Erziehung zur Moral

Ist gute Kindererziehung eine hoffnungslose Sache? Auf welche Hindernisse müssen sich Eltern einstellen? Welche Hilfen stehen uns zur Verfügung?

Von Jerold Aust

„Wenn ich einmal erwachsen bin, will ich genauso sein wie mein Vater“, versicherte uns der Junge in einer Fernsehwerbung. Man sah einen stolzen Vater, wie er mit seinem Sohn unter einer großen Eiche saß. Der Sohn ahmte jede Bewegung seines Vaters nach. Als der Vater eine Zigarette aus seiner Hosentasche zog und sie anzündete, hob das Kind einen kleinen Zweig vom Boden auf, hielt ihn zwischen zwei Fingern und steckte ihn sich in den Mund, genauso wie sein Held, sein Vater, es mit der Zigarette getan hatte. Eine Stimme im Hintergrund meldete: „Wenn ich einmal erwachsen bin, will ich genauso sein wie mein Vater.“

Unsere Kinder werden erzogen. Es fragt sich nur, von wem? Welche guten und schlechten Einflüsse prägen ihr Denken und Handeln? Sind Sie – als Vater oder Mutter – die Leitfigur Ihres Kindes? Wenn Sie dessen nicht sicher sind, wie können Sie Gewißheit erhalten, daß Sie seine Gedanken und Wertvorstellungen maßgeblich beeinflussen?

Das Elternsein ist mit vielschichtigen Aufgaben verbunden. Aber in vielen Familien gehen Vater und Mutter arbeiten, um sich den gewünschten Lebensstandard leisten zu können. Der Druck kann sehr groß werden. So ist es kein Wunder, daß sich manche Eltern bei der Erziehung überfordert fühlen und sich wegen der gesellschaftlichen Verhältnisse, in die ihre Kinder hineinwachsen, große Sorgen machen. Dies ist auch eine Folge des sittlichen Verfalls, den wir zunehmend feststellen müssen.

In der Zeitschrift Familie & Co. ist zu lesen: „Stichwort Jugendliche: Wo so viele Abstand zum Anstand nehmen, verwundert es nicht, daß der Verfall der Werte bis in die Kinderzimmer reicht. Die Zahl der tatverdächtigen Kids unter 14 Jahren schnellte im ersten Halbjahr 1998 gegenüber demselben Vorjahreszeitraum um 8,3% auf 81.000 empor, die der Jugendlichen bis zu 18 Jahren um 5,7% auf 167.000 – traurige Rekorde“ (4/2000).

Wie ist es heute wirklich um die moralische Situation bestellt? Welche Probleme stellen sich Eltern zu Beginn des neuen Jahrhunderts? Und wie können wir sie lösen?

Schlechte Vorbilder

Unter der Überschrift „Fairplay nicht mehr am Ball, Liga voller List und Tücken“ schrieb der Journalist Hans-Josef Justen in einem Sportkommentar in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vom 18. Dezember 2000: Es ist „gelinde gesagt, nicht gerade lustig, was Münchens 1860-Trainer Werner Lorant ... zu diesem Thema [Fairplay] absonderte: Den Gegner anzuspucken, halte er zwar für eine Gemeinheit, aber über fast alles andere läßt er offenbar mit sich reden. ‚Ein bißchen festhalten, ein bißchen hinhauen gehört doch einfach dazu‘, meint Werner Lorant“. Justen zieht den Schluß: „Wer so redet, verharmlost den bitterbösen, den unfairen Umgang miteinander.“ Es ist bezeichnend, daß die deutsche Popgruppe „Die Prinzen“ mit ihrem Schlager „Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt“ einen riesigen Hit landen konnte.

Läßt sich der sittliche Verfall noch aufhalten? Ist die Zeit für Zivilcourage vorbei? Wenn wir nichts dagegen unternehmen, werden wir nach Meinung von Experten durch eine Welle an Dreck und abartigem Verhalten in den Abgrund gezogen werden. Was wird dann aus unseren Kindern? Was steht dann unserem Nachwuchs bevor?

Den Teufelskreis durchbrechen

Eltern haben einen maßgeblichen Einfluß auf die Erziehung ihrer Kinder, und zwar nicht nur durch ihre Worte, sondern auch und vor allem durch ihr Tun.

Was beeinflußt ein Kind stärker, Reden oder Handeln? Der kleine Knirps, der das Rauchen seines Vaters mit Hilfe eines Eichenzweigs nachahmt, folgt dem Beispiel seines Erziehers. Gute Worte können zwar von Nutzen sein, aber das Vorbild von Erwachsenen ist meist wirkungsvoller.

Wie denken Kinder? Manche Wissenschaftler sind der Meinung, daß die Denkmuster eines Kindes in den ersten drei Lebensjahren festgelegt werden. In dieser Lebensphase ist das Kind bereits für allerlei Einflüsse, auch von seinesgleichen, offen. Auch danach ahmen Kinder andere Menschen fast automatisch nach. Daher ist es kein Wunder, wenn ihr Denken das Gepräge ihrer Umwelt trägt, denn sie sind noch wie warmes Wachs, in das man mühelos Schriftzeichen einritzen kann. Ein Kind ist zwar mit Lern- und Denkfähigkeiten ausgestattet, aber ansonsten ist sein Kopf wie ein leerer Behälter, der darauf wartet, gefüllt zu werden. Es paßt sowohl Gutes als auch Schlechtes hinein.

Was für eine Verantwortung obliegt den Eltern! Sicherlich haben Sie schon erlebt, wie manche Eltern mit ihren Kindern umgehen. Wenn sie an ihren Kindern viel Interesse zeigen, ist das für den Beobachter ein freudiges Erlebnis. Leider gibt es aber auch Eltern, die ihren Kindern mit Zorn und Ablehnung begegnen. Das zu erleben ist nicht schön. In beiden Fällen macht das Verhalten des Erziehers einen unauslöschlichen Eindruck auf das Kind.

In der heutigen Zeit behandeln viele Eltern ihre Kinder sehr schroff: Schimpfwörter wie „Dummkopf!“ und „Idiot!“ gehen ihnen leicht über die Lippen. Eine solche Sprache verrät Frustration und Egoismus seitens der Eltern. Warum sprechen sie so? Allzu häufig führen sie eine solche Sprache, weil ihre eigenen Eltern es so mit ihnen gehalten haben. Gewohnheiten, Haltungen und Gebräuche werden von einer Generation zur anderen weitergegeben, vor allem innerhalb derselben Familie.

Kinder dürfen keinen Widerspruch erleben zwischen dem Handeln und dem Reden ihrer Eltern. Die Zeitschrift Familie & Co. schreibt dazu: „Da bringt man das Portemonnaie, das man in Begleitung seines Sohnes auf der Straße gefunden hat, brav zum Fundbüro. Predigt ihm nach ertappter Lüge etwas vom hohen Wert der Ehrlichkeit vor und sieht zu, daß Junior nicht mitbekommt, wenn Tante Klara am Telefon mal wieder beschwindelt wird, um sie für den Sonntagskaffee auszuladen.“ Ein gutes Vorbild erfordert Mühe und eine Sicht, die Gottes Prinzipien der Kindererziehung achtet. Denn Kinder wachsen nicht von alleine mit sittlichen Maßstäben auf.

Der Schlüssel zur guten Kinderstube

Der wichtigste Faktor in der Erziehung eines Kindes ist das Vorbild der Eltern. Die Macht eines guten Vorbilds ist unbegrenzt.

Eltern, die Kinder mit festen moralischen Werten erziehen wollen, müssen aufrichtig handeln. Sie müssen sich von klaren, eindeutigen Überzeugungen leiten lassen. Wenn sie nur ein äußeres Getue an den Tag legen, werden sie über kurz oder lang von ihren Kindern durchschaut.

Eltern, die ihren Kindern sittliche Maßstäbe beibringen wollen, wissen, wie wichtig ihr eigenes Vorbild ist. Sie wissen ebenfalls, daß sie nur dann ihre Kinder lieben können, wenn sie für sie leben und ihnen einen hohen Stellenwert einräumen.

Wissen praktisch angewandt

Wir leben in einer materialistischen, selbstsüchtigen Welt. Opferbereitschaft ist passé. Heute herrscht die Verwöhnung des eigenen Ich. Das merken natürlich auch unsere Kinder, denn sie sind ja dauernd davon umgeben. Diesem unglücklichen Umstand müssen wir dadurch entgegentreten, daß wir unseren Kindern gute Verhaltensnormen erklären und vorleben.

Wenn Sie feststellen wollen, wie wirksam Sie Ihren Kindern richtige Werte vermitteln, stellen Sie sich folgende Fragen:

Nehme ich Anteil am Leben meines Kindes? Manche Kinder sagen, daß sie eher auf ihre Eltern als auf das Fernsehen verzichten würden. Daran kann man ablesen, wie sehr ihre Eltern an ihrem Leben beteiligt sind.

Untersuchungen zeigen, daß Kinder bei Intelligenztests um so besser abschneiden, je mehr Zeit ihre Eltern mit ihnen verbringen. Sie als Vater oder Mutter nehmen Anteil am Leben Ihrer Kinder, wenn Sie sich mit ihnen unterhalten; wenn Sie sich die Zeit nehmen, sie ins Bett zu bringen; wenn Sie mit ihnen gemeinsam beten; wenn Sie ihnen bei ihren Hausaufgaben helfen; wenn Sie sie zu ihren Aktivitäten fahren.

Ein Kind braucht eine gute Beziehung zu beiden Elternteilen. Einmal meinte ein Freund zu mir, er habe in seiner Kindheit und Jugend so viel Zeit mit seiner Mutter verbracht, daß er seinen Vater lediglich als privilegierten Dauergast betrachtete.

Lobe ich meine Kinder, wenn sie erfolgreich sind? Daß ein Vater seinen Sohn unterstützt und sich mit ihm identifiziert, ist wohl natürlich. Aber wie ist es mit einer Tochter? Auch eine Tochter muß das Gefühl haben, daß ihr Vater an ihrem Wohl und Lebenserfolg interessiert ist. Eltern, die ihre Kinder für ihre Erfolge loben, können ihnen zu einer erfolgreichen Zukunft verhelfen.

Können meine Kinder auf mich bauen? Lösen Sie Ihre Versprechen ein? Kinder nehmen ihre Eltern beim Wort. Erfüllte Zusagen sind ihnen wichtig. Manchmal kostet es Mühe, etwas einzuhalten, was wir einmal in Aussicht gestellt haben, aber diese Mühe lohnt sich auf jeden Fall.

Höre ich meinen Kindern zu? Kinder brauchen die Aufmerksamkeit ihrer Eltern, vor allem in Gesellschaft. Wenn wir ihnen unsere Aufmerksamkeit versagen, werden wir vielleicht erleben, daß sie auf provozierende Frisuren, Kleider und Verhaltensweisen zurückgreifen, damit wir sie überhaupt zur Kenntnis nehmen.

Zeige ich Verständnis in Konfliktsituationen? Hin und wieder kommt es vor, daß ein Kind etwas unternehmen will, was die Eltern nicht gutheißen können. In solchen Fällen sollten die Eltern einem älteren Kind ihren Standpunkt offen und ehrlich erklären. Wenn man ein Verbot vernünftig und ausreichend begründet („Es könnte dir schaden“ oder „Du bist noch zu jung dafür“ ist unter Umständen zu wenig.), kann das zu einer Vertiefung des gegenseitigen Verhältnisses führen.

Halten beide Eltern zusammen? Eltern müssen sich über die Regeln einig werden, die in ihrer Familie gelten sollen, und dann müssen sie konsequent bleiben. Wenn ein Kind die Mutter gegen den Vater auszuspielen sucht, weil es eine der Hausregeln verletzen will, muß die Mutter zum Vater halten. Wenn das Kind merkt, daß die Eltern sich gegenseitig lieben und an einem Strang ziehen, wächst sein Geborgenheitsgefühl.

Werte oder Wertlosigkeit?

Der ehemalige Bildungsminister der USA, William J. Bennett, konstatiert: „Eine moralische Erziehung – die Lenkung von Herz und Verstand zum Guten – hat viele Bestandteile. Dazu gehören Regeln und Vorschriften, allgemeine Verhaltensnormen für den Umgang mit anderen Menschen. Dazu gehört auch eine bewußte Ausbildung guter Gewohnheiten. Nicht zuletzt gehört zu einer moralischen Erziehung das Vorbild der Erwachsenen, die ihren Kindern im täglichen Leben beweisen, daß „sie sich selbst an sittliche Normen halten“ (The Children’s Book of Virtues, Simon & Schuster, New York, 1995, Seite 5, Hervorhebung durch uns).

An welche sittlichen Normen sollen sich Eltern aber halten?

In einer Gesellschaft, wo Individualismus und Entscheidungsfreiheit mit jeglichen bestehenden Traditionen und Werten brechen, scheiden sich die Geister über die Notwendigkeit moralischer Normen, und Chaos füllt die Lücke.

Nicht selten wird sogar behauptet, niemand habe das Recht, der Gesellschaft grundsätzliche Verhaltensnormen vorzuschreiben. „Wofür halten Sie sich denn überhaupt?“ ist häufig deren Reflexreaktion. „Hat Gott Sie zum Moralapostel berufen?“ wollen wiederum andere wissen.

Diese letzte Frage ist bezeichnend. Denn sie setzt voraus, daß es jemanden gibt, der sehr wohl das Recht hat, Werte und Verhaltensnormen vorzuschreiben.

Wer bestimmt Werte?

Vor einigen Jahren beklagte Hans Apel in einem Beitrag für Die Zeit die heutige Orientierungslosigkeit in der Wertevermittlung: „Weder die Kirchen noch die Gewerkschaften noch die Parteien noch irgendwelche anderen Institutionen vermitteln ja die ganz einfachen Werte“ (24. Dezember 1993).

Obwohl es in der heutigen Gesellschaft altmodisch sein mag, absolute Moralvorstellungen zu vertreten, sind nur sie der Garant dafür, daß sich die menschliche Zivilisation im Laufe der Zeit bestimmte gemeinsame moralische Grundsätze bewahren kann. Wer soll diese Grundsätze formulieren? Überläßt man deren Formulierung uns Menschen, gibt es immer wieder – ernsthafte – Meinungsverschiedenheiten über richtig und falsch.

Als Beispiel sei die gegenwärtige Diskussion über die Euthanasie angeführt, die durch eine Entscheidung des niederländischen Parlaments ausgelöst wurde. Diesseits der deutsch-niederländischen Grenze erheben viele Politiker und Institutionen ihre Stimme gegen die Euthanasie in Deutschland, doch in einem anderen Land der Europäischen Union gibt es dazu andere Moralvorstellungen.

Wir haben eine einfache Antwort auf die Frage nach Werten, die für alle Menschen verbindlich sind. Unsere Antwort ist selbst an eine Frage geknüpft: Ist die Existenz menschlichen Lebens das Resultat evolutionären Zufalls, oder sind wir das Produkt eines Schöpfers? Wer schließlich nicht an einen Schöpfer glaubt, kann absolute moralische Wertmaßstäbe ignorieren, denn die gibt es nicht ohne einen Schöpfer.

Wir schließen uns einer Vielzahl von Naturwissenschaftlern an, die die zwingende Notwendigkeit eines Schöpfers erkennen, der die Materie schuf und uns Menschen Leben schenkte. Dieser Schöpfer gab uns Menschen sozusagen eine „Bedienungsanleitung“ für menschliches Verhalten: die Bibel, das Wort Gottes. Die Gesetze der Bibel sind der moralische Kompaß für die Menschheit. Nach diesem Kompaß können Eltern ihre Kindererziehung ausrichten, um ihre Kinder in moralisch richtige Bahnen zu lenken.

In einer Ansprache bei der Abschlußfeier an der renommierten Duke University stellte der amerikanische Fernsehjournalist Ted Koppel folgendes fest: „Was Mose vom Berg Sinai mitbrachte, waren nicht die Zehn Vorschläge. Es sind Gebote, die in wenigen Worten annehmbares menschliches Verhalten definieren, nicht nur für damals oder heute, sondern für alle Zeiten.“

Koppel brachte es auf den Punkt. Wenn die Gebote Gottes lediglich als die Zehn Vorschläge zu betrachten wären, müßte man der Situationsethik das Feld überlassen. Die Bibel hingegen gibt uns grundlegende, ewig gültige Anweisungen zum Aufbau einer moralischen Familienstruktur: „[Du] sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete [womit hauptsächlich die Zehn Gebote gemeint sind], sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst“ (5. Mose 6,5-7).

Die Familie soll mit anderen Worten eine durch Moral und Sittlichkeit geprägte Einrichtung sein, in der die Eltern als Lehrer und Vorbilder fungieren. Die Werte und Normen, die man den Kindern in ihren jungen Jahren einschärft, können ihr moralischer Kompaß fürs Leben sein – Grundlage ihrer Entscheidungen im Erwachsenenleben.

Wenn Sie sich gewissenhaft bemühen, das bestmögliche Vorbild für Ihr Kind abzugeben, können Sie ihrem Kind helfen, klare, unverrückbare sittliche Maßstäbe in einer unsittlichen Welt zu verinnerlichen. Die Schlüsselfrage dabei lautet: „Wären Sie froh, wenn Ihre Kinder so würden, wie Sie selbst sind?“

Vorschläge für eine erfolgreiche Kindererziehung

Wir stehen vor einer Wahl: Entweder bringen wir unseren Kindern gute Werte bei oder wir überlassen ihre Zukunft dem Zufall. Wenn wir versäumen, unsere Kinder zu unterweisen, werden sie ihre Normen von anderen erhalten.

Überlegen Sie, welchen Einflüssen Ihre Kinder ausgesetzt sind. Da sind die anderen Kinder in der Nachbarschaft, dann die dreißig Wochenstunden vor dem Fernseher, zwielichtige Jugendzeitschriften und der Herdentrieb in der Schule. Von wem lernen sie am meisten?

Die meisten Eltern, wenn sie ehrlich sind, müssen zugeben, daß andere weitaus mehr Einfluß auf ihre Kinder haben als sie.

Wie können wir das, was unsere Kinder lernen, maßgeblich bestimmen? Wie können wir dafür sorgen, daß sie sich richtige Werte und Normen aneignen? Hier sind einige praktische Vorschläge, um erfolgreiche Kinder zu erziehen:

• Bildung. Bereits mit der Vollendung des dritten Lebensjahres steht der Charakter eines Kindes mehr oder weniger fest. Danach sind grundlegende Änderungen mit großer Mühe verbunden. Die Persönlichkeit des Kindes ist im großen und ganzen voll ausgebildet.

Danach kann ein Kind aber sehr viel durch Unterweisung lernen. Wenn Sie Ihren Kindern vorlesen, weiten Sie ihren Blick und schaffen die Voraussetzungen dafür, daß sie ihre natürliche Neugier stillen. Sie können Ihren Kindern eine Liebe zu Büchern vermitteln.

Schlagen Sie ihnen Bücher vor, die ihren Interessen entsprechen. Wenn sie von einem Buch besonders fasziniert sind, ermuntern Sie sie dazu, weitere Werke desselben Schriftstellers zu lesen. Lassen Sie ihnen auch etwas Freiheit bei der Wahl ihrer Lektüre. Teilen Sie Zeit in Ihrem eigenen Tagesablauf für gemeinsame Besuche in der Stadtbücherei ein und lassen Sie Ihre Kinder nach Herzenslust schmökern. Ihren kleineren Kindern Bücher vorzulesen bringt sie nicht nur im Lernen weiter, sondern stärkt auch die Familienbande. Es zeigt ihnen, daß Sie sie lieben.

Achten Sie besonders darauf, daß Sie Ihren Kindern in geistlichen Fragen die Richtung weisen. Dazu eignet sich das Vorlesen von biblischen Geschichten, je nach Alter auch direkt aus der Bibel. Kommentieren Sie die Begebenheiten mit Hinweisen darauf, wie die dort beschriebenen Menschen den Wechselfällen des Lebens begegneten. Machen Sie die Zusammenhänge klar und ziehen Sie die Moral aus jeder Geschichte. Die Erzählungen in der Bibel sind ausgezeichnete Musterbeispiele für den Zusammenhang zwischen Leben und Erleben. Man erfährt, welche Folgen gutes bzw. schlechtes Verhalten haben kann. Die Lehren, die man aus diesen Geschichten ziehen kann, werden Ihren Kindern im späteren Leben helfen, wenn sie selbst mal in Schwierigkeiten geraten.

• Zeit. Viele Eltern gehen in ihrem Berufsleben dermaßen auf, daß sie für ihre Kinder keine Zeit haben. Leider kommt es dabei oft vor, daß die junge Generation mit Geld und Geschenken abgespeist wird. Das ist aber kein Ersatz für eine lebendige Beziehung, in der man dem Kind Zeit und Aufmerksamkeit schenkt.

Man kann nicht genug betonen, wie wichtig solche Zuwendung ist. Ein Kind braucht seine Eltern. Es braucht ihre Liebe, Aufmerksamkeit, Unterstützung und Ermutigung. Wenn Sie ausgeglichene Kinder mit sicherem Auftreten kennen, werden Sie in den meisten Fällen davon ausgehen können, daß sich ihre Eltern mit ihnen recht intensiv beschäftigen. Also beschäftigen Sie sich ebenfalls mit Ihren Kindern. Beide Seiten werden davon reichlich profitieren.

• liebevolle Disziplin. Eltern sollten ihre Familien mit Liebe und Feingefühl leiten. Sie sollten ihren Kindern, je nach Alter, angemessene Regeln geben. Frieden setzt Ordnung voraus, und Ordnung ist von Regeln abhängig. Die Eltern sollten sich die Zeit nehmen, die Regeln kindgerecht zu begründen. Sie sollten den Kindern erklären, daß sie nicht zu ihrem Schaden, sondern zu ihrem Schutz gedacht sind.

Es versteht sich von selbst, daß sich die Eltern an ihre eigenen Regeln halten müssen. Wenn erwartet wird, daß die Kinder vernünftig frühstücken, sollte sich der Vater nicht mit einem Schokoriegel zwischen den Zähnen auf den Weg zur Arbeit machen. Die Bibel betont in den Sprüchen den Wert und die Wirksamkeit von Selbstdisziplin. Den Kindern diese Eigenschaft beizubringen erfordert geduldiges Unterweisen und ein gutes elterliches Vorbild. Wenn kleine Kinder Zusammenhänge verstehen und merken, wie ihnen Gutestun nützt, sind sie eher geneigt, sich diszipliniert zu verhalten.

• Körperkontakt. Eltern sollten sich nie schämen, ihren Kindern durch häufigen Körperkontakt ihre Zuneigung zu zeigen. Jedes Kind braucht nämlich Zuneigung und die Sicherheit, daß es von seinen Eltern geliebt und geschätzt wird. Wenn ein Kind etwas schafft, sollte man es loben und zu weiteren Fortschritten ermutigen. Kinder und Erwachsene brauchen gleichermaßen Bestätigung für ihr Tun.

Das Leben ist kurz. Eltern, lieben und unterweisen Sie Ihre Kinder, solange Sie die Gelegenheit dazu haben. Nutzen Sie die Zeit aus, die Sie mit ihnen verbringen können.