Christ sein ist eine Lebensweise

Fernlehrgang zur Bibel, Lektion 11

Das Christentum ist schon seit Jahrhunderten die dominierende Religion der westlichen Welt. Dennoch scheint sein Einfluss weder die verheerenden Auswirkungen von Kriegen wesentlich gemindert, noch die Unmenschlichkeit des Menschen seinen Mitmenschen gegenüber bedeutsam verringert zu haben. Aus diesem Grund meinen Millionen von Menschen, die Lehren Jesu seien unpraktisch und im wirklichen Leben nicht umzusetzen. Ist diese Meinung in Bezug auf die Lebensweise, die Jesus selbst vorlebte, wirklich gerechtfertigt?

Nein, das ist sie nicht. Ganz im Gegenteil. Denn auf Umfragen basierende Statistiken zeigen offensichtliche Gründe dafür auf, warum das Christentum so fruchtlos ist: Nur wenige von denen, die sich zu Jesus Christus bekennen, leben wirklich nach dem, was er lehrte. Denn Christ sein ist viel mehr als nur ein Bekenntnis zum Namen Jesus Christus. Christ sein ist nämlich eine Lebensweise!

Als Beispiel für den Zwiespalt zwischen Christentum und der christlichen Lebensweise sei auf die Bundesrepublik Deutschland hingewiesen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends waren mehr als 70 Prozent der Bewohner Deutschlands Mitglieder der beiden großen christlichen Konfessionen. Nach einer Umfrage des Nachrichtenmagazins FOCUS kennt jedoch weniger als die Hälfte dieser Konfessionschristen den Inhalt der Zehn Gebote „gut“. Die Bergpredigt von Jesus Christus war nur 17 Prozent dieser Menschen bekannt, und fast die Hälfte der Befragten glaubte nicht an ein Leben nach dem Tode.

Noch überraschender ist das Ergebnis einer ähnlichen Umfrage, die 1999 im Auftrag des SPIEGEL vom Emnid-Institut durchgeführt wurde. Danach glaubten nur 27 Prozent der befragten Konfessionschristen, dass Jesus von Nazareth wirklich der Sohn Gottes ist, von den Toten wieder auferstanden ist und wie verheißen zur Erde zurückkehren wird.

Bei diesem Unglauben von Konfessionschristen dürfte es niemanden überraschen, dass sich die Gesellschaft von den Grundwerten der christlichen Lebensweise abgewendet hat. Dazu stellte die Zeitschrift Stern in ihrer Ausgabe vom 19. Dezember 2001 fest: „Für die Mehrheit [der Deutschen] haben die zehn biblischen Imperative ihre Bedeutung als moralische Verkehrsregelung lange verloren. Mit der Industrialisierung vor anderthalb Jahrhunderten und dem Umbau der Gesellschaft in eine kapitalistische Ordnung hat deren Arbeits- und Leistungsorientierung die Rolle des Sinnstifters und der Werte-Prägung übernommen. Nicht mehr Bewährung vor Gott und Belohnung im Jenseits zählten hinfort, sondern Verdienst und Vergütung auf Erden“ (Seite 57-58).

Ähnlich bezeichnete der Theologe Karl Rahner Deutschland als ein „Heidenland mit christlicher Vergangenheit und christlichen Restbeständen“ (Die Chancen des Christentums, Seite 42). Nach Meinung Rahners und seines Kollegen Romano Guardini sei Deutschland, wie das christliche Abendland überhaupt, zum Missionsland geworden.

Es ist daher kein Wunder, wenn Menschen heute unterschiedliche Meinungen darüber haben, was das Christentum ausmacht. Gründen sich diese Ansichten jedoch ausschließlich auf die Aussagen der Bibel? Für manche Menschen hängt ihre Religion mehr oder weniger von ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen ab. Sie meinen, dass alle persönlichen Vorlieben und Bräuche, solange sie auf guten Absichten basieren, von Gott akzeptiert werden.

Einige behaupten sogar, dass Gott nichts weiter von uns erwartet, als lediglich an die Existenz Jesu Christi oder auch nur an seinen Namen zu glauben. Die Überzeugung, daß das Christentum eine Lebensweise ist – dass Gott Taten von uns erwartet, damit wir ihm gefallen –, ist fast völlig verlorengegangen oder wird von einigen spöttisch als „Heil durch Werke“ abgetan.

Ist es wirklich annehmbar zu glauben, dass wir Gott so verehren können, wie wir es uns selbst vorstellen? Oder hat Gott uns eine Lebensweise offenbart, die seinen Vorstellungen entspricht? Wenn dem so ist, was macht diesen Lebensweg aus? Bestimmt Gott die Beziehung, die wir zu ihm haben sollen? In dieser Lektion werden wir uns die Antworten auf diese Fragen in der Heiligen Schrift genauer ansehen.

Der göttliche Lebensweg

Reicht nur der Glaube an Jesus als Herr und Retter aus, um das ewige Leben zu erlangen?

„Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Matthäus 7,21-23).

Obwohl es unabdingbar ist, die Rolle Jesu Christi in unserer Errettung anzuerkennen und zu schätzen, sagt Jesus, dass nur der Glaube an seinen Namen nicht ausreichend ist, um den Erwartungen Gottes in Bezug auf unsere Lebensweise gerecht zu werden. Wir müssen dem Willen unseres Vaters auch mit unseren Taten folgen.

Jesus erklärte, dass er viel mehr von seinen Anhängern erwartet, als allein ihn unseren Herrn zu nennen und daran zu glauben, dass er der Messias ist. Er verlangt auch von uns, dass wir unsere Lebensweise ändern.

Wie beschrieb Jesus die Lebensweise, die wir praktizieren sollen?

„Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“ (Matthäus 7,13-14; alle Hervorhebungen durch uns).

George Barner, ein amerikanischer Meinungsforscher, der sich auf die Beobachtung und Katalogisierung religiöser Trends und Verhaltensweisen spezialisiert, sagt, dass das Christentum in Amerika zwar weit verbreitet, aber inhaltlich nur oberflächlich ist. Aber ein weit verbreitetes Christentum ohne Tiefgang ist nicht der Weg ins Reich Gottes. Stattdessen ist es laut Jesu Worten der schnellste Weg zur Verdammnis.

Der Weg, der zum ewigen Leben führt, definiert sich durch die Grenzen, die Gottes Gesetz uns gibt. Er ist nicht der breite und beliebte Weg, der sich allen persönlichen Vorzügen und Verhaltensweisen anpasst.

Welche Quelle steht hinter der Meinung der meisten Menschen, wie sie Gott dienen und verehren sollten?

„Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind“ (Matthäus 15,8-9).

„Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie. Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren“ (Jeremia 23,21-22; vgl. 2. Korinther 11,13-15).

So wie es in den Tagen Jesu Christi und denen der biblischen Propheten war, so ist es auch heute. Die meisten Menschen bauen ihren Glauben auf den Lehren der religiösen Lehrer auf, die ihnen am sympathischsten sind. Nur wenige sehen sich zur Festlegung ihrer Überzeugungen zunächst Gottes Wort an.

Was sollten die Quelle und die Richtschnur unseres Glaubens sein?

„So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi“ (Römer 10,17; vgl. auch Verse 15-16).

„Hin zur Weisung und zur Offenbarung! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, dann gibt es für sie keine Morgenröte“ (Jesaja 8,20; Elberfelder Bibel).

Wenn wir wirklich Gottes Anweisungen folgen wollen, dann müssen wir uns mit den Ursprüngen unserer jetzigen Bräuche und Lebensgewohnheiten aufrichtig und kritisch auseinandersetzen. Wir müssen uns fragen, ob sie der Heiligen Schrift entstammen. Lehren unsere Lehrer treu das Wort Gottes? Oder verbreiten sie lediglich menschliche Ideen und Lehren, mit denen man Gott nur vergeblich dient?