Was geschieht als Nächstes mit der Weltwirtschaft: Handelskriege?

Die Nachrichten heute befassen sich oft mit der schwierigen Finanzkrise und ihren Folgen, wie z. B. wachsender Arbeitslosigkeit. Wirtschaftsexperten auf der ganzen Welt konzentrieren sich jetzt auf eine weitere gefährliche Wirtschaftsblase, die uns als Nächstes zu erfassen droht. Wohin könnten unsere wirtschaftlichen Schwierigkeiten führen und wie können wir uns am besten darauf vorbereiten?

Von Mario Seiglie

Zuerst ist der Immobilienmarkt vor über einem Jahr eingebrochen. Danach folgte die Finanzkrise. Und jetzt erleben wir eine weitere, dritte Krise, die die schlimmste von allen sein könnte – eine weltweite Handelskrise.

Die Zahlen sind alarmierend. Im Januar 2009 sind die japanischen Exporte um kolossale 47 Prozent eingebrochen. Die deutschen Exporte fielen um 20 Prozent, die von China um 17,5 Prozent. Und die Exporte der USA fielen um 16,4 Prozent. Laut der Welthandelsorganisation wird erwartet, dass der Handel weltweit in diesem Jahr um neun Prozent zurückgehen wird – der stärkste Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg!

Im April 2009 haben sich die führenden Politiker der G20-Staaten in London getroffen. Während draußen wütende Proteste tobten, haben sie die Wirtschaftskrise besprochen und nach Wegen gesucht, einen möglichen Handelskrieg zu vermeiden. Die G20 repräsentieren die finanzielle Führung der 19 weltweit größten Volkswirtschaften sowie die EU.

Als Nächstes gibt es jetzt Meldungen über größere wirtschaftliche Schwierigkeiten in Russland und einigen osteuropäischen Ländern. Nationen wie Österreich, Deutschland und Italien stehen auch unter starkem finanziellen Druck, weil sie an viele osteuropäische Länder Kredite vergeben haben, die diese Länder jetzt anscheinend nicht zurückzahlen können.

Ein kürzlich erschienener Artikel im Wall Street Journal führte aus: „Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der Währungsverfall in Osteuropa werden ,zu Wertberichtigungen im westeuropäischen Bankensystem führen‘, sagt der Währungsexperte Hans-Günter Redeker von der BNP Paribas in London. ,Die Frage ist nur, in welchem Umfang.‘ Er sagt, dass es sich dabei um etwa 20 Prozent der gesamten Investitionen der Banken in dieser Region handelt. Nach Schätzungen von Moody’s Anfang 2008 geht es um eine Gesamtsumme von 1,8 Billionen Dollar“ (Marc Champion, Joanna Slater and Carrick Mollenkamp, „Banks Reel on Eastern Europe’s Bad News“, 18. Februar 2009).

Dabei sollte nicht unbeachtet bleiben, was das für den Rest des Jahres bedeuten könnte, falls die weltweite Wirtschaftsproduktion und der Handel weiterhin sinken. Das britische Magazin The Economist warnt bereits vor einem sich abzeichnenden Handelskrieg.

Was würde das für die Welt bedeuten? Und wie sollten wir mit solchen Umständen umgehen?

Protektionismus und Handelskrieg

Das 787 Milliarden Dollar umfassende US-amerikanische Konjunkturprogramm vom Februar 2009 beinhaltete mehrere „Kauft amerikanisch“-Klauseln. Während das auf nationaler Ebene Sinn macht, würde es aber den internationalen Handel schwer beeinträchtigen, wenn sich alle Nationen nur nach innen orientieren würden. Die Folge wäre eine noch stärkere Abwärtsspirale.

In einem Artikel mit dem Titel „Buying American“ erläutert The Economist diesen Zusammenhang: „1929 haben Willis Hawley und Reed Smoot, zwei protektionistische Republikaner, im Kongress einen Gesetzesentwurf eingebracht, der die Importzölle auf das höchste Niveau, das Amerika je erlebt hat, anheben sollte. [Das Ziel von Protektionismus besteht darin, die Preise für ausländische Produkte zu erhöhen, um die Preise für inländische Produkte zu begünstigen.] Und inmitten von großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten haben die Protektionisten gewonnen. Die Folge war eine Runde gegenseitiger Zollerhöhungen auch in anderen Ländern und ein katastrophaler Einbruch beim internationalen Handel . . .

[Und jetzt] wollen Demokraten im US-Kongress festschreiben, dass alle Eisen- und Stahlprodukte, die bei den vom Konjunkturpaket finanzierten Infrastrukturprojekten eingesetzt werden, aus US-amerikanischer Herstellung stammen sollen . . . Amerikanische Exporteure fürchten Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Produkte sowohl in China als auch in reichen Ländern“ (31. Januar 2009).

In wirtschaftlichen Kreisen wird das als „Den Nachbarn zum Bettler machen“-Strategie bezeichnet. Weil jede Nation sich darum bemüht, die politischen Schwierigkeiten als Folge der düsteren wirtschaftlichen Situation einzudämmen, will man die eigenen Industrien schützen. Dazu können Subventionen und schützende Zollerhöhungen gehören. Damit erhöht sich jedoch die Wahrscheinlichkeit eines Handelskrieges. Mittlerweile erscheinen mehr Zeitungs- und Magazinartikel über diese wachsende Gefahr – und wie sehr sie Gestalt anzunehmen scheint.

Unruhen und Machtgelüste

Der Begriff „Handelskrieg“ löst bei mir Erinnerungen aus. Vor mehr als dreißig Jahren hörte ich während meines Studiums einen Professor, der ein eifriger Leser von Bibelprophezeiungen war, in einem Wirtschaftsseminar ausführen, dass das plausibelste Szenarium für die biblische Endzeit dasjenige ist, wonach ein internationaler Handelskrieg den Prozess einleitet.

Wir fragten: „Warum vertreten Sie diese Meinung?“ Seine Antwort war, dass ein Handelskrieg die Weltwirtschaft zum Erliegen bringen und eine unvorstellbare Arbeitslosigkeit auslösen würde. Als Reaktion darauf würden die betroffenen Nationen finanzielle Mittel für sich selbst zurückhalten und so einen weiteren wirtschaftlichen Niedergang bewirken. Forderungen nach einem neuen Wirtschaftssystem würden laut, eines, das Arbeitsplätze, Sicherheit und geordnete Verhältnisse garantieren könnte.

Das ist genau das, was sich in Deutschland in den 1930er Jahren ereignet hat, als erhöhte Zölle und wirtschaftliche und politische Probleme Adolf Hitler zur Machtergreifung verholfen haben und zum Zweiten Weltkrieg in Europa führten.

Seit Jahrzehnten haben wir die verheerenden Auswirkungen eines Handelskriegs nicht mehr erlebt. Solange der internationale Handel blüht, trägt jedes Land zum Wohlstand der anderen bei. Alle profitieren davon. Ein Handelskrieg verwandelt jedoch unseren ökonomischen Freund in einen Gegner und löst große Feindseligkeit aus. In kurzer Zeit kann ein Handelskrieg sogar zu einem offenen militärischen Konflikt führen.

In Daniel 7, Verse 2-3 lesen wir von vier großen Reichen, die als wilde Tiere dargestellt werden und aus dem aufgewühlten „großen Meer“ (dem Mittelmeer) heraufsteigen. Dieses „Aufwühlen“ des großen Meeres deutet auf ernste Unruhen bei den Völkern und Nationen hin.

In Offenbarung 13, Vers 1 lesen wir auch von dem Aufstieg einer großen Macht in der Endzeit als etwas, das aus dem Meer auftaucht, was wahrscheinlich eine ruhelose Gesellschaft bedeutet. Der Apostel Johannes sagte: „Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen“ (Offenbarung 13,1; Hervorhebung durch uns).

Das plötzliche Auftreten einer neuen geopolitischen Macht, das durch ein Tier symbolisiert wird, wird sicherlich eine Überraschung für die Welt darstellen. In Offenbarung 18 wird dieses System „Babylon“ genannt. Es steht unter anderem im Zusammenhang mit dem Wiederaufleben des Welthandels. Wir lesen, wie die Kaufleute auf Erden dessen Untergang beklagen: „Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen um sie, weil ihre Ware niemand mehr kaufen wird . . . Die Kaufleute, die durch diesen Handel mit ihr reich geworden sind, werden fernab stehen aus Furcht vor ihrer Qual, werden weinen und klagen“ (Offenbarung 18,11. 15).

Bereiten Sie sich auf diese Situation vor

Wir hoffen, dass der drohende Handelskrieg nicht eintreten wird. Was können wir aber tun, wenn er trotzdem stattfindet?

Jetzt ist sicherlich eine gute Zeit, die eigenen Finanzen in Ordnung zu bringen. Wie sieht es aber mit Ihrem geistlichen Zustand aus? Wir müssen in der Tat langfristig geistlich auf die kommenden Ereignisse vorbereitet sein, die zu einem Endzeit-Szenarium führen werden. Wenn wir jeden Tag zu Gott beten, „Dein Reich komme“ (Matthäus 6,10), dann wird uns dadurch in Erinnerung gerufen, dass Gott am Ende alles kontrolliert und dass sein kommendes Reich alle Weltprobleme unter der gerechten Herrschaft Jesu Christi lösen wird. Das sind sehr beruhigende Nachrichten!

Jesus selbst gab Anweisungen hinsichtlich der Zustände am Ende dieses Zeitalters von fehlerhafter menschlicher Herrschaft: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen und dieser Tag nicht plötzlich über euch komme wie ein Fallstrick; denn er wird über alle kommen, die auf der ganzen Erde wohnen. So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn“ (Lukas 21,34-36).

Wir können Christi Ermahnung in acht Punkte aufteilen:

1. Wir müssen uns zuerst geistlich unter die Lupe nehmen und feststellen, was unser wahrer geistlicher Zustand vor Gott ist.

2. Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht so sehr in alltäglichen Sorgen gefangen sind, dass uns die Prophezeiungen der Bibel unwichtig sind. Es stimmt, wir sollten uns nicht so sehr mit biblischen Prophezeiungen beschäftigen, dass wir dabei vergessen, für unsere physischen Bedürfnisse zu sorgen. Das andere Extrem ist aber genauso schädlich.

3. Wir müssen uns bewusst sein, dass Gottes direktes Eingreifen in menschliche Angelegenheiten kommen wird, ob uns das gefällt oder nicht und ob wir darauf vorbereitet sind oder nicht. Den Kopf in den Sand zu stecken, wie der sprichwörtliche Vogel Strauss, ist kein vernünftiger Weg, mit der Realität umzugehen, die uns bevorsteht.

4. Wir müssen uns bewusst sein, dass der Großteil der Welt das Hereinbrechen der Endzeit nicht voraussehen wird, genauso wie es in den Tagen Noahs vor der Sintflut war (Lukas 17,26-27). Noah war schließlich ein Untergangsprophet, der Recht behalten sollte!

5. Wir müssen die Weltereignisse beobachten, um die Zeichen zu erkennen, die der Endzeit vorangehen werden. Das ist wie das Notiz nehmen vom Zustand der Feigenblätter als Hinweis auf die jeweilige Jahreszeit, wie es in Markus 13, Verse 28-31 beschrieben wird. Weltereignisse im Licht der biblischen Prophezeiungen zu analysieren ist eines der Hauptziele dieser Zeitschrift.

6. Wir sollten allzeit beten. Vernachlässigen Sie nie Ihr geistliches Leben. Ob uns das bewusst ist oder nicht, wir benötigen Gottes Hilfe mehr denn je!

7. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit auf die Hoffnung lenken, dass wir gewürdigt werden, „diesem allem zu entfliehen, was geschehen soll“ (Lukas 21,36; Schlachter-Bibel). Das bedeutet, dass Gott uns Schutz vor den kommenden welterschütternden Ereignissen bietet (vgl. Zefanja 2,3; Offenbarung 12,14).

8. Wir müssen den hochwichtigen Zweck unseres Lebens im Gedächtnis behalten: Wir sollen „vor dem Menschensohn“ stehen (Lukas 21,36). Jesus Christus hat versprochen, wiederzukehren. Er will, dass wir dann demütig vor ihm stehen, um unsere verheißene Belohnung in Empfang zu nehmen. Wir werden uns an diesem prophetischen Tag nicht schämen müssen, wenn wir Gott bereits heute an erste Stelle setzen und sein Werk hier auf Erden erfüllen. Dazu gehört, dass wir dabei helfen, sein wahres Evangelium zu verkünden und den Menschen helfen, die Jesus dann zur Seite stehen werden, wenn er sein Reich des Friedens, der Liebe und der Freude errichtet.

Für jeden von uns gibt es also viel zu tun, während wir weiterhin die beunruhigenden und beispiellosen Weltereignisse verfolgen!