Wenn wir uns bemühen, als Nachfolger Jesu Christi zu leben, werden uns Hindernisse und Prüfungen begegnen. Doch als willige Werkzeuge Gottes können wir uns diesen mutig stellen.

Von Robin Webber

Die Erfahrung bestätigt das geflügelte Wort: „Das Leben ist das, was uns passiert, während wir eifrig dabei sind, andere Pläne zu schmieden.“ Als Christen sollten wir inzwischen wissen, dass wir mit dem Unerwarteten rechnen müssen. Warum lassen wir uns dann lähmen, wenn es eintritt? Seien Sie offen für Folgendes: Die Jünger Jesu Christi werden von einem herausfordernden Leben nicht ausgenommen.

Zwar wacht Gott liebevoll über uns, doch ein teflonbeschichtetes Leben im Hier und Jetzt ist uns nicht versprochen. Jesus selbst erlebte Widrigkeiten und schwierige Umstände, aber er erhob sich über den Augenblick und schaute für uns auf die Ewigkeit voraus. Dazu lesen wir in Hebräer 12, Verse 1-3:

„Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst“ (alle Hervorhebungen durch uns).

Wie können wir uns auf das Unerwartete vorbereiten, sodass uns schwierige Umstände nicht entmutigen, sondern dass wir die Gelegenheit nutzen und dem Beispiel Jesu folgen, um seiner Aufforderung „Folgt mir nach!“ gerecht zu werden?

Weiterspielen mit nur einer Saite

Vor fast 200 Jahren betrat der berühmte Geiger und Komponist Niccolò Paganini vor einem begeisterten Publikum die Bühne. Er ahnte dabei nicht, welche Herausforderung ihn erwartete. Während er mit dem Orchester auf seinem viersaitigen Instrument spielte, riss eine Saite nach der anderen, bis schließlich nur noch eine übrig blieb. Doch er spielte weiter. Das Publikum jubelte begeistert. Zum Schluss spielte er noch ein Solo mit seiner einsaitigen Geige.

Paganini hätte die Bühne verlassen können, als die erste Saite riss. Und sicherlich hätte er nach dem Versagen der dritten Saite den Abend beenden, lächeln oder die Stirn runzeln und gehen können. Doch dann gab es diesen Moment der inneren Einkehr, als er beschloss, standhaft zu bleiben. Später erzählte er: „Ich dachte immer, die Musik käme von meiner Geige, aber heute Abend wurde mir klar, dass die Musik von mir kommt.“ Diese Episode, die mit einem Abbruch hätte enden können, wurde so zu einer Demonstration von Charakterstärke unter Druck.

Es ist immer wieder erstaunlich, wenn ein Mensch trotz unerwarteter Belastungen durchhält und so einen bedeutsamen Einfluss auf andere ausübt. Das gilt insbesondere in geistlicher Hinsicht.

Paganini inspiriert andere, ihr Bestes zu geben und durchzuhalten. Mit Gottes Hilfe können Sie dieser Mensch sein. Wir sind vielleicht keine Berühmtheit wie Paganini, aber wir sind von Gott berufen, seine Kinder zu sein und zu lernen, nach dem größten Vorbild aller Zeiten zu leben: Jesus, dem Messias!

In gewisser Weise hat Gott sich in dieser Zeit dafür entschieden, „einsaitige menschliche Instrumente“ auszuwählen. Wir sind von der Vollkommenheit von Paganinis Geigenspiel weit entfernt, aber Gott verfolgt mit uns ein Ziel, das Paulus wie folgt beschreibt:

„Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme“ (1. Korinther 1,26-29).

Ja, kein Mensch soll sich vor Gott rühmen, denn seine Lebensmelodie soll durch uns zu anderen fließen. Vielleicht denken Sie jetzt: „Das ist leichter gesagt als getan.“ Aber seien wir ehrlich: Es wird im Leben Hürden geben. Die Frage ist, wie wir mit solchen Begegnungen umgehen, die uns aus der Bahn werfen und unser Zeugnis von Christus, der in uns lebt, lähmen könnten (siehe 2. Korinther 13,5).

Es kann ein Streit mit dem Ehepartner sein, der Umgang mit einem aufmüpfigen Teenager oder dem widerspenstigen Nachbarn von gegenüber, aber auch ein platter Hinterreifen auf dem Weg in den Urlaub. Oder ein Zerwürfnis mit jemandem, dem Sie in der Gemeinde nahestanden, nachdem ein vermeintliches Unrecht mit allen geteilt wurde, anstatt dass Sie beide darüber redeten und erkennen konnten, dass es ein Missverständnis war.

Fortschritt trotz Widrigkeiten

Wenn wir unter Druck geraten und unsere Pläne nicht wie vorgesehen funktionieren, ist das nicht geplant. Wie bewahren wir dann unseren Charakter, wenn unsere Pläne als Jünger Christi durch Unvorhergesehenes unerfüllt bleiben – wenn die Geigensaiten reißen?

Nachfolgend sind einige Schritte, die wir gehen müssen, während wir Jesu Einladung „Folgt mir nach!“ beherzigen wollen.

Erster Schritt: Stellen Sie sich der Verpflichtung Ihrer Berufung. Denken Sie an die Worte, die Mordechai seiner Adoptivtochter Esther, der damaligen Königin von Persien, mit auf den Weg gab. Sie stellte sich der Herausforderung, für ihr Volk, die Juden, einzutreten und dabei ihr Leben zu riskieren: „Und wer weiß, ob du nicht gerade um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist?“ (Esther 4,14).

Wenn die Herausforderung kommt, ergreifen Sie Ihre Berufung als Bürger des kommenden Reiches Gottes, das Sie jetzt im Himmel erwartet: „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus“ (Philipper 3,20). Reagieren Sie auf die Widrigkeiten des Lebens als Zeuge eines besseren Weges anstelle der üblichen menschlichen Reaktion. Denken Sie auch immer daran, dass Jesus nie gesagt hat, unser Weg werde einfach sein. Er hat uns aber versichert, dass er sich lohnen wird.

Schritt 2: Halten Sie inne, schauen Sie sich um und hören Sie zu. Atmen Sie tief durch. Viktor Frankl, ein österreichischer Psychologe, der das Konzentrationslager Auschwitz überlebte, schrieb in seinem Buch „... trotzdem Ja zum Leben sagen“: „Alles kann dem Menschen genommen werden, nur eines nicht: die letzte menschliche Freiheit – die Freiheit, in jeder Situation seine Haltung zu wählen, seinen eigenen Weg zu wählen.“

Ein verwandtes Zitat, das oft Frankl zugeschrieben wird, lautet: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Freiheit und unsere Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.“

Um in dieser Situation im Sinne Gottes zu reagieren, ist die richtige Geisteshaltung erforderlich. Wie es in 1. Petrus 3, Verse 15-16 heißt: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen.“

Der Apostel Jakobus ermahnt uns außerdem: „Ihr sollt wissen, meine lieben Brüder: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist“ (Jakobus 1,19-20). In dieser Phase zwischen Reiz und Reaktion haben wir die Wahl, womit wir unser Herz füllen wollen – mit der typisch menschlichen Reaktion auf den flüchtigen Augenblick oder mit dem Ausblick auf die Ewigkeit mit Gott.

Schritt 3: Bemühen Sie sich, vorbereitet zu sein. Unsere Stärken finden wir nicht in Prüfungen, sondern wir nehmen sie mit in den Kampf und halten daran fest. Es gilt daher, schon im Vorfeld vorbereitet zu sein. William Shakespeare schrieb in seinem Bühnenstück Wie es euch gefällt: „Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab.“

Wie können wir uns auf die entscheidenden Momente im Leben vorbereiten und von unserer Lebensbühne so abtreten, dass Gott verherrlicht wird? Wir müssen sein Wort lernen und uns daran halten. Das stärkt unsere geistlichen Impulse und hilft uns, gewappnet zu sein, wenn wir die große Einladung von oben annehmen: „Folgt mir nach!“

In Psalm 119 betet der Psalmist zu Gott: „Lass deine Hand mir beistehen; denn ich habe erwählt deine Befehle“ (Vers 173). Doch schon früher im selben Psalm wird deutlich, wie sehr ihn die Gewissheit dieser Hilfe von oben erfüllt: „Ich suche dich von ganzem Herzen; lass mich nicht abirren von deinen Geboten. Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige. Gelobet seist du, Herr! Lehre mich deine Gebote! “ (Verse 10-12).

Bedenken Sie, welche Auswirkungen diese Verse hatten, als Jesus „allein auf der Bühne“ stand und in einem durch langes Fasten geschwächten Zustand den Versuchungen Satans ausgesetzt war (Matthäus 4). Dabei setzte Satan dieselben scheinbar todsicheren Fallen ein, mit denen er Adam und Eva im Garten Eden (1. Mose 3) verführt hatte: „des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben“ (1. Johannes 2,16).

Alles verlief jedoch ganz anders als Satans Plan. Jedes Mal, wenn die Saiten eines gewöhnlichen Menschen gerissen wären, traf Jesus mit den Worten „Es steht geschrieben“ den richtigen Ton; er reagierte auf jede Versuchung mit einer Erinnerung an die Heilige Schrift (Matthäus 4,4. 7. 10). Es gilt, die Widrigkeiten, die noch vor uns liegen, im Einklang mit dem Beispiel dessen zu meistern, der uns voranging und uns auffordert: „Folgt mir nach!“ Bis zum nächsten Mal: Lassen Sie die Kraft Gottes durch sich fließen, denn er wählt Sie als sein Werkzeug.