Das rote Seil: Erinnerung an das Passah

Was können Christen zum Passah
durch Rahabs Beispiel des Glaubens lernen?

Von der Redaktion

Zum Frühlingsbeginn verließen zwei Männer das Lager Israels, um eine gefährliche Aufgabe zu erfüllen. Sie sollten in fremdes Gebiet eindringen und Militäreinrichtungen ausspähen. Sie wurden fast erwischt und entkamen nur, indem sie eine Stadtmauer hinabseilten.

Ein „rotes Seil“, das die beiden Männer zurückließen, dient als Symbol für Christen. Die Farbe rot ist Teil der Symbolik beim Heilsprozeß und hat zum Passah besondere Bedeutung für Christen.

Die Männer waren Spione, die Josua ausgesandt hatte, um das Gelobte Land zu erkunden, besonders um Jericho (Josua 2,1). Sie hatten anscheinend vor den Einheimischen keine Angst, und vielleicht waren ihre Kleider und ihre Sprache nicht sehr auffallend. Zum Übernachten kehrten sie in Rahabs „Gasthaus“ ein.

Die Bibel berichtet jedoch, daß sie entdeckt wurden. Der König wollte sie festsetzen und wies Rahab an, sie auszuliefern. Es ist seltsam, daß der König keine bewaffneten Soldaten zu Rahab sandte. Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, daß Rahab eine einflußreiche Person der Stadt war.

Ein Zufallstreffen?

War die Begegnung zwischen den Spionen und Rahab nur ein Zufall? Im Gespräch mit ihr erfuhren die Männer, daß sie über Israel sehr gut informiert war. Sie schien die Kosten zu überschlagen für den Fall, daß sie ihre polytheistische Sichtweise aufgäbe. Ihre Verwandten schienen der gleichen Meinung zu sein. Kann es sein, daß Gott die Spione zu ihr führte, genauso wie er den heidnischen Hauptmann Kornelius zu Petrus führte? Wollte Gott sie zum Glauben Israels berufen? Die Erzählung in Josua sagt es nicht genau, aber in zwei Stellen wird sie für ihren Glauben gelobt: Hebräer 11,30-31 und Jakobus 2,25.

In ihrem Glauben kümmert sich Rahab mehr um das Leben der Spione als um die Wahrheit gegenüber dem König. Durch ihre Täuschung eilten die Suchtrupps an die Furten des Jordan-Flusses. Rahab versteckte die israelitischen Spione unter Flachsstengeln, die auf ihrem Dach zum Trocknen ausgelegt waren. In Josua 2, Verse 9-10 bekennt Rahab ihren neuen Glauben: „Ich weiß, daß der Herr euch das Land gegeben hat; denn ein Schrecken vor euch ist über uns gefallen, und alle Bewohner des Landes sind vor euch feige geworden. Denn wir haben gehört, wie der Herr das Wasser im Schilfmeer ausgetrocknet hat vor euch her, als ihr aus Ägypten zogt, und was ihr den beiden Königen der Amoriter, Sihon und Og, jenseits des Jordans getan habt, wie ihr an ihnen den Bann vollstreckt habt.“

Rahabs Worte sind erstaunlich. Der Sieg über die beiden Könige war vor nicht allzu langer Zeit passiert, aber der Auszug aus Ägypten lag um 40 Jahre zurück. Wie alt war Rahab? Wie hatte sie davon erfahren? Daran erkennt man, wie vertraut die Völker in und um Kanaan mit Israels Werdegang waren.

Rahab glaubte, daß Gott bei den Israeliten war. Bemerkenswert ist auch, daß ihre Familie ebenfalls diesen Glauben zu haben schien und der Aufforderung der Spione folgte, in dem Haus Rahabs zu bleiben. Rahab bekennt: „Der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden“ (Vers 11).

Das rote Seil

Wenden wir uns nun dem bemerkenswerten Sinnbild des roten Seils zu. Als Gegenleistung für ihren Schutz durch Rahab versprachen die beiden Späher, Rahab vor dem israelitischen Angriff zu schonen. Dafür gab es zwei Bedingungen. Sie und ihre Familienangehörigen mußten beim Angriff im Haus bleiben, und Rahab sollte das Haus durch ein rotes Seil am Fenster kennzeichnen.

Nachdem die beiden Bedingungen akzeptiert wurden, ließ Rahab die Spione mittels des an ihrem Fenster befestigten Seil die Mauer hinabklettern. Mit dem Seil im Fenster war das Haus der Vorstoßtruppe der israelischen Kämpfer erkenntlich (Verse 18-19).

Die beiden Spione berichteten Josua über alles, und Josua akzeptierte die Zusicherung des Schutzes für Rahab und ihre Familie. Beim Vorstoß der Israeliten auf Jericho ließ Gott sie wissen, daß er die Stadtmauern zum Einsturz bringen wollte (Josua 6). Vielleicht fragte sich Josua, ob Gott damit die ganze Mauer meinte, oder nur einen Teil der Mauer, um damit den angreifenden Israeliten Zugang zur Stadt zu verschaffen. Mit Erstaunen stellten die Israeliten fest, daß nur der Teil der Mauer stehengeblieben war, wo das rote Seil an Rahabs Fenster befestigt war. Die Lektion des Glaubens und des Vertrauens galt nicht nur Rahab und ihrer Familie, sondern auch Josua und den Israeliten.

Das Blut des Lammes

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem roten Seil Rahabs und dem Passah? „Rotes“ Blut von den geschlachteten Passahlämmern wurde an die Türpfosten der Häuser der Israeliten in Ägypten gestrichen, um sie vor dem Todesengel zu schützen (2. Mose 12,13).

So wie das Blut an den Türpfosten an jenem Passah die Rettung der Israeliten ermöglichte, so rettete das rote Seil Rahab und ihre Familie vor der Vernichtung. Wie das Blut des Lammes in Ägypten, sonderte das rote Seil Rahabs Familie zur Errettung am Tag des Verderbens aus. Dadurch lebte sie ihren Glauben, und Gott sah über die vergangenen Jahre der Sünde in ihrem Leben hinweg (Apostelgeschichte 17,30-31). Später wurde sie zur Vorfahrin Davids und Jesu Christi (Matthäus 1,1. 5-6).

Das Blut beim ersten Passah, welches die Rettung der erstgeborenen Israeliten ermöglichte, läßt sich mit dem roten Seil Rahabs vergleichen, das den israelitischen Spähern das Leben rettete. Im übertragenen Sinn ermöglicht das vergossene Blut Jesu Christi die Errettung der ganzen Menschheit vor der Strafe ihrer Sünden.

In dieser Symbolik bedeutet die Einnahme des Weins jedes Jahr beim Passah die Erneuerung der Errettung für alle, die im Glauben am Passah teilnehmen. Damit feiern Christen ihre Befreiung von der Knechtschaft der Sünde. Trotz unserer menschlichen Schwächen sieht Gott uns als gereinigt – als ungesäuert (1. Korinther 5,7).

Mit dieser Zuversicht bleiben wir auf dem Weg in Richtung unseres Gelobten Landes, des Reiches Gottes.