Europäische Demographie und Prophetie

Die völkische Zusammensetzung Europas ist im Wandel begriffen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesem Wandel und biblischer Prophetie?

Von Paul Kieffer

Die Geschichte des antiken Israels erinnert uns an die Wichtigkeit der Demographie. Nachdem die Israeliten mehrere Generationen in Goschen in Ägypten gelebt hatten, waren sie zahlenmäßig so zahlreich geworden, daß man sie für eine potentielle Bedrohung der inneren Sicherheit Ägyptens hielt. 2. Mose 1, Verse 8-10 berichtet uns von den Sorgen des Pharaos:

„Da kam ein neuer König auf in Ägypten, der wußte nichts von Josef und sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk Israel ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen sie mit List niederhalten, daß sie nicht noch mehr werden. Denn wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unsern Feinden schlagen und gegen uns kämpfen und aus dem Lande ausziehen.“

Wie die nachfolgenden Verse zeigen, führte die vermeintliche Drohung durch das schnelle Wachstum der Kinder Jakobs zu ihrer Versklavung in Ägypten. Einige, die von den Möglichkeiten einer demographischen Entwicklung wenig Ahnung haben, stellen sich die Frage, wie eine Gruppe von 70 Israeliten, die ihren Wohnort nach Ägypten verlegten und dort von Gott gesegnet wurden, innerhalb von ca. 240 Jahren zu einem Volk von zwei bis drei Millionen Menschen heranwachsen konnte. Doch die Geschichte Europas zeigt gerade, wie schnell die Bevölkerung eines Landes wachsen kann, wenn die Bedingungen günstig sind.

Vor 300 Jahren lebten schätzungsweise 120 Millionen Menschen in Europa. Die nächsten 200 Jahre zeugen von einer wahrhaftigen Bevölkerungsexplosion in Europa. Die industrielle Revolution mit ihrer Mechanisierung der Lebensmittelindustrie, verbesserten Hygiene und Medizin trug zur bemerkenswerten Reduzierung der Säuglings- und Kindersterblichkeit bei. Bis 1914 war die Bevölkerung Europas auf 450 Millionen gestiegen, obwohl ca. 60 Millionen Europäer in diesem Zeitraum ausgewandert waren. Von 1780 bis 1910 nahm die Bevölkerung Deutschlands um 205 Prozent zu, von 21 Millionen auf ca. 64 Millionen.

Das Bevölkerungswachstum in England und Wales war noch rasanter. Aus den in diesen Gebieten lebenden acht Millionen Menschen des Jahres 1780 wurden bis zum Jahr 1910 40 Millionen, eine Zunahme von 400 Prozent (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung). Vor Beginn des 20. Jahrhunderts verzeichnete man jedoch bereits eine fallende Tendenz bei den Geburtenraten in Europa.

Bevölkerungsstillstand in Europa

Vor dem Ende des 19. Jahrhunderts korrigierten sich die Geburtenraten in Europa nach unten, besonders in der oberen Mittelklasse. Der Trend setzte sich im 20. Jahrhundert fort und beschleunigte sich noch, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg. Verbesserte Bildungs- und Karrieremöglichkeiten und die mit ihnen einhergehende Hinauszögerung der Ehe und Familiengründung, der Ausbau des Sozialstaats als Alternative zur finanziellen Absicherung durch die Großfamilie und veränderte Lebensstile waren alles Faktoren, die zur Senkung der Geburtenrate beitrugen.

Europäische Geburtenraten sind auf 1,45 Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter gefallen, weit unter dem Durchschnitt von 2,1 Kindern, den Demographen für die Erhaltung einer nationalen Bevölkerung für notwendig halten. Bei dieser Geburtenrate wird die Bevölkerung der Europäischen Union in den nächsten 40 Jahren um ca. fünf Prozent schrumpfen, und das bei einer geschätzten Anzahl von einer Million legaler Einwanderer jährlich.

Die Lage in Deutschland ist besonders kritisch. Statistiken zufolge, die im März 2006 veröffentlicht wurden, liegt die Geburtenrate in Deutschland derzeit bei 1,36 Babys pro Frau. Von dem gegenwärtigen Trend ausgehend, sagen Demographen hierzulande eine Abnahme der in Deutschland geborenen Kinder um 50 Prozent für das Jahr 2050 voraus. „Die negative demographische Entwicklung Deutschlands nimmt an Geschwindigkeit noch zu“, war die Einschätzung von Hans Fleisch, Vorsitzender des privaten „Instituts für Bevölkerung und Entwicklung“ in Berlin. Nach seiner Einschätzung hat in den vergangenen zwei Jahren der Bevölkerungsrückgang endgültig eingesetzt, wobei die seit ca. 30 Jahren ohnehin niedrige Geburtenrate nochmals gesunken sei.

Der Rückgang ist besonders akut in den neuen Bundesländern. Dort liegt die Geburtenrate seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 bei nur 0,77 Kindern pro Frau. Reiner Klingholz, Direktor des Berliner Instituts, faßte die Situation mit Humor zusammen: „Das war weltweit die niedrigste Geburtenrate mit Ausnahme des Vatikan“ (Die Welt, 15. März 2006). Die niedrige Geburtenrate im Osten Deutschlands wird dort bereits ab 2015 zu einer spürbaren Abnahme der Bevölkerung führen.

Auch wenn es mit dem Rückgang der Geburtenrate nicht unmittelbar zu tun hat, ist die Feststellung interessant, daß die Anzahl der Europäer, die sich zum Christentum bekennen, in den letzten 100 Jahren merklich zurückgegangen ist. 1900 sahen sich ca. 95 Prozent der Europäer als Christen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts fiel dieser Prozentsatz auf 75 Prozent, mit einem besonders deutlichen Rückgang in den letzten 25 Jahren.

Beispielsweise ging der Anteil der Bevölkerung Belgiens, der sich als Christen bezeichnet, seit 1980 um 20 Prozent zurück, in den Niederlanden um 18 Prozent und in Frankreich um 16 Prozent. Darüber hinaus ist Europa der einzige Kontinent weltweit, der einen absoluten Rückgang an Katholiken verzeichnet. Die jährliche Anzahl von Säuglingstaufen auf den Philippinen übersteigt die Anzahl der Taufen in Frankreich, Italien, Polen und Spanien zusammengerechnet.

Eine schnell wachsende islamische Minderheit

In den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg erkannten westeuropäische Länder ihre Unfähigkeit, genügend Arbeitskräfte aus der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, um den Anforderungen einer schnell wachsenden Wirtschaft zu genügen. Ihre Lösung war die Anwerbung von Gastarbeitern aus anderen Ländern, um so genügend Arbeitskräfte zu haben. Manche dieser Gastarbeiter kamen aus Ländern, die bereits Mitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft waren (wie Italien) oder es später wurden (wie beispielsweise Portugal und Spanien). Als Bürger heutiger EU-Mitgliedsländer sind sie in einem Sinne keine Gastarbeiter mehr, denn die EU garantiert ihren Bürgern Bewegungsfreiheit innerhalb der Union und weitgehende Freiheit bei der Suche nach Arbeit.

Gastarbeiter islamischen Glaubens aus Ländern wie der Türkei, Algerien, Marokko, dem ehemaligen Jugoslawien usw. wurden auch als Gastarbeiter für Westeuropa angeworben. In bezug auf einen längerfristigen Verbleib im Gastland ist der Ausdruck „Gastarbeiter“ aussagekräftig: Ein Gast soll nach Hause gehen, wenn sein Besuch zu Ende ist. Die Einwanderungs- und Aufenthaltsbestimmungen wurden jedoch gleichermaßen angewendet, ungeachtet des Herkunftslandes. Das Resultat ist, daß Millionen von Gastarbeitern heute in ihren Gastländern unbefristete Aufenthaltserlaubnisse besitzen. Daran wird sich, ohne eine Änderung des Ausländerrechts, auch nichts ändern. Viele dieser islamischen Gastarbeiter haben Europas liberale Bestimmungen über Familienzusammenführung genutzt, um ihre Ehefrauen und Kinder ins Gastland zu holen.

In vielen Fällen ist diese islamische Minderheit bereits in der dritten Generation in ihrem Gastland. Diese Minderheit lebt nicht nur hier – sie wächst, und zwar schnell! In den letzten 30 Jahren hat sich die Anzahl der in Europa lebenden Muslime verdreifacht. Ein Teil dieses Wachstums ist auf das bereits erwähnte Nachholen von Familienangehörigen zurückzuführen. Der größte Teil ist der hohen Geburtenrate unter der islamischen Minderheit zuzuschreiben. Ihre Geburtenrate ist derzeit ca. dreimal so hoch wie die ihrer westeuropäischen Nachbarn.

Mit anderen Worten: Ohne das Wachstum der islamischen Minderheit in Europa würde die Bevölkerung Europas noch schneller schrumpfen. Derzeit stellen Muslime ca. fünf Prozent der Gesamtbevölkerung Europas. Setzen sich die heutigen Trends fort, wird sich innerhalb von fünfzehn Jahren der Anteil der Muslime an der europäischen Bevölkerung verdoppeln. Im gleichen Zeitraum wird die nichtmuslimische Bevölkerung Europas um ca. 3,5 Prozent zurückgehen.

Europas traditionelle, nichtislamische Bevölkerung stirbt langsam aber sicher aus, während die islamische Minderheit in Europa eine Bevölkerungsexplosion erlebt. Setzt sich diese Entwicklung unverändert fort, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die islamische Bevölkerung Europas zu einer beträchtlichen Minderheit – und eines Tages sogar zur Mehrheit – der Gesamtbevölkerung Europas wird. 2005 wurden beispielsweise in Frankreich mehr Kinder islamischer Eltern geboren als Kinder einer traditionellen französischen Herkunft.

Europas Zukunft in biblischer Prophetie

Den Schlüssel zum Verständnis der Zukunft Europas in biblischer Prophetie finden wir im alttestamentlichen Buch Daniel. Die Schlüsselprophezeiung Daniels in Kapitel 2 ist seine Auslegung des Traums, den der babylonische König Nebukadnezar hatte. In seinem Traum sah Nebukadnezar ein großes menschliches Standbild, das in vier Teile aufgeteilt war: Kopf, Brust und Arme, Bauch und Oberschenkel und letztlich die Beine und Füße. Das Standbild stellt die chronologische Reihenfolge von vier Weltmächten dar, wobei das besondere Augenmerk der biblischen Prophetie immer dem Heiligen Land und Jerusalem gilt.

Daniel identifizierte den Kopf des Standbilds als das babylonische Reich mit seinem König Nebukadnezar (Daniel 2,38). Die nachfolgenden Weltreiche waren, in chronologischer Reihenfolge, das Medo-Persische Reich, das griechische Reich von Alexander dem Großen und letztlich das Römische Reich. In Daniels eigener Vision, die wir in Kapitel 7 finden, werden diese vier Weltreiche durch „vier große Tiere“ dargestellt (Vers 3).

Nebukadnezars Traum läßt einige Fragen offen, da er das vierte Weltreich – das Römische Reich – als zur Zeit der Wiederkehr Jesu existierend beschreibt. Jesus ist der Stein, der das Standbild an seinen Füßen trifft und es so zum Einsturz bringt (Daniel 2,44-45). Der Stein füllt die ganze Erde, womit die weltweite Herrschaft des Reiches Gottes mit Jesus als dessen König versinnbildlicht wird.

Nach Daniels Interpretation sind die Zehen des Standbildes „Könige“ (Daniel 2,44). Da die chronologische Reihenfolge von Nebukadnezars Standbild von oben nach unten zu sehen ist und der Stein, der Jesus darstellt, das Standbild an seinen Füßen trifft, sind die Zehen, von denen es zehn gibt, logischerweise der letzte Teil des Römischen Reiches. Geschichtsstudenten wissen jedoch, daß das Römische Reich 476 n. Chr. untergegangen ist, und Jesus ist bekanntlich damals nicht wiedergekehrt.

Wir können die Chronologie des vierten Weltreichs in Daniel 2 und 7 richtig verstehen, wenn uns bewußt ist, daß das Römische Reich nach seinem Untergang mehrmals wiederbelebt wurde. Auf Geheiß des Papstes in Rom wurde 554 n. Chr. die Reichshoheit in Italien durch Justinian, Kaiser des Ostreichs in Konstantinopel, wiederhergestellt. Das war das Muster in späteren Jahrhunderten für weitere Wiederbelebungen, die in die Geschichtsschreibung als „Heiliges Römisches Reich“ eingegangen sind.

Interessanterweise enthält die Offenbarung eine Prophezeiung über zehn Könige, die gemeinsam ihre Kraft und Autorität einem „Tier“ verleihen, das Jesus Christus bei seiner Wiederkehr zur Erde besiegen und zerstören wird. In Offenbarung 17, Verse 12-14 heißt es dazu:

„Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier. Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier. Die werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden“ (alle Hervorhebungen durch uns).

Anscheinend sind die zehn Zehen von Nebukadnezars Standbild in Daniel 2 dasselbe wie die zehn Könige von Offenbarung 17. In Offenbarung 17 werden sie jedoch nicht durch Zehen, sondern durch „Hörner“ symbolisiert. Die zehn Hörner sind Teil eines Tieres, das nach der Beschreibung von Vers 3 „sieben Häupter und zehn Hörner“ hat.

Die zehn Hörner – die letzten zehn Könige, die gegen Jesus kämpfen werden – sind anscheinend auch eines der sieben Häupter. Jedes der sieben Häupter ist ein „Berg“, ein biblisches Sinnbild für ein Reich mit seinem König bzw. Oberhaupt (Offenbarung 17,9-10). Vers 10 macht klar, daß die Häupter in chronologischer Reihenfolge erscheinen. Das siebte Haupt bzw. Berg tritt als die zehn Könige auf, die durch zehn Hörner dargestellt werden (Vers 12).

Diese aufeinanderfolgenden „Berge“ werden von einem religiösen System dominiert, das die Bibel „das große Babylon“ nennt. Dieses „große Babylon“ ist die „große Hure [Stadt], die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben; und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei“ (Offenbarung 17,1-2).

Die wahre Kirche Gottes wird in der Bibel als reine Jungfrau dargestellt, die auf ihre Vermählung mit Jesus wartet. Dazu lesen wir z. B. in Offenbarung 19, Verse 7-8 folgendes: „Laßt uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, sich anzutun mit schönem reinem Leinen. Das Leinen aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen.“

Im Gegensatz dazu ist die „große Hure“ von Offenbarung 17 ein verführerisches religiöses System, das sich als die wahre christliche Religion ausgibt. Als moderner Erbe der antiken babylonischen Mysterienreligion wird die Stadt Rom als „betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu“ beschrieben (Offenbarung 17,6). Es ist eine nicht zu leugnende historische Tatsache, daß sich Rom unter dem Einfluß einer großen Religion, mehr als irgendeine andere Stadt, für die Verfolgung und das Märtyrertum derjenigen zeichnete, „die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus“ (Offenbarung 14,12). Selbst frühe kirchliche Autoren erkannten die Verbindung zwischen Babylon und Rom, indem sie das Wort „Babylon“ in 1. Petrus 5, Vers 12 als Pseudoname für Rom interpretierten.

Diese infame Stadt, die als Hure auf dem Tier sitzend dargestellt wird, dessen kulturelles und religiöses Zentrum sie ist, hat einen riesigen Einfluß auf „Völker und Scharen und Nationen und Sprachen“ gehabt (Offenbarung 17,15). Zeitweise galt Rom sogar als „die große Stadt, die die Herrschaft über die Könige auf Erden hat“ (Vers 18).

Mit anderen Worten: Das gesamte Tier von Offenbarung 17 scheint das sogenannte „Heilige Römische Reich“ zu sein, das von dem „christlichen“ Nachkommen der antiken babylonischen Mysterienreligion dominiert wird. Die letzte Wiederbelebung dieses Reiches wird von dem gleichen religiösen System beeinflußt, das es seit 554 n. Chr. gelenkt hat.

Wie geht es weiter?

Der Mittelpunkt der letzten Wiederbelebung des Römischen Reiches wird, wie es beim ursprünglichen Reich und seinen späteren Wiederbelebungen der Fall war, in Europa sein. Die heutige Europäische Union kann als Vorläufer dieser letzten Wiederbelebung gesehen werden.

Das bedeutet jedoch nicht, daß alle heutigen EU-Mitgliedsländer Teil des letzten Römischen Reiches sein werden. Die Länder, die sich entschließen, ihre Hoheit einer zentralen Autorität zu übertragen, werden Teil einer mächtigen, aber kurzlebigen Union sein, die von einer traditionellen Religion beeinflußt wird. Das Zentrum dieser Religion wird in Rom sein, dem modernen Erben des antiken Babylons.

Der Islam ist nie die Religion des „Heiligen Römischen Reiches“ gewesen. Da Offenbarung 17 die „große Hure“ als den kontinuierlichen vorherrschenden religiösen Einfluß auf das Tier darstellt, wird das Wachstum der islamischen Minderheit in Europa die traditionelle Religion des „Heiligen Römischen Reiches“ in ihrem Einfluß auf das Tier nicht beschneiden.

Welche Entwicklung könnte es vor dem Hintergrund der biblischen Prophezeiungen und angesichts der schnell wachsenden islamischen Minderheit in Europa geben? Mehrere Szenarien sind plausibel:

• Die Einwanderung aus islamischen Ländern könnte in der Zukunft beschränkt werden.

• Die Aufenthaltsgenehmigung mancher – vielleicht sogar vieler – hier lebender islamischer Menschen, die keine EU-Bürger sind, könnte aufgehoben werden.

• Die Entstehung der letzten Wiederbelebung des „Heiligen Römischen Reiches“ wird wohl früher geschehen, als manche sich das vorstellen: zu einer Zeit, in der die Europäer einer traditionellen europäischen Herkunft die Mehrheit in Europa sind.

Vor dem Hintergrund des heutigen liberalen Zeitgeists in Europa scheinen Einreisebeschränkungen für Muslime – oder die Ausweisung bereits hier lebender Muslime – nicht realistisch zu sein. Die gewaltsame Reaktion in den Niederlanden nach dem Mord des niederländischen Filmregisseurs Theo van Gogh im November 2004 zeigt jedoch, was geschehen kann, wenn sich die einheimische Bevölkerung provoziert oder gar bedroht fühlt. Einreisebeschränkungen für islamische Ausländer würden auf jeden Fall die Beziehungen der Europäischen Union zur islamischen Welt belasten.

In diesem Zusammenhang ist die Frage offen, ob die Türkei zum Vollmitglied der EU wird. Die offiziellen Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, die im Herbst 2005 aufgenommen wurden, werden mindestens 10 und vielleicht sogar 20 Jahre dauern. Die Aufnahme der Türkei würde die frühere Kritik an der EU als „christlichem Verein“ verstummen lassen. Das EU-Mitglied Türkei wäre bald das bevölkerungsreichste Land in der Union. Bis zum Jahr 2020 wird die Türkei mehr Einwohner haben als Deutschland mit seinen jetzigen 82 Millionen Einwohnern. Halten die heutigen Trends an, wird die Türkei lange vor dem Ende dieses Jahrhunderts die 100 Millionen Grenze überschreiten.

Vor seiner Wahl zum Papst bezeichnete Josef Kardinal Ratzinger die mögliche Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei als großen Fehler. Zur Zeit gibt es keinen offiziellen Standpunkt der römisch-katholischen Kirche in dieser Frage, und Papst Benedikt XVI. hat dazu nichts weiter gesagt. Soll sein Schweigen zu diesem Thema als Indiz gewertet werden, daß er seine persönliche Meinung nicht geändert hat?

Andererseits war Papst Johannes Paul II. bemüht, die Beziehungen der römisch-katholischen Kirche zur islamischen Welt zu verbessern. Auch wenn es auf den ersten Blick seltsam erscheinen mag: Wäre eine Vereinbarung zwischen einem christlichen Europa und wenigstens einem Teil des islamischen Nahen Ostens möglich – eine Vereinbarung, die Europa freien Zugang zum Nahen Osten garantieren und im Gegenzug die islamische Minderheit in Europa schützen würde?

Eine Prophezeiung in Psalm 83 sagt möglicherweise eine moderne europäisch-islamische Allianz gegen Israel voraus. Hier bedeutet „Israel“ mehr als nur der Stamm Juda oder der politische Staat Israel. „Assur“ (Psalm 83,9) bezieht sich auf das antike Assyrien, das vor langer Zeit aus seiner Heimat in Mesopotamien in Richtung Mitteleuropa ausgewandert ist. Alle anderen Namen, die in Psalm 83 erwähnt werden, beziehen sich auf geographische Standorte in dem Teil des Nahen Ostens, der früher von dem türkischen Osmanenreich beherrscht wurde. In der Antike war die Ostgrenze des Römischen Reiches einst der Euphrat, der in der Türkei entspringt und Syrien und den Irak durchquert, bevor er in den Persischen Golf mündet. Ist es möglich, daß die letzte Wiederbelebung des Römischen Reiches eine kurzzeitige Übereinkunft mit den islamischen Ländern treffen wird, die an seiner Südgrenze am Mittelmeer liegen?

Sollte das eintreten, wäre die Türkei eine mögliche „Brücke“ zwischen einem vom Christentum dominierten Europa und dem islamischen Nahen Osten. Wie viele seiner Nachbarn im Nahen Osten hat die Türkei eine überwältigende islamische Mehrheit, obwohl ihre Regierung derzeit säkular ist. Die Türkei hat viele kulturelle und politische Verbindungen zu den benachbarten Regionen des Nahen Ostens und Zentralasiens.

Ganz gleich wie die zukünftigen Beziehungen zwischen Europa und dem Nahen Osten sein werden, zeigen die Prophezeiungen der Bibel – trotz der gegenwärtigen demographischen Entwicklung in Europa –, daß der vorherrschende religiöse Einfluß auf die letzte Wiederbelebung des Römischen Reiches kein islamischer sein wird. Der vorherrschende religiöse Einfluß wird derselbe sein, den es seit Jahrhunderten bei allen bisherigen Wiederbelebungen des „Heiligen Römischen Reiches“ gegeben hat: „Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden“ (Offenbarung 17,5).