Im Mai vor 80 Jahren endete in Europa der Zweite Weltkrieg. In den acht Jahrzehnten seither fegten zweimal gewaltige Veränderungen über den Kontinent. Doch die aktuellen Entwicklungen könnten zu den dramatischsten Veränderungen führen, die Europa jemals erlebt hat.

Von Paul Kieffer

Am 8. Mai 1945 wurde in der ganzen Welt das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa gefeiert. Am Tag dieses Sieges in Europa, dem sogenannten „VE-Day“, ergab sich Deutschland bedingungslos den Alliierten. Die deutsche Kapitulation beendete Jahre eines verheerenden Konflikts und ermöglichte den europäischen Ländern den Beginn des Wiederaufbaus und der Erholung von unermesslichem Leid und Zerstörung.

Da Europa bald in gegensätzliche Blöcke geteilt war, verlief die Erholung jedoch ungleichmäßig. Die von den Alliierten befreiten Länder Westeuropas entwickelten sich zu blühenden Demokratien. Im Gegensatz dazu waren die befreiten Länder im Osten jahrzehntelang der Sowjetunion unterstellt und beherbergten sowjetische Militäreinheiten, die ein Entkommen aus der sowjetischen Kontrolle mehrfach verhinderten.

Wir blicken zurück auf die Nachkriegsgeschichte und fragen uns, wohin die aktuellen Ereignisse in Europa führen und was das letztlich für die Welt als Ganzes bedeutet.

Der sowjetische Fuß in Osteuropa – der Eiserne Vorhang

Auf der Konferenz von Jalta, die vom 4. bis 11. Februar 1945 in einem russischen Badeort auf der Krim stattfand, trafen der britische Premierminister Winston Churchill, der sowjetische Regierungschef Josef Stalin und US-Präsident Franklin D. Roosevelt wichtige Entscheidungen für die Nachkriegswelt, insbesondere für Osteuropa. Die amerikanischen und britischen Delegationen waren sich weitgehend einig, dass die künftigen Regierungen der an die Sowjetunion angrenzenden europäischen Staaten der Ostmacht freundlich gesinnt sein sollten. Die Sowjets versprachen, in allen von Nazi-Deutschland befreiten Gebieten Osteuropas „so bald wie möglich durch freie Wahlen Regierungen zu bilden, die dem Willen des Volkes entsprechen“.

Bald wurde jedoch klar, dass die Sowjetunion solche freien Wahlen nicht zulassen würde. Am 5. März 1946 besuchte Churchill, inzwischen ehemaliger Premierminister, das Westminster College in Fulton, Missouri, und hielt seine sogenannte „Rede über den Eisernen Vorhang“. In Churchills eigenen Worten:

„Von Stettin an der Ostsee bis Triest an der Adria hat sich ein ‚Eiserner Vorhang‘ durch den Kontinent gezogen. Dahinter liegen alle Hauptstädte der ehemaligen Staaten Mittel- und Osteuropas – Warschau, Berlin, Prag, Wien, Budapest, Belgrad, Bukarest und Sofia. All diese berühmten Städte und die sie umgebende Bevölkerung liegen in dem, was ich als sowjetischen Machtbereich bezeichnen muss, und alle stehen in der einen oder anderen Form nicht nur unter sowjetischem Einfluss, sondern auch unter einem sehr hohen und in einigen Fällen zunehmenden Maß an Kontrolle durch Moskau.“

Als aus den drei Westzonen Deutschlands 1949 die Bundesrepublik Deutschland entstand, wurde die sowjetische Besatzungszone zur Deutschen Demokratischen Republik. Im April 1949 wurde die Nordatlantikpakt-Organisation (NATO) gegründet, ein Verteidigungsbündnis zwischen den westeuropäischen Staaten sowie den USA und Kanada. Auf den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland 1955 reagierte die Sowjetunion mit der Gründung des Warschauer Paktes, eines Militärbündnisses sowjetisch dominierter osteuropäischer Staaten als Gegenpol zur NATO.

Statt eines friedlichen und harmonischen Europas war der Kontinent nach dem Zweiten Weltkrieg 40 Jahre lang in die verfeindeten Blöcke des Kalten Krieges gespalten, bis der nächste Wind der Veränderung über Europa wehte.

Zusammenbruch der Sowjetunion und des Warschauer Pakts

Mit seinem Amtsantritt als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion im März 1985 veränderte Michail Gorbatschow den Verlauf des Kalten Krieges unerwartet und grundlegend. Seine Politik der Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau) signalisierte eine Liberalisierung der kommunistischen Regierungskontrolle.

Gleichzeitig verbarg sich dahinter eine tiefgreifende Wirtschaftskrise, die diesen Wandel vorantrieb und das gesamte sowjetische System untergrub. Dies erschwerte es Moskau, seine osteuropäischen Satellitenstaaten weiterhin zu unterstützen. Und als Protestbewegungen in Polen, der Tschechoslowakei und der DDR aufkamen, griff Moskau nicht ein.

Dies zeigte sich eindrucksvoll im November 1989, als nur wenige Monate nach dem 40. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Berliner Mauer, das Symbol des Eisernen Vorhangs und eines geteilten Europas, fiel. Innerhalb von zwei Jahren brach mit der Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 das gesamte sowjetische System zusammen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entstanden 15 unabhängige Staaten, darunter Russland, die baltischen Staaten und die Ukraine. Die ehemals unter sowjetischer Herrschaft stehenden osteuropäischen Länder beantragten in der Folge die Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Am 1. Mai 2004 traten Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn der EU bei. Dies war die größte Erweiterung in der Geschichte der EU, sowohl in Bezug auf die Bevölkerung als auch auf die Anzahl der neuen Mitgliedsländer. 2007 kamen dann noch Rumänien und Bulgarien hinzu.

Der Zerfall des Warschauer Paktes ermöglichte es auch seinen ehemaligen Mitgliedern, der NATO beizutreten. Die Tschechische Republik, Ungarn und Polen traten 1999 bei. 2004 wurden Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien Bündnismitglieder. Polen und die drei baltischen Staaten grenzen alle an Russland – trotz einer mündlichen Vereinbarung während der deutschen Wiedervereinigungsverhandlungen, dass sich das NATO-Bündnis nicht nach Osten bis an die russische Grenze ausdehnen würde.

Die mit dem Ende des Kalten Krieges erhoffte „Friedensdividende“ war nur von kurzer Dauer. Die anfängliche Honeymoon-Phase in den amerikanisch-russischen Beziehungen endete abrupt, als immer deutlicher wurde, dass die geopolitischen Ziele beider Länder in vielerlei Hinsicht unvereinbar waren. Russland war gegen die Osterweiterung der NATO, akzeptierte aber schließlich die Unvermeidlichkeit einer NATO-Erweiterung um das ehemalige Warschauer-Pakt-Mitglied Polen und die drei baltischen Staaten.

Der Krieg in der Ukraine und die neue Trump-Administration

Als in der Ukraine 2014 ein prorussischer Präsident durch eine westlich orientierte Regierung ersetzt wurde, löste dieser Regimewechsel eine internationale Krise aus. Weniger als eine Woche später besetzten russische Streitkräfte die Krim, ein ursprünglich russisches Territorium, aber 1954 von Russland an die Ukraine abgetreten. Russland war zwar bereit, einen späteren EU-Beitritt der Ukraine zu akzeptieren, lehnte aber eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ab und drohte, um dies zu verhindern, mit einer militärischen Intervention.

Mit der Annexion der Krim unterstützte Russland prorussische Separatisten, die im ostukrainischen Donbass gegen die ukrainische Armee kämpften. Die Region gehörte wie die Krim einst zum Russischen Reich. Im Februar 2022 schockierte Russland die Europäer mit einer groß angelegten Invasion der Ukraine und löste damit den größten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg aus. Die NATO-Staaten hatten bei Besetzung der Krim nicht interveniert, unterstützen die Ukraine nun aber individuell mit finanzieller Hilfe, militärischer Ausrüstung und Ausbildung an modernen Waffensystemen.

Die militärische Intervention Russlands in der Ukraine war ein böses Erwachen für Europa, das seine militärische Schwäche offenbarte und seine Abhängigkeit von den USA und der NATO in Verteidigungsfragen unterstrich. Der französische Präsident Emmanuel Macron war der erste, der die Notwendigkeit einer von den USA unabhängigen europäischen Militärstruktur betonte. Der zu der Zeit amtierende deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte sogar öffentlich, die Bundeswehr müsse sich bis 2030 auf einen Krieg vorbereiten – eine Aussage, die in früheren Jahren Gelächter und öffentliche Verurteilung hervorgerufen hätte.

Der Umgang der neuen US-Regierung unter Donald Trump mit dem Ukraine-Konflikt hat bei den europäischen Staats- und Regierungschefs große Besorgnis ausgelöst. Der offene Streit mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und dessen Entlassung aus dem Weißen Haus, die Einstellung der Militärhilfe, mit der die Ukraine an den Verhandlungstisch für einen Waffenstillstand gebracht werden sollte, und die Entscheidung der USA, die erste Phase der Friedensgespräche ohne ukrainische und europäische Beteiligung zu führen, haben deutlich gemacht, dass die transatlantischen Beziehungen nicht mehr „business as usual“ sein werden.

Noch ärgerlicher fanden sie die amerikanische Position, dass die Europäer als direkte Nachbarn die Verantwortung für Sicherheitsgarantien im Falle eines Friedensabkommens übernehmen müssten. Präsident Trump hatte nur vage erklärt, Amerika werde lediglich dafür sorgen, dass alles gut gehe. Die europäischen Staats- und Regierungschefs interpretierten dies so, dass die von ihnen entsandten Friedenstruppen im Falle eines Angriffs nicht von den USA unterstützt würden (da die Ukraine kein NATO-Mitglied ist). Trump warnte nämlich vor direkten Kämpfen zwischen dem amerikanischen und dem russischen Militär, die zu einem Atomkrieg führen könnten.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz Mitte Februar bestätigten Vertreter der US-Regierung, dass die ersten Friedensgespräche zur Beendigung des Krieges in der Ukraine ohne Beteiligung von Europäern und Ukrainern stattfinden werden. Unmittelbar nach der Konferenz in München berief der französische Präsident Macron ein Krisentreffen mehrerer europäischer Staaten in Paris ein. Dieses Treffen war das erste einer Reihe von Konsultationen über die neue Lage. Die europäischen Staats- und Regierungschefs betonten ihre Entschlossenheit, sich nicht durch die Politik von Präsident Trump spalten zu lassen.

Die Notwendigkeit einer europäischen „supranationalen Organisationseinheit“

In einem Interview mit dem Deutschlandfunk beschrieb Dr. Stefan Bierling, Politikwissenschaftler an der Universität Regensburg, den Schock, den Europa angesichts des abrupten amerikanischen Kurswechsels in der Ukraine-Politik erlebte:

„Das ist der schlimmst anzunehmende Unfall nach 75 Jahren, wo uns die Amerikaner, ganz ehrlich gesagt, auf ihren Rockschößen in der Weltpolitik mitgezogen haben, sind wir jetzt auf einmal allein gestellt, wir sind wie Kevin [der Junge im Kinfofilm] Allein zu Haus und wir wissen eigentlich nicht, wie wir uns jetzt gegen diese unfriedliche, bösartige Umwelt zur Wehr setzen sollen.“

Die ersten Wochen der zweiten Trump-Administration haben mehr zur Einigung Europas beigetragen als alles andere seit dem Zweiten Weltkrieg. Viele Europäer glauben, dass Amerika seine lange anerkannte Führungsrolle in der freien Welt verloren hat.

Es ist klar, dass kein europäisches Land die Vereinigten Staaten von Amerika in dieser Hinsicht ersetzen könnte. Es wird aber angenommen, dass ein geeintes Europa mit der Zeit über genügend Macht verfügen könnte. Aber wie soll dies erreicht werden?

Die Europäer scheinen bereit zu sein, bei der Aushandlung einer Lösung zur Beendigung des Krieges in der Ukraine Sicherheitsverantwortung zu übernehmen. Da jedoch jede gemeinsame Anstrengung außerhalb der NATO-Struktur erfolgen müsste, sind zunächst Fragen der logistischen Koordination und der Finanzierung zu klären.

Ohne amerikanische Unterstützung liegen erste Schätzungen für die notwendige Erhöhung der europäischen Verteidigungsausgaben zwischen 500 Milliarden und einer Billion Euro und einer Aufstockung der europäischen Truppenstärke um mindestens 300.000 Soldaten. Da die europäischen NATO-Mitglieder in unterschiedlichem Maße auf amerikanische Rüstungsgüter angewiesen sind, würde eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auch eine Erhöhung der europäischen Rüstungsproduktion bedeuten, um die Abhängigkeit von den amerikanischen Waffenlieferungen zu reduzieren.

Der derzeitige Rahmen der Europäischen Union sieht jedoch keine gemeinsame Verteidigungsplanung und -finanzierung unter der Leitung der EU-Zentrale in Brüssel vor. Stefan Bierling betonte das Dilemma, vor dem die europäischen Länder bei ihrem Bestreben stehen, ihre militärischen Anstrengungen zu koordinieren:

„Es ist ja nicht nur eine Frage der Kooperation, es ist erst mal eine Frage, was individuelle Staaten beizutragen haben, weil die Verteidigungspolitik wie die gesamte Außenpolitik ist ja nach wie vor in der Souveränität der einzelnen Mitglieder der Europäischen Union, auch der einzelnen Mitglieder in der NATO. Da gibt’s ja nicht wirklich eine supranationale Organisationseinheit“ (alle Hervorhebungen durch uns).

Doch das Fehlen einer „supranationalen Organisationseinheit“ in Europa soll sich bald ändern! Beim ersten Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs nach der Münchner Sicherheitskonferenz verkündete der französische Außenminister Jean-Noël Barrot, dass „ein Wind der Einheit“ durch ganz Europa weht.

Macrons Initiativen als Antwort Europas auf Amerika veranlassten den russischen Präsidenten Wladimir Putin, den französischen Präsidenten als einen Möchtegern-Napoleon zu bezeichnen. Napoleon war der Anführer einer römisch-katholischen Wiedergeburt des Heiligen Römischen Reiches. Putins Charakterisierung prophezeit unbeabsichtigt ein zukünftiges vereintes Europa, das den Einzelheiten biblischer Prophezeiungen entspricht.

Die Winde, die eine Reihe von Imperien bewegen

Der Prophet Daniel sah in einer Vision wie „die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf“ (Daniel 7,2). Aus den aufgewühlten Wassern stiegen nacheinander vier Tiere auf, die Königreiche darstellten. Ein zusammengesetztes Bild dieser Geschöpfe findet sich in Offenbarung 13. Es geht um die Abfolge der Königreiche, die im Römischen Reich gipfelte – dem Reich, das durch Auferstehungen bis zur Wiederkunft Jesu Christi Bestand haben sollte.

Diese Prophezeiungen zeigen zwei Themen, die sich durch die europäische Geschichte ziehen: ein tyrannisches politisches System und ein damit verbundenes falsches religiöses System. In Offenbarung 17, Verse 1-2 sieht der Apostel Johannes eine Vision davon, wie sich das Verhältnis von Kirche und Staat in der europäischen Geschichte auswirken würde:

„Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen das Gericht über die große Hure, die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben; und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.“

Die „vielen Wasser“ stehen für die „Völker und Scharen und Nationen und Sprachen“, über die dieses falsche religiöse System herrscht (Vers 15). Die Hurerei mit politischen Mächten ist hier ein bildlicher Ausdruck für den Verkauf der eigenen Person oder der eigenen Gunst für materiellen Gewinn oder Vorteil.

Die römische Kirche unterstützte die staatlichen Herrscher und förderte die Loyalität der Bevölkerung. Im Gegenzug sorgte der Staat für den Schutz, den Aufstieg und die Bereicherung der Kirche. Die hier beschriebene Kirche war eine mächtige Kraft in der europäischen Geschichte und wirkte bei den verschiedenen Wiederauferstehungen des Römischen Reiches mit.

Vers 10 zeigt, dass es sieben „Könige“ geben wird – Herrscher, die mit Zustimmung der Kirche diese Wiederbelebungen anführen werden. „Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und es sind sieben Könige. Fünf sind gefallen, einer ist da, der andre ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben“ (Offenbarung 17,9-10).

Der letzte dieser sieben Könige ist also „noch nicht gekommen“. Er wird unmittelbar vor der Wiederkunft Jesu Christi eine letzte Wiederbelebung anführen. Die ersten sechs dieser Erweckungen können als Justinian, Karl der Große, Otto der Große, Karl V., Napoleon und die Mussolini-Hitler-Achse identifiziert werden.

Die Weichen für die finale Wiederauferstehung des Römischen Reiches wurden 1957 mit der Unterzeichnung der Römischen Verträge gestellt, mit denen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft bzw. der Gemeinsame Markt, der Vorläufer der heutigen Europäischen Union, gegründet wurde. In ihrer heutigen Form kann die Europäische Union nicht die siebte und letzte römische Wiederbelebung sein, aber sie kann dazu führen.

Die kommende europäische Supermacht

Die Bibel macht deutlich, dass es sich bei der letzten Erweckung des Römischen Reiches – der letzte der sieben Könige in Offenbarung 17, Vers 9 – wiederum um zehn „Könige“ handelt, die heute auch Präsidenten, Premierminister oder Ministerpräsidenten sein könnten. „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde [was auf eine sehr kurze Zeitspanne hindeutet] Macht empfangen zusammen mit dem Tier“ (Offenbarung 17,12).

„Das Tier“ ist der Titel, den die Bibel dem Anführer dieses endzeitlichen Machtblocks gibt. Dieser wird wegen seiner wilden Natur in der Tradition seiner tyrannischen Vorgänger ebenfalls „das Tier“ genannt. Gemeinsam werden die Herrscher dieses Bundes Krieg gegen den wiederkehrenden Jesus Christus führen: „Die [zehn Könige] werden gegen das Lamm kämpfen und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige“ (Offenbarung 17,14).

Die Heilige Schrift gibt keine eindeutigen Hinweise darauf, was den Übergang zu den „zehn Königen“ irgendwann in der Zukunft bewirken wird. Laut Vers 13 sind die zehn Herrscher dieser letzten Vereinigung „eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier“. Mit anderen Worten: Diese zehn Führer werden ihre „Kraft und Macht“ freiwillig an eine zentrale Autorität abtreten. Man mag es kaum glauben, aber diese Prophezeiung beschreibt die Zukunft Europas!

Das wahrscheinlichste Szenario ist eine Krise, die die einzelnen europäischen Länder nicht alleine bewältigen können. Die derzeitige Struktur der Europäischen Union ermöglicht eine Integration, die viele als „ein Europa der zwei Geschwindigkeiten“ bezeichnen. Gemeint ist, dass die Kernmitglieder sich vereinigen und eine vollständige politische Union errichten, ohne die anderen Mitgliedsländer zur Teilnahme zu verpflichten.

Diese Option ist eine Möglichkeit, wie sich die Prophezeiung aus Offenbarung 17 innerhalb des bestehenden EU-Rahmens erfüllen könnte. Eine „Koalition der Willigen“ ist der Begriff, der in Europa bereits für die aktuelle Reaktion auf die Ukraine-Krise verwendet wird.

Klingt das weit hergeholt? Andere Beobachter haben die Möglichkeit eines vereinten Europas vorausgesagt, das sich aus dem Rückzug der USA aus ihrer Rolle bei der internationalen Ordnung ergeben könnte. Vor etwa 15 Jahren schrieb die kanadische Zeitung Ottawa Citizen:

„Wenn die Vereinigten Staaten beginnen, sich zurückzuziehen – was nicht sicher, aber durchaus möglich ist –, könnte die Europäische Union durchaus beginnen, das Vakuum in der westlichen Welt zu füllen. Vor 500 Jahren ... fand Europa plötzlich unter der Führung des jungen und dynamischen Habsburgers Karl V. zusammen, der von Belgien aus regierte. Unter seiner Herrschaft erlangte Europa globale Reichweite, nicht nur durch militärische Macht, sondern auch durch ‚soft power‘ und Diplomatie“ („The Decline of America“, 24. Dezember 2009).

Die Ukraine-Krise könnte durchaus die erste Phase eines Ausbaus der europäischen militärischen Kapazitäten einleiten, der es Europa ermöglichen würde, unabhängig von den USA oder der NATO zu agieren. Die Prophezeiung des Tieres in Offenbarung 13 sagt das zukünftige Erstaunen der Welt über den Aufstieg dieser Militärmacht voraus: „Wo auf der ganzen Welt ist jemand, der sich mit ihm vergleichen kann? Wer wagt es, den Kampf mit ihm aufzunehmen?“ (Offenbarung 13,4; „Hoffnung für alle“-Bibel).

Beobachten Sie weiterhin die Entwicklungen in Europa und die Veränderungen in den Beziehungen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Winde des Wandels bewegen zurzeit die Massen und die Hauptakteure. Eines Tages werden sich Gottes Prophezeiungen erfüllen!