Die „Zeichen der Zeit“: Worauf sollten wir achten?

Hinweise auf drei Schlüsselbereiche in der heutigen Zeit: die Globalisierung, die Ökumene und Verschiebungen bei den globalen Machtverhältnissen

Von Darris McNeely

In 1. Chronik 12, Vers 33 erfahren wir, daß die Männer von Issachar in einer Übergangszeit das richtige Handeln für die Nation Israel erkannten. Es ging um die Zeit nach dem Niedergang der Dynastie Sauls, und die Männer von Issachar ergriffen die Initiative, um David als König über ganz Israel zu setzen. Diese Männer deuteten die Ereignisse ihrer Zeit und trafen dann die richtige Entscheidung.

Ungefähr 1000 Jahre später forderten die Pharisäer ein Zeichen von Jesus Christus. Er tadelte sie, weil sie, im Gegensatz zu den Männern von Issachar, die Zeichen ihrer Zeit nicht deuten konnten: „Über das Aussehen des Himmels könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?“ (Matthäus 16,3).

Wie sieht es heute bei uns aus? Können wir über die „Zeichen der Zeit“ urteilen?

Mit dieser Ausgabe von World News and Prophecy geht das Jahr in der Existenz dieser Publikation zu Ende. Wir freuen uns über das Echo, das diese Publikation in der United Church of God ausgelöst hat. Darüber hinaus gab es viele positive Kommentare von Lesern, die keine Mitglieder der United Church of God sind. In den vergangenen Monaten nahm die Auflage stetig zu, und weitere Interessenten rufen diese Publikation per Internet ab.

Von Anfang an ist es unser Ziel gewesen, einen Kommentar bzw. eine Analyse zu ausgewählten Themen in den Nachrichten aus aller Welt vor dem Hintergrund der biblischen Prophezeiung zu geben und unseren Lesern zu helfen, „über die Zeichen der Zeit“ zu urteilen, und ihr Bewußtsein und Verständnis der Antworten zu fördern, die Jesus auf die Frage seiner Jünger gab: „Sage uns, wann wird das geschehen? und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“ (Matthäus 24,3).

Welche Entwicklungen in der heutigen Welt sollten wir verfolgen, um über die „Zeichen der Zeit“ urteilen zu können? Nachfolgend befassen wir uns mit drei Trends, die die Zukunft unserer Welt bereits zu formen begonnen haben: die Globalisierung, die Ökumene und Verschiebungen bei den globalen Machtverhältnissen.

„Globales“ Denken gefragt

In seinem Buch The Lexus and the Olive Tree [„Der Lexus (Luxus-Automarke in den USA) und der Ölbaum“] schreibt Thomas Friedman: „Will man die Welt nach dem Ende des Kalten Krieges verstehen, so muß man mit der Erkenntnis beginnen, daß die Welt von damals durch ein neues internationales System ersetzt worden ist: Globalisierung. Sie ist die große ,Nummer Eins‘, auf die die Menschen ihr Augenmerk richten müssen. Die Globalisierung ist nicht das einzige, das die Entwicklung der Welt beeinflußt, aber in dem Umfang, wie es den Nordstern und eine global gestaltende Kraft gibt, so ist es dieses System“ (Farrar, Strauss und Giroux, New York, 1999, Seite xviii).

Sie werden die Titelseiten heutiger Zeitungen mit ihren Meldungen über soziale Unruhen in Indonesien, die Probleme in der russischen Wirtschaft und die astronomischen Preise von Internet-Aktien in den USA ohne ein fundiertes Verständnis dieses Konzeptes der Globalisierung nicht verstehen. Friedman beschreibt die Globalisierung als „das übergreifende internationale System, das die Innenpolitik und die auswärtigen Beziehungen praktisch eines jeden Landes formt“ (ebenda, Seite 7).

Friedman listet sechs miteinander verflochtene Gebiete auf, die diesen Trend darstellen: die Finanzmärkte der Welt, Politik, Kultur, nationale Sicherheit, Technologie und Umwelt. Keiner der Bereiche, für sich allein genommen, liefert ein vollständiges Bild der heutigen Lage. Zusammen betrachtet liefern sie jedoch eine Definition des „Fortschritts“ in den Industrieländern in Richtung eines hochintegrierten Netzwerks. Das diese Schlüsselbereiche verbindende Netzwerk ist nahtlos.

Die Welt setzt sich jedoch nicht allein aus Hochtechnologie, Finanz oder Politik zusammen. Auch wenn diese Bereiche für das Wohlergehen einer Nation wichtig sind, gibt es andere, tiefer fließende Ströme, die die Menschheit nähren. Einer davon ist die Religion.

Ökumene

Mehr als irgendeine andere Institution hat die Religion die Entwicklung von Nationen und das Leben von Menschen beeinflußt. Sie kann beides sein: ein Einfluß zum Guten oder aber zum Schlechten. Christus warnte seine Jünger vor der „christlichen“ Religion in der Endzeit, die sich auf seinen Namen berufen und zur Verführung vieler Menschen führen wird (Matthäus 24,4-5).

Die diversen Religionen mit ihrem unterschiedlichen Glauben haben unzählige Spaltungen und Zwietracht unter den Menschen verursacht. Seit 1054 n. Chr. ist die „christliche“ Welt in einen Ost- bzw. Westteil geteilt – nunmehr fast 1000 Jahre lang. Seit der protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert sind Hunderte von verschiedenen Konfessionen mit einer Vielfalt an Glaubenssätzen entstanden.

Die Bewegung, deren Ziel die Vereinigung der verschiedenen Konfessionen ist, nennt man die Ökumene. Heute dreht sich diese Bewegung um die Bemühungen des jetzigen römischen Papstes, Johannes Paul II. Seine Vision eines vereinten Christentums führte zu Treffen der Führer verschiedener Konfessionen, um zusammen zu beten und die Gemeinsamkeiten im Glauben herauszustellen bzw. zu betonen. Der Einfluß des Papstes über die Trennungslinien der Konfessionen hinweg wurde in einem Arbeitspapier dokumentiert, das kürzlich von einer anglikanisch-katholischen Kommission erarbeitet wurde: „Nur der Papst besitzt die moralische Autorität, um die diversen christlichen Konfessionen zu vereinigen“ (zitiert aus dem Electronic Telegraph, Ausgabe 1448, 13. Mai 1999, Artikel von Oliver Poole).

Auf dem Pfad der religiösen Vereinigung ist man bislang nur sehr mühsam vorangekommen, aber Bewegung hat es schon gegeben. Fortschritt auf diesem Gebiet gibt es sowieso nur schrittweise. Kürzlich haben die Lutheraner und Katholiken einen 500 Jahre alten Streit über die Rechtfertigungslehre beigelegt. Für die Übereinkunft waren Gespräche notwendig, die 30 Jahre dauerten. Ihre Wichtigkeit liegt in der Erkenntnis, daß diese Lehre zu den Themen gehörte, die für Martin Luther Anlaß zur Herausforderung der katholischen Kirche waren.

Offenbarung 17 beschreibt ein mächtiges und einflußreiches religiöses System, das von einer Frau dargestellt wird, die auf einem scharlachroten Tier sitzt und an deren Stirn der Name steht: „Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden.“ Die Frau hält „einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei“, womit die korrumpierende Mixtur ihrer religiösen Dogmen gemeint ist, und ist „betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu“ (Offenbarung 17,3-6).

Um den in diesem Kapitel beschriebenen Einfluß auszuüben wird ein hohes Maß an Kooperation unter den christlichen Konfessionen oder die Kontrolle über die heutigen Konfessionen notwendig sein. Die Ökumene wird Teil der massiven Verschiebung in den globalen Machtverhältnissen sein.

Globale Machtverschiebungen

Die zehn Jahre seit dem Ende des Kalten Krieges sind eine Zeit vieler Veränderungen gewesen. 1991 brach die Sowjetunion auseinander und hinterließ ein bedeutendes Vakuum in Europa. Die anschließende Entwicklung der ehemaligen Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes ist sehr unterschiedlich gewesen. Polen, Ungarn und die Tschechische Republik wurden dieses Jahr in die Nato aufgenommen. Bemerkenswert ist, daß die Nato das westliche Verteidigungsbündnis ist, das als Bollwerk gegen die alte Sowjetunion gegründet wurde. Die beiden deutschen Staaten sind heute vereinigt, und Deutschland spielt eine bedeutende politische und wirtschaftliche Rolle in der Europäischen Union und unter den Demokratien des Westens.

Wie wir anhand des tragischen Beispiels Balkan gesehen haben, gibt es leider auch uralte ethnische Konflikte auf dem sogenannten „alten Kontinent“, die in dem neuen politischen Klima eines von rivalisierenden Machtblöcken befreiten Europas wieder aufgeflammt sind und zu unbeschreibbaren Greueltaten geführt haben.

Die Einführung des Euro, der gemeinsamen neuen Währung der Europäischen Währungsunion, der derzeit elf EU-Staaten angehören, hat noch keinen wirklich bedeutenden Einfluß auf die Weltwirtschaft gehabt. Die bisherige Entwicklung des Euro ist aber nicht unbedingt ein Hinweis auf die zukünftige Entwicklung der neuen Währung in den kommenden Jahren. Die Einführung des Euro im vergangenen Januar war an sich schon ein Meilenstein. Der Übergang zur gemeinsamen EU-Währung könnte zu weitreichenden sozialen und wirtschaftlichen Reformen in der EU führen, durch die die EU einen noch größeren Einfluß auf die Weltwirtschaft haben wird.

Obwohl der Wert des Euro gegenüber dem US-Dollar seit Januar bis Mitte Juli um mehr als 12 Prozent fast auf den paritätischen Wert eins zu eins gefallen war, hat sich der Euro seit Mitte Juli wieder leicht erholt. Der längerfristige Wert des Euro sollte nicht unterschätzt werden. In einem kürzlich in der amerikanischen Finanzzeitschrift The Wall Street Journal veröffentlichten Artikel wurde betont, daß 1985 das einst mächtige britische Pfund einen Wert von nur 1,03 US-Dollar hatte. Mit einem heutigen Wert von mehr als 1,80 US-Dollar – eine Wertsteigerung um mehr als 75 Prozent – gilt das britische Pfund als starke Währung einer starken Binnenwirtschaft.

Es dauert Jahre, nicht Wochen, um die Faktoren auszusortieren, die den Erfolg einer neuen Währung bestimmen. Wenn die letzten 50 Jahre der europäischen Geschichte uns irgend etwas gezeigt haben, dann ist es die Tatsache, daß tiefgreifende Veränderungen oft einen langen und kreisförmigen Lauf bis hin zu ihrem Eintreten bedingen.

Allianz Rußland-China?

Auch das Geschehen in Asien ist für unser Verständnis des Weltgeschehens wichtig. Die bilateralen Beziehungen zwischen China und den USA sind auf dem tiefsten Punkt seit 50 Jahren abgesunken. Enthüllungen über angebliche chinesische Spionage und den Diebstahl atomarer Geheimnisse aus U.S.-Nuklearlabors, die der obersten Sicherheitsstufe unterstellt sind, haben diejenigen, die die Tragweite des möglichen Verlustes abschätzen können, schockiert. In Verbindung mit der Computertechnologie, die das Land in den letzten drei Jahren gekauft haben, ist China heute in der Lage, Langstreckenraketen zu entwickeln bzw. zu bauen und die Zielausrichtung dieser Raketen auf Städte und Installationen in den USA zu programmieren.

In einer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme des Stratfor-Instituts hieß es: „1999 bewegen sich Rußland und China auf ein engeres, hauptsächlich antiamerikanisches Bündnis zu. Dieser Prozeß ist heute der wichtigste globale Trend. Er ist im vollen Gange und intensiviert sich noch“ (aus den Prognosen des Stratfor-Instituts für das 3. Quartal, veröffentlicht am 27. Juni 1999). In dem Bericht wird ein Gipfeltreffen zwischen dem russischen Präsidenten Boris Jeltsin und dem chinesischen Führer Jiang Zemin erwähnt, das im Spätsommer oder im Herbst stattfinden wird.

Zwei bedeutende Fragen müssen von diesen beiden Atommächten beantwortet werden. Die erste hat mit dem Status der zentralasiatischen Republiken zu tun, die ethnische und religiöse Unruhen erleben, ausgehend von den muslimischen Volksgruppen in diesen Staaten. Diese Unruhen beeinflussen auch die benachbarten chinesischen Provinzen und bereiten der chinesischen Führung Probleme. Die russische Führung will sich nur ungerne in diese schwierige Situation hineinziehen lassen, aber in russischen Militär- und Regierungskreisen gibt es schon Stimmen, die für eine kontrollierende Machteinflußnahme als Demonstration der Macht plädieren, in der Hoffnung, einen Teil des verlorenen Ansehens des ehemaligen Sowjetimperiums wiederzugewinnen. Für manche Beobachter gibt es im Zuge der russischen Beteiligung an den Kosovo- und Iran-Krisen in den vergangenen Monaten Anlaß zur Sorge.

Die zweite Frage hat mit dem Wunsch zu tun, eine lebensfähige russisch-chinesische Allianz als glaubwürdiges Gegengewicht zum Einfluß des Westens (sprich: Amerikas) in Asien, dem Nahen Osten und Europa zu schaffen. Die Nachbarländer Türkei, Irak, Iran, Indien und Pakistan – in denen es in den vergangenen Monaten bewaffnete Konflikte gegeben hat – sind von China und Rußland umworben. Eine strategische Allianz dieser gewaltigen asiatischen Länder hätte dramatische Auswirkungen auf die Interessen Amerikas und der anderen westlichen Länder. Hesekiels Prophezeiungen über eine massive euro-asiatische Streitmacht der Endzeit gewinnen an Bedeutung und Glaubwürdigkeit, wenn wir solche Bemühungen erleben. Die Ironie bei der ganzen Situation ist, daß weder Rußland noch China an einer ernsthaften Störung ihrer jeweiligen bilateralen Beziehungen mit den USA interessiert sind. Beide sind auf amerikanische finanzielle und technologische Hilfe angewiesen. Amerikas Wohlstand und Technologie sind nach wie vor ein bedeutender Faktor für die Fortsetzung seines Einflusses und seine Dominanz in der heutigen Welt. Man könnte behaupten, daß die durch diesen Reichtum entstandene Macht zum Schutz der Freiheit der USA dient.

Die biblische Prophezeiung zeigt uns jedoch, daß es eine Machtverschiebung geben wird, die das Kräfteverhältnis unter den Nationen verändern wird, wovon die USA nicht unberührt bleiben werden. Für die Endzeit ist „eine Zeit der Angst für Jakob“, d. h. für die Nachkommen Abrahams, vorausgesagt (Jeremia 30,7). Die Entwicklungen dieser Zeit wird den Aufstieg einer endzeitlichen, wirtschaftlichen und politischen Macht begünstigen, die in der Offenbarung als Tier versinnbildicht und eine Dominanz auf der Welt erreichen wird.

Von Babel bis Babylon

Alle drei dieser Trends fügen sich in ein übergeordnetes Thema ein, das in der Bibel von ihrem ersten bis hin zu ihrem letzten Buch zu finden ist: Der Mensch hat wiederholt versucht, „globale“ Systeme, die im Widerspruch zum Willen des Schöpfers stehen, zu schaffen. In 1. Mose 11 wird der Versuch beschrieben, eine Stadt zu schaffen, deren Turm „bis an den Himmel reichen“ sollte. Das Ziel der Menschen damals war, sich einen Namen zu machen, um nicht in alle Länder zerstreut zu werden. Zahlen und für alle verbindliche Normen verleihen eine Macht – dies war anscheinend die erste Runde der „Globalisierung“ in der Menschheitsgeschichte. Gott wußte, daß sich die Bewohner Babels nach dem Abschluß des Turmbaus alles zutrauen würden. Deshalb verwirrte er ihre Sprachen. Die Verwirrung war so groß, daß sie die Zerstreuung der Menschen zur Folge hatte (1. Mose 11,1-9).

Der Turmbau zu Babel war ein Versuch, ein einziges „System“ zu schaffen. Bestimmt schienen die Gründe für das Vorhaben gut und wünschenswert. Aber Gott weiß, daß eine universale menschliche Kultur, die sich auf die Ablehnung seines Willens gründet, nur zur Tyrannei führen wird. Jede menschliche Anstrengung dieser Art seit dem Turmbau zu Babel ist gescheitert. Diverse Reiche und Regierungssysteme sind aufgestiegen bzw. eingeführt worden; davon versuchten einige, die Welt oder zumindest die ihnen bekannte Welt ihrer Zeit zu beherrschen. Beispiele sind Führer wie Nebukadnezar, Alexander der Große und Josef Stalin.

Die Offenbarung zeigt, daß es in der Endzeit einen letzten Versuch geben wird, ein „globales“ System dieser Art zu schaffen. Es wird diesem Ziel näherkommen als frühere Versuche. Die Bibel beschreibt dieses System als Stadt: „Babylon, die Große“ (Offenbarung 18,2). Der nächste Vers zeigt, daß diese „Stadt“ mit ihrem „globalen“ System alle Länder beeinflussen wird: „Denn von dem Zorneswein ihrer Hurerei haben alle Völker getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Üppigkeit.“

Gott warnt sein Volk, das Israel Gottes, vor einer Globalisierung dieser Art. Unser Schöpfer ermahnt uns: „Geht hinaus aus ihr, mein Volk, daß ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!“ (Vers 4). Wie die Männer Issachars vor 3000 Jahren müssen auch wir die Zeit, in der wir leben, erkennen und uns vor dem verführerischen Einfluß Satans, welcher in der Endzeit zunehmen wird, hüten.