„Meinen Frieden gebe ich euch“

Wie sollen wir Gottes Gabe des Friedens erfahren? Durch das Beispiel Jesu Christi und die Beachtung biblischer Prinzipien, indem wir auf Gott hören, uns ihm nähern und ihm dauerhaft vertrauen!

Von Robin Webber

Jesu erster Kontakt mit seinen Jüngern nach seiner Auferstehung ist zu allen Zeiten für alle seine Nachfolger wichtig. Seine Worte von damals gelten mehr denn je auch uns, als wären wir damals selbst im „Obergemach“ in Jerusalem gewesen. Jesu Freunde versteckten sich dort aus „Furcht vor den Juden“ (Johannes 20,19).

Ihre menschliche Reaktion ist verständlich. Derjenige, dem sie jahrelang folgten, wurde von ihren Landsleuten den Römern ausgeliefert und dann gefoltert und gekreuzigt. Die lähmende Frage, die ihre Herzen bewegte, lautete: „Werden wir die Nächsten sein?“

Hier durchschritt Jesus nicht nur auf wundersame Weise Mauern, um seinen Aposteln zu begegnen, sondern durchdrang auch ihre Ängste, indem er sie mit „Friede sei mit euch“ begrüßte. Dies sind seine ersten aufgezeichneten Worte, als er ihnen bei dem Zusammentreffen die Wunden seiner Kreuzigung zeigte, um sie zu ermutigen und zu bestätigen, dass er auferstanden war (Johannes 20,19-20).

Bevor er sie verließ, erklärte er noch einmal: „Friede sei mit euch“ (Verse 19-20). Hier entdecken wir, wie Christus diejenigen, die ihm wichtig sind, begrüßt und sich von ihnen verabschiedet: mit einem Segen des Friedens.

Eine Woche später kam er wieder durch die Mauern und begrüßte einen Jünger namens Thomas, der verständlicherweise große Zweifel hatte. Thomas war bei der ersten Begegnung nicht dabei gewesen. Deshalb sprach Jesus seine Zweifel direkt an, um ihn zu beruhigen und wieder aufzurichten.

Wiederum lautete der Gruß Jesu: „Friede sei mit euch!“ Doch bei dieser Begegnung durchbrach er nicht nur physische Mauern, sondern auch die Mauer der menschlichen Furcht, indem er Thomas das Abtasten seiner Wunden erlaubte. Sonst wäre Thomas’ Diensttauglichkeit fraglich gewesen (Johannes 20,26-28).

Wie sieht es bei uns heute aus? Welche persönlichen Schwierigkeiten schränken unsere Fähigkeit ein, Christus zu dienen? Wir erleben zurzeit im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie eine gewisse „Obergemachdynamik“ geschlossener Türen.

Viele fragen sich: „Wer wird als nächster positiv getestet? Wird es ein geliebter Mensch sein oder ich?“ Solche Fragen kommen vielleicht zu bereits existierenden Herausforderungen hinzu – eine angespannte Ehe, Arbeitslosigkeit oder eine ernsthafte Vorerkrankung, die Ihr Leben oder das Leben eines geliebten Menschen bedroht. So kann es dazu kommen, dass wir in unserer Verzweiflung schreien: „Was hat das alles für einen Sinn?“

Gerade hier, in unseren verzweifeltsten Momenten, ruft uns der gute Hirte Jesus „Folgt mir nach!“ (Markus 1,17; Johannes 21,19) zu und bietet uns Frieden an. Er ändert nie sein Verhalten uns gegenüber, begleitet von dem Frieden, den er uns anbietet.

Wie können wir dann in unruhigen Zeiten Frieden erleben? Es gilt, Jesu eigenes Beispiel zu bedenken und ihm zu folgen, indem wir lernen, nach bestimmten biblischen Prinzipien zu leben, um den Frieden Gottes zu erfahren.

Frieden erleben und mit anderen teilen

Lassen Sie uns also zunächst einmal festhalten, dass Jesus das gelebt hat, was er predigte. „Frieden“ zu sagen mag einfach erscheinen, nachdem man vom Tod auferstanden ist, aber Jesus lebte den Frieden vor seinem Tod und bot ihn seinen Mitmenschen an.

Was wünschte Jesus seinen Jüngern in der letzten Nacht seiner menschlichen Existenz nur wenige Stunden vor seiner Folterung und Kreuzigung? Er erklärte: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“ (Johannes 14,27).

Jesus wünschte ihnen seinen Frieden. Sein Frieden ist anders als der, den die Welt gibt. Jesu Frieden ist weder menschlich noch irdisch. Jesus bot ihn als Geschenk an, damit er „bei“ uns bleibt. Um Jesu Aufforderung „Folgt mir nach!“ nachzukommen, muss dieser Friede sorgsam gehütet und bewahrt werden. Wir halten daran fest, nicht nur um unseres Lebens willen, sondern auch um desjenigen willen, der uns diesen Frieden schenkt.

Als Jude hätte Jesus Schalom gesagt, als er seine Jünger mit „Frieden“ begrüßte. Schalom ist nicht nur ein „Hallo“ und ein „auf Wiedersehen“ auf Hebräisch, sondern vor allem ein Segenswunsch. Für die Empfänger des Grußes, die nicht unbedingt eine konfliktfreie Existenz erleben, ist es eine Bestätigung der Gemeinschaft Gottes. Er ist mit ihnen und verleiht ihnen die Weisheit, Kraft und den Trost, die sie für die Herausforderungen des Lebens brauchen.

Und hier gibt es noch mehr zu bedenken: Christus hat uns zum Frieden berufen und schenkt ihn uns – seine Art des Friedens, den er uns beispielhaft vorgelebt hat und der sich auch auf andere übertragen soll. In seiner ermutigenden Seligpreisung „Selig sind die Friedfertigen“ (Matthäus 5,9) wird ein Handlungsbedarf angedeutet. Beachten Sie, dass Jesus nicht „die Friedensträumer“ sagte. Es gilt also, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um Frieden zu schaffen – angefangen mit unserer eigenen Haltung.

Wie erleben wir dann das Geschenk von Gottes Frieden? Nachfolgend geht es um drei biblische Schritte, die als Anleitung zu einer Lebensführung gemäß der Einladung Christi „Folgt mir nach!“ hilfreich sind.

Anhalten und Ruhe finden

Der erste Schritt ist anhalten und Ruhe finden. Wir leben in einer unruhigen Welt, die den ganzen Tag rund um die Uhr aktiv ist und unsere ohnehin schon reizbare menschliche Natur durch sofortige Kommunikation in Beschlag zu nehmen versucht. Sie ist zwar oft notwendig, aber auch ablenkend und süchtig machend. Dabei vergessen wir, wer wirklich über unser Leben herrschen soll.

Denken Sie an Davids Worte in Psalm 46, Vers 11: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden.“ Für die Nationen insgesamt ist Gott zurzeit nicht der Höchste, aber das kann er für uns als Einzelne sein. Wir müssen nur die Tretmühle der Angst verlassen, indem wir anhalten und Ruhe finden, um täglich auf Gott zu hören.

Demütiges Schweigen vor Gott ist ein weiser Ansatz für alle Gläubigen. Psalm 62, Verse 6-7 beschreiben die Haltung des Menschen, der Ruhe finden will: „Immer wieder muss ich es mir sagen: Vertrau auf Gott, dann findest du Ruhe! Er allein gibt mir Hoffnung, er ist der Fels und die Burg, wo ich in Sicherheit bin; darum werde ich nicht wanken“ (Gute Nachricht Bibel; alle Hervorhebungen durch uns).

Ist Ihnen die Beharrlichkeit des Suchenden aufgefallen? Ruhe findet man nicht, indem man einmal den Atem anhält und leise murmelt: „Es reicht mir jetzt!“ Wir müssen uns „immer wieder“ vor Augen führen, dass Gott auf seine Weise und zu seiner Zeit antworten wird.

Um Gottes Geschenk des Friedens zu pflegen und andere ihn durch uns erleben zu lassen, bedarf es eines weitsichtigen Bewusstseins und eines entschlossenen Vorgehens, um unsere Zweifel zu überwinden. So tat es der Prophet Elia letztendlich, als er nach einer stürmischen Zeit der Entmutigung den „ganz kleinen Hauch“ Gottes hörte (siehe 1. Könige 19,12, Gute Nachricht Bibel).

Verbringen Sie Zeit mit Gott allein

Zeit mit Gott allein zu verbringen ist der nächste Schritt. Wir leben in einer hektischen und lauten Zeit. Denken Sie kurz darüber nach: Haushaltsgeräte, die zu Ihnen sprechen; Hintergrundmusik, die Ihre Verabredung zum Abendessen mit Ihrem Ehepartner übertönt; Menschen im Gespräch, die sich gegenseitig ins Wort fallen und Handys, die ständig um unsere Aufmerksamkeit konkurrieren. Die Welt war schon immer geschäftig, aber jetzt ist sie sozusagen „wie auf Drogen“.

Wo finden wir Ruhe, wenn die Stürme des Lebens uns umwirbeln? Man spricht oft davon, im Urlaub von allem „wegzukommen“, und das ist gut so. Aber sollten diejenigen, die Christi Aufforderung „Folgt mir nach!“ beherzigen, nicht in gewissem Maße täglich von allem „wegkommen“, um ihre Beziehung zu Gott zu pflegen? Einige Diener und selbst das Volk Gottes erlebten eine „Auszeit“ in der Einsamkeit der Wüste.

Das war die Erfahrung von Mose, den Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten, Elia, Johannes dem Täufer und dem Apostel Paulus. Hier in der trostlosen Wüste, fern von allem, konnten die Diener Gottes besser mit ihm kommunizieren und sich besser auf das, was vor ihnen lag, vorbereiten und abstimmen. Es ging nicht nur darum, dass alles still und ruhig war, sondern dass sie mit Gott allein waren.

Wir haben auch das Beispiel Christi: „Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort“ (Markus 1,35). Das war auch keine Ausnahme, sondern seine regelmäßige Praxis: „Er aber zog sich immer wieder in einsame Gegenden zurück und betete“ (Lukas 5,16; Zürcher Bibel).

Den Weg Gottes zu gehen ist der Weg der Gemeinschaft mit Gott. Und auf diesem Weg ist es notwendig, Auszeiten und Orte zu finden, damit wir unsere Beziehung zu Gott pflegen und uns auf seine Verheißungen konzentrieren können, um nicht ständig von der Welt abgelenkt zu werden.

Zugleich hat Gott uns aber nicht dazu berufen, Einsiedler zu sein. Der heilige Geist führte Jesus zwar in die einsame Wüste zur Vorbereitung auf die Versuchung durch Satan (Matthäus 4,1), aber dann kehrte Jesus zurück, um der Menschheit zu dienen.

Das müssen wir auch. Wenn wir Zeit in unserer täglichen Routine für „eine einsame Stätte“ einplanen, haben wir den Abstand zur Welt und die Ruhe, die wir brauchen, um die Stimme unseres Hirten zu hören. Wie könnte das Ergebnis aussehen? Die Heilige Schrift stellt diese Verheißung in den Mittelpunkt: „Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verlässt sich auf dich“ (Jesaja 26,3).

Schreiten Sie im Glauben mutig voran

Wir sind nun beim dritten und letzten Schritt angelangt: im Glauben an Gott zu bleiben und ihm vorbehaltlos zu vertrauen. Wir existieren in einer Welt, die sich ständig verändert. Das betrifft auch unser Leben und unser unmittelbares Umfeld.

Das moderne Bildungswesen propagiert die Sichtweise, dass alles einem Wandel unterworfen ist, dass es keine Absolutheiten gibt. Die gibt es aber doch – geistliche Werte, die sich nie ändern und den Charakter und die Zuverlässigkeit von Gott, dem Vater, und Jesus Christus widerspiegeln. Dazu gehört auch die Wahrheit, die sie offenbaren. Und wir müssen uns an diesen Werten und nicht an den vorübergehenden Fantasien des säkularen Humanismus orientieren.

Verlassen Sie sich auf diese offenbarten absoluten Wahrheiten auf Ihrem Weg mit Christus. Der Prophet Jesaja erinnert uns an das Wesen, dem wir unser Leben übergeben haben: „Gedenkt des Vorigen, wie es von alters her war: Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht. Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich“(Jesaja 46,9-10).

Im Glauben verlassen wir uns auf einen souveränen Herrn, der von sich sagt: „Ich, der Herr, wandle mich nicht“ (Maleachi 3,6). Wir übergeben unser Leben unserem himmlischen Vater, „bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis“ (Jakobus 1,17). Der gute Hirte Jesus Christus wacht über uns, der „gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ ist (Hebräer 13,8).

Auf unserem Weg mit Gott müssen wir von Zeit zu Zeit anhalten und Ruhe finden. Es ist aufschlussreich, dass Mose am Rande des Roten Meeres dem unruhigen Volk Israel sagte: „Fürchtet euch nicht! Haltet nur stand, so werdet ihr sehen, welche Rettung euch der Herr heute noch schaffen wird! . . . Der Herr wird für euch streiten, verhaltet ihr euch nur ruhig!“ (2. Mose 14,13-14; Menge-Bibel). Darauf erwiderte Gott: „Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen“ (Vers 15). Weiterzuziehen war eine Glaubenstat!

Wie jene Israeliten sollen wir im Glauben weiterziehen. Die Hektik unserer Zeit soll uns nicht daran hindern, Jesu Aufforderung „Folgt mir nach!“ täglich zu beherzigen.