Ein Gradmesser christlicher Entwicklung

Woran lässt sich unsere Entwicklung als Christ messen? Petrus nennt acht Bausteine christlichen Charakters, die sich ergänzen und ineinander übergehen.

Von Paul Kieffer

Als Christen sollen wir die Welt überwinden und uns dem verführerischen Einfluss Satans widersetzen. Unsere christliche Praxis nach außen hin ist eine ganz andere als die der Menschen, die Gott noch nicht berufen hat. Wir halten den Sabbat und die Feste der Bibel, die von vielen „jüdisch“ genannt werden. Wir haben andere Essgewohnheiten, weil wir uns an die biblischen Speisegesetze halten.

Die traditionellen christlichen Feiertage wie Weihnachten und Ostern begehen wir nicht als religiöse Feste, weil es dafür keine biblischen Beispiele gibt und diese Feiertage bekanntlich ihren Ursprung im Heidentum haben. An solchen Dingen merkt unser Umfeld unser Anderssein.

Zu unserem Christsein gehört jedoch viel mehr als nur diese äußerlich wahrnehmbaren Unterschiede. Wer Jesus Christus nachfolgen will, soll die Charaktereigenschaften Gottes nachahmen. Es geht um unseren Charakter – darum, was für Menschen wir sind.

Es geht um unsere Denkweise bzw. unsere innere Haltung, die unserem Umfeld nicht immer ersichtlich ist. Gott sieht sie, denn er kennt uns genau: „Herr, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüsstest“ (Psalm 139,1-4).

Die Veränderungen in unserem Leben, die nach außen hin ersichtlich sind – Sabbat, Festtage usw. – lassen sich schnell feststellen. Wie sieht es aber bei der Entwicklung unseres christlichen Charakters aus? Woran erkennen wir unser Wachstum?

Die Bausteine christlichen Wachstums

Der Apostel Petrus beschreibt unsere christliche Entwicklung, indem er in 2. Petrus 1, Verse 5-7 acht wesentliche Eigenschaften göttlichen Charakters nennt. Jede Eigenschaft ist, für sich allein genommen, so bedeutsam, dass man ihr einen ganzen Artikel widmen kann. Wie Bausteine ergänzen sie sich bzw. gehen ineinander über. In diesem Beitrag befassen wir uns mit allen acht Bausteinen unseres christlichen Charakters.

Wichtig ist, dass wir bei den Bausteinen nicht bei einer Eigenschaft – z. B. Glauben, Tugend oder Erkenntnis – sozusagen haltmachen bzw. stehen bleiben, bis wir sie perfekt besitzen, bevor wir uns mit der nächsten Eigenschaft befassen. Schließlich werden wir jede dieser Eigenschaften erst dann perfekt verinnerlicht haben und verkörpern, wenn wir in das ewigen Leben eingehen und Geistwesen sind.

Unser Wachstum als Christen erfolgt nicht eingleisig, sondern auf mehreren Ebenen. Unser Werdegang ist ein dynamischer Prozess, bei dem die Entwicklung einer Eigenschaft göttlichen Charakters die Entwicklung anderer Eigenschaften fördert. So ist die Liste der acht Eigenschaften bei Petrus nicht allein im Sinne einer starren Reihenfolge zu verstehen. Sie ergänzen sich alle.

Wir „mauern“ unseren Charakter

Wir können diesen Prozess der Charakterbildung mit der Arbeit eines Maurers vergleichen. Wir legen einen Baustein neben den anderen, bis wir das Ende der Reihe erreichen. Haben wir das Ende der Reihe erreicht, fangen wir wieder am anderen Ende an und legen einen Baustein dort auf den Stein, den wir in der darunter liegenden Reihe platziert haben.

In diesem Beispiel sind die Bausteine die christlichen Eigenschaften, die Petrus auflistet, und unsere „Bausteinreihe“ umfasst acht Steine. Wie beim Mauern können wir auf der Ebene, die wir gerade fertig gestellt haben, mit Hilfe des heiligen Geistes weiter aufbauen. Das ist wichtig, denn als Christen darf unser momentanes Entwicklungsstadium nicht zu einer statischen Momentaufnahme werden.

Die Annahme unserer Berufung bedeutet, dass wir uns kontinuierlich darum bemühen, unserem himmlischen Vater ähnlicher zu werden (Matthäus 5,48). Wir müssen also wachsen.

Die Analogie der Bausteinreihe ist hilfreich, denn wir können, ganz gleich wo wir gerade arbeiten, uns noch einmal mit den Steinen befassen, die wir bereits gelegt haben. So gesehen hat die Liste unserer acht Bausteine bei Petrus keinen „Schlusspunkt“.

In 2. Petrus, Kapitel 1 hebt Petrus die Größe der Gabe hervor, die wir von Gott erhalten haben: die Kraft zum gottwohlgefälligen Wandel und die Teilhabe an der göttlichen Natur (Verse 3-4). Es ist in diesem Zusammenhang, dass Petrus uns ermahnt, alle Mühe bei der Entwicklung der acht Charaktereigenschaften anzuwenden (Vers 5).

Die Grundlage des Glaubens

Die erste Eigenschaft ist Glauben (2. Petrus 1,5). Dem Autor des Hebräerbriefs pflichtet Petrus bei, indem er uns ermahnt: „Wir wollen nicht abermals den Grund legen mit der Umkehr von den toten Werken, mit dem Glauben an Gott“ (Hebräer 6,1; alle Hervorhebungen durch uns).

Glauben ist einer der grundlegendsten und notwendigsten Aspekte des Christseins. Glauben ist so wichtig, dass wir Gott ohne ihn nicht gefallen können (Hebräer 11,6). „Der Glaube [ist] eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebräer 11,1). Darauf baut sich unser christliches Leben auf.

Die Tugend hinzufügen

Der nächste Baustein ist die Tugend: „So wendet alle Mühe daran und erweist in eurem Glauben Tugend“ (2. Petrus 1,5). Das Wort Tugend wird mit „sittlicher Bewährung“ in der Gute Nachricht Bibel übersetzt. Unsere Tugend bzw. unser moralisches Bewusstsein umfasst unser Vermögen, richtig und falsch zu unterscheiden und danach zu handeln.

Dass Petrus Tugend gleich nach Glauben erwähnt, deckt sich mit den Ausführungen des Apostels Jakobus zum Thema Glauben. Jakobus betont, dass Glauben tot ist, wenn er nicht die Frucht gerechten Handelns – Werke – hervorbringt (Jakobus 2,15-17). Und Glauben ist die Bestätigung, dass Gott uns für unser tugendhaftes Verhalten im Einklang mit seinem Gesetz segnen wird (Hebräer 11,6).

Fruchtbare Erkenntnis finden

„In der Tugend“ sollen wir Erkenntnis erweisen, der nächste Aspekt unserer christlichen Entwicklung (2. Petrus 1,5). Erkenntnis ist ein vielseitiges Thema, und wir sollen in Erkenntnis wachsen (2. Petrus 3,18). Hier scheint Petrus aber eine bestimmte Erkenntnis im Sinn zu haben.

Petrus schreibt an Gläubige, die bereits wissen, wer der Vater und Jesus Christus sind (2. Petrus 1,2). In diesem Zusammenhang erwähnt er Erkenntnis als eine von mehreren Eigenschaften, die uns „nicht faul und unfruchtbar sein lassen“ (Vers 8). Es geht also nicht allein um intellektuelles Wissen, sondern um ein Verständnis, das unserer christlichen Lebensführung dienlich ist. Es ist Erkenntnis, die unser Christsein fördert.

Das Streben nach Selbstbeherrschung

Sind wir nun dabei, die Erkenntnis zu erwerben, die dem Hervorbringen christlicher Frucht förderlich ist, gilt die Entwicklung von Selbstbeherrschung als sehr wichtig: „So wendet alle Mühe daran und erweist . . . mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung“ (2. Petrus 1,5-6; Lutherbibel bzw. Einheitsübersetzung). Haben wir die notwendige Erkenntnis, sollen wir sie umsetzen: „Denn vor Gott sind nicht gerecht, die das Gesetz hören, sondern die das Gesetz tun, werden gerecht sein“ (Römer 2,13).

Zur Umsetzung der neu gewonnenen Erkenntnis gehört die Selbstbeherrschung hinsichtlich unserer Taten und Gedanken. Wir „nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus“ (2. Korinther 10,5).

Athleten sind ein Beispiel für die Selbstbeherrschung, die zum Erreichen eines Ziels notwendig ist. Sie müssen nicht nur wissen, welches Training für das Erbringen einer Spitzenleistung notwendig ist. Sie müssen sich auch in Selbstdisziplin üben, um sich an ihren Trainingsplan zu halten.

Der Apostel Paulus setzte unsere Überwindung in Bezug zu der Selbstdisziplin eines Athleten: „Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen“ (1. Korinther 9,25).

Das Thayer’s Greek-English Lexicon erklärt, dass das griechische Wort, das in diesem Vers mit „enthält sich“ übersetzt wird, sich auf Athleten bezieht, „die sich bei ihrer Vorbereitung auf den sportlichen Wettkampf ungesunder Nahrung, des Weins und der sexuellen Betätigung enthielten“.

Der Punkt, um den es hier geht, ist, dass die Athleten über ihre Körper herrschten, um ihre bestmögliche Leistung zu ermöglichen. Deshalb verzichteten sie auf diverse Genüsse, denn ihnen war der Sieg im Wettbewerb viel wichtiger. Als Christen müssen wir unseren Körper und unsere Gedanken vollkommen beherrschen, um das Ziel unserer christlichen Berufung zu erreichen. Das Reich Gottes und unsere Beziehung zu Gott sind uns wichtiger als alles andere im Leben.

Einmal genügt nicht

Der nächste Baustein in unserer charakterlichen Reihe ist die Geduld bzw. die Beharrlichkeit. „So wendet alle Mühe daran und erweist . . . in der Mäßigkeit Geduld“ (2. Petrus 1,5-6). Es genügt nicht, wenn wir uns in einer gewissen Situation einmal beherrschen. Wir müssen uns in Geduld üben und die Selbstdisziplin wiederholt walten lassen. Sonst gewinnen wir eine einzelne Schlacht, verlieren aber den Krieg.

In diesem Sinne ermahnt uns der Autor des Hebräerbriefs: „Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist“ (Hebräer 12,1).

Frömmigkeit gegenüber Gott

Der nächste Aspekt unseres christlichen Charakters in der Reihenfolge bei Petrus mag einige überraschen: „So wendet alle Mühe daran und erweist . . . in der Geduld Frömmigkeit“ (2. Petrus 1,5-6). Man könnte meinen, dass Frömmigkeit als letzte Eigenschaft erwähnt werden sollte. Das griechische Wort, das hier mit „Frömmigkeit“ übersetzt wurde, ist eusebeia, das auf das Wohlgefallen gegenüber Gott hinweist.

Unsere Mühe um wahren christlichen Charakter drückt sich durch unsere Hingabe gegenüber Gott und seinem Willen in allen Lebensbereichen aus. Diese Haltung gefällt Gott: „Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst“ (Römer 12,1).

Das größte Beispiel der Hingabe gegenüber Gott war das Leben Jesu Christi. Er „erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ (Philipper 2,8). Wir sollen sein Beispiel nachahmen und bereit sein, Opfer für Gott zu bringen. Schließlich gehören wir ihm: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe“ (1. Korinther 6,19-20).

Eine einigende Eigenschaft

Die Eigenschaften, mit denen wir uns bisher befasst haben, haben mit der Charakterentwicklung des einzelnen Christen zu tun. Dieser Prozess ist Gott wichtig, doch ebenso wichtig ist ihm der Zustand seiner Gemeinde insgesamt – die Gesamtheit aller einzelnen Christen, in denen christliches Wachstum stattfindet. Gott möchte, dass seine Gemeinde vereint ist. Die letzten zwei Aspekte christlichen Charakters, die Petrus in seinem Brief behandelt, dienen dieser Einigkeit.

Der erste dieser Aspekte ist die brüderliche Liebe: „So wendet alle Mühe daran und erweist . . . in der Frömmigkeit brüderliche Liebe.“ Man kann kein Christ sein, ohne seine Mitchristen zu lieben: „Hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben . . . Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?“ (1. Johannes 4,11. 20).

Ganz gleich wie groß das moralische Bewusstsein in der persönlichen Lebensführung ist, unser Christsein bleibt unvollständig, wenn uns das Wohlergehen unseres Bruders nicht am Herzen liegt: „Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen“ (Galater 6,10).

Der Apostel Paulus ermahnt uns hinsichtlich unserer Gemeinschaft mit unseren Glaubensbrüdern: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut, achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient“ (Philipper 2,3-4). Als Botschafter an Christi Statt (2. Korinther 5,20) sollen wir der Welt in allen Dingen ein Vorbild sein, auch in Bezug auf unseren Umgang mit unserem Bruder.

Die Liebe als das überragende Prinzip

Die letzte Charaktereigenschaft, die Petrus behandelt, ist der krönende Aspekt christlichen Verhaltens: „So wendet alle Mühe daran und erweist . . . in der brüderlichen Liebe die Liebe zu allen Menschen.“

Diese Eigenschaft ist aber nur dann die Krönung unseres Charakters, wenn die anderen Bausteine vorhanden sind. In der göttlichen Liebe manifestieren sich zugleich und kontinuierlich Glauben, Tugend, Erkenntnis, Mäßigkeit, Geduld, Frömmigkeit und die brüderliche Liebe. Es ist eine kraftvolle Liebe, die sich gegenüber Gott und dem Nächsten durch Taten zeigt.

Das griechische Wort für diese besondere Liebe, agape, kommt in vielen Bibelversen vor. Es ist die Liebe, die Gott definiert und die er uns erzeigte, in dem er Jesus Christus in die Welt sandte, um für unsere Sünden zu sterben (1. Johannes 4,9-10). Es ist die Liebe, durch die Gott uns seine Kinder nennt (1. Johannes 3,1). Es ist die Liebe, die die Furcht austreibt (1. Johannes 4,18).

Es ist die Liebe des Vaters für seinen Sohn und die wir in der Gemeinschaft der Gläubigen erleben sollen (Johannes 15,9-12). Jesus Christus brachte es auf den Punkt in Bezug auf diese Liebe: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“ (Vers 13). Sein Beispiel der Liebe spornt uns an, Gottes Denkweise nachzuahmen, denn Gott wird, wie bereits gesagt, durch die Liebe definiert: „Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe“ (1. Johannes 4,8). Wir sollen in dieser Liebe wachsen, damit auch wir durch sie definiert werden.

Abschließend ist zu sagen, dass wir uns nicht nur einmal im Leben die Liste des Petrus in 2. Petrus 1 ansehen sollen. Wir sind alle Menschen und brauchen von Zeit zu Zeit eine Auffrischung. Wenn wir uns mit diesen Aspekten christlichen Charakters befassen und sie als einzelne Bausteine betrachten, können wir gelegentlich wieder mit dem ersten Baustein, Glauben, anfangen und eine Bestandsaufnahme unserer Entwicklung als Christen vornehmen. Dann können wir uns den nächsten Baustein, Tugend, ansehen und den Prozess fortsetzen, bis wir die Reihe der Charakterbausteine abgeschlossen haben.

Wozu dient unsere Arbeit mit diesen Bausteinen? „Darum, liebe Brüder, bemüht euch desto mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr dies tut, werdet ihr nicht straucheln“ (2. Petrus 1,10).

Die Wichtigkeit der Liebe für die Menschen

Dass der Mensch Liebe braucht, gilt vielen Experten als selbstverständlich. In einem Artikel mit dem Titel „Can’t Do Without Love“ berichtete die amerikanische Wochenzeitschrift U. S. News & World Report von Biologen, die „wissen, dass die Liebe eine zentrale Rolle im menschlichen Dasein spielt . . . Die Fähigkeit, Liebe zu empfinden, ist in unserer Biochemie angelegt und für das Wachsen und Gedeihen unserer Kinder von wesentlicher Bedeutung“ (17. Februar 1997, Seite 58).

Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass sogar die Intelligenz von Kindern – und somit ihre Fähigkeit, sich bei vielen Aufgaben auszuzeichnen – in gewissem Maße von Zuwendung und Kommunikation abhängt.

„In letzter Zeit haben Wissenschaftler festgestellt, dass die Neuronenverbindungen, von denen die spätere Kreativität und Intelligenz abhängen, in den ersten drei Lebensjahren hergestellt werden . . . Welche Verknüpfungen entstehen, entscheidet in erster Linie der Umgang mit einem aufmerksamen Erwachsenen. Vom Sehen, Hören, Betasten und Riechen des Erwachsenen, und vor allem von seiner Sprache, die von Augenkontakt begleitet wird, hängt die Vielfalt der Verbindungen im Gehirn des Kindes ab . . . Wer bis zum zweiten Lebensjahr das Spiel mit der Sprache verpasst, wird seine Altersgenossen vielleicht niemals einholen können“ (U. S. News & World Report, 18. August 1997, Seite 92).

Was können wir daraus folgern? Nicht nur die seelische, sondern auch die geistige Entwicklung des Kindes hängt von liebevoller Zuwendung und Kommunikation ab. Kindern, denen Zuwendung versagt bleibt, haben es später schwer, sich in der Gesellschaft zu behaupten.

Es sind aber nicht nur Kinder, deren Wohl von der Liebe abhängt. Auch Erwachsene leiden, wenn sie zu wenig Liebe bekommen, obwohl sie vielleicht nicht ganz so verletzlich sind wie Kinder: „Das Fehlen von Liebe kann vernichtend sein: Häufig führt der Verlust des Ehepartners den vorzeitigen Tod eines älteren Menschen herbei“ (U. S. News & World Report, 17. Februar 1997, Seite 58).

„Abgebrochene und gestörte Bindungen zu anderen Personen können einen Menschen für Krankheiten anfälliger machen. Bei Alleinstehenden, getrennt Lebenden, Geschiedenen und Verwitweten ist die Todesrate zwei- bis dreimal so hoch wie bei Verheirateten – unter sonst gleichen Bedingungen. Wenn es um Einweisungen in psychiatrische Kliniken geht, sind fünf- bis zehnmal so viel alleinstehende wie verheiratete Patienten dabei“ (Robert Ornstein und David Sobel, The Healing Brain, 1987, Seite 119).

Mit der Unterstützung von Freunden kann man die Herausforderungen des Lebens leichter bewältigen, wie die Bibel schon seit über 3000 Jahren erklärt: „So ist’s ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe. Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft“ (Prediger 4,9-10).