Die wahre Grundlage der Erkenntnis

Durch naturwissenschaftliche Forschung weiß der Mensch heute mehr über die Erde und das Universum als jemals zuvor. Doch ihm fehlt wichtiges Grundwissen!

Von John Ross Schroeder

Vor etwa 2500 Jahren sagte der hebräische Prophet Daniel eine noch nie dagewesene Wissensexplosion voraus: „Viele werden suchend umherstreifen, und die Erkenntnis wird sich mehren“ (Daniel 12,4; Elberfelder Bibel). Eine erstaunlich zutreffende Beschreibung unserer Gesellschaft, nicht wahr?

Dank fortschrittlicher Nachrichtentechnik und digitaler Revolution leben wir in einem dynamischen Informationszeitalter, das durch einen unersättlichen Wissensdurst gekennzeichnet ist. Zeitschriften veröffentlichen sogar Ratschläge zur Bewältigung eben dieser Wissensschwemme!

Doch bei allem Überfluss an Daten und Fakten fehlt es ausgerechnet an der Erkenntnis, von der das Wohl der Menschheit abhängt. Immer wieder wird die Welt durch Probleme erschüttert, deren Ursachen im Mangel an Verstand und Verständnis liegen. Vor gut 2000 Jahren bestätigte Gott: „Mein Volk ist dahin, weil es ohne Erkenntnis ist“ (Hosea 4,6).

„Wir ertrinken in einer Informationsflut, doch dürsten wir nach Erkenntnis“, stellt der Trendforscher John Naisbitt fest. Wie paradox! Je mehr Informationen, desto weniger Erkenntnis und Einsicht, und desto schlimmere Langzeitfolgen. Die Klage, die Gott durch Hosea übermittelte, trifft den Nagel auf den Kopf!

Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2000 in Deutschland Bücher im Wert von ca. 3,9 Milliarden Euro gedruckt. Hinzu kommen die gewaltigen Informationsmengen, die durch die weltumspannende Technik des Internets jederzeit und überall zugänglich sind. Wie eine britische Zeitung jedoch anmerkte, „gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Information und Weisheit“ (alle Hervorhebungen durch uns).

Es leuchtet wohl ein, dass Einsicht und Erkenntnis etwas ganz anderes sind als Informationen. Der ehemalige britische Außenminister Francis Pym hat einmal geschrieben: „Die Bilder, die man im Fernsehen sieht, spiegeln lediglich die Begleiterscheinungen und Folgen der Probleme wider . . . Die Kommentare der Journalisten führen keineswegs zur Einsicht, sondern nur zu gefühlsmäßigen Reaktionen und zum Erwerb zusammenhangloser Faktenbrocken.“

Trotz der Nachrichten- und Informationsflut besteht also immer noch eine Leere. Mit Fakten allein ist es nicht getan. Der amerikanische Literatur-Nobelpreisträger Saul Bellow hat das Problem folgendermaßen beschrieben: „Informationen finden wir in den Tageszeitungen. Wir sind zwar über alles informiert, bleiben dabei aber unwissend.“

Diese Lücke füllt die Bibel. Das inspirierte Wort Gottes ist die solide Quelle aller richtigen Erkenntnis. Die Bibel stellt den Rahmen aller wesentlichen Erkenntnis, mit dessen Hilfe sich alle nützlichen Informationen einordnen und beurteilen lassen. Ohne diese unabdingbare Grundlage ist die Verwirrung unausweichlich. Wir werden durch eine Faktenlawine erdrückt, der wir keinerlei Sinn abgewinnen können.

Doch wenn wir mit der richtigen Grundlage ausgestattet sind, offenbart der ewig lebende Gott spannende und tiefsinnige geistliche Erkenntnisse und Einsichten, und zwar denen, die ihm glauben und gehorchen.

Die Ablehnung der Erkenntnis

Was sagt uns die Bibel über „Erkenntnis“? Bei der Schöpfung gab Gott dem Menschen die Fähigkeit, sich Wissen über die physische Welt anzueignen, und in unserem Zeitalter haben wir es in noch nie gekanntem Ausmaß erworben. Was Gott aber stört, ist unser erbärmlicher Mangel an geistlichem Wissen. Wie trefflich sprach der Apostel Paulus von Menschen, „die immer auf neue Lehren aus sind und nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können“ (2. Timotheus 3,7).

Obwohl wir leichteren Zugang zur Bibel haben als jede Generation vor uns, schenken wir ihrem Inhalt nur noch wenig Aufmerksamkeit. Die Folgen sind verheerend. Der König Salomo mahnt: „Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode“ (Sprüche 14,12; 16,25).

Die Ablehnung offenbarter geistlicher Erkenntnis entfremdet uns von Gott und trennt uns von ihm. Das Gesetz Gottes, die wichtigste Quelle für Verhaltensregeln, wirkt als geistliche Kraft in der Welt (Römer 7,14). Ob wir es merken oder nicht, dieses Gesetz hütet sich selbst. Seine Missachtung bringt schwere Strafen mit sich, wie wir es tagtäglich in den Nachrichten erleben (siehe Jeremia 2,19).

In der Bibel wird Sünde als Gesetzlosigkeit definiert (1. Johannes 3,4), was die Übertretung des Gesetzes Gottes bedeutet. Die Folgen der Sünde werden ebenfalls klar beschrieben: „Denn der Sünde Sold ist der Tod“ (Römer 6,23), womit das endgültige Auslöschen der Existenz gemeint ist (siehe Matthäus 10,28). Die unmittelbare Folge ist aber das Leiden, das wir um uns herum sehen. Es ist jedoch der Wunsch Gottes, allen, die auf seine Anweisungen und Unterweisungen eingehen, ewiges Leben in seinem Reich zu geben.

Gott hat nichts dagegen, wenn wir weise oder reich sind. Denn die Bibel berichtet von vielen gerechten Menschen, die weise und reich waren. Aber Weisheit und Reichtum standen für sie nicht an höchster Stelle und sie sollten auch nicht bei uns an erster Stelle stehen: „So spricht der Herr: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr“ (Jeremia 9,22-23).

Gott zu kennen: Das ist die nötige Erkenntnis, die heute abgelehnt wird. Sie fängt mit echter Demut an. Denn nur demütige Menschen können über sich selbst hinausschauen und die Werte begreifen, die Gott offenbart. Jesus lehrte seine Jünger über den Wert geistlicher Erkenntnis:

„Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören. Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, zu sehen, was ihr seht, und haben’s nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben’s nicht gehört“ (Matthäus 13,16-17).

Gottes Wort ist die wahre Grundlage für die Einordnung aller anderen Kenntnisse, die uns vor falschen Informationen schützt, mit denen wir umgeben sind.

Verführung und Verblendung

Leider erleben wir immer wieder, dass Unmögliches über die Heilige Schrift behauptet und geglaubt wird. So heißt es, Judas Iskariot sei doch nicht für den Tod Christi mitverantwortlich gewesen, die Gleichnisse Jesu seien sittlich katastrophal, Jesus habe im Fernen Osten Yoga studiert usw. Das alles sind Behauptungen, die von irregeleiteten religiösen Denkern vorgebracht wurden. Viel zu viele Menschen sind einfach nicht bereit, die Bibel selbst zu lesen. Sie halten sich lieber an die Meinungen sogenannter Experten, die oft eine ganz falsche Sicht an den Tag legen.

Die Bibel identifiziert das Wesen, das hinter solchen falschen Aussagen steckt: „[Der] Gott dieser Welt [hat denen, die verloren werden,] den Sinn verblendet“ (2. Korinther 4,4). Der Gott dieser Welt hat ihre Bewohner durch seine vielen Täuschungen verblendet (siehe 1. Johannes 5,19). Doch wird uns eine göttliche Rettung in Aussicht gestellt.

Wer ist gemeint? Wer ist wirklich für diese massive, weltweite Täuschung verantwortlich? „Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt“ (Offenbarung 12,9).

Die Vorstellung, Satan existiere wirklich und die biblischen Erzählungen von den Begegnungen Christi mit „Dämonen“ – das sind gestörte Geister – könnten wahr sein, bereitet vielen Christen heute Unbehagen. Aber irgendwann müssen wir uns mit der Zeugenaussage Christi auseinandersetzen: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz“ (Lukas 10,18).

Satan ist ein gefallener Erzengel. Als gerechter Morgenstern (sprich „Lichtbringer“) war er früher am Thron Gottes anwesend. Doch wandte er sich von Gottes Weg ab und kehrte seinen Charakter ins Gegenteil.

Schließlich war er mit Eitelkeit, Eifersucht und Habgier erfüllt. Zwei Kapitel in der Bibel handeln vom Ursprung des Teufels und von seiner Rebellion gegen Gott (vgl. dazu Jesaja 14,12-15 mit Hesekiel 28,11-16).

Satans Verführung begann im Garten Eden. Gott offenbarte Adam und Eva wahre geistliche Erkenntnis. Aber dann brachte Satan, als Schlange verkleidet, Eva dazu, an der Wahrhaftigkeit ihres eigenen Schöpfers zu zweifeln. Sie wurde Gott ungehorsam, indem sie von der verbotenen Frucht nahm, und überredete ihren Mann, es ihr gleichzutun. Sinngemäß sagte Gott zu Adam: „Du hättest nicht auf die Stimme deiner Frau hören dürfen!“ (1. Mose 3,17). Satan hatte Gott falsch dargestellt. Als er Eva sagte, sie werde nicht sterben, hatte er gelogen.

Um Eva zu verführen, machte Satan ihr eine verlockende Versprechung: „Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon [der verbotenen Frucht] esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist“ (1. Mose 3,5).

Die Augen von Adam und Eva wurden tatsächlich in dem Sinne geöffnet, dass sie jetzt wussten, was gut und böse ist: „Und Gott der Herr sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist“ (Vers 22). Die Ablehnung der Anweisungen Gottes, die mit diesem Vorfall gleich am Anfang der Menschheitsgeschichte steht, ist leider bis heute ein Merkmal des Menschen geblieben.

Die Quelle der Wahrheit

Die Welt ist erfüllt mit einer Mischung aus Wahrheit und Irrtum, aus Gut und Böse. In seiner Verschlagenheit vermengt der Teufel Richtig mit Falsch. Häufig gelingt es Menschen nicht, den Unterschied zu erkennen, es sei denn, dass Gott ihn offenbart. „Denn der Herr gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Einsicht“ (Sprüche 2,6).

Gott ist der große Lehrer! Man kann sogar sagen, das Heil habe zum größten Teil mit Erziehung und Unterweisung zu tun. Da unsere Gesellschaft von falschen Werten umgeben ist, leuchtet es ein, dass ein erheblicher Bedarf an biblischen Werten besteht. Zuverlässige Erkenntnis dieser wahren Werte kommt von einer einzigen Quelle – dem Wort Gottes, der Heiligen Schrift.

Wenn wir sagen, dass die Offenbarung Gottes, die Heilige Schrift, die Grundlage aller richtigen Erkenntnis ist, so heißt das noch lange nicht, dass sie alle Erkenntnis umfasst. Vielmehr gilt, dass verschiedene Fachbereiche auf dieser sicheren Grundlage aufgebaut werden können.

König Salomo informiert uns über wichtige Schlüssel, die man zur Erlangung der Erkenntnis Gottes braucht: „Mein Sohn, wenn du meine Rede annimmst und meine Gebote behältst, so dass dein Ohr auf Weisheit achthat, und du dein Herz der Einsicht zuneigst, ja, wenn du nach Vernunft rufst und deine Stimme nach Einsicht erhebst, wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschest wie nach Schätzen: dann wirst du die Furcht des Herrn verstehen und die Erkenntnis Gottes finden“ (Sprüche 3,1-5).

Die Kernbotschaft dieses Abschnitts lautet: Man soll Gottes Weg wie einen Schatz suchen; wenn man ihn findet, soll man ihn hüten. Dieses erhabene Prinzip wiederholte Jesus Christus in seiner Bergpredigt: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden“ (Matthäus 5,6). König David schrieb: „Alle deine Gebote sind gerecht“ (Psalm 119,172). Gehorsam und Gerechtigkeit ergänzen sich.

Salomo nennt uns auch eine weitere wichtige Eigenschaft für die Erkenntnis Gottes: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Die Toren verachten Weisheit und Zucht“ (Sprüche 1,7). Gottesfurcht ist nicht die Furcht der Welt, auch nicht die Furcht vor dem Menschen, die „zu Fall“ bringt (Sprüche 29,25). Ein wesentlicher Aspekt der Furcht Gottes ist, dass man Gott vertraut und sich auf ihn verlässt.

Gott ist unser Schöpfer. Er hat uns und unsere Umwelt erschaffen. Ihm verdanken wir überhaupt unsere Existenz. Wir sollten die Folgen davon fürchten, dass wir seine in seinem Wort offenbarten Lehren, Anweisungen und Gebote in den Wind schlagen.

Die Ablehnung des Alten Testaments

Den meisten Menschen ist wohl bekannt, dass die Bibel aus zwei Abschnitten besteht, die traditionell als Altes und Neues Testament bezeichnet werden. In mancher Hinsicht ist diese Terminologie aber irreführend, denn sie hat manche dazu verführt, umfangreiche Teile der Offenbarung Gottes zu verwerfen. Es gibt nämlich Theologen und Kirchenführer, die das Alte Testament gerade wegen seines Alters als minderwertig oder gar überholt hinstellen.

Die hebräische Bibel ist Gegenstand vieler Missverständnisse und Fehlvorstellungen. Wie der britische Bibelgelehrte John Wenham schreibt: „Jahrelange Berieselung mit falschen Lehren hat sogar intelligente Menschen dazu gebracht, in den beiden Testamenten zwei unversöhnliche Standpunkte zu erblicken, wobei angeblich das Alte Testament von einem zornigen und das Neue Testament von einem liebevollen Gott handelt“ (Christ and the Bible, Seite 19).

Schon die Bezeichnung „Altes“ Testament erweckt bei manchen den Eindruck, die hebräische Bibel sei überholt oder verbraucht und deswegen durch das Neue Testament ersetzt worden. Freilich findet man die Ausdrücke „Altes Testament“ und „Neues Testament“ in manchen Übersetzungen der Bibel selbst, doch dort kann das Wort, das mit „Testament“ wiedergegeben wird, genauso gut als „Bund“ übersetzt werden. In den betreffenden Schriftstellen geht es nämlich nicht um Bücher der Bibel, sondern um den Alten und Neuen Bund. (Der Alte und der Neue Bund werden in unserem kostenlosen Fernlehrgang behandelt.)

Wenn Sie vor 2000 Jahren gelebt und die Apostel Petrus, Paulus und Johannes nach dem „Alten“ und dem „Neuen Testament“ gefragt hätten, wären Sie bei diesen Männern auf Verwunderung und Unverständnis gestoßen. Denn diese Bezeichnungen kamen lange nach dem Abfassen der biblischen Bücher auf. So ist der Ausdruck „Neues Testament“ als Bezeichnung für die griechischen Schriften der Bibel erst hundert Jahre nach dem Ableben der Apostel bezeugt.

Nach der Anzahl der Worte gerechnet, besteht die Bibel zu achtzig Prozent aus den hebräischen Schriften, dem Alten Testament. An 600 Stellen im Neuen Testament wird sogar aus dem Alten Testament zitiert oder darauf direkt oder indirekt hingewiesen. Ist es dann vernünftig, dass ein Großteil der christlichen Welt das Alte Testament, im Vergleich zum Neuen Testament, als minderwertig oder gar gegensätzlich betrachtet?

Ist es überhaupt sinnvoll, die Geschichte der göttlichen Offenbarungen, die offenbarte Lebensweise Gottes und die göttlichen Verheißungen zu verwerfen, die in diesen hebräischen Schriften enthalten sind?

Der alttestamentliche Theologe Walter Kaiser schreibt in seinem Buch Towards Discovering the Old Testament: „Die Kirche verachtet drei Viertel der schriftlich festgehaltenen Offenbarungen Gottes – eine Unmenge an biblischer Unterweisung –, wenn sie nicht davon lassen will, in schändlicher Vernachlässigung des Alten Testamentes ihre ganze Theologie aus dem Neuen Testament herzuleiten. Durch diese Praxis ist ihre Lehrtätigkeit unausgeglichen. Sie muss zum nutzbringenden, didaktischen Gebrauch des Alten Testaments zurückkehren“ (Seite 29).

Das Neue Testament wurzelt im Alten Testament, das seinerseits das Neue vorausahnen lässt. Sie sind beide voneinander abhängig und enthalten gemeinsam Gottes vollständige Offenbarung an die Menschheit.

Der Übergang zwischen den beiden Testamenten

Obwohl zwischen dem Abschluss des Alten und der Niederschrift des Neuen Testamentes ein Zeitraum von 400 Jahren liegt, ist der enge Zusammenhang zwischen den Schriften der Propheten und denen der Apostel augenscheinlich.

So gehen die Schlussworte des Alten Testamentes ganz natürlich in die Eröffnungsworte des Neuen Testamentes über. Maleachi, der allgemein als letzter hebräischer Prophet gilt, kündigt einen künftigen Elia, nämlich Johannes den Täufer, an (Maleachi 3,23-24; Matthäus 11,13-14).

Markus, der von vielen für den ersten Evangelisten gehalten wird, knüpft gleich an Maleachi an, indem er Prophezeiungen aus Maleachi 3, Vers 1 und Jesaja 40, Vers 3 zitiert, die von einem Boten sprechen, der dem Messias vorausgehen sollte. Dann wird Johannes der Täufer (der von Maleachi versprochene Elia) als Vorläufer Christi vorgestellt, der ihm den Weg für sein erstes Kommen bahnt. (Interessanterweise lässt der Zusammenhang der letzten Verse im Buch Maleachi auf die Ankunft eines weiteren Propheten schließen, der „im Geist und in der Macht Elias“ vor dem zweiten Kommen Christi auftreten wird.)

Auch Matthäus leitet sein Evangelium mit einer Fortsetzung des Alten Testamentes ein, und zwar mit einem Stammbaum, der die Bedeutung der früheren Bücher der hebräischen Bibel bestätigt und ein Beleg dafür ist, dass sich das Matthäusevangelium auf das Alte Testament gründet. In den siebzehn Versen des Stammbaums wird die besondere Geschichte Israels und Judas zusammengefasst. Gleich zu Beginn des Neuen Testamentes wird klar gemacht, dass man das Alte Testament nicht ignorieren kann.

Die geschichtliche Einleitung bei Matthäus soll die rechtliche Herkunft Christi aufzeigen und darauf hinweisen, dass Christus die Verheißungen Gottes an Abraham (1. Mose 12,3; 22,18) und König David (2. Samuel 7,16; Lukas 1,32) erfüllte. Das Matthäusevangelium steht auf dem Fundament der hebräischen Schrift und enthält zahlreiche Zitate daraus. Sowohl Markus als auch Matthäus schließen die beiden Testamente als vollständige, abgerundete Offenbarung zusammen.

Jesus bestätigt das Alte Testament

Jesus Christus hat die zu seiner Zeit übliche jüdische Einteilung der hebräischen Bibel bestätigt: „Und er [Jesus Christus] fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war . . . Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen“ (Lukas 24,27. 44).

Damit erkannte Jesus die allgemeine jüdische Einteilung des Alten Testamentes an: Gesetz, Propheten und Psalmen. Die Psalmen bilden das erste Buch in dem Drittel, das auch „die Schriften“ genannt wird. Das „Gesetz“ sind die fünf Bücher, die von Mose geschrieben wurden.

Darüber hinaus hat Christus auch den Zeitrahmen des Alten Testamentes bestätigt: „. . . all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von . . . Abel an bis auf das Blut des Secharja“ (Matthäus 23,35; siehe auch Lukas 11,51). In der Bibel werden Zeitangaben manchmal auf die Lebenszeiten bedeutender Persönlichkeiten bezogen. So schreibt der Apostel Paulus von der Zeit „von Adam an bis Mose“ (Römer 5,14).

Abel war der erste Mensch, der ermordet wurde. Wenn man die Bücher der hebräischen Bibel in ihrer traditionellen Reihenfolge betrachtet, ist die Tötung Secharjas der letzte Mordfall, der erwähnt wird.

Es ist auch offensichtlich, dass Christus den Schöpfungsbericht für wahr hielt: „Denn in diesen Tagen wird eine solche Bedrängnis sein, wie sie nie gewesen ist bis jetzt vom Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, und auch nicht wieder werden wird“ (Markus 13,19).

Ebenso bestätigte Christus auch andere geschichtliche Berichte im ersten Buch Mose, wie z. B. die Sintflut: „Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird’s auch geschehen in den Tagen des Menschensohns: sie aßen, sie [lebten] bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um“ (Lukas 17,26-27).

Es steht eindeutig fest, dass Christus die biblischen Erzählungen von der Schöpfung und der Sintflut als wahre Geschichte betrachtete. Er bekannte sich öffentlich zu den Aussagen des ersten Buches Mose.

Christus bestätigte die Existenz der Patriarchen Israels: „[Ihr werdet] Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes [sehen]“ (Lukas 13,28). Für ihn war Mose keine Fantasiegestalt: „Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ (Johannes 5,46-47). Er hat auch Davids Existenz bestätigt: „Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn hungerte . . .“ (Markus 2,25).

Christus gab klar zu verstehen, dass die Berichte im Alten Testament über Menschen und Ereignisse in seinen Augen wahrheitsgemäß seien (siehe auch Matthäus 11,22-24; 12,41-42; usw.). Dadurch, dass er immer wieder daraus zitierte, bestätigte und beglaubigte er die hebräischen Schriften.

Das haben auch die Apostel getan. Das elfte Kapitel des Hebräerbriefes, das als „Glaubenskapitel“ bekannt ist, bietet einen Überblick über die führenden Menschen und die wichtigsten Ereignisse im Alten Testament, wie sie im Glauben der frühen Kirche erlebt wurden.

Fest steht, dass Gott „vielfach und auf vielerlei Weise“ (Hebräer 1,1) gewirkt hat, um sein Wort zu bewahren und zu übermitteln. Die Bibel weist eine Fülle an literarischen Formen und Ausdrucksweisen auf. Der Mensch liebt die Vielfalt in der Natur, und Gott hat dafür gesorgt, dass sein Wort nicht in Form einer langweiligen Übersicht oder Regelaufzählung überliefert wurde.

Kurzum: Die Bibel ist eine zuverlässige Grundlage richtiger Erkenntnis. Sie zeigt die grundlegende Ursache für die Probleme, die die Menschheit seit der Schöpfung plagen. Gottes Wort offenbart auch die wahren Werte, nach denen wir leben müssen, wenn wir in Frieden und Harmonie mit unseren Mitmenschen leben und als Kind Gottes in sein Reich eingehen wollen.