Abtreibung: Das weltweite Massensterben

Jedes Jahr werden weltweit 73,3 Millionen Kinder abgetrieben. Im täglichen Durchschnitt sind das ca. 200 000 Menschenleben – in etwa die Bevölkerung der Stadt Kassel. Die Abtreibung ist in vielen Ländern gesetzlich erlaubt bzw. als Recht geschützt. Wie soll man die Abtreibung aber aus der Sicht der Heiligen Schrift beurteilen?

Von Darris McNeely

Wussten Sie, dass in den letzten 32 Jahren weltweit schätzungsweise zwischen 1,2 und 1,3 Milliarden Kinder – ein Sechstel unserer Weltbevölkerung – abgetrieben wurden? Das sind achtmal mehr Tote durch Abtreibung als Kriegstote in den Kriegen des 20. Jahrhunderts.

Derzeit werden jährlich weltweit 44 Millionen Kinder abgetrieben. Oder anders gesehen: In etwas mehr als vierzehn Monaten werden weltweit genauso viele Kinder abgetrieben wie die Zahl der Toten im Zweiten Weltkrieg. Unangefochtener Spitzenreiter in der Jahresstatistik ist die Volksrepublik China mit dreizehn Millionen gemeldeten Abtreibungen.

1974 begann in der Bundesrepublik Deutschland die rechtliche Aufweichung des allgemeinen Abtreibungsverbots mit der Verabschiedung des Paragrafen 218a, der einen straffreien Schwangerschaftsabbruch in den ersten zwölf Wochen vorsah. Weniger als ein Jahr später wurde die Neuregelung vom Bundesverfassungsgericht verworfen, doch in seiner Urteilsbegründung wies das Gericht auf die Möglichkeit hin, die Gesetzgebung verfassungskonform zu gestalten und damit straffreie Abtreibungen zu erlauben:

„Der Lebensschutz der Leibesfrucht genießt grundsätzlich für die gesamte Dauer der Schwangerschaft Vorrang vor dem Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren und darf nicht für eine bestimmte Frist in Frage gestellt werden. Der Gesetzgeber kann die grundgesetzlich gebotene rechtliche Missbilligung des Schwangerschaftsabbruchs auch auf andere Weise zum Ausdruck bringen als mit dem Mittel der Strafdrohung . . . Es [steht] dem Gesetzgeber frei, andere außergewöhnliche Belastungen für die Schwangere, die ähnlich schwer wiegen, als unzumutbar zu werten und in diesen Fällen den Schwangerschaftsabbruch straffrei zu lassen“ (BVerfGE 39, 1).

Die Neufassung von Paragraf 218 im Jahr 1976 ist die Grundlage für straffreie Abtreibungen in Deutschland nach der Fristenlösung mit Indikations- bzw. Beratungspflicht. Man schätzt zurzeit, dass etwa vierzehn Prozent der Schwangerschaften in Deutschland durch Abtreibung beendet werden. 2012 waren das mehr als 106 000 gemeldete Abtreibungen. (Nicht enthalten in dieser Jahresstatistik sind Abtreibungen, die deutsche Frauen im Ausland – beispielsweise in Österreich oder den Niederlanden – durchführen lassen.)

Die Rechtslage in den USA ist anders als in Deutschland. 1973 befand dort der oberste Gerichtshof bei der Anhörung des berühmten Falls Roe vs. Wade, dass eine Frau bei der Ausübung ihres Rechts auf eine Privatsphäre die Entscheidung für eine Abtreibung selbst treffen darf – ohne Indikations- bzw. Beratungspflicht. Damit wurde die Abtreibung in den USA legalisiert.

In den 40 Jahren seit dem Richterspruch hat es in den USA mehr als 50 Millionen Abtreibungen gegeben. Die jährliche Zahl von mehr als einer Million Schwangerschaftsabbrüchen ist höher als die Gesamtzahl der Kriegstoten Amerikas in allen Kriegen ihrer 237-jährigen Geschichte.

Die Zahlen für das weltweite Massensterben durch Abtreibung sind ernüchternd. Wie stehen Sie zur Abtreibung? Ordnen Sie diese dem Grundrecht einer Frau zu, selbst über den eigenen Körper zu entscheiden? Beurteilen Sie die ethische Situation anders bei Vergewaltigung, Inzucht oder Lebensgefahr für die werdende Mutter? Oder lehnen Sie die Abtreibung, unter welchen Umständen auch immer, grundsätzlich ab? Woran sollen wir uns bei der Beurteilung dieses umstrittenen Themas orientieren?

Es geht um mehr als die Gesetzgebung

Die gesellschaftliche Debatte zur Abtreibung wurde und wird emotional geführt. Manche sehen das Thema Schwangerschaftsabbruch als moralische bzw. ethische Frage. Hinsichtlich der Frage der Straffreiheit entscheiden der Gesetzgeber und die Gerichte, ob die Abtreibung mit dem verfassungsmäßig verbürgten Schutz des Lebens vereinbar ist.

Doch bei der Abtreibung geht es um viel mehr als nur die Gesetze und deren Auslegung. Gezeugtes Leben zu beenden ist nicht vordergründig eine politische oder rechtliche Frage. Es ist eine moralische bzw. ethische Frage, weil nur derjenige, der das Leben schuf und alles Leben auf diesem Planeten erhält, über Leben und Tod entscheiden darf.

Ist das Leben nicht von selbst entstanden, dann spricht der Schöpfer des Lebens das letzte Wort in dieser Angelegenheit. Sein Wort ist der ultimative „oberste Gerichtshof“, dessen Urteil in Fragen des Lebens entscheidend ist.

Jede Diskussion über die Abtreibung bzw. die Entfernung gezeugten Lebens aus dem Mutterleib muss aus der Perspektive des ursprünglichen Lebensspenders – des Schöpfers – geführt werden. Diese Perspektive finden wir in der Heiligen Schrift.

Was berichtet uns die Bibel über den Anfang menschlichen Lebens? In 1. Mose 2, Vers 7 lesen wir: „Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ Im 6. Gebot verkündete der Schöpfer einen grundsätzlichen Schutz für menschliches Leben: „Du sollst nicht töten“ (2. Mose 20,13; alle Hervorhebungen durch uns).

Allein dem Lebensspender steht es zu, über menschliches Leben zu befinden.

Und das Leben der Ungeborenen?

Bezieht sich das sechste Gebot auch auf die Ungeborenen? Das hängt davon ab, ob man das gezeugte Kind für menschlich bzw. für menschliches Leben hält.

Die Bibel befasst sich auch mit dem Schutz für das menschliche Leben im Mutterleib. Beispielsweise heißt es in 2. Mose 21, Vers 22: „Wenn Männer sich streiten und eine schwangere Frau stoßen, sodass eine Frühgeburt eintritt, aber sonst kein Schaden entsteht, so muss [dem Schuldigen] eine Geldstrafe auferlegt werden, wie sie der Ehemann der Frau festsetzt; und er soll sie auf richterliche Entscheidung hin geben“ (Schlachter-Bibel).

Was ist aber, wenn daraus ein Todesfall entsteht? „Wenn aber ein Schaden entsteht, so sollst du geben: Leben um Leben“ (Vers 23, ebenda). Mit anderen Worten: Führt die Verletzung der Frau zu deren Tod oder zum Tod des zu früh geborenen Kindes, wurde der Fall als Tötung geahndet. Demnach gilt das Leben des noch nicht geborenen Kindes im Mutterleib als dem Leben des bereits geborenen Menschen gleichwertig.

Eine weitere wichtige Aussage der Bibel in Bezug auf das Leben im Mutterleib finden wir in der Geschichte des Propheten Jeremia. In Jeremia 1, Vers 5 sagt Gott über ihn: „Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker.“ Wir haben auch das Beispiel von Johannes dem Täufer, der im Mutterleib seiner Mutter Elisabeth hüpfte, als Elisabeths Cousine Maria, die Jesus in ihrem Mutterleib trug, zu Besuch kam (Lukas 1,39-45).

Die Sichtweise, wonach ein ungeborenes Kind noch kein Mensch sei, ist eines der heimtückischsten Argumente der Befürworter der Abtreibung. Unser schonungsloses Urteil dazu lautet: Damit will man bei einer Abtreibung die Möglichkeit eines Schuldbewusstseins eliminieren, dass man damit ein menschliches Leben beendet hat.

Der Schöpfer allen Lebens sieht alle Aspekte des Lebens in seiner Schöpfung. Das Leben eines ungeborenen Kindes im Mutterleib entgeht ihm nicht. Wenn Gott das Kind im Mutterleib bereits kennt, sollten wir dieses Leben nicht respektieren und schützen?

Das unglaubliche menschliche Potenzial

Wie wichtig ist das menschliche Leben für den Lebensspender, den Schöpfergott? Es steht im Mittelpunkt seines großen Vorhabens für das gesamte Universum! In den Psalmen schrieb der israelitische König David Folgendes dazu:

„Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan“ (Psalm 8,4-7).

Der Autor des Hebräerbriefs zitiert diese Verse und ergänzt sie in Bezug auf die Bestimmung des menschlichen Lebens:

„Wenn er [Gott] ihm [dem Menschen] alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles untertan ist. Den aber, der eine kleine Zeit niedriger gewesen ist als die Engel, Jesus, sehen wir durch das Leiden des Todes gekrönt mit Preis und Ehre; denn durch Gottes Gnade sollte er für alle den Tod schmecken“ (Hebräer 2,8-9).

Der nächste Vers erklärt, dass der Auftrag Jesu Christi zum Teil darin besteht, „viele Söhne zur Herrlichkeit“ zu führen. Wie sollen wir das verstehen?

Gottes Vorhaben für die Menschen besteht darin, seine göttliche Familie durch viele „Söhne und Töchter“ zu erweitern (2. Korinther 6,18). Der „Eintritt“ in diese Familie erfolgt durch eine Verwandlung von materiellem Fleisch in verherrlichten Geist, und zwar mittels einer Auferstehung. Das ist der Grund, warum wir existieren. Die menschliche Fortpflanzung ist beispielhaft für den großartigen Prozess, bei dem die Menschenkinder Gottes in seine unsterbliche geistliche Familie hineingeboren werden können.

Durch die Abtreibung wird ein menschliches Leben frühzeitig beendet – ein Leben, für das Gott das Potenzial der Zugehörigkeit zu seiner Familie vorgesehen hat!

Eine Kultur des Todes und der Selbsterhöhung

Die Diskussion darüber, ob das gezeugte Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt in seiner Entwicklung im Mutterleib „lebensfähig“ ist, stellt den Gipfel des menschlichen Hochmuts dar. Die Rechte der Frau auf die Freiheit auszudehnen, ungeborenes Leben nach Lust und Laune zu beenden, und die Bemühungen unserer Regierungen, menschliches Leben so zu definieren, dass damit die Abtreibung begünstigt wird, sind ein moderner Turm zu Babel. Sie sind eine Beleidigung des Schöpfers und seines Wortes.

Eigentlich ist die Bewegung zur Liberalisierung und Legalisierung der Abtreibung eine moderne Form des Götzendienstes. Dabei wird das Ich und die vermeintlichen Rechte des Ichs höher gewertet als der Schöpfer und das Leben, das er uns schenkt.

In der Abtreibung drückt sich unsere Kultur der Selbstvergöttlichung aus. Wir haben uns „wie Gott“ gemacht (1. Mose 3,5) und entscheiden nach unserem Empfinden über gut und böse, richtig und falsch.

Wir entscheiden, dass ein ungeborenes Kind in einem bestimmten Entwicklungsstadium nichtlebensfähiges Gewebe ist, das wir entsorgen dürfen. Wir maßen uns das Recht an, das Leben eines im Mutterleib wachsenden Kindes zu beenden – ein Leben, dessen letztendliches Potenzial die ewige Existenz als Gottes Sohn oder Tochter ist.

Gott fordert Christen auf, sich von der babylonischen Kultur unserer Zeit zu befreien (Offenbarung 18,4). Wir sollen uns nicht von dem zunehmend gottlosen Zeitgeist unserer Gesellschaft beeinflussen lassen. Stattdessen sollen wir uns an dem Schöpfergott, dem großen Lebensspender, orientieren und das Leben, das er uns schenkt, als kostbares Geschenk hoch schätzen. Deshalb sollte das Leben ungeborener Kinder geschützt werden.

Kennen Sie eine Frau, die sich mit dem Gedanken trägt, ein Kind abzutreiben? Lassen Sie sie diesen Artikel lesen.

Kennen Sie eine Person, die ein Kind abgetrieben hat und sich deshalb Vorwürfe macht? Solche Menschen können wir auf die Barmherzigkeit und Gnade Gottes hinweisen. Wir können uns an Gott wenden und unsere Perspektive grundlegend ändern. Anstelle der generationsabhängigen Situationsethik des Menschen können wir Gottes unabänderliche Maßstäbe für Moral anerkennen. Der Schöpfer des Lebens lässt sich finden und bietet allen Menschen die Chance zu einem neuen Start.

Gott möchte uns als Angehörigen seiner Familie das ewige Leben schenken. Das menschliche Leben dient diesem großen Vorhaben und ist deshalb unschätzbar kostbar. Christen dürfen deshalb keine Kompromisse mit dem menschlichen Leben eingehen!

Bei der Abtreibung ist es nicht anders als bei Gottes Aufforderung an die Israeliten von einst, als sie vor dem Eingang ins Gelobte Land standen. Gott legte ihnen die Wahl zwischen Leben und Tod vor. Was erwartete er von ihnen? Sie sollten das Leben erwählen. Gott, der sich nicht ändert, erwartet heute dasselbe von uns.

Kindesopfer: Sind wir heute wirklich anders?

Von allen Ritualen antiker Religionen waren diejenigen am grausamsten, bei denen Säuglinge bzw. Kinder geopfert wurden. In den Ländern des Nahen Ostens und den an das Mittelmeer angrenzenden Gebieten starben Kinder durch Ritualmorde, oft durch Verbrennung, unter der Aufsicht einer Priesterschaft und mit der Billigung der Anbetenden.

Ein Kind wurde entweder auf ein offenes Feuer oder in eine brennende Spalte eines metallenen Götzen, der z.–B. Baal oder Moloch darstellte, gesetzt. Das Ritual diente der Beschwichtigung eines Gottes oder als inbrünstige Bitte um eine gute Ernte bzw. um den Sieg über einen Feind. Solche Rituale waren keine Seltenheit in der antiken Welt.

Im nordafrikanischen Karthago entdeckten Archäologen einen Friedhof mit den Überresten tausender Kindesopfer. Die Knochen der dort beigesetzten Kinder wiesen Merkmale eines gewaltsamen Todes auf. Selbst die Bibel berichtet von einer Zeit in der Geschichte des Königtums Juda, in der Kindesopfer stattfanden.

Heutige Nationen, die unter dem Deckmantel der Familienplanung oder Frauenrechte das moderne Kindesopfer praktizieren, sollen sich ein Beispiel an diesen antiken Kulturen nehmen. Sie sind alle von der Bildfläche verschwunden. Karthago wurde von den Römern zerstört. Die Römer säten dort Salz, damit der Ackerboden keinen Ertrag mehr produzieren konnte. Der Götzendienst nahm in Juda überhand, bis das Land von den Babyloniern erobert und dessen Bewohner in die Gefangenschaft nach Babylon verschleppt wurden.

Sind wir heute wirklich anders? Diese Völker der Antike opferten ihre Kinder, um einen falschen Gott zu beschwichtigen. Heute werden Kinder millionenfach abgetrieben, um dem modernen Gott der Selbsterfüllung bzw. -verwirklichung und der Bequemlichkeit zu dienen. Man mag an dieser Feststellung Anstoß nehmen, doch sie ist wahr.