Tumulte: Was steckt hinter
den Unruhen im Nahen Osten?

Ausschreitungen lassen die Regierungen in Nordafrika und dem Nahen Osten erzittern. Wird die Demokratie hier triumphieren oder steht ein anderer Ausgang bevor, der in den Prophezeiungen der Bibel angedeutet wird?

Von Melvin Rhodes

Vor einem Jahrhundert, so schreibt der Historiker David Fromkin in seinem bahnbrechenden Buch A Peace to End All Peace, haben „nur wenige Europäer . . . etwas darüber gewusst oder sich darum gekümmert, was in den trägen Reichen des osmanischen Sultans oder des persischen Schahs vor sich ging“ (1989, Seite 25).

In der Tat haben sich vor hundert Jahren die Europäer und Amerikaner für den Nahen Osten oder Nordafrika kaum interessiert. Für sie hatte diese Region keine große politische bzw. wirtschaftliche Bedeutung.

Aber im letzten Jahrhundert hat sich das alles geändert. Das Öl ist ein Grund dafür. Diese Region besitzt die meisten Ölreserven der Welt. Deshalb haben sich die westlichen Länder dort engagiert, um sich den Erdölnachschub zu sichern.

Ein weiterer Grund ist Israel. Vor 1948 gab es im Nahen Osten seit fast 2000 Jahren keinen jüdischen Staat mehr. Überall in Nordafrika und im Nahen Osten war der Islam seit 14 Jahrhunderten die dominierende Religion, zeitweise mit christlichen und jüdischen Minderheiten. Die plötzliche Geburt eines unabhängigen jüdischen Staates zog die Feindschaft von Hunderten von Millionen Arabern in der Region nach sich und hat seither zu zahlreichen Konflikten geführt.

Die Errichtung des Staates Israel hat zweifellos die Temperatur in dieser Gegend erhöht.

„Der Frieden, der allen Frieden beenden wird“

Der Erste Weltkrieg war ein dritter Grund für den heutigen komplexen Nahen Osten. Vor 1914 wurde die Region, wie Fromkin sagte, vom „osmanischen Sultan und dem persischen Schah“ regiert. Aber nach dem Ersten Weltkrieg wurde die riesige Region in 22 arabische Nationen aufgeteilt, die sowohl gegenüber dem Iran (Persien) als auch gegenüber Israel feindlich gesinnt sind – einige sind selbst gegeneinander feindlich gesinnt!

Fromkins Buchtitel wurde durch den Ersten Weltkrieg inspiriert. Er wurde „der Krieg, der alle Kriege beenden wird“ genannt. Nachdem die Friedensverträge unterzeichnet waren, machte Feldmarschall Earl Weavell, ein Offizier, der unter dem siegreichen britischen General Edmund Allenby im Nahen Osten diente, diese prophetische Bemerkung: „Nach ,dem Krieg, der alle Kriege beenden wird‘, scheinen sie in Paris ziemlich erfolgreich dabei gewesen zu sein, einen ,Frieden, der allen Frieden beenden wird‘, geschlossen zu haben.“ Fast ein Jahrhundert später ist die Region weiterhin eine Hauptquelle von Krieg in der Welt, nachdem sie unter den Osmanen Jahrhunderte des relativen Friedens erlebt hatte.

Der Wunsch nach dem Kalifat

Es sollte noch ein weiterer Grund erwähnt werden: der Wunsch, den Osama Bin Laden hatte, das islamische Kalifat wiederzuerrichten, das einst die gesamte Region und andere Gebiete umfasst hatte. Das Kalifat – ein islamisches Reich, das von einem Kalifen bzw. einem geistlichen Nachfolger Mohammeds regiert wird – hat es seit fast einem Jahrhundert nicht mehr gegeben, nachdem es als Folge der türkischen Niederlage im Ersten Weltkrieg abgeschafft worden war.

Islamische Extremisten meinen, dass es keinen Frieden geben wird, solange das Kalifat nicht wiedereingeführt wird. Ihre Hoffnung ist es, dass die gegenwärtigen Unruhen in diese Richtung führen. Ihr Traum ist eine Ummah, eine vereinte islamische Gemeinschaft unter einem Kalifen, die unter der Scharia (dem islamischen Gesetz) lebt – und als Erstes alle Länder umfasst, die muslimisch sind oder es waren, von Spanien bis Indonesien und am Ende die ganze Welt.

Obwohl die biblischen Prophezeiungen sehr deutlich sind, was die Wirren im Nahen Osten und Nordafrika anbelangt, enthalten sie nicht viele Details über die Ereignisse, die in der Zwischenzeit stattfinden. Sie vermitteln uns aber eine Gliederung, der wir große Aufmerksamkeit widmen sollten. Denn der Nahe Osten steht eindeutig im Mittelpunkt der biblischen Prophezeiungen.

Der Nahe Osten im Mittelpunkt kommender Wirren und Turbulenzen

Als die Jünger Jesus Christus über die Ereignisse befragten, die zu seinem zweiten Kommen führen würden, sagte er: „Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem Heer belagert wird, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe herbeigekommen ist“ (Lukas 21,20).

Jerusalem war umkämpfter als jede andere Stadt der Welt. Im letzten Jahrhundert stand die Stadt viermal im Mittelpunkt regionaler Kriege (1917, 1948, 1967, 1973) und noch zahlreicherer relativ kleinerer Gefechte. Der Tempelberg im Herzen Jerusalems ist die umstrittenste Liegenschaft der ganzen Welt. Den Juden ist er der Standort der von Salomo, Serubbabel und Herodes dem Großen errichteten Tempel, und den Muslimen der Ort, von dem aus Mohammed in den Himmel aufgefahren sein soll.

Alttestamentliche Prophezeiungen zeigen, dass die Juden (einer von zwölf Stämmen Israels) vor Christi Wiederkehr erneut im Heiligen Land angesiedelt sein würden. Und Juda spielt eine wichtige Rolle bei den endzeitlichen Ereignissen: „Ich werde alle Heiden sammeln zum Kampf gegen Jerusalem . . . Und der Herr wird ausziehen und kämpfen gegen diese Heiden . . . Und seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt nach Osten hin . . . und auch Juda wird gegen Jerusalem kämpfen“ (Sacharja 14,2-4. 14; Hervorhebung durch uns).

Diese Prophezeiung bezieht sich eindeutig auf die Zukunft. Die Stadt steht als Stätte von Jesu Christi Tod, Grablegung und Auferstehung und vielen anderen Ereignissen in seinem Leben auch im Mittelpunkt des christlichen Glaubens. Nationen jenseits des Nahen Ostens hatten in der Geschichte begründetes Interesse an dem Gebiet.

Interessanterweise erwarten zur gegenwärtigen Zeit Hunderte Millionen Christen das zweite Kommen des Messias, während viele Juden auf sein erstes Kommen hoffen und Hunderte Millionen Muslime glauben, dass ihre messianische Gestalt, der Mahdi oder „der Geleitete“, kommen wird. Das trägt natürlich noch weiter zum Hexenkessel des Nahen Ostens bei und macht die Lage noch komplizierter.

Unruhen erschüttern den Nahen Osten

Hinzu kommen in jüngster Zeit die vielen Unruhen in der Region. Diese wurden zum großen Teil durch ein Problem ausgelöst, das in der Region weitverbreitet ist – Finanznöte, die vor allem jungen Menschen das Gefühl geben, entrechtet zu sein. Demonstrationen und Unruhen in der Region sind von Leuten organisiert und ermutigt worden, die die zunehmende Arbeitslosigkeit der jungen Menschen und die steigenden Nahrungsmittelpreise dafür ausgenutzt haben.

Der Nahe Osten ist natürlich nicht das einzige Gebiet mit diesem Problem. Ähnliche Demonstrationen und Unruhen gab es auch in Europa im Rahmen der Einführung von Sparmaßnahmen. Und Demonstrationen in manchen US-amerikanischen Städten gegen staatliche Kürzungen fallen in die gleiche Kategorie. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt haben das Gefühl, arm und benachteiligt zu sein, und kämpfen für ihre menschlichen Grundbedürfnisse wie Nahrung, Arbeit und Obdach.

Verzweiflung trieb Mohammed Bouazizi in Tunesien dazu, sich am 17. Dezember 2010 selbst zu verbrennen, was Demonstrationen und Unruhen auslöste. Genau vier Wochen später floh der tunesische Präsident nach Saudi Arabien, nachdem er fast 24 Jahre lang an der Macht gewesen war. Damit endete eine der vielen Diktaturen in Nordafrika. Alles, was Bouazizi wollte, war für seine Familie zu sorgen. Aber kleine Beamte forderten von ihm ständig Bestechungsgelder, damit er sein Geschäft weiterhin bertreiben konnte – eine Situation, die weltweit nur allzu üblich ist.

Mit Tunesien als Katalysator verbreiteten sich die Unruhen auch in Ägypten und führten zum gleichen Ergebnis – dem Zusammenbruch einer Diktatur, die länger als 30 Jahre angedauert hatte. Die Unruhen breiteten sich schnell auch auf andere Länder in der Region aus – zu Nationen, die entweder schnell Reformen versprachen oder mit heftiger Gewalt versuchten, ihre Macht zu erhalten.

Im Nahen Osten brachen an vielen Orten aus gleichen Gründen wie hoher Arbeitslosigkeit, steigenden Lebensmittelpreisen, mangelnden Grundfreiheiten, allgemein schlechten Lebensbedingungen und einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit Demonstrationen aus.

Im Westen gab es die Hoffnung auf eine Verbreitung von Demokratie und Freiheit. Man hoffte auf ein weiteres Jahr gewaltfreier Revolutionen, so wie es 1989 in der kommunistischen Welt der Fall war. Das Resultat damals war ein freies Osteuropa.

Viele in Nordafrika und dem Nahen Osten wünschten sich ebenfalls Demokratie, aber nicht unbedingt eine Demokratie westlichen Stils. Demokratie wird mit Wohlstand in Verbindung gebracht, was etwas Positives ist. Aber wie steht es z. B. mit der Gleichberechtigung für Frauen in dieser Region? Es ist unwahrscheinlich, dass das in der arabischen Welt durchgesetzt werden kann!

Ernüchternde Realität über Ägypten

Der Nahost-Experte und frühere Redakteur der Jerusalem Post, Bret Stephens, schrieb am 29. März 2011 Folgendes im Wall Street Journal: „ ,Der Westen scheint davon überzeugt zu sein, dass die Revolution von weltlichen demokratischen Kräften angeführt wurde‘, sagt (mein ägyptischer Freund) Mahmoud. ,Dieser Mythos ist mittlerweile zerstört. Was bedeutet, dass entweder die alte Ordnung‘ – womit er das militärische Regime meint – ‚an der Macht bleibt oder wir auf eine islamische Dominanz zutreiben.‘

Die ägyptischen Kopten, die etwa fünfzehn Prozent der Bevölkerung ausmachen und die größte nichtmuslimische Bevölkerungsgruppe im gesamten Nahen Osten darstellen, haben gute Gründe, sich Sorgen zu machen. Obwohl die Demonstranten von Tahrir mit großem Gehabe religionsübergreifende Solidarität demonstrierten, kehrte das Gemeinschaftsgefühl schnell wieder zum vergifteten Alltag zurück, wie er vor Tahrir geherrscht hatte. Anfang März wurde eine koptische Kirche im Süden Kairos niedergebrannt, anscheinend wegen einer anstößigen koptisch-muslimischen Romanze. Dieses Ereignis würde fast absurd erscheinen, käme so etwas in Ägypten nicht häufig und oft mit tödlichem Ausgang vor.

Die Bedrohung der koptischen Gemeinschaft ist auch eine Mahnung, dass es jenseits der muslimischen Brüderschaft noch extremere ägyptische Salafis [sozusagen islamische Originalisten] gibt. ,Es geht hier nicht darum, dass sie seit der Revolution stärker geworden sind‘, erklärt Mahmoud. ,Worum es geht, ist, dass sie kühner werden. Es gibt in manchen armen Stadtteilen kein Gegengewicht zu ihrer Straßenherrschaft. Sie fürchten sich nicht vor der Regierung. Sie fürchten auch keine Strafverfolgung.‘

Ahmed, ein weiterer Freund von Mahmoud, schaut vorbei, um Hallo zu sagen. Ahmed hatte zwei Tage vor dem Beginn der Proteste in Tahrir einen begehrten Job als Grafiker bei einer Werbeagentur bekommen. Nur wenige Tage später wurde er entlassen und ist bis heute arbeitslos. Obwohl das nun im Allgemeinen in Vergessenheit geraten ist, waren die letzten sieben Jahre aufgrund des Liberalisierungsprogramms des früheren Premierministers Ahmed Nazif wirtschaftlich gut für Ägypten – ein klassischer Fall, wo Revolutionen, rückblickend, das Ergebnis wachsender Erwartungen waren.

Aber das ist jetzt Vergangenheit. Ausländische Investoren und Touristen sind Ägypten gegenüber misstrauisch. Die Militärjunta hat mit einer Hexenjagd gegen diejenigen begonnen, die dem ,Kaufmanns-Kabinett‘ angehörten, das Ägypten seine kurzen Jahre des Wachstums bescherte. Nun aber muss es als ein geeignetes Schreckgespenst dazu dienen, dem Militär seine populistischen gutgläubigen Absichten zu bescheinigen [einer Bevölkerung gegenüber, die zum islamischen Fundamentalismus neigt].

Später kehre ich dann in mein Hotel zurück und höre mir an, wie der US-amerikanische Verteidigungsminister Robert Gates und Botschafterin Margaret Scobey ihre optimistische Einschätzung der Entwicklungen in dem Land abgeben. Wem soll man glauben: den weltlichen Ägyptern selbst oder dem Team, das noch vor wenigen Wochen sagte, dass Mubaraks Regime nicht bedroht sei?“

Die gegenwärtigen Wirren könnten zu einem Sieg der islamischen Extremisten führen, was den USA zusätzliche Feinde (wie es der Iran ist) bescheren würde. An dieser Stelle endet aber bereits die Gemeinsamkeit mit dem Iran. Der Iran ist mit überwältigender Mehrheit vom schiitischen Islam geprägt, während die arabischen Länder vor allem dem sunnitischen Islam anhängen. Diese beiden Strömungen sind nur selten miteinander ausgekommen. Ungefähr 85 Prozent aller Muslime sind Sunniten. Schiiten stellen eine Minderheit dar und haben sich seit fast 1400 Jahren verfolgt gefühlt. Eine Konfrontation zwischen den beiden würde einen größeren Konflikt darstellen, die Ölversorgung unterbrechen und die Welt zu einem gefährlicheren Ort machen.

Eine eingeschränkte US-Intervention

Ebenfalls im Wall Street Journal schrieb Robert Kaplan, ein leitendes Mitglied des „Center for a New American Society“, in einem Beitrag vom 26. März 2011: „Die USA mögen eine Demokratie sein, sie sind aber auch eine Status-quo-Macht, deren Stellung in der Welt davon abhängt, dass die Welt so bleibt, wie sie ist. Im Nahen Osten ist der Status quo nicht aufrechtzuerhalten, weil die Bevölkerungen sich nicht länger vor ihren Herrschern fürchten.

Es kann mittlerweile jedes Land treffen. Sogar in Syrien mit seinen grausigen Sicherheitsdiensten gibt es Berichten nach großflächige Demonstrationen, und Demonstranten wurden getötet. Es wird keine Möglichkeit geben, die rivalisierenden Sekten, Ethnien und andere Interessengruppen ohne irgendeine Form von demokratischer Repräsentation zu beschwichtigen, aber eine anarchische Quasidemokratie wird niemanden zufriedenstellen. Andere Gruppen werden in Erscheinung treten, und diese könnten sich als ausgesprochen restriktiv erweisen.

Was in Libyen vor sich geht, ist nicht unbedingt ein Indikator für den Nahen Osten. Die iranische grüne Bewegung [die demokratische Reformen im Iran fordert] weiß, dass westliche Luftwaffen und Marinen den Iran im Falle eines Volksaufstand nicht bombardieren werden. Es ist also unklar, welche Lektion wir der Region beibringen wollen. Denn außerhalb des Iran und mit den strittigen Ausnahmen Syrien und Libyen ergeben sich für die USA keine kurzfristigen Vorteile durch demokratische Aufstände in der Region. In der Tat könnten diese sogar sehr schädlich für unsere Interessen sein, auch wenn sie sich als unaufhaltsam erweisen.“

Während sich die westlichen Medien vor allem auf den wachsenden Konflikt in Libyen und die Einrichtung einer Flugverbotszone durch den Westen konzentrierten, sollten wir nicht vergessen, dass es zurzeit auch noch andere Konflikte gibt. Robert Kaplan schreibt dazu:

„Unsere wichtigste Ressource im Hinblick auf die nationale Sicherheit ist die Zeit, die unsere führenden Entscheidungsträger einem Problem widmen können; es ist daher entscheidend, Ablenkungen zu vermeiden. Die Kriege in Afghanistan und dem Irak, die Unsicherheit in Pakistan, Irans Eile beim Erlangen der Kernkraft und ein mögliches israelisches militärisches Eingreifen sind bedeutende Herausforderungen, die weiterhin bestehen – von der zunehmenden chinesischen Seemacht und Pekings andauernden Bemühungen, einen Großteil von Ostasien zu finnlandisieren, ganz zu schweigen.

Wir sollten uns nichts vormachen. In der Außenpolitik sind alle moralischen Fragen in Wirklichkeit eine Frage der Macht. Wir haben in den 1990er Jahren zweimal im Balkan nur deshalb interveniert, weil der jugoslawische Diktator Slobodan Milosevic keine Atomwaffen hatte und sich so nicht an uns rächen konnte – im Gegensatz zu den Russen, deren Verwüstung von Tschetschenien bei uns keine Interventionsgedanken auslöste (und auch nicht die ethnischen Säuberungen in anderen Bereichen des Kaukasus, weil sich diese in der russischen Einflusssphäre befanden).

Gegenwärtig beeinträchtigt es unsere Interessen nicht, wenn wir den bedrängten libyschen Rebellen helfen, also treten wir dort für die Menschenrechte ein. Aber Bahrains bedrängten Schiiten oder Jemens demonstrierenden Regimegegnern zu helfen, würde Schlüsselverbündete unterminieren. Also unternehmen wir nichts, während Demonstranten auf den Straßen getötet werden“ (ebenda).

Die einfache Tatsache ist, dass Amerika nicht einheitlich bei seiner Unterstützung für die Demokratie im Nahen Osten sein und gleichzeitig seine Vorherrschaft in der Region aufrechterhalten kann.

Eine Unterstützung von Demokratiebewegungen könnte leicht negative Nachwirkungen haben und dazu führen, dass antiwestliche Regierungen, islamische Extremisten eingeschlossen, an die Macht gelangen. Wenn die USA ihre Supermachtstellung in der Welt aufrechterhalten wollen, dann müssen sie den Nahen Osten weiter dominieren, weil er die Hauptquelle der weltweiten Energieversorgung sowie eine strategisch gelegene Region am Kreuzweg von drei Kontinenten ist – Europa, Asien und Afrika. Für die westliche Welt steht in der Region viel auf dem Spiel.

Daniels Prophezeiung über einen Konflikt zwischen zwei Reichen

Die Prophezeiungen der Bibel zeigen, dass im Nahen Osten bald zwei neue Großmächte als Akteure in Erscheinung treten werden. Neu heißt dabei, neu in unserer modernen Welt. Es handelt sich aber um wieder auferstandene Mächte aus der Vergangenheit, genauso wie es beim Staat Israel der Fall ist.

Nach zwei Aufständen, die die Römer 70 n. Chr. und 135 n. Chr. niedergeschlagen haben, wurden die Juden bis zur Geburt eines neuen jüdischen Nationalstaats im Jahr 1948 in alle Welt zerstreut. Gott offenbarte dem biblischen Propheten Daniel vor Jahrhunderten Ereignisse, die dem jüdischen Volk widerfahren würden.

Daniel war ein jüdischer Gefangener zur Zeit König Nebukadnezars und dessen Nachfolgern auf dem babylonischen Thron. Er überlebte den Fall von Babylon im Oktober 539 v. Chr. und lebte bis in die Zeit der Eroberung durch die Perser unter Cyrus dem Großen, als Babylon der Herrschaft von Darius dem Meder unterstellt wurde.

Daniel 11 enthält eine höchst erstaunliche Prophezeiung, die so detailliert ist, dass sie nur von Gott selbst offenbart worden sein kann. Zur Zeit von Darius dem Meder (Vers 1) prophezeite Daniel über einen kommenden Konflikt zwischen Persien und Griechenland und offenbarte, dass „ein mächtiger König aufstehen und mit großer Macht herrschen“ wird – eine Prophezeiung über Alexander den Großen, der zwei Jahrhunderte nach der Niederschrift dieser Worte lebte.

„Aber wenn er emporgekommen ist, wird sein Reich zerbrechen und in die vier Winde des Himmels zerteilt werden“ – ein Hinweis auf die Tatsache, dass Alexanders Tod im Jahr 323 v. Chr. im Alter von 32 Jahren zu der Aufteilung seines Reiches unter vier seiner Generäle führen sollte.

Zwei dieser Generäle sind von besonderer biblischer Bedeutung.

Einer davon war Seleukus, der riesige Gebiete östlich von Antiochien in Besitz nahm. Diese befanden sich nördlich von Jerusalem. Das Reich, das im Jahr 312 v. Chr. errichtet wurde, reichte bis nach Indien und Afghanistan und schloss das gesamte frühere Persien mit ein, sowie einen Großteil Babylons. Seleukus und seine Nachfolger werden in diesem Kapitel als der König des Nordens bezeichnet. Ihr Reich sollte 250 Jahre lang andauern, bis es dann von den Römern erobert und im Jahr 63 v. Chr. zu einer römischen Provinz gemacht wurde.

Im Süden Jerusalems befand sich die Dynastie von Ptolemäus, einem weiteren General Alexanders. Diese Dynastie dauerte drei Jahrhunderte an, bis zum Tod der berühmten Königin Kleopatra im Jahr 30 v. Chr. Danach wurde das Reich von Rom annektiert. Dieses Reich wird als der König des Südens bezeichnet.

Wann immer die Könige des Nordens und des Südens gegeneinander Krieg führten, trampelten sie sozusagen gelegentlich auf den Juden herum, die sich in der Mitte befanden. Einzelheiten über den ständigen Konflikt zwischen diesen Herrschern und den Auswirkungen auf das Heilige Land stellen den Inhalt von Kapitel 11 dar und umfassen mehr als 150 Jahre, von der Zeit Alexanders bis zur Zeit von Antiochus IV. Epiphanes, der um 168 v. Chr. den Tempel in Jerusalem entweihte.

An diesem Punkt endet die Beschreibung der Interaktion zwischen den beiden Dynastien und den Juden. Das ist jedoch nicht das Ende des Königs des Nordens und des Königs des Südens.

Prophezeiungen für die Endzeit

In Vers 40 sehen wir sie wieder zusammen, jetzt „zur Zeit des Endes“, wenn sich „der König des Südens mit ihm messen“ wird – mit dem König des Nordens.

Warum werden diese zwei Könige „zur Zeit des Endes“ – ein Begriff, der benutzt wird, um Endzeitereignisse zu beschreiben – plötzlich wieder erwähnt?

Ein Grund dafür besteht in der Wiedererstehung der jüdischen Nation im Nahen Osten. Seit fast 2000 Jahren gab es dort keine jüdische Nation mehr, die durch irgendwelche Ereignisse in Mitleidenschaft gezogen werden konnte. Die gesamte Prophezeiung handelte von den Juden und wie sie von diesen Mächten beeinträchtigt werden. Jetzt, wo der jüdische Staat (der offiziell Israel heißt, sich aber in Wirklichkeit aus den Nachkommen des alten Reiches Juda zusammensetzt, das sich vom Reich Israel unterscheidet) wieder da ist, sind die Ereignisse im Nahen Osten wieder von Bedeutung für die Juden.

Aber ein weiterer Grund ist, dass es erneut Großmächte im Norden und Süden von Jerusalem geben wird, die wieder aneinander geraten werden. Das wird einen gigantischen Flächenbrand auslösen, der das jüdische Volk in Mitleidenschaft ziehen wird.

Der König des Südens regierte in der Antike von Ägypten aus. Von den 22 arabischen Ländern ist Ägypten das bevölkerungsreichste und war für lange Zeit auch das einflussreichste Land. Als König Faruk 1952 vom Militär gestürzt wurde, haben die jungen Revolutionäre, die an die Macht kamen, ähnliche Revolutionen überall in der arabischen Welt beeinflusst.

Auf ähnliche Weise hat die Revolution in diesem Jahr (von Ereignissen in Tunesien beeinflusst) Demonstrationen, Unruhen und den Sturz von Regierungen anderswo im Nahen Osten beeinflusst. Die Nation, die zuletzt von Unruhen und Demonstrationen erschüttert worden ist, ist Syrien, das während der 1960er Jahre mit Ägypten vereint war.

Wie Bret Stephens darlegte, ist das wahrscheinlichste Resultat der gegenwärtigen Krise in Ägypten entweder ein Sieg der islamischen Fundamentalisten oder die Fortführung der Militärherrschaft. Da das Militär seit 60 Jahren die Macht innehatte und die Erwartungen nicht erfüllt hat, scheint es ziemlich wahrscheinlich, dass die islamischen Extremisten am Ende gewinnen werden und Ägypten entweder von der Muslimbruderschaft oder den Salafisten regiert werden wird. Das könnte sich über die ganze Region ausbreiten.

Wird ein neues Kalifat entstehen?

Ein möglicher Ausgang der Ereignisse in Ägypten und anderen arabischen Ländern ist ein partielles Kalifat der Art, wie es sich Osama Bin Laden vorgestellt hatte. Es würde nicht von Spanien bis Indonesien reichen, es könnte aber auf jeden Fall viele der Länder in Nordafrika und dem Nahen Osten umfassen. Falls der Aufruhr in der Region auf Saudi-Arabien, den größten Ölproduzenten der Welt, übergreifen sollte, könnte das zu einer Region führen, die dem Westen gegenüber sehr feindlich eingestellt ist – mit verheerenden Folgen.

Es würde auch wahrscheinlich zu einem Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten kommen, einem Konflikt, der bereits in Bahrein stattfindet. Dort regiert ein sunnitischer Monarch über eine Nation, die zum Großteil schiitisch ist. In Bahrain gibt es auch einen wichtigen amerikanischen Stützpunkt. Es ist daher nicht wahrscheinlich, dass sich die USA auf die Seite derjenigen schlagen werden, die Demokratie fordern. Es wäre nicht im Interesse der USA, wenn die Mehrheit die Macht erlangt.

Ein mögliches Szenarium in der heutigen Atmosphäre ist, dass ein mächtiger „König des Südens“ verschiedene sunnitisch-islamische Nationen gegen einen wiedererstandenen „König des Nordens“ vereinen wird.

Und der „König des Nordens“?

Der König des Nordens wurde in der antiken Welt erobert und sein Gebiet von den Römern im ersten Jahrhundert v. Chr. vereinnahmt. Also wurde Rom, prophetisch gesehen, zum König des Nordens. Die Bibel offenbart, dass eine Wiederauferstehung des Römischen Reiches die nächste Supermacht sein wird, die auf die Weltbühne treten wird. (Wenn Sie dazu mehr erfahren wollen, dann können Sie unsere kostenlose Broschüre Das Buch der Offenbarung verständlich erklärt bestellen oder im Internet als PDF-Datei herunterladen.)

Diese „Tiermacht“ wird eine Vereinigung von zehn „Königen“ oder politischen Führern in Europa darstellen: „Die zehn Hörner . . . sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen . . . Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier“ (Offenbarung 17,12-13).

Wenn der König des Südens den König des Nordens provoziert, wird „der König des Nordens . . . mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen gegen ihn anstürmen“ (Daniel 11,40).

Es ist durchaus möglich, dass die gegenwärtigen Entwicklungen in Nordafrika und dem Nahen Osten zum Aufstieg der hier vorhergesagten letzten europäischen Supermacht beitragen werden. Die gegenwärtigen Ereignisse zeigen die dringende Notwendigkeit für ein stärkeres Europa, besonders da die USA jetzt zu stark durch Verpflichtungen überbeansprucht, finanziell überlastet und weiterer Verpflichtungen überdrüssig sind.

Was jetzt vor sich geht, könnte durchaus ein Vorgeschmack von Ereignissen sein, die in den letzten Versen von Daniel 11 vorhergesagt worden sind. Gegenwärtig sind einige europäische Nationen an der Flugverbotszone und dem von der Marine überwachten Waffenembargo gegen das libysche Regime von Muammar al-Gaddafi, der sie fast 40 Jahre lang provozierte, beteiligt (siehe „Gaddafis Vergangenheit holt Libyen ein“ auf Seite 12).

Großbritannien und Frankreich kooperieren beim Einsatz gegen Libyen. Die USA, die bereits an zwei Konflikten in der Region beteiligt sind, stellen nur widerstrebend den größten Anteil an militärischen Ressourcen für den Nato-Einsatz bereit. Deutschland hält sich aus dem Ganzen heraus. Die mächtigste europäische Nation scheint ihre Außenpolitik im Alleingang zu gestalten. Da Deutschland nahezu sicher eine der zehn Nationen sein wird, die die letzte „Tiermacht“ formen, ist das eine interessante Entwicklung.

Ob die kommenden Unruhen direkt zu den in Daniel 11 vorhergesagten Ereignissen führen werden oder nicht, die prophezeiten Ereignisse werden mit Sicherheit in der nicht allzu fernen Zukunft stattfinden. Wir müssen unser Augenmerk auf jeden Fall auf den Nahen Osten und diese Entwicklungen gerichtet halten!