Die Verwandlung des Herzens

Jesus Christus ist der Mittler eines besseren Bundes, „der auf der Grundlage besserer Verheißungen festgesetzt worden ist“ (Hebräer 8,6; Menge-Bibel).

Von Roger Foster

Gott hatte von Anfang an geplant, den begrenzten und zeitlich vorübergehenden Bund, den er mit dem alten Israel schloss – mit seiner Fülle an symbolischen Ritualopfern – in einen weitaus höherwertigen Bundesschluss mit einem dauerhaften Sühneopfer für die Sünde umzuwandeln, der allen Menschen offenstehen wird.

Gottes Bünde enthalten eine Reihe von Verheißungen. In einem gewissen Sinn spiegeln sie aber auch alle eine einzige Verpflichtung wider. Durch sie macht Gott Schlüsselaspekte seines Plans zur Erlösung des Menschen von der Sünde bekannt, so dass das Heil allen Menschen angeboten werden kann. Er hat bestimmt, dass er letztlich allen Menschen durch Jesus Christus die Gelegenheit geben wird, Teil seiner ewigen Familie aus heiligen und gerechten Söhnen und Töchtern zu werden (2. Korinther 6,18; 2. Petrus 3,9). Gott ist seit Anbeginn seiner Schöpfung nie schwankend gewesen im Hinblick auf diese Verpflichtung.

Johannes schreibt: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“ (Johannes 1,12). Durch Jesus Christus können wir die Bestimmung, die Gott für uns geplant hat erreichen. Wir können Mitglieder seiner göttlichen, heiligen Familie werden – eine Zukunft, die vor langer Zeit für die Menschheit geplant worden ist.

Paulus fügt hinzu: „In diesem haben wir die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung unserer Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns nach Mitteilung aller Weisheit und Einsicht in überströmender Fülle hat zuteil werden lassen. Er hat uns ja das Geheimnis seines Willens kundgetan, nach seinem freien Ratschluss, dessen Ausführung er sich vorgenommen hatte, sobald die Zeiten zum Vollmaß der von ihm geordneten Entwicklung gelangt wären: er wollte in Christus als dem Haupt alles einheitlich zusammenfassen, was in den Himmeln und was auf der Erde ist“ (Epheser 1,7-10; Menge-Bibel).

Gottes „neuer“ Bund ist daher ein „besserer Bund“, der „bessere Verheißungen“ hinsichtlich des ewigen Lebens bietet, die nicht im Sinai-Bund enthalten waren. Gott hat sich dazu entschlossen, diese besseren Verheißungen – vor allem die Sündenvergebung durch Christi Sühneopfer und die Gabe des heiligen Geistes – nicht vor der Kreuzigung Jesu allen zugänglich zu machen.

Ein Schlüsselziel dieser besseren Verheißungen ist es, einen Verwandlungsprozess des Herzens und des Verstands von denjenigen in Gang zu setzen, die Gott dazu beruft, zu bereuen und Christus als ihren Erlöser anzunehmen. Durch diesen Prozess bietet er ihnen an, Erben des „ewigen Erbes“ zu werden (Hebräer 9,15).

Es ist dabei geplant, dass Gottes Aufruf zur Reue der Menschheit stufenweise präsentiert wird – wobei der Großteil der Menschheit diese Berufung erst nach dem zweiten Kommen Christi erhalten wird. Während der Zeit „dieser gegenwärtigen, bösen Welt“ (siehe Galater 1,4) ruft Gott einen viel kleineren Teil der Menschheit zur Reue auf, damit sie als „das Licht der Welt“ dienen und aus allen Nationen Menschen „zu Jüngern“ machen (Matthäus 5,14; 28,19).

Ein Vergleich der beiden Bünde

Ein Hauptunterschied zwischen dem Alten und Neuen Bund besteht darin, wo Gottes Gesetz niedergeschrieben ist (Jeremia 31,31-34; vergleiche auch Hesekiel 36,26-28) – nicht darin, ob der jeweilige Bund auch weiterhin Gottes Willen definiert.

Unter dem Neuen Bund soll der Geist oder das Ziel des Gesetzes in die Herzen derjenigen geschrieben werden, die durch den Empfang des heiligen Geistes bekehrt worden sind. Dies machte eine Änderung des Gesetzes erforderlich, das festlegte, wer das Amt des Hohenpriesters einnehmen würde. Dadurch erhielten wir einen Hohepriester, der uns dabei helfen kann, Gott von Herzen gehorsam zu sein (Hebräer 7,12).

Der neue Schwerpunkt liegt auf von Herzen kommender Reue, die zur Sündenvergebung durch den Glauben and das Sühneopfer Jesu Christi führt. Uns wird auch gesagt: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes“ (Römer 12,2). Mit der geistlichen Hilfe, die uns Gottes Geist zur Verfügung stellt, ist das möglich.

Die Rituale und Opfer des Sinai-Bundes konnten die Menschen nur an ihre Schuld und an die Notwendigkeit ihrer Erlösung erinnern. Sie konnten ihre Schuld nicht tilgen – ihre Sünden nicht auslöschen: „Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen“ (Hebräer 10,4). Unter dem Neuen Bund jedoch löscht Jesu Christi Sühneopfer die Sünden derjenigen, die bereuen, auf Dauer aus und tilgt ihre Schuld (Johannes 1,29; 1. Johannes 1,7; Offenbarung 1,5).

Es ist bedeutsam, dass der Neue Bund zuerst den gleichen Menschen angeboten werden musste, die bereits den Sinai-Bund erhalten hatten – den physischen Nachkommen Abrahams. Alle Apostel, Paulus eingeschlossen, erkanten diese Auflage an. Die Schrift zeigt, dass Paulus, als er verschiedene Städte besuchte, zuerst zu den Juden und dann zu den Heiden ging (Apostelgeschichte 13,45-46; Römer 1,16).

Petrus erklärte, warum den Juden die Gelegenheit, Christus als ihren Erlöser anzunehmen, zuerst geboten werden musste: „Und alle Propheten von Samuel an, wie viele auch danach geredet haben, die haben auch diese Tage [von Jesus Christus und dem Neuen Bund] verkündigt. Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott geschlossen hat mit euren Vätern . . . Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht Jesus erweckt und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein jeder sich bekehre von seiner Bosheit“ (Apostelgeschichte 3,24-26; vgl. mit Hesekiel 16,60. 62-63).

Indem ein dauerhaftes Sühneopfer für die Sünde eröffnet wurde – zuerst den Juden und dann auch den Heiden –, die eine echte Versöhnung mit Gott durch Christus möglich machte, würde die Tür dafür geöffnet werden, dass Gottes Gesetz durch den heiligen Geist ins Herz geschrieben werden konnte. Das ist die Grundlage des Neuen Bundes. Die Gabe von Gottes Geist an diejenigen, die bereuen und sich taufen lassen, fügte die „fehlende Dimension“ dem menschlichen Verstand hinzu, die diese „bessere“ Beziehung zwischen Gott und seinem Volk ermöglicht (Apostelgeschichte 2,38; Römer 6,3-4).

Eine persönliche Beziehung zu unserem Hohepriester

Hebräer 7 erklärt eine andere Veränderung vom Sinai-Bund zum Neuen Bund hin. Unter dem Sinai-Bund war der Hohepriester ein physischer Mensch aus dem Stamm Levi und diente bis zu seinem Tod in der physischen Stiftshütte oder dem physischen Tempel. Jesus dagegen, aus dem Stamm Juda geboren, ist nun unser ewiger Hohepriester, der im Himmel dient, mit direktem Zugang zu Gott, dem Vater.

Das wird in Hebräer 8, Verse 1-2 deutlich zum Ausdruck gebracht: „Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohepriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch“ (Hebräer 8,1-2).

Anders als der Hohepriester unter dem Alten Bund kann Jesus Christus als Hohepriester jedem von Gott berufenen Menschen persönlich zur Seite stehen. „Denn sie werden mich alle kennen“, sagt Jesus, „von dem Kleinsten an bis zu dem Größten“ (Vers 11). Diesen Vorteil des Neuen Bundes gab es unter dem Sinai-Bund, der nur einen menschlichen Hohepriester kannte, nicht.

Jesus kann, obwohl er göttlich und unsterblich ist, aufgrund dessen, was er als Mensch erlebt hat, persönlich unsere Schwächen und Probleme verstehen. „Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott . . . Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden“ (Hebräer 2,17-18).

Als Hohepriester ist Jesus gewillt und sogar eifrig bemüht, Christen in ihrem Kampf bei der Überwindung der Sünde zu helfen. „Denn wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben“ (Hebräer 4,15-16).

Rituale als Sinnbilder nicht länger nötig

Das auf dem Tempel gegründete System der Anbetung unter dem Alten Bund fand im Jahre 70 n. Chr. sein Ende, als die römischen Armeen Jerusalem einnahmen und den jüdischen Tempel und das System des Priestertums völlig zerstörten.

Der Hebräerbrief erklärt die Einführung eines neuen Bundes: „Wenn Gott von einem neuen Bund spricht, dann hat er damit den ersten für veraltet erklärt. Was aber veraltet und verbraucht ist, wird bald verschwinden“ (Hebräer 8,13; Gute Nachricht Bibel). Indem er die Zerstörung des Tempels vorhersagte (Matthäus 24,1-2) und dann auch zuließ, hat Gott das auf dem Sinai-Bund gegründete System der Anbetung beendet.

Sehen Sie hier die klare Erklärung zur vorübergehenden Natur dieses Systems der Stiftshütte bzw. des Tempels: „Nun hatte auch schon der erste Bund Vorschriften für den Gottesdienst und er hatte das irdische Heiligtum. Da war ein Zelt aufgerichtet mit zwei Räumen: Der vordere Raum hieß das Heilige; in ihm befanden sich der Leuchter und der Tisch und auf dem Tisch die geweihten Brote. Hinter dem zweiten Vorhang lag der andere Raum, genannt das Allerheiligste. Darin standen der goldene Altar . . . und die Bundeslade, die ganz mit Gold überzogen war. In ihr befanden sich der goldene Krug mit dem Manna, der Stab Aarons, an dem Blüten gewachsen waren, und die Steintafeln mit dem Bundesgesetz. Über der Lade waren die Cherubinen, die auf die Gegenwart Gottes hinwiesen . . .

Das Heiligtum besteht also aus zwei Teilen. In den vorderen Teil des Zeltes gehen die Priester jeden Tag und verrichten dort ihren Dienst. Den hinteren Teil darf nur der Oberste Priester betreten, und das auch nur einmal im Jahr. Dabei nimmt er Blut mit und opfert es für sich und für die Menschen, die ohne bösen Willen schuldig geworden sind. Der Heilige Geist weist mit alldem auf Folgendes hin: Solange noch der vordere Teil des Zeltes besteht und der Zugang zum hinteren Teil den genannten Einschränkungen unterliegt, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Zugang zum eigentlichen – himmlischen – Allerheiligsten noch nicht eröffnet worden ist.

Der vordere Teil des Zeltes ist ein Sinnbild für die gegenwärtige Zeit [bevor das Tempelsystem 70 n. Chr. zerstört wurde] und den in ihr herrschenden Zustand: Da werden Opfer und Gaben dargebracht, die nicht die Kraft haben, die Menschen, die sie darbringen, in ihrem Innern vollkommen zu machen, sodass ihr Gewissen sie nicht mehr anklagt. Da geht es allein um Vorschriften über Essen und Trinken und über religiöse Waschungen, also um äußerliche, irdisch-vergängliche Vorschriften, die nur auferlegt waren bis zu dem Zeitpunkt, an dem Gott die wahre Ordnung aufrichten würde [durch den Neuen Bund errichtet] (Hebräer 9,1-10; Gute Nachricht Bibel).

Beachten Sie, wie deutlich die Aspekte des Sinai-Bundes, die geändert werden mussten, in diesem Bibelabschnitt klar beschrieben werden.

Der Hebräerbrief beschreibt zeitlich begrenzte Aspekte

Diese zeitlich begrenzten Aspekte des Sinai-Bundes fanden ihre Anwendung nur bis alles, was sie versinnbildlichten, von und durch Jesus Christus erfüllt worden war. Es ist sehr wichtig, dass wir das, was der Hebräerbrief erklärt, richtig verstehen.

Der Verfasser des Hebräerbriefes sagt nicht, dass die Gesetze Gottes, die definieren, was Gerechtigkeit ist, durch den Neuen Bund verändert oder abgeschafft wurden oder dass sie nur vorübergehende Bedeutung hatten. Er erklärt jedoch, dass die sinnbildlichen Aspekte des Sinai-Bundes – als „Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen“ zusammengefasst – unter dem Neuen Bund nicht länger erforderlich sind. Tatsächlich würde es sogar bald unmöglich werden, diese aufrecht zu erhalten, weil 70 n. Chr. der physische Tempel, mit dem sie direkt in Verbindung standen, völlig zerstört werden würde.

Die Tatsache, dass diese Beispiele auf physische Angelegenheiten, die alle nur sinnbildliche Bedeutung haben, begrenzt sind, ist von entscheidender Bedeutung! Die Gesetze Gottes, die festlegen, was Sünde ist, werden nicht zu diesen Aspekten gezählt, die mit der Zerstörung des Tempels als abgeschlossen gelten.

Das Augenmerk liegt hier im Hebräerbrief völlig auf den Dingen, die mit dem sinnbildlichen Anbetungssystem des physischen Tempels (und dem späteren Tempelbereich) und dem zeitlich begrenzten levitischen Priestertum in Verbindung stehen. Sehen Sie hier die entsprechende Erklärung:

„Christus aber ist gekommen als ein Hohepriester . . . durch die größere und vollkommenere Stiftshütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die nicht von dieser [physischen] Schöpfung ist. Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.

Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, so dass sie äußerlich rein sind, um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!

Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes, damit durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen“ (Hebräer 9,11-15).

Der Priesterdienst an der Stiftshütte bzw. dem Tempel unter dem Sinai-Bund war nur symbolisch und vorübergehend. Im Gegensatz dazu richtet sich das Augenmerk beim geistlichen Priesterdienst Jesus Christi auf ein „ewiges Erbe“, weil er denjenigen, deren Herzen durch Gottes Geist verwandelt worden sind, eine „ewige Erlösung“ ermöglicht.

Gottes Gesetze, die Gerechtigkeit definieren, sind aber nicht symbolisch oder vorübergehend. Die Psalmen beschreiben sie als „vollkommen“, als „Wunderwerke“, die „ewiglich“ währen sollen (Psalm 19,8; 119,129. 160).

Paulus beschreibt das Gesetz Gottes als „heilig“ und fügt hinzu: „Das Gebot ist heilig, gerecht und gut“ (Römer 7,12). Er lehrte, dass das Problem, das vom Neuen Bund gelöst wird, die fleischlichen (das heißt, ungeistlichen) Reaktionen des Menschen sind, nicht ein angeblicher Makel an Gottes geistlichen Gesetzen.

Jesus bekräftigt die Gültigkeit alttestamentlicher Gesetze

Da viele Aspekte des Sinai-Bundes vorübergehender Natur waren, müssen diejenigen, die Gott unter dem Neuen Bund dienen, Jesu Christi Erklärungen darüber, was bei den notwendigen Änderungen nicht mit eingeschlossen ist verstehen. Er war sich dessen völlig bewusst, dass die notwendigen Änderungen, die durch den Neuen Bund erfolgten, leicht missverstanden werden konnten.

In seiner berühmten Bergpredigt hat Christus deshalb besonders betont, dass die alttestamentlichen Schriften auch weiterhin eine Richtschnur für christliches Verhalten bleiben würden. Sehen Sie hier seine ganz klare Aussage:

„Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen [d. h. das Gesetz bis zu seiner vollen Absicht und seinem vollen Zweck zu erfüllen und zum Hohepriester und höchsten Sühneopfer zu werden, auf das sowohl im Gesetz als auch bei den Propheten im voraus hingewiesen wurde]. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist“ (Matthäus 5,17-18; Einheitsübersetzung).

Jesus ist hier sehr genau. Das Alte Testament soll unverändert bleiben. Allein das neue Verständnis kommt hinzu, dass seine sinnbildlichen Aspekte auf Christus als bleibenden Hohepriester und höchstes Sühneopfer hinweisen.

Aber das gesamte Alte Testament – jedes Wort und jeder Buchstabe – soll bewahrt werden und von den Christen angewandt werden. Jesus macht hier sehr deutlich, dass nicht einmal ein Teil eines einzelnen Buchstabens des ursprünglichen Textes getilgt oder verändert werden sollte.

Er war gekommen, um das, was Gott verheißen oder in seinem Wort vorhergesagt hatte, Wirklichkeit werden zu lassen, nicht es abzuschaffen oder aufzuheben. Selbst die Abschnitte, in denen rituelle Aspekte des Sinai-Bundes beschrieben werden, vermitteln uns immer noch wertvolle Lektionen über die Bedeutung von Jesu Christi Werk und Sühneopfer für uns, wie der Hebräerbrief im Detail erläutert.

Jesus hat mit allem Nachdruck betont, dass sein Predigen niemals als ein Aufheben irgendeines Teils der alttestamentlichen Schriften angesehen werden sollte: „Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen [bei denjenigen] im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen [bei denjenigen] im Himmelreich“ (Matthäus 5,19).

Im restlichen Teil von Matthäus 5 stellt Jesus viele Beispiele vor, die zeigen, dass die Anforderungen des Gesetzes für Christen sogar noch bindender sind, nicht weniger bindend. Er tut dies, indem er die geistliche Absicht des Gesetzes verdeutlicht, die unsere Gedanken und Einstellungen bestimmen sollte und nicht nur unsere Handlungen.

Paulus einer Meinung mit Jesus zum Alten Testament

Paulus sagt uns ebenso wie Jesus mit Nachdruck: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2. Timotheus 3,16).

Die wörtliche Übersetzung des ersten Teils dieser Aussage von Paulus ist: „Alle Schrift ist von Gott eingehaucht.“ Menge übersetzt: „von Gottes Geist eingegebene Schrift.“ Jesus und Paulus stellen das gesamte Schriftwerk des Alten Testaments als göttlich inspiriert und grundlegend, um Christen zum Dienst an Gott zu rüsten, dar.

Paulus sagt aber nicht, dass Christen jede Einzelheit, genauso wie sie für die Israeliten der Antike aufgeschrieben worden ist, einhalten müssen. Seine Betonung liegt darauf, dass alles davon nützlich und gewinnbringend ist – obwohl Christen nicht jede Einzelheit einhalten müssen, wie wir ja bereits weiter oben erörtert haben.

Was also wird von Christen nicht verlangt? Auch das wurde sehr deutlich herausgestellt. Die meisten symbolischen Aspekte der alttestamentlichen Anweisungen müssen heute nicht eingehalten werden. Sie waren „nur äußerliche Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen, die bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt sind“ (Hebräer 9,10).

Das Sühneopfer Jesu Christi hat diese symbolischen Aspekte des Gesetzes, die lediglich vorübergehende Rituale waren, abgelöst. Obwohl es sich bei ihnen nicht um geistliche Gebote handelte, haben sie doch immer noch darin ihren Wert, dass sie die Rolle Jesu Christi als unseren Hohepriester und das Sühneopfer für die Sünde erklären. Sie dienen immer noch als wichtige Lehrwerkzeuge.

Diese Unterscheidung bei ihrem heutigen Gebrauch ist wichtig! Die zeitlich begrenzten Aspekte der alttestamentlichen Gesetzgebung haben nie definiert, was Sünde ist. Sie stellten gewöhnlich lediglich sinnbildlich dar, wie Jesus Christus die Strafe für die Sünde auf sich nehmen würde. Oder denken wir an die symbolische Bedeutung der Beschneidung, die die Tatsache versinnbildlichte, dass unsere fleischliche Neigung zum Sündigen entfernt werden muss.

Als Gott die Zehn Gebote vom Berg Sinai herunterdonnerte, erklärte er, dass er vielen Tausenden Barmherzigkeit erweisen würde, „die mich lieben und meine Gebote halten“ (2. Mose 20,6). Seine barmherzige Nachsicht mit dem wiederholten Ungehorsam des alten Israels unter dem Sinai-Bund ist ein Typus für die viel höhere Ebene an Barmherzigkeit und Erlösung, die der „neue Bund in [Christi] Blut“ (Lukas 22,20) heute denjenigen eröffnet, die bereuen.

Damit Menschen diese Barmherzigkeit zuteil werden kann, musste der Sohn Gottes zum Sühneopfer für unsere Sünden werden. In den Briefen des Neuen Testaments wird das Wort Tod über sechzig mal entweder im Zusammenhang mit der Strafe für Sünde oder dem Sühneopfer Jesu Christi verwendet. Das gesamte Opfersystem im Israel der Antike hatte den Zweck zu betonen, dass Sündenvergebung ein Blutvergießen erfordert (Hebräer 9,22).

Wir dürfen niemals vergessen, dass alle Schrift inspiriert ist und eine entscheidende Bedeutung für unser Leben hat. Alle Schrift begründet ein solides Fundament der christlichen Lehre. Alles davon ist nützlich zur Erziehung in der Gerechtigkeit. Ohne die Schrift könnten wir nie wirklich sicher sein, was Gerechtigkeit ist.

Das ist ein wichtiges Prinzip: Um das Neue Testament richtig verstehen zu können, müssen wir zuerst das Alte Testament verstehen. Das Neue Testament wurde nicht als ein Ersatz für das Alte Testament niedergeschrieben. Stattdessen ist das Alte Testament die Basis und das Fundament des Neuen Testaments (Matthäus 5,17-20; Apostelgeschichte 28,23).

Nur wenn wir die Prinzipien der Gerechtigkeit, wie sie in all diesen Schriften offenbart werden, auf unser Denken und Handeln anwenden, werden wir in der Lage sein, die geistliche Reife, die Gott von uns erwartet, zu erreichen! Nur dann werden wir als „vollkommen“ und „zu allem guten Werk geschickt“ angesehen werden (2. Timotheus 3,17).

Jesus hat diesen Punkt sogar noch stärker betont: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4,4; vgl. dazu 5. Mose 8,3). Das einzige Wort Gottes zu jener Zeit war das, was wir heute die alttestamentlichen Schriften nennen.

Sowohl Paulus als auch Jesus betonen, dass diese Schriften für unser christliches Wachstum und unsere Entwicklung als Christen von entscheidender Bedeutung sind. Wir müssen sie gründlich studieren, um Gottes Denkweise, die in ihnen enthalten ist, zu erlernen. Durch diese Anweisungen möchte Gott unsere Einstellungen und unsere Gedanken, unsere Herzen und unseren Verstand verändern, indem er uns ein Verständnis seines Denkens eröffnet.

Er sagt: „So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen . . ., so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende“ (Jesaja 55,9-11).

Gottes Ziel ist es in uns die Gesinnung Christi zu entwickeln (Philipper 2,5; Menge-Übersetzung). Gott will, dass wir alle das gleiche Denken und die gleiche Perspektive haben, wie sie auch Christus hat. Damit dies geschehen kann, müssen wir das gleiche Vertrauen und den gleichen tiefen Respekt für Gottes inspiriertes Wort haben, wie ihn auch Jesus Christus und Paulus hatten (vergleiche dies auch mit Jesaja 66,2). Wenn wir das tun, dann werden jene Schriften zu den Werkzeugen werden, die unser Denken und Handeln so verwandeln, wie Gott es beabsichtigt hat, wenn wir den Inhalt dieser Schriften mit der Hilfe und der Macht von Gottes Geist verinnerlichen.

Andere Verbesserungen durch den Neuen Bund

Paulus erklärt auch, dass einige Aspekte der Bibel notwendigerweise gemäß „nicht des Buchstabens, sondern des Geistes“ angewandt werden müssen (2. Korinther 3,6). Was hat er damit gemeint? Was unterscheidet den „Buchstaben“ des Gesetzes von dem „Geist“ des Gesetzes? Und aufgrund welcher Bedingungen wird diese Unterscheidung erforderlich?

Eine entscheidende Veränderung – die Änderungen beim Priestertum – vermittelt uns einen Anfangspunkt zum Verständnis dieses Unterschiedes. Jesus Christus löste das Priestertum der Nachkommen Aarons ab, indem er zu unserem bleibenden Hohepriester wurde (Hebräer 7,11-28). Das stellt einen gewaltigen Unterschied für die Art und Weise dar, wie Teile der alttestamentlichen Gesetze angewandt werden.

Verse 18 und 19 erklären, warum die alttestamentlichen Regelungen für die Ernennung eines Hohenpriesters modifiziert werden mussten: „Denn damit wird das frühere Gebot aufgehoben [das Gebot, dass das Priestertum auf die Nachfahren Aarons beschränkte] – weil es zu schwach und nutzlos war; denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung bringen –, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung [durch die Einsetzung von Jesus Christus als unser bleibender Hohepriester], durch die wir uns zu Gott nahen“ (Hebräer 7,18-19).

Diese Änderung war in den Schriften des Alten Testaments vorhergesagt worden. Gott verhieß, dass der Messias zu seiner Rechten sitzen würde, bevor er als König aller Könige auf die Erde zurückkehren würde: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache“ (Psalm 110,1).

Diese Prophezeiung hat auch mit einem Eid bestätigt, dass der Messias (Jesus) der neue, bleibende Hohepriester sein würde: „Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks“ (Psalm 110,4).

Wir sehen also, dass das Alte Testament diese Änderung der Regelung, wer der Hohepriester sein und wie er sein Amt wahrnehmen würde, sowohl vorhergesagt als auch ermächtigt hat. Der Hebräerbrief erklärt die Bedeutung dieser Änderung bei den Gesetzen, die die Einsetzung und die Pflichten des Hohenpriesters regeln.

„Und das geschah nicht ohne Eid. Denn jene [Aarons Nachkommen] sind ohne Eid Priester geworden, dieser [Jesus] aber durch den Eid dessen [Gottvater], der zu ihm spricht: Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit. So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes geworden.

Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der Tod keinen bleiben ließ; dieser [Jesus] aber hat, weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum. Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebräer 7,20-25).

Diese Änderung beim Priestertum machte es erforderlich, dass das Gesetz, durch das Aarons Nachkommen in dieses Amt eingesetzt wurden, geändert werden musste. Damit wurden aber weder das Amt noch die grundsätzliche Rolle eines Hohepriesters abgeschafft.

Es war nur erforderlich geworden, dass die Gesetze, die mit diesem Amt zu tun hatten, so modifiziert wurden, dass sie richtigerweise auf Jesus Christus als unseren bleibenden Hohepriester zutrafen. Diese Gesetze sind daher immer noch anwendbar und nützlich – jetzt aber nach dem „Geist“ des Gesetzes statt nach dem genauen „Buchstaben“ des ursprünglichen Textes.

Wie Hebräer 7, Verse 12-16 erklärt: „Denn sobald das Priestertum geändert wird, ändert sich notwendig auch das Gesetz. Der nämlich, von dem das gesagt wird, gehört einem anderen Stamm an, von dem keiner Zutritt zum Altar hat; es ist ja bekannt, dass unser Herr dem Stamm Juda entsprossen ist, und diesem hat Mose keine Priestersatzungen gegeben.

Das ist noch viel offenkundiger, wenn nach dem Vorbild Melchisedeks ein anderer Priester eingesetzt wird [wie in Psalm 110, Vers 4 prophezeit wurde], der nicht, wie das Gesetz es fordert, aufgrund leiblicher Abstammung Priester geworden ist, sondern durch die Kraft unzerstörbaren Lebens“ (Einheitsübersetzung).

Der Sinai-Bund und „die Stimme des Herrn“

Der Bund, den Gott mit den Israeliten der Antike am Berg Sinai schloss – als er verhieß, ihnen seine besonderen Segnungen und seinen Schutz zu geben –, hatte zur Bedingung, dass sie seinen Anweisungen Gehorsam leisteten. Gott verhieß ihnen: „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern“ (2. Mose 19,5).

Als sie gehört hatten, wie Gott die Zehn Gebote mit seiner eigenen Stimme verkündete und Zeugen wurden „von dem Donner und Blitz und dem Ton der Posaune und dem Rauchen des Berges“, baten die Israeliten Mose: „Rede du mit uns, wir wollen hören; aber lass Gott nicht mit uns reden, wir könnten sonst sterben“ (2. Mose 20,18-19).

Gott akzeptierte ihre Bitte, weil die Vereinbarung, die er von ihnen verlangte, festlegte, dass sie seinen offenbarten Anweisungen Folge leisten würden, wann immer und auf welche Art auch immer sie sie erhalten würden – ob aus seinem Mund oder aus dem Mund seiner Propheten. Von dieser Zeit an handelten die Propheten dem Volk gegenüber als „Stimme des Herrn“. Sehen Sie hier wie deutlich das 40 Jahre später bestätigt wird – lange nachdem Israel die fünf Bücher voller detaillierter Anweisungen von Gott durch Mose erhalten hatten.

Zu dieser Zeit hatten die Israeliten ihren Bund, bei dem sie zustimmten, Gott zu gehorchen, gerade erneut bestätigt. Mose versicherte ihnen daher: „Denn der Herr wird sich wieder über dich freuen, dir zugut, wie er sich über deine Väter gefreut hat, weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchst und hältst seine Gebote und Rechte, die geschrieben stehen im Buch dieses Gesetzes, wenn du dich bekehrst zu dem Herrn, deinem Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Denn das Gebot, das ich [Mose] dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern“ (5. Mose 30, 9-11). Moses Worte waren eindeutig immer noch Gottes Stimme.

Mit anderen Worten, der Inhalt des Sinai-Bundes war nicht auf die Anweisungen begrenzt, die am Berg Sinai erteilt worden waren. Die Einwilligung der Israeliten, der Stimme des Herrn zu gehorchen, schloss auch den Gehorsam gegenüber den Anweisungen mit ein, die von Mose, lange nachdem sie den Berg Sinai hinter sich gelassen hatten, erteilt wurden.

Diejenigen, die behaupten, dass der Sinai-Bund nur die Zehn Gebote und möglicherweise noch die Zusatzinformationen, die in 2. Mose 20-24 aufgelistet sind, beinhaltete, verstehen nicht, dass das Gebot, der „Stimme des Herrn“ zu gehorchen, weit umfassender war. Es bedeutete, dass die Israeliten alles, was Gott ihnen befahl, tun würden – ohne Begrenzung auf einen Zeitpunkt, zu dem die Anweisungen erteilt wurden. Die einzige Wahl, die sie hatten, war, Gottes Anweisungen zu befolgen oder nicht zu befolgen – selbst dann, wenn diese Anweisungen durch seine Propheten übermittelt wurden.

Gottes „Gesetze, Satzungen und Rechte“

Als Gott das Volk Israel unter dem Sinai-Bund durch die menschliche Führung von Mose als Nation aufbaute, autorisierte er ein Verwaltungssystem, das nicht nur Priester, sondern auch Richter umfasste, damit Israel auf dem rechten Weg bleiben würde (5. Mose 1,16-17). Diese Richter sollten ihre ihnen zugewiesenen Aufgaben gemäß den Gesetzen, Satzungen und Rechten erfüllen, die Gott ihnen entweder direkt (wie bei den Zehn Geboten) oder durch seine Boten offenbarte.

Obwohl eine Reihe von Begriffen in der Bibel verwendet werden, um Gottes Anweisungen an sein Volk und dessen Beamten zu beschreiben, werden sie doch gewöhnlich unter den drei umfassenden Kategorien „Satzungen und Rechte und Gesetze“ zusammengefasst (3. Mose 26,46). Diese Begriffe beschreiben Unterschiede in der Art und Weise, wie Gottes Anweisungen eingeordnet wurden, nicht deren Gültigkeit und Bedeutung. Alle seine Anweisungen sind Ausdruck seines Willens. Alle sollten damals respektiert und befolgt werden.

Das hebräische Wort, das als „Gesetz“ übersetzt wird, ist thora. Wenn es mit dem bestimmten Artikel (das Gesetz) gebraucht wird, bezieht es sich entweder auf das Gesetz im Allgemeinen oder auf einen bestimmten Aspekt des Gesetzes. Es kann sich auch auf das gesamte Gesetzeswerk beziehen, das Gott dem Volk Israel gegeben hat.

Thora hat auch die umfassendere Bedeutung von „Lehre“, besonders wenn das Wort ohne den bestimmten Artikel verwendet wird. Wenn es auf so umfassende Weise gebraucht wird, scheint das Wort sich manchmal sogar auf die Gesamtheit der offenbarten Anleitungen, die im Alten Testament enthalten sind, zu beziehen.

Das Wort „Satzungen“ bezieht sich auf eine bestimmte Art von Gesetzen. Das Wort „Satzung“ ist die deutsche Übersetzung der hebräischen Wörter choq bzw. chuqqah und beschreibt eine autorisierte Verordnung, Verfügung bzw. Bestimmung. Biblische Satzungen können etwa bestimmte Zeiten wie heilige Feste festlegen, wichtige Gebräuche definieren und sogar die Verfahrensweise festlegen, mit der bestimmte wichtige Angelegenheiten gehandhabt werden sollen.

Weil sie Gottes Denken offenbaren und seine Prioritäten zum Ausdruck bringen, sind sie auch äußerst wichtig als Belehrungen über göttliche Richtlinien für gerechtes Verhalten.

„Rechte“ sind von Richtern gefällte Entscheidungen, die dazu dienen, die Anwendung der vorliegenden Gesetze zu erklären, zu erweitern oder einzuengen. Um sicherzustellen, dass die Richter bedeutungsvolle Richtlinien und Präzedenzfälle für die Ausübung ihrer richterlichen Verantwortungen haben würden, vermittelt Gott in der Bibel Beispiele dafür, wie er selbst richtet.

Gottes Richtersprüche zeigen, wie gerechte Entscheidungen gemäß der Prinzipien, die in Gottes Gesetz und Satzungen offenbart werden, getroffen werden sollten. Er weist alle Richter, die dafür verantwortlich sind, Urteile über Angelegenheiten zu fällen, die nicht spezifisch von der Thora behandelt werden, an: „Wenn eine Streitsache vor sie kommt, sollen sie Richter sein und nach meinem Recht das Urteil sprechen und sollen . . . meine Gebote und Ordnungen halten“ (Hesekiel 44,24).

Er sagt ihnen auch: „Du sollst nicht unrecht handeln im Gericht: du sollst den Geringen nicht vorziehen, aber auch den Großen nicht begünstigen, sondern du sollst deinen Nächsten recht richten“ (3. Mose 19,15).

Zusammen genommen bilden Gottes Gesetze, Satzungen und Rechte die Grundlage für eine gerechte Gesellschaft und die Verwaltungsvorschriften, die zu ihrem Regieren erforderlich sind. Sie alle enthalten Prinzipien, die sich auf alle Völker anwenden lassen und so weit gefasst sind, dass sie an neue Situationen angepasst werden können.

Schlüsselelemente des Sinai-Bundes

Das gesamte Gesetzeswerk des Sinai-Bundes – der Inhalt der von Mose verfassten fünf Bücher – sollte im Prinzip jeden wesentlichen Aspekt des nationalen Lebens im alten Israel abdecken.

Diese Gesetze bestimmten die Strafen für Verbrechen bzw. die Urteile der Richter in Strafsachen. Darüber hinaus beinhalteten sie Maßnahmen zum Schutz vor Armut, das Verhalten der Priesterschaft, den Bauplan und die physische Ausgestaltung der Stiftshütte und Anweisungen in Bezug auf zeremonielle Reinheit, Tierhaltung, das Zehntenzahlen, die Festtage, die Landwirtschaft, Prinzipien der Gesundheit und viele andere Lebensbereiche.

Die Weitgefächertheit und die erschöpfenden Details dieser Gesetzesforderungen spiegelten die Grundorientierung des Gesetzeswerkes wider. Es definierte ein Verwaltungssystem für eine Nation, deren Bürger, außer einigen wenigen auserwählten Führern, Gottes Geist nicht hatten.

Es war für ein Volk geschaffen worden, dessen Herz geistlich verhärtet war und dessen Verstand die volle geistliche Absicht von Gottes Lehren nicht erfassen konnte (Matthäus 13,15; Apostelgeschichte 28,27; zitiert aus Jesaja 6,9-10). Obwohl dieses Gesetzeswerk das Volk anwies, sich Gott zu nähern und ihm treu zu dienen, machte es doch die nationalen und örtlichen Führer für den Gehorsam des Volkes verantwortlich. Zum Wohle aller definierte dieses Gesetzeswerk auch bestimmte Strafen für diejenigen, die sich weigerten zu gehorchen.

Israels Stiftshütte – und später sein Tempel – stellte das Zentrum für die nationale Anbetung Gottes dar. In 2. Mose 25-31 wird im Detail beschrieben, wie die Stiftshütte ausgestaltet und geheiligt werden sollte. Mit gleicher Sorgfalt werden auch die Gewänder und Pflichten von Aaron und den anderen Priestern beschrieben. Ausführliche Anweisungen über die Kunsthandwerker, die an der Stiftshütte arbeiten sollten, die heiligen Gegenstände und Gefäße und die Opfer sind ebenfalls enthalten (2. Mose 35,4-36,1). Die Art und Weise, wie die Stiftshütte errichtet werden soll, wird sorgfältig beschrieben (2. Mose 36,2 – 40,38).

Das Buch 3. Mose beleuchtete eine Reihe anderer zeremonieller Aspekte des Sinai-Bundes. Besonders die Anweisungen über die Pflichten der Priesterschaft, die täglichen Tieropfer und weitere Opfer an den wöchentlichen Sabbaten und den jährlichen Festtagen sind sehr detailliert. Dieser Bund war reich an Zeremonien und Ritualen, die typisch für die zeitlich begrenzte und hauptsächlich physisch orientierte Beziehung zwischen dem alten Israel und Gott sind (siehe Hebräer 8,1-5).

Die Rituale dieses Bundes versinnbildlichten aber auch die weitaus verbesserte geistliche Beziehung, die der Messias mit allen Israeliten in der Zukunft etablieren würde. Nicht nur die Juden werden an dieser besseren Beziehung Anteil haben, sondern auch die wiederhergestellten Nachkommen der anderen Stämme Israels, von denen prophezeit wird, dass sie – in der Zukunft – wieder in ihre Heimat zurückkehren werden (Jeremia 23,5-8), sowie auch alle anderen Nationen, alle die gewillt sind, sich Gott unterzuordnen und seine Wege zu erlernen (Micha 4,1-4).