„Wer Ohren hat zu hören“

In einem Gleichnis, das Jesus erzählte, damit seine Landsleute seine Worte nicht verstanden, birgt sich eine wunderbare Erkenntnis für alle wahren Jünger Jesu.

Von Chris Anderson

Alles, was Jesus Christus in der Zeit seines irdischen Wirkens sagte und tat, konzentrierte sich auf ein Thema: das Reich Gottes. Er dachte ständig daran und sprach immer wieder darüber. Das Reich diente als Bezugspunkt, von dem seine ganze menschliche Existenz und sein Zweck ausgingen. Er gab uns nicht nur ein vollkommenes Beispiel, wie wir leben sollten, er forderte uns auch auf, zuerst das Reich und die Gerechtigkeit Gottes zu suchen, ohne uns unnötige Sorgen um unsere physischen Bedürfnisse zu machen (Matthäus 6,34).

Jesus sprach oft zu den Menschen seiner Zeit in Gleichnissen. Warum tat er das? Die Antwort offenbart eine der faszinierendsten Wahrheiten über unsere heutige persönliche Berufung – eine besondere Gelegenheit, die nur einigen Auserwählten zu dieser Zeit gegeben ist.

Nach dem Bericht in Markus 4 wurde Christus von so vielen Menschen bedrängt, dass er in ein Boot steigen musste, um sie aus einiger Entfernung vom Ufer zu unterrichten. Er begann mit dem Gleichnis des Sämanns.

In Vers 10 lesen wir, dass die Jünger zu ihm um Hilfe kamen. Sie verstanden weder, was er sagte, noch warum er in Gleichnissen sprach. Seine Antwort sollte einen jeden von uns fesseln und inspirieren. In Vers 11 heißt es: „Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen aber draußen widerfährt es alles in Gleichnissen“ (alle Hervorhebungen durch uns).

Haben Sie das verstanden? Wenn wir nicht vorsichtig sind, können wir glatt über diese faszinierende Aussage hinweglesen: Uns ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben! Ein Geheimnis ist etwas, das verborgen bzw. geheim gehalten wurde.

Als Jünger Jesu Christi ist uns dieses Privileg gegeben worden – aber nicht deshalb, weil wir etwa besser sind als andere. Dennoch sind wir sicherlich eine privilegierte Gruppe von Menschen.

Gott hat uns berufen. Jesus sagte, dass wir nicht zu ihm und seinem Lebensweg kommen können, es sei denn, Gott, der Vater, beruft uns: „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage“ (Johannes 6,44). Wenn uns Gott dann beruft und die Gelegenheit gibt, können wir die Geheimnisse – die ehemalig verborgenen, geheimen Dinge – seines Reiches verstehen.

Matthäus’ Bericht über dieses Gleichnis Jesu zeigt zum Teil, was dies zur besonderen Entdeckung macht. Christus sagte den Jüngern, dass das, was sie sahen und hörten, etwas war, was die Propheten und gerechten Männer der Vergangenheit gerne gesehen und gehört hätten, doch sie konnten es weder sehen noch hören. Gott hatte nämlich beschlossen, dass sie es zu jener Zeit nicht hören sollten. In Markus 4, Vers 11 machte er deutlich, dass die Zeit für seine Jünger gekommen war, diese besonderen Dinge zu hören bzw. zu verstehen.

Wollen wir hören?

Christi Gleichnis vom Sämann offenbart auch die besondere Gelegenheit, die jeder von uns hat. Er fuhr fort, den Jüngern die Bedeutung des Gleichnisses zu erklären. Seine Schlussfolgerung war, dass der Samen, der auf guten Boden fiel, viel Frucht hervorbrachte. Statt dann das Thema zu wechseln oder etwas anderes zu diskutieren, fuhr er mit demselben Thema fort, nur von einem anderen Gesichtspunkt aus.

Verse 21 und 22 sagen aus: „Und er sprach zu ihnen: Zündet man etwa ein Licht an, um es unter den Scheffel oder unter die Bank zu setzen? Keineswegs, sondern um es auf den Leuchter zu setzen. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden soll, und ist nichts geheim, was nicht an den Tag kommen soll.“

Er hatte ihnen gerade gesagt, dass sie jetzt Zugang zu dem Wissen über die Geheimnisse von Gottes Reich hatten – die verborgenen und geheimen Dinge. Dann bestätigte er die Tatsache, dass alles, was vorher versteckt und geheim gehalten wurde, offenbart würde.

Dies muss geschehen; die Geheimnisse und Mysterien müssen offenbart werden! Jeder von uns hat jetzt die Gelegenheit, mit seinen eigenen Ohren die Mysterien und Geheimnisse vom Reich Gottes zu erfahren, die seit Tausenden von Jahren verborgen und Milliarden von Menschen ferngehalten worden waren.

Wird dies jedoch automatisch geschehen? Nach dem, was Christus sagte, gibt es keine Garantie dafür, dass jeder hören will. Er ermahnte die Zuhörer weiter: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (Vers 23).

Was kann uns vom Hören abhalten? Was kann unser Hören sichern? Der Apostel Paulus sprach darüber mit den Gläubigen in Korinth. In 1. Korinther 1, Vers 9 bestätigt Paulus die Worte Jesu. Unsere Berufung durch Gott, den Vater, macht unsere Gemeinschaft mit Jesus Christus möglich: „Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“

Er erklärte dann, dass die Weisheit der Menschen für Gott Torheit ist und die Weisheit Gottes für die Menschen Torheit. In den Versen 26 und 27 erklärte er, dass sie nicht aufgrund ihres persönlichen Beitrages, den sie Gott machen konnten, berufen wurden. Stattdessen wollte Gott sie, die Törichten dieser Welt, gebrauchen, um die zu beschämen, die sich für weise hielten.

In Kapitel 2, Verse 7 und 8, sagte er: „Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat.“ Weiter bestätigt Vers 9, dass niemand die Wahrheit darüber, was Gott für die vorbereitet, die ihn lieben, gehört hat. „Uns aber“, Vers 10, „hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“

Nutzen wir den Geist?

So offenbart Gott seinem berufenen Volk seine Geheimnisse bzw. die versteckten, gut gehüteten Geheimnisse durch seinen heiligen Geist. In Vers 12 sagte Paulus weiter, dass wir Gottes Geist erhalten haben, damit „wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.“ In Vers 14 lesen wir: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden.“ Ohne den Geist Gottes kann niemand die tiefen Geheimnisse erkennen, die Geheimnisse von Gottes Reich.

Die entscheidende Frage ist: Gebraucht jeder, der den Geist Gottes hat, ihn zu diesem von Gott bestimmten Zweck? Oder verbringen wir unsere Zeit damit, „anderen Dingen“ nachzujagen?

Nach dem Gleichnis des Sämanns fiel etwas Samen auf steinigen Grund und zwischen die Dornen. Mit dem Samen war nichts verkehrt; es handelte sich um guten Samen. Das Problem war, wo er hinfiel. Wenn der Samen an einen Ort fällt, der sein Wachstum nicht fördert, wird er nicht wachsen. Wenn er andererseits auf guten Boden fällt, wird er wachsen und sich dreißig-, sechzig- oder sogar hundertfach vermehren. Dies hängt jedoch auch von einem wichtigen Faktor ab.

Die Sorgen dieser Welt und das Begehren anderer Dinge, von denen das Gleichnis spricht, können den heiligen Geist abwürgen, den Gott uns großzügig zur Verfügung stellt. Paulus’ Zuhörerschaft war von „anderen Dingen“ abgelenkt worden, dem Hauptwerkzeug Satans. Der Geist Gottes war ganz sicher da, doch wurde er nicht gebraucht. Stattdessen waren sie immer noch eng mit ihrer menschlichen, fleischlichen Existenz verbunden und handelten dementsprechend: Sie interessierten sich nicht für Gottes wichtigere geistliche Dinge.

Es gab Spaltungen. Es gab Neid und Streit. Sie hatten Partei ergriffen. Die eine Gruppe zog Paulus vor, die andere Apollos. Paulus wies darauf hin, dass Persönlichkeiten keine Rolle spielten. Er und Apollos waren mit demselben Werk beschäftigt. Einer pflanzte zwar und der andere bewässerte, doch das Endergebnis war, dass Gott für das Wachstum sorgte.

In 1. Korinther 3, Vers 9 sagte Paulus, dass er und Apollos „Gottes Mitarbeiter“ waren. Beachten Sie jedoch, was er über die Gläubigen in Korinth sagte: „Ihr seid Gottes Ackerfeld“ – dasselbe Feld, in welches guter Samen gepflanzt worden war, um gute Früchte hervorzubringen oder, wie Lukas sagte, um die Frucht zum Reifen zu bringen. Das alles geschieht durch das Hören dessen, was Gott einem jeden von uns zu sagen hat.

Der Streit zur Zeit des Paulus könnte heute sein Gegenstück haben: Die verschiedenen Winde, die im Internet oder auf der gedruckten Seite wehen, können leicht zu Unruhen und endloser Verwirrung führen. Wer hat recht? Was ist richtig? Wollen wir es wirklich wissen?

Der einzige Weg, es zu erfahren, ist, Gottes Gabe zu nutzen – seinen heiligen Geist. Ohne ihn können wir leicht versucht sein, in die endlosen Diskussionen über eine endlose Themenliste hineingezogen zu werden, und nie hören, was uns der Geist Gottes offenbaren kann: die verborgenen Dinge Gottes. Dies ist jedoch das Mittel, durch das die Braut Christi sich für ihn vorbereitet.

Die Zeit ist kurz

Satans Zorn ist gegen das Volk Gottes erhoben, und er weiß, dass er immer weniger Zeit hat. Jesus sagte, dass der Weg schmal ist und nur wenige ihn finden werden (Matthäus 7,14) und dass seine Schafe seine Stimme erkennen (Johannes 10,4-5). Das Hören mit Urteilskraft ist vonnöten, und das kommt nur durch Gottes Geist.

Die Ermahnung Christi in Markus 4, Verse 24-25 steht für uns zum Lesen: „Seht zu, was ihr hört! Mit welchem Maß ihr messt, wird man euch wieder messen, und man wird euch noch dazugeben. Denn wer da hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, dem wird man auch das nehmen, was er hat.“ Die Bedeutung ist klar: Wir müssen den Geist Gottes gebrauchen, um zu hören, was Gott uns sagen möchte, und dürfen der Eitelkeit der Menschen und der Arglist Satans nicht erlauben, uns abzulenken.

Indem wir die kostbare Gabe des Geistes Gottes nutzen, werden wir mehr und mehr von den tiefen Dingen Gottes hören – den geheimnisvollen Dingen, die anderen Menschen verborgen sind. Das Ausmaß, mit dem wir den Geist nutzen, um zu hören, ist das Ausmaß, mit dem Gott uns mehr offenbaren wird. Doch wir müssen sehr aufpassen, die richtigen Dinge zu hören und nicht die falschen – die endlosen Ablenkungsmanöver, die Satan anzetteln kann.

Gott hat uns noch viel, viel mehr zu offenbaren. Wie hungrig sind wir nur? Wie sehr hungern unsere Ohren nach den tiefen, wundervollen, geheimen Dingen Gottes? Werden wir von den viel weniger wichtigen und doch endlosen Themen von heute abgelenkt? Oder werden wir dem zuhören, was der Geist der Kirche zu sagen hat?

„Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben . . . Wer Ohren hat zu hören, der höre!“