Ein Kurs in Evolution und Glauben

Was geschieht, wenn eine junge Person, die an Gott glaubt, Evolution studiert? In ihrem persönlichen Bericht erzählt eine Studienanfängerin, was sie während ihres Studiums erlebte.

Von Leslie Schwartz

Mit dem ersten Semester an der Universität beginnt für einen jungen Menschen ein neuer Lebensabschnitt. Ich habe mich sehr auf meinen Studienanfang gefreut. Monatelang träumte ich davon, wie es wohl sein würde – wie meine Studienunterkunft aussehen, wie das Essen in der Mensa schmecken und welche Kurse ich belegen würde. Ganz besonders freute ich mich auf die ersten Kurse meines Studiums.

Als mich einige Bekannte fragten, welche Vorlesungen ich im ersten Semester besuchen würde, antwortete ich: „Psychologie, Erziehung und Evolution.“ Meine Freunde reagierten meist recht erstaunt und hielten es für eine Zeitverschwendung, einen Kurs in Evolution zu belegen.

Durch mein Elternhaus wurde mir viele Jahre lang beigebracht, daß die Evolutionstheorie falsch sei und daß ich nicht daran glauben sollte. Ich wußte aber nicht über die einzelnen Puzzleteile Bescheid, die diese sogenannte wissenschaftliche Theorie über unsere Existenz ausmachten.

Während meiner Schulzeit wurde das Thema Evolution nur kurz behandelt. Mein Lehrer hielt es nicht für sinnvoll, sich allzu lange mit dieser Theorie zu beschäftigen. Deshalb wußte ich nicht im Detail, worum es bei dieser Theorie eigentlich ging und auf welche Bausteine sie sich gründete.

Mit den Jahren genügte es mir nicht, die Evolution einfach abzulehnen, ohne zu wissen, was sie eigentlich aussagt. Ich war zu dem Schluß gekommen, daß es nicht nur dumm, sondern schlichtweg falsch ist, wenn man lauthals verkündet, daß man an etwas nicht glaubt, ohne genau zu verstehen, warum man nicht daran glaubt. Bei der Suche nach dem fehlenden Wissen hielt ich mein erstes Semester auf der Universität für die perfekte Gelegenheit, meine Wissenslücke zu schließen.

Eine Theorie und keine Tatsache

In der ersten Vorlesung des Semesters verkündete der Professor: „Sie sollten alle verstehen, daß die Evolution nur eine Theorie ist und noch nicht bewiesen wurde. Aber in den nächsten zwei Semestern werden wir uns in diesem Kurs konkrete wissenschaftliche Hinweise ansehen, die diese Theorie sehr glaubhaft machen und sie deshalb zu einer weltweit akzeptierten Erklärung für die Entstehung des Lebens haben werden lassen.“

Ich freute mich sehr, als der Professor die Tatsache einräumte, daß die Evolutionslehre immer noch eine Theorie war. Auch wenn er nicht an einen Schöpfergott und seinen herrlichen Plan für die Menschheit glauben konnte, wollte er uns in diesem Punkt nicht anlügen. Ich war erleichtert, weil damit von Anfang an klargestellt wurde, daß die Auseinandersetzung mit den Argumenten für diese Lehre nicht mit ihrer Akzeptanz und dem Glauben an diese Theorie gleichgesetzt wurden.

Im Laufe des Semesters lernte ich manches über Elementarteilchen, den Urknall und Hubbles Gesetz. Ich nahm an Vorlesungen über die Evolution des Kosmos sowie über die evolutionäre Entstehung des Lebens teil. Im zweiten Semester befaßte sich der Professor in den meisten Vorlesungen eher mit Fakten aus der Wissenschaft als mit Theorien (bis auf die sogenannte Urknall-Theorie). Aus diesem Grund stand ich der behandelten Materie nicht immer so hinterfragend gegenüber.

Als es jedoch um die Evolution des Lebens ging, hatte ich viele Fragen. Die Theorien, die mein Professor vorstellte, ergaben für mich einfach keinen Sinn. Während einige Aspekte seiner Sichtweise durch Beobachtung nachvollziehbar waren, beispielsweise wie sich Tiere ihrer Umgebung anpassen, schienen andere Aspekte nie zusammenzupassen, wollte man die einzelnen Elemente zu einem größeren Bild der Makroevolution zusammenfügen.

Obwohl einige meiner Fragen vernünftig beantwortet werden konnten, erhielt ich auf die meisten nur die Antwort: „Wir wissen es einfach nicht.“ Ich weiß nicht, wie es den meisten Menschen ergeht, aber mir fällt es schwer, den Gedanken lieb zu gewinnen, daß sich die Existenz des Lebens durch eine Vielzahl von unbewiesenen Vermutungen und glücklichen Zufällen erklären lassen soll.

Eine wunderbare Entdeckung

In der Mitte des Semesters ging ich an einem herrlichen Morgen durch einen Park, um zur U-Bahn-Station zu gelangen. Plötzlich kam mir ein wunderbarer Gedanke, der alles so einleuchtend erscheinen ließ.

Meine Untersuchung des Musters eines vom Baum gefallenen Blattes löste diesen Gedanken aus. Ich dachte über die vielen Verbindungen nach, die ich mit meiner Umgebung und anderen Organismen teilte. Wie kann man dabei übersehen, wie sorgfältig alles aufeinander abgestimmt ist? Von diesem Augenblick an war ich um so fester davon überzeugt, daß es einen Schöpfergott geben muß. Die Feinabstimmung der Natur setzt mehr als nur eine Reihe planloser Zufälle voraus.

Wenn ich mir das Weltgeschehen überlege, bleibt mir keine andere Erkenntnis, als daß unsere Welt vor großen Problemen auf allen Ebenen steht. Davon zeugen die täglichen Meldungen in den Nachrichten zur Genüge. Wie sollen die Probleme gelöst werden? Hat die Entwicklung des Menschen in den letzten Jahrtausenden „evolutionäre Tendenzen“ in Richtung Frieden gezeigt? Kaum.

Die Hoffnung auf eine bessere Welt muß deshalb für denjenigen, der an die Evolution glaubt, wie ein Zufallstreffer erscheinen. In etwa wie die „Hoffnung“, die auf einer zufälligen DNA-Mutation beruht, durch die, ohne Planung irgendwelcher Art, ein unglaublich kompliziertes Auge entstanden sein soll. Es ist wie die Hoffnung, daß Vögel einmal zufällig anfingen zu fliegen.

Nach meinen zwei Semestern Evolutionslehre hatte ich die Fakten, die mir vorher gefehlt hatten. Die Antworten auf meine Fragen, die ich in den zwei Semestern gefunden hatte, bestätigten meinen Glauben an die zwingende Notwendigkeit der Existenz eines Schöpfers. Gibt es einen Schöpfer, so liegt der Schluß nahe, daß er einen Plan für alle Menschen hat.

Im Gegensatz zu der Hoffnungslosigkeit, die die Evolution für die Lösung unserer Probleme hinterläßt, habe ich die Zuversicht, daß es eines Tages eine bessere Welt geben wird, in der alle Menschen in Frieden und Wohlstand leben können. Diese Zuversicht habe ich durch die Zusage des Schöpfers, daß sein Sohn Jesus Christus zur Erde zurückkehren und eine neue Gesellschaftsordnung errichten wird.

Die Suche geht weiter

Als ich die letzte Vorlesung des zweiten Semesters verließ und mich auf die bevorstehenden Sommerferien freute, erkannte ich, daß ich mehr gelernt hatte, als ich es je erwartet hätte. Im nachhinein ist es für mich sehr wichtig gewesen, so viel wie möglich über die Evolutionstheorie zu lernen, damit ich selbst eine fundierte Entscheidung treffen konnte, statt eine vorgefertigte Meinung von anderen – ob für oder wider die Evolution – einfach zu übernehmen.

Die Konfrontation mit einer Theorie, die das Leben als Zufall und damit als ziellos darstellt, ließ in mir das Bedürfnis wachsen, die Bestimmung, die der Schöpfergott für alle Menschen vorgesehen hat, besser zu verstehen.

Mit der gleichen Einstellung, mit der ich die Evolutionstheorie studiert habe, wollte ich nun die Bibel besser kennenlernen, um direkt aus der Bibel meine Überzeugung beweisen zu können – das, was ich glaube oder nicht glaube. Darüber hinaus ging es mir auch um Beweise für die Glaubwürdigkeit der Bibel.

Und Sie? Haben Sie sich mit den Argumenten für bzw. wider die Evolution befaßt? Ist Ihre Sichtweise die eigene fundierte Meinung, oder haben Sie einfach die Meinung anderer ungeprüft übernommen? Das Fazit meiner Erfahrung lautet: Ein bißchen Bildung tut gut.