Ist Jesus das „Ende des Gesetzes“?

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Unsere Antworten auf Fragen von Abonnenten der Zeitschrift Gute Nachrichten

Sie fragten uns, warum wir lehren, daß die Zehn Gebote noch zu halten sind. Sie meinen, daß das im Widerspruch zum Apostel Paulus steht, der festgestellt hat, daß Christus das Ende des Gesetzes ist.

Anscheinend beziehen Sie sich auf die Bibelstelle in Römer 10, Vers 4. Dort lesen wir: „Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht“ [Menge-Übersetzung: „damit jeder, der da glaubt, zur Gerechtigkeit gelange“].

Wie Sie berufen sich viele andere auf diesen Vers und behaupten: „Also doch! Hier steht klar und deutlich, daß Christus das Gesetz abgeschafft hat.“

Als erstes stellen wir fest, daß der Wortlaut dieses Verses nicht sagt, Jesus habe das Gesetz abgeschafft. Führen wir uns die Stelle näher vor Augen.

Zunächst wollen wir den inhaltlichen Zusammenhang der Stelle untersuchen.

Im 9. Kapitel des Römerbriefs erläutert Paulus, daß Gottes Plan für die Menschheit sich auf die freie Gnadenwahl gründet: Gott erwählt von sich aus Menschen, die seinen Willen ausführen sollen. Im Alten Testament erwählte Gott Israel. Jetzt, im 10. Kapitel, erklärt Paulus weiter: Weil Israel als Ganzes Gott nicht gefolgt ist, hat Gott das Heil jetzt auch einigen Heiden eröffnet.

Betrachten wir nun das Wort „Ende“ in Römer 10, Vers 4. Das Wort, das im griechischen Urtext dafür steht – telos –, steckt auch in den deutschen Fremdwörtern Teleskop („fern-blicken“), Telefon („fern-hören bzw. -sprechen“) und Television („fern-sehen“).

Die griechische Wortwurzel von telos hat die Bedeutung „sich auf den Weg machen zu einem festen Punkt, einem festen Ziel“, also: ein bestimmtes Ziel haben. Deutsche Entsprechungen für telos wären: Ziel, Zweck, Sinn, Resultat.

In den ersten drei Versen von Römer 10 spricht Paulus von den lebenden Israeliten seiner Zeit. Zwar wünscht und erstrebt er, daß auch sie alle schon damals in Gottes Kirche kämen (Vers 1), weist jedoch darauf hin, daß ihr Eifer irregeleitet sei (Vers 2). Der Schlüssel zum wahren Christsein sei, der „Gerechtigkeit Gottes untertan“ zu sein, und die Israeliten seien ihr nicht untertan (Vers 3).

Mit „Gerechtigkeit Gottes“ meint Paulus das Einhalten der Gebote Gottes (Römer 3,31; Psalm 119,172). Die Israeliten glaubten nicht, was Gott sagte, und glaubten nicht daran, die Gerechtigkeit auf gottgewollte Weise zu suchen!

Jetzt, in Vers 4, stellt Paulus den Weg, den diese Israeliten gingen, dem Weg gegenüber, auf dem ein wahrer Gläubiger die Gerechtigkeit Gottes suchen soll. Der Unterschied liegt weniger im äußeren Handeln als vielmehr in der Motivation, in der inneren Haltung zur gottgewollten Lebensweise.

Der Beweggrund der Israeliten zum Einhalten der göttlichen Gesetze war, „ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten“ (Vers 3). Dies ist nach Jesu Worten – eine typisch pharisäische Haltung (Lukas 18,9 bis Vers 12).

Beweggrund des Christen zum Einhalten der göttlichen Gesetze ist dagegen, Glauben an Christus und an Christi Opfer zu zeigen. Der Christ hat erkannt, daß die Befolgung von Gottes Gesetz der einzige Weg ist, in den Genuß der physischen und geistlichen Segnungen zu kommen, die sich jedermann wünscht.

„Denn Christus ist des Gesetzes Ende [telos – Motivation, Sinn, Ziel, Endpunkt]; wer an den glaubt, der ist gerecht.“ Die Motivation zum Einhalten der Gesetze Gottes, welche zur Gerechtigkeit führt, ist Christus – Glaube an sein Opfer und an die Verheißungen, die er uns hinterlassen hat. Das ist der Sinn dieses Verses!

Um den, „der glaubt“, geht es. Paulus zeigt im weiteren Verlauf dieses Kapitels, daß sich diese Motivation nicht auf Äußeres gründen kann. Gewiß nicht. Sie muß sich auf Glauben gründen, der des äußeren, physischen Nachweises nicht bedarf.

Ein paar Verse später zeigt Paulus, daß der Glaube, Gottes Gesetz aus der richtigen Motivation heraus zu halten, nur „aus der Predigt“ kommen kann (Vers 17) – nur aus dem Hören der wahren Gottesbotschaft.

Wer Gottes Ruf Folge leistet, indem er Gott glaubt und gehorcht, der wird ein Teil des Leibes, der Gemeinschaft der Berufenen Gottes.

Welches ist Ihre Motivation? Drängt es Sie danach, Gottes Gesetze zu halten – oder drängt es Sie, wie die meisten Menschen, eher danach, Gottes Weg zu verwerfen, wie er sich in seinen Geboten offenbart?

Römer 10, Vers 4 sagt eindeutig nicht, daß Gottes Gesetz abgeschafft sei. Wahre Christen verstehen die wirkliche Bedeutung dieses Verses und wollen Gott gehorchen. Unsere Motivation in allem, was wir tun, soll sein: Glauben an Christus zu zeigen und deshalb ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen.

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