nichts wissen will, dürfte klar sein.

Moderne Technologien haben uns die Möglichkeit in die Hand gegeben, alles menschliche Leben zu vernichten. Schon ein Bruchteil der vorhandenen Kernwaffen würde ausreichen, um allem Leben auf Erden ein Ende zu bereiten. Darüber hinaus gibt es die Biotechnik. Mit Hilfe von biologischen Waffen könnten Verbrecherstaaten, terroristische Vereinigungen und sogar fehlgeleitete Einzelmenschen ganze Länder verwüsten. Wie es Karl Johnson am Zentrum für Krankheitsbekämpfung und -verhütung („Centers for Disease Control and Prevention“) in Atlanta (USA) ausdrückt: „Mit Ausrüstung im Wert von wenigen tausend Dollar und mit einem Biologiestudium hinter sich könnte jeder Verrückte Krankheitserreger erzeugen, die das Ebolavirus harmlos erscheinen lassen“ (Kaku, Seite 258).

Jesus Christus kündigte eine Zeit an, in der das Überleben der Menschheit auf dem Spiel stehen wird: „Denn dann wird große Bedrängnis sein, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nie sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden [d. h. am Leben bleiben]“ (Matthäus 24,21-22; Elberfelder Bibel, Hervorhebung durch uns).

Mit unserem rasanten Rutsch auf der Bahn des wissenschaftlichen Fortschritts rückt die Zeit, von der Christus sprach, immer näher. Wenn es so weit ist, werden wir erfahren, daß uns der Gott der Technik nicht retten kann. Unsere Rettung kann nur vom wahren Schöpfergott allein kommen.

Was kommt nach Dolly?

Von wenigen Ausnahmen abgesehen geschieht die Fortpflanzung von Lebewesen durch eine geschlechtliche Vereinigung. Das Klonen ist eine Methode, Nachkommen ohne diese Formalität zu erzeugen. Es geht nicht, wie manche meinen, um die Erzeugung von Nachkommen in einem Reagenzglas. Vielmehr muß eine geklonte Zelle in die Gebärmutter einer weiblichen Vertreterin der Art eingepflanzt werden.

Wie sieht es nun mit ethischen Überlegungen aus, wenn es um das Klonen von Menschen geht? Manche sehen in diesem Prozeß etwas Nützliches und sogar Notwendiges. Andere sind dagegen von der Vorstellung entsetzt, daß ein Mensch auf einem anderen als dem herkömmlichen Wege in die Welt gebracht werden soll. Ein geklontes Kind hätte nur einen Elternteil, der so etwas wie ein zeitlich versetzter eineiiger Zwilling wäre.

Der britische Biologe J.B.S. Haldane verwendete den Ausdruck „klonen“ erstmalig 1963, als er von einer kurzfristig bevorstehenden Vervielfältigung von Menschen sprach. Haldanes Optimismus erwies sich als verfrüht. Damals gelang es zwar relativ leicht, Pflanzen zu klonen, doch mit Säugetieren sah es anders aus. Vor allem der Plan, einen ganzen Organismus aus der Zelle eines Erwachsenen zu entwickeln, ließ sich zu der Zeit nicht ausführen. Obwohl die ganze DNA in der Zelle eines Erwachsenen vorhanden ist, muß sie zuerst in einen embryonalen Zustand zurückgeführt werden, damit alle verschiedenen Körpergewebe – wie Muskel-, Knochen- und Nervengewebe – entstehen können.

Am 5. Juli 1996 sorgte die Geburt eines Schafes namens Dolly für Schlagzeilen. Der Schotte Ian Helmut hatte den Kern einer Zelle aus der Euter eines erwachsenen Schafes in das entkernte Ei eines anderen Schafes eingebaut, und dann das veränderte Ei in die Gebärmutter eines dritten Schafes eingeführt. Das Ergebnis war Dolly, ein offensichtlich normales Schaf, von der Zelle eines erwachsenen Schafes geklont.

Es sieht nun doch so aus, daß die Vorhersage Haldanes sich erfüllen wird. Dazu Lee Silver, Molekularbiologe an der Universität Princeton: „Die gentechnische Erzeugung von Menschen ist nun doch abzusehen“ (Gina Kolata, Clone, The Road to Dolly and the Path Ahead, 1998, Seite 233).

Der britische Parlamentsbeschluß, welcher es britischen Forschern erlaubt, geklonten menschlichen Embryonen sogenannte Stammzellen zu entnehmen, diese zu vervielfältigen und anschließend für medizinische Versuche zu verwenden, scheint diese Meinung zu bestätigen. Obwohl manche Staaten bereits Gesetze gegen das menschliche Klonen verabschiedet haben, wird der Druck, den Prozeß zu vervollkommnen, nicht nachlassen.

Weil viele Ehepaare Schwierigkeiten haben, Kinder zu bekommen, gehören Fruchtbarkeitskliniken fest zur Landschaft der modernen Welt. Wir können damit rechnen, daß die Fruchtbarkeitsindustrie für die Legalisierung menschlichen Klonens ins Feld ziehen wird. Wenn es trotzdem nicht zu einer Legalisierung kommt, wird man sich auf die Möglichkeit eines Schwarzmarktes gefaßt machen müssen.

„Gefragt, ob das Klonen von Menschen kommen wird, antworten die meisten Fruchtbarkeitsexperten mit ‚Selbstverständlich!‘ “ (Kolata, Seite 247). Und auf die Frage, ob eine ungeschlechtliche Fortpflanzung in Ordnung sei, gab ein Arzt Folgendes zu Protokoll: „Meiner Ansicht nach ist das eine völlig unsinnige Frage. Was soll’s, ob es geschlechtlich oder ungeschlechtlich geschieht? Übrigens, in fünfzig Jahren wird auch die Allgemeinheit dieser Meinung sein“ (ebenda).

Gott schuf die Geschlechtlichkeit im Menschen aus verschiedenen Gründen. Ein Zweck davon ist die Fortpflanzung (1. Mose 1,28). An der ganzen Schöpfung kann man nachlesen, daß Gott die Vielfalt liebt. Denn es gibt unzählige Arten und unzählige Varianten innerhalb der Arten. Es ist offensichtlich nicht der Wille unseres Schöpfers, daß seine Geschöpfe „einheitlich“ sind. Die Kirche, wie uns Paulus erklärt, ist zwar ein Leib, aber sie besteht aus vielen Gliedern, genau wie ein menschlicher Leib aus vielen Gliedern besteht (1. Korinther 12). Vive la différence!