Nächstenliebe: Wer ist mein Nächster?

Die meisten bekennenden Christen glauben zu wissen, wer ihr Nächster ist. Wenn wir aber nicht wissen, wer unser Nächster ist, wie können wir ihn dann lieben?

Von Paul Kieffer

In seiner Zusammenfassung des Alten Testaments in bezug auf das Gesetz wies Jesus auf zwei grundlegende Prinzipien hin: die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten. In Matthäus 22, Vers 36 lesen wir, wie ein Schriftgelehrter zu Jesus kam und ihn fragte: „Welches ist das höchste Gebot im Gesetz?“ Jesus antwortete ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Verse 37-39).

Interessanterweise ist der erste Teil, die Liebe zu Gott, von den allermeisten Menschen mißverstanden worden, weil sie Gott nicht kennen. Christen sollten eigentlich wissen, wer Gott ist, und deshalb können wir ihn vielleicht mehr lieben als irgend jemand sonst in dieser Welt. Gott zu lieben, wenn man ihn gar nicht kennt, dürfte einem Menschen hingegen schwerfallen.

Diese Sichtweise wirft in bezug auf das zweite große Gebot eine wichtige Frage auf: Wie kann man jemanden lieben, wenn man ihn nicht kennt? Wir halten es gewöhnlich für selbstverständlich, daß wir wissen, wer unser Nächster ist. Aber es scheint, daß sich manche Gläubige damit schwertun.

Es sieht sogar so aus, als würden einige Nichtchristen besser wissen, wer ihre Nächsten sind, als es bei uns der Fall ist. Wie kann man jemanden lieben, wenn man gar nicht weiß, wer er ist?

Wer ist Ihr Nächster?

In 1. Johannes 4, Verse 20-21 lesen wir: „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Und dies Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, daß der auch seinen Bruder liebe.“

Hier könnte jemand einwenden, daß es sich beim Wort „Bruder“ nur um einen leiblichen Bruder oder aber einen Glaubensbruder handeln kann – also jemanden, dem man aufgrund eines Verwandtschaftsverhältnisses nahe steht. Wer so denkt, weiß wirklich nicht, wer sein Bruder sein kann, denn auch andere Menschen – Fremde, ja sogar Feinde – sind unsere Nächsten. Wir sollten ihnen gegenüber die gleiche Haltung haben, wie wir sie gegenüber unseren leiblichen und geistlichen Brüdern besitzen.

Es gibt bekennende Christen, die nur dann anderen Menschen helfen, wenn sie ausdrücklich darum gebeten werden. Mit anderen Worten: Sie tun es nicht spontan. Spiegelt diese Haltung auch Ihre Handlungsweise wider? Wenn ja, warum ist das so? Kann es sein, daß wir wirklich nicht wissen – oder nicht wissen wollen – wer unser Nächster ist?

Nächstenliebe und die Haltung der Schriftgelehrten

In meiner jahrelangen Erfahrung als Prediger habe ich es manchmal erlebt, daß Fragen nicht etwa deshalb gestellt wurden, um etwas besser zu verstehen, sondern um eine persönliche Vorgehensweise zu rechtfertigen – besonders dann, wenn der Fragesteller eine bestimmte Sache nicht tun wollte. Können Sie sich vorstellen, daß jemand, der das Gesetz Gottes sehr genau kennt, in gleicher Weise handelt, indem er Jesus die Frage stellt „Wer ist mein Nächster“?

In Lukas 10, Vers 25 kam ein Schriftgelehrter zu Jesus. Er wollte ihn auf die Probe stellen. Deshalb fragte er: „Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?“ Versetzen wir uns einmal in die Gedanken dieses Schriftgelehrten. Dieser Mann kannte das Gesetz. Er wußte auch, daß er zu einem Meister sprach – schließlich nannte er Jesus Meister bzw. Lehrer. Er sagte: „Was soll ich tun? Sage es mir.“ Bei seiner Fragestellung müßte man davon ausgehen, daß es ihm darum ging zu erfahren, was er wirklich tun sollte.

Deshalb antwortete ihm Jesus: „Nun, du bist doch ein Schriftgelehrter. Was steht denn im Gesetz?“ Der Mann bewies sein Wissen und sagte: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Vers 27).

Jesus gefiel die Antwort. Er sagte: „Du hast recht. Es stimmt genau.“ Erst jetzt taucht das wirkliche Problem auf, denn wir erfahren in Vers 29, daß der Schriftgelehrte „sich selbst rechtfertigen“ wollte. Er kannte nämlich das Gesetz ganz genau und war darauf bedacht, seine Verantwortung gegenüber seinem Nächsten möglichst einzuschränken. Deshalb sagte er Jesus sinngemäß: „Ich weiß aber nicht, wer mein Nächster überhaupt ist. Wie kann ich ihn da lieben?“

Wie hätten Sie dem Mann geantwortet, wenn Sie Jesus gewesen wären? Vergessen wir nicht, daß die Menschen damals genauso wie heute Vorurteile gegenüber anderen Völkern und Rassen hatten. Für die Juden waren nur ihre eigenen Volksgenossen Nächste. Deshalb benutzte Jesus ein Gleichnis, das wir wahrscheinlich bereits viele Male gehört bzw. gelesen haben.

Der Nächste des Samariters

Das Gleichnis handelt von einem Reisenden, der überfallen und ausgeraubt wird: „Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen“ (Vers 30). Wie hätten Sie als Christ gehandelt, wenn Sie vorbeigekommen wären und diesen verwundeten Mann gesehen hätten?

„Es traf sich aber, daß ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber“ (Vers 31). Bei dem Priester handelte es sich um einen religiösen Menschen. Aber warum ging er vorüber? Vielleicht meinen Sie, daß er nur vorgab, ihn nicht zu sehen. Möglich. Vielleicht ist Ihre Erklärung, daß der Priester gerade keine Zeit hatte. Auch möglich. Sie könnten sogar einwenden, daß wir das Herz des Mannes nicht kennen und er in Gedanken sogar ein kurzes Gebet für das Opfer gesprochen hat.

Ja, vielleicht tat er es. Aber was nützt das? Hier liegt ein Mann schwer verletzt und man sagt: „Gott, sorge bitte für ihn, denn ich bin im Moment gerade sehr beschäftigt.“ Und man setzt einfach die Reise fort.

„Desgleichen auch ein Levit: als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber“ (Vers 32). Auch ihn sollte man eigentlich für einen religiösen Mann halten. Er soll das Alte Testament gekannt und deshalb gewußt haben, wie man „seinen Nächsten liebt wie sich selbst“. Sagte auch er ein stilles Gebet, als er vorüberging? Manchmal handeln wir als Christen ähnlich; wir überlassen es anderen, gewisse – unangenehme – Dinge zu tun.

„Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; und er ging zu ihm, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn“ (Verse 33-34).

Vor dem Hintergrund der Beziehungen zwischen Juden und Samaritern ist das Verhalten des Samariters in Jesu Gleichnis beachtenswert. Die Juden standen im allgemeinen den Samaritern ablehnend gegenüber, weil diese mit Sicherheit keine „reinen“ Israeliten waren. Darüber hinaus hielten die Juden die samaritische Mischreligion sogar für schlimmer als das Heidentum. Samariter und Juden sprachen gewöhnlich nicht miteinander und hatten auch sonst keinerlei Beziehungen zueinander. Aber in Jesu Gleichnis ist der Samariter ein Mann, der trotz der gesellschaftlichen Situation Mut zeigt. Er bleibt stehen. Warum tut er das? Weil „er Mitleid mit ihm fühlte“ (Vers 33, Menge-Übersetzung).

Wer Mitleid empfindet, handelt auch entsprechend. Der Samariter kannte sich aus. Er wußte, wie man erste Hilfe leistet und Verletzte behandelt. Wahrscheinlich hat er viel zu tun gehabt, aber er hörte damit auf, weil ihm der Schwerverletzte wichtiger war.

Er blieb mit dem Verletzten in der Herberge und kümmerte sich anscheinend die ganze Nacht um ihn. Später gab er dem Wirt Geld mit den Worten: „Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme“ (Vers 35).

Jesus forderte den Schriftgelehrten auf, das Gleichnis zu deuten: „Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war?“ (Vers 36). Dem Schriftgelehrten blieb natürlich nichts anderes übrig, als widerwillig zuzugeben: „Der die Barmherzigkeit an ihm tat.“ Jesus ermahnte den Schriftgelehrten, dem Beispiel des Samariters zu folgen: „So geh hin und tu desgleichen!“ (Vers 37).

Was können wir von diesem Gleichnis lernen? Jesus zeigt uns, daß ein Mensch „außerhalb“ der Religion, die der Schriftgelehrte für die wahre hielt, besser wußte, wie man seinen Nächsten liebt wie sich selbst.

Kann es vorkommen, daß heutige Christen in ihren Taten der Denkweise des Priesters oder des Leviten schuldig geworden sind? Beten auch wir manchmal einfach nur für jemanden, der in Not ist, während wir in Wirklichkeit etwas für ihn tun könnten? Sicherlich sollen wir für ihn beten! Aber manchmal können wir mehr tun. Wenn wir gebetet haben und wir außerdem noch etwas tun können, dann tun wir es besser!

Sprüche 3, Vers 28 lehrt uns das gleiche Prinzip: „Sprich nicht zu deinem Nächsten: Geh hin und komm wieder; morgen will ich dir geben –, wenn du es doch hast.“

Wie lebt man nach der „goldenen Regel“?

Was ist einfacher, Gott zu lieben oder unseren Nächsten zu lieben? Auf jeden Fall fordert wahre Nächstenliebe ein hohes Maß an geistlicher Reife. Schließlich kann es vorkommen, daß unser Nächster uns manchmal haßt, unser Feind ist und unter Umständen unsere Liebe gar nicht verdient hat.

Jesus sagt uns: „Und wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben ihre Freunde.“ Jesus stellt diejenigen, die so denken, auf die gleiche Ebene wie die Sünder. Diesem Urteil setzen sich solche Christen aus, die meinen: „Man braucht sich nur um seine Glaubensbrüder zu kümmern und niemanden sonst.“

Jesus fährt fort: „Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon? Auch die Sünder leihen den Sündern, damit sie das Gleiche bekommen“ (Vers 34). Der gute Samariter hatte keine Ahnung, wer der Schwerverletzte war. Grundlage für sein Handeln war aber nicht die Erwartung, daß das Opfer ihm jemals etwas zurückzahlen würde.

Jesus legt uns eine andere Geisteshaltung nahe: „Vielmehr liebt eure Feinde; tut Gutes und leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft“ (Vers 35). Hier könnte man noch hinzufügen: manchmal in der Erwartung auf Böses als Gegenleistung. Wir sollen trotzdem auch dann helfen, wenn uns Gutes mit Bösem vergolten wird. Unser „Lohn wird groß sein“, so sagte es Jesus.

In Lukas 14, Vers 12 finden wir einen weiteren Grundsatz der Gesinnung Jesu: „Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird.“ Bestimmt ist es nicht verkehrt, Freunde einzuladen und auch von ihnen eingeladen zu werden. Wer sich jedoch in Nächstenliebe üben will, achtet nicht darauf, ob er im Gegenzug auch eine Einladung erwarten kann.

Deshalb betont Jesus in den Versen 13-14: „Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“ Wenn wir also jemanden finden, der unsere Hilfe braucht und von dem wir, realistisch gesehen, keine Hilfe als Gegenleistung erwarten können, dann wissen wir, wer unser Nächster ist.

Ein Blick nach draußen

Vor Jahren erzählte ein Prediger eine alte Geschichte über einen türkischen Priester namens Hoja, der anscheinend Philosoph gewesen ist. Eines Tages wurde er zu einem Festmahl eingeladen, und er nahm die Einladung an, weil er feststellen wollte, ob es seinen Gastgebern um ihn selbst als Person ging oder sie ihn nur für das einluden, was er darstellte. Deshalb zog er sehr armselige Kleidung an und ging zunächst unangemeldet hin. Die Leute schauten offensichtlich auf ihn herab. Niemand sprach mit ihm, und zuletzt wiesen sie ihn ab. Daraus zog er den Schluß, daß sie ihn nicht wirklich mochten.

Danach wechselte er seine Kleidung und zog sich einen dicken Pelzmantel an. Dann ging er wieder hin. Diesmal schauten alle auf ihn und sagten: „Oh, kommen Sie doch bitte herein, mein Herr! Setzen Sie sich bitte hierhin!“ Sie gaben ihm den Ehrenplatz und begannen, ihn fürstlich zu bedienen.

Was tat dieser Hoja? Er zog sich den Pelzmantel aus und sagte dem Kleidungsstück demonstrativ: „Iß! Dieses Mahl ist nicht für mich, sondern für dich. Ich kam herein und keiner beachtete mich auch nur. Aber wegen dir, Pelzmantel, wegen dir wurde ich bedient. Du hast es verdient. Ich hingegen verdiene es nicht.“

In Jakobus 2 finden wir das gleiche Beispiel: „Nehmt einmal an, ihr seid zum Gottesdienst versammelt, und es kommt ein Mann mit goldenen Ringen und in vornehmer Kleidung herein und ebenso ein Armer in Lumpen. Und ihr sagt zu dem gut gekleideten Mann respektvoll: Bitte, hier ist noch ein bequemer Platz! Aber zu dem Armen sagt ihr: Du kannst dort hinten stehen, oder auch: Setz dich hier neben meinen Stuhl auf den Boden!

Trefft ihr da nicht höchst fragwürdige Unterscheidungen und urteilt nach verwerflichen Maßstäben? Hört gut zu, meine lieben Brüder und Schwestern! Hat Gott nicht gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind, um sie aufgrund ihres Glaubens reich zu machen?“ (Verse 2-5; Gute Nachricht Bibel).

Nehmen wir an, um bei dem Beispiel des Priesters Hoja zu bleiben, Gott hätte uns nur deshalb berufen, weil wir Pelzmäntel besäßen und reich wären. Sehen Sie sich beim nächsten Gottesdienst um: Ich gehe davon aus, daß bei Anwendung solcher Auswahlkriterien die meisten Besucher dann überhaupt nicht anwesend wären. Wie gut, daß Gott statt dessen auf das Innere schaut! Wir Menschen aber neigen dazu, auf das Äußere mehr zu achten als auf das Herz.

Jakobus fährt fort: „Ihr aber habt dem Armen Unehre angetan. Sind es nicht die Reichen, die Gewalt gegen euch üben und euch vor Gericht ziehen? Verlästern sie nicht den guten Namen, der über euch genannt ist?“ (Verse 6-7). Da gewinnt man den Eindruck, daß man, je reicher man wird, desto mehr zu einer überheblichen Gesinnung neigt, anstatt zur Gesinnung eines demütigen Menschen, der Gott nahe steht.

Wie uns selbst

Wer ist unser Nächster? Unser Nächster ist jeder, der Hilfe benötigt. Jesus sagt, daß wir unseren Nächsten lieben müssen wie uns selbst. Dies bedeutet, daß wir uns so einzusetzen haben, als ob wir derjenige wären, der in Not ist.

Prinzipien der Nächstenliebe finden wir auch im Alten Testament, beispielsweise in 3. Mose 19, Verse 13-14: „Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken noch berauben.“ Dies schließt auch mit ein, daß man den vollen Betrag, den man jemandem schuldet, zurückzahlt. „Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis zum Morgen. Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst vor den Blinden kein Hindernis legen.“

Liebe zum Nächsten in ihrer einfachsten Form ist, andere so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Die zitierten Beispiele handeln von einem passiven Verhalten – was wir nicht tun sollen. Wir sollen aber unsere Feinde so lieben, wie wir uns selbst lieben.

Wie schaffen wir das? In Römer Kapitel 12 zeigt uns der Apostel Paulus den Weg: „Segnet, die euch verfolgen“ (Vers 14). Wenn jemand etwas Schlechtes zu Ihnen oder über Sie sagt, wie sollen Sie reagieren? Sagen Sie ihm etwas Nettes. Vergelten Sie nicht Böses mit Bösem.

Vers 15: „Freuet euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.“ Das bedeutet Anteilnahme. Wenn jemand Probleme hat, setzen Sie sich mit ihm zusammen, helfen Sie ihm. Jesus sagt, wir sollen ein Licht sein (Matthäus 5,16). Dazu gehört, daß wir Nächste sein sollen. Wir sollen anderen helfen, sie ermutigen und ihnen Hoffnung schenken. Unsere Aufgabe ist es, anderen ein Beispiel zu geben und sie zu veranlassen, sich Gott zuzuwenden.

Vers 17 bzw. 19: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann ... Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.“ In dem Augenblick, in dem wir anfangen, Vergeltung haben zu wollen, lieben wir unseren Nächsten nicht wie uns selbst. Dann wissen wir nicht einmal, wer unser Nächster ist!

In Jesu Fußtapfen nachfolgen

Jesus hörte nie auf, seine Nächsten zu lieben. Er gab sein Leben für sie. Und sogar als man ihn quälte, verspottete, auslachte und dem Tode auslieferte, sagte Christus am Kreuz: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34).

Als Stephanus zu Tode gesteinigt wurde, bat er Gott: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Apostelgeschichte 7,60). Seien wir ehrlich: Hätten wir diesen Gedanken, wenn man uns steinigen würde? Ist uns bewußt, daß wir ihn entweder haben würden, oder wir gingen nicht ins Reich Gottes ein?

Es gibt eine Belohnung, die sich auf die Geschichte vom guten Samariter gründet. Wenn Christus in seiner Herrlichkeit zurückkommen wird, um seine Schafe von den Böcken zu trennen, wird er den Schafen sagen: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich.“ Jesus lobt seine Schafe, weil sie ihn hungrig, durstig, alleine und nackt gesehen haben und wie der gute Samariter handelten (Matthäus 25,34-36).

Das Interessante an dieser Sache ist, daß Jesu Schafe überhaupt keine Vorstellung davon haben, was er meinte. Sie hatten ihn nie hungrig, nackt oder durstig gesehen. Das stimmt, aber sie haben ihren Nächsten in solchen Situation gesehen, und sie handelten! Als er den Böcken ihre Untätigkeit vorhält, antworten ihm auch diese: „Wir sahen dich niemals in solch einer Lage.“ Ja, aber sie sahen ihren Nächsten in solchen Situationen und wandten sich von ihm ab!

Unser Nächster ist jeder, der zu irgendeiner Zeit in Not ist und dem wir helfen können. Dabei gilt es, über rein passives Verhalten hinauszugehen, wie es der gute Samariter auch tat. Beherzigen wir deshalb, was Jesus in Lukas 17, Vers 10 sagt: „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur getan, was wir zu tun schuldig waren.“