Warum lässt Gott Leiden zu?

Unsere Welt ist vom Bösen und von Elend geplagt. Wir sind da keine Ausnahme. In der Menschheitsgeschichte war das schon immer so. Warum ist das der Fall?

Von John Ross Schroeder

Wenn das Unheil plötzlich hereinbricht und Unschuldigen – auch wehrlosen Kindern – den Tod bringt, fragt man verzweifelt, wie ein Gott der Liebe so etwas zulassen konnte. Diese Reaktion sollte uns nicht überraschen. Überlegen wir uns den geistigen Zustand unserer Gesellschaft: Mit ihrer Skepsis bezüglich der Existenz eines Schöpfers beeinflussen Agnostiker Bildung, Wissenschaft und Regierungen. Das Leiden in der Welt ist eine der häufigsten Rechtfertigungen für den mangelnden Glauben der Agnostiker an Gott.

Weil sie die Gründe für das mannigfaltige Leid nicht verstehen, meinen sie, dass die Religion keine Antworten auf die Probleme der Welt geben kann. Der britische Historiker Paul Johnson beobachtete: „Ich meine, dass das Problem des Bösen mehr als alles andere nachdenkliche Menschen von der Religion fernhält.“

Agnostizismus ist überall in Westeuropa anzutreffen. Die Erosion religiösen Glaubens setzte hier verstärkt ein, als Millionen von Überlebenden das Ausmaß von Leid und Tod im Ersten Weltkrieg bewusst wurde. Mehr als zehn Millionen waren gestorben, und weitere 20 Millionen waren auf den Schlachtfeldern Europas verwundet worden.

In seinem Buch The Future of Christianity schreibt der Geisteswissenschaftler David L. Edwards: „Im modernen Zeitalter der Wissenschaft zeigt die Erfahrung in Europa mehrmals, dass der Glaube an Gott von Leiden überwältigt werden kann“ (Seite 339).

„Der Erste Weltkrieg war die große [religiöse] Katastrophe. Er richtete weniger materiellen Schaden an als der Zweite Weltkrieg, doch der Schaden bezüglich des Christentums war sehr viel größer. Die Kirchen hatten ihre Gläubigen ermutigt, für Sieg und Sicherheit zu beten, nur um dann herauszufinden, dass eine Giftgaswolke alle Lehren verdüsterte, die noch in Friedenszeiten so hell zu leuchten schienen. Dieser Krieg schädigte die alte Lehre der Kirchen sehr, nach der Gott alles unter Kontrolle hatte“ (Seite 306-307).

Seitdem sind viele Europäer zu dem Schluss gekommen, dass der Glaube an Gott nicht verteidigt werden kann. Es gibt u. a. die Meinung, Gott wäre taub gegenüber den verzweifelten Schreien aus den schlammigen Gräben des Ersten Weltkrieges und den Konzentrationslagern der Nazis im Zweiten Weltkrieg. In dem ganzen Chaos lautete die wirkliche Frage jedoch nicht, ob Gott lebt und den Menschen zuhört, sondern ob die Menschen ihm zuhören!

In den Nachbarländern Deutschland und Frankreich findet man beispielsweise auf den Plätzen vieler Städte und Gemeinden – oft in der Nähe eines prominenten Kirchengebäudes – Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Zum Teil handelt es sich bei den ehemals verfeindeten Gefallenen um Angehörige der gleichen Konfession!

Es dürfte daher nicht überraschen, wenn Theologen Mühe haben, Antworten auf die Frage nach den Gründen für die Existenz des Bösen zu finden. Der Theologe Edwin Hatch drückte die Frage für gläubige Menschen folgendermaßen aus: „Wie konnte ein allmächtiger, gütiger Gott Unvollkommenes und Böses schaffen?“ (The Influence of Greek Ideas and Usages Upon the Christian Church, 1995, Peabody, Massachusetts, Seite 194).

Theologen sind nicht die einzigen, die sich solche Fragen gestellt haben. Der Physiker Paul Davies fragt von seiner Warte als Wissenschaftler: „Hat Gott die Macht, das Böse zu verhindern? Wenn er allmächtig ist, dann ja. Warum tut er es dann nicht?“ (God and the New Physics, 1983, Seite 143).

Eine berechtigte Frage! Warum verbietet Gott das Böse nicht einfach? Wie können wir Qual und Leid mit der biblischen Darstellung eines liebenden Gottes in Einklang bringen?

Irgendwann stellen sich die meisten Menschen solche Fragen. Für diejenigen, die eine Tragödie erlitten haben, sind diese Fragen besonders aktuell.

Wodurch gibt es Leiden?

Die Bibel offenbart, warum es von Anfang an das Elend in der Welt gegeben hat. Die Beantwortung der Frage, wodurch überhaupt Leid entsteht, liegt in unserem freien Willen und unserer Entscheidungsfreiheit, die Gott uns Menschen gegeben hat.

Im Garten Eden wurden zwei gegensätzliche Lebensweisen offenbart: „Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ (1. Mose 2,9).

Zwei tatsächlich existierende Bäume symbolisierten im Garten Eden zwei Lebensweisen. Damit stellte Gott Adam und Eva vor eine Wahl. Um ewiges Leben zu erlangen, das sie bei ihrer Erschaffung nicht besaßen, mussten sie eine Entscheidung treffen.

Der Baum des Lebens versinnbildlichte Gottes Gesinnung – den Weg der Liebe, ausgedrückt durch das Halten seiner Gebote. Diese Wahl hätte zu allen guten Ergebnissen und zum ewigen Leben geführt. Im Gegensatz dazu repräsentierte der andere Baum, der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, den menschlichen Weg des Selbstvertrauens und der Selbstbestimmung. Er symbolisiert die Ablehnung von Gottes Weg. Dieser Weg führt zu jeglicher Art von Bösem und letztendlich auch zum Tode.

Adam und Eva durften zwischen diesen beiden Bäumen wählen, wobei Gott sie nicht in Unwissenheit über die Konsequenzen der Wahl ließ, die sie zu treffen hatten. Er verdeutlichte ihnen die richtige Entscheidung und die Konsequenzen einer falschen Wahl (1. Mose 2,15-17; 3,3).

Adam und Eva haben eine äußerst bedeutsame Entscheidung getroffen: „Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß“ (1. Mose 3,6).

Adam und Eva glaubten dem Teufel mehr als Gott. Sie trafen die falsche Wahl. Ihre Gesinnung veränderte sich. Das Ergebnis waren Flüche, die die Menschheit seither geplagt haben.

Die moralische Entwicklung der Gesellschaft entspringt diesem zukunftsweisenden Ereignis der menschlichen Geschichte. Die Natur des Menschen und die von ihm geschaffene Zivilisation spiegeln diese Flüche wider.

Seit der richtungsweisenden Entscheidung unserer Ureltern im Garten Eden nimmt der Mensch vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Im Klartext heißt das: Nach seinen eigenen Vorstellungen entscheidet der Mensch für sich, was gut ist. Er selbst, nicht Gott, bestimmt, was richtig und falsch ist. So ernten wir „die Früchte“ unserer eigenen Entscheidungen. Die Menschheitsgeschichte bietet uns Beispiele zur Genüge, dass unsere eigenen Wege nicht gut sind.

Menschen mögen zwar an Gott glauben und ihn sogar nach ihrem Verständnis verehren, aber durch ihren Unwillen, sein Wort und sein Gesetz vollständig anzunehmen, sind sie ihm in Wirklichkeit nicht untertan, noch wollen sie es sein.

Es mag unglaublich erscheinen, aber selbst das Christentum in seiner heutigen Form ist das Resultat der Selbstbestimmung des Menschen. Nach dem Ableben der ersten Christengeneration verwandelte sich das Christentum in radikaler Weise. Bräuche heidnischen Ursprungs, die den Aposteln Jesu und den ersten Christen unbekannt waren, drangen beispielsweise in die Kirche ein. Wie im Garten Eden setzte man sich dabei über klare Aussagen Gottes hinweg, die die Nachahmung solcher Bräuche untersagen.

Entscheidungsfreiheit oder Freiheit von Leiden?

Wenn wir verstehen wollen, warum Gott Leiden erlaubt, müssen wir uns ehrlich mit einer anderen wichtigen Frage auseinandersetzen. Wie können wir wirkliche Entscheidungsfreiheit besitzen und gleichzeitig kein Leid erfahren? Wir wollen unbedingt beides haben. Ist das aber möglich, wenn wir Gottes Wege ablehnen?

Obwohl der Schöpfer die ersten Menschen ganz eindeutig davor gewarnt hatte, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, hielt Gott Adam und Eva nicht davon ab, eine falsche Wahl zu treffen. Gott hatte sie beide nach seinem eigenen Bilde geschaffen und ihnen deshalb Entscheidungsfreiheit gegeben.

Entscheidungsfreiheit ist ein wichtiger Bestandteil von Gottes Vorhaben mit den Menschen. Gott ist die Verkörperung heiligen, gerechten Charakters. Er hat sich immer für das Gute entschieden. Keine größere Macht als er selbst zwingt ihn dazu, gerecht zu sein. Gerechtigkeit ist immer seine Lebensweise gewesen und wird es auch immer bleiben. Seine Natur ist Liebe, der höchste Ausdruck seines perfekten Charakters (1. Johannes 4,8. 16).

Gott möchte, dass wir so werden wie er. Deshalb hat er uns nicht als Roboter geschaffen. Wenn er uns als solche geschaffen hätte, könnten wir keinen gerechten Charakter bilden, den gleichen Charakter, wie er ihn hat. Um Charakter zu bilden, müssen wir unsere Entscheidungen überlegen und ihre möglichen Auswirkungen erkennen. Wir müssen zwischen richtig und falsch, Weisheit und Torheit, Achtlosigkeit und Wachsamkeit wählen.

Gott zwingt uns jedoch nicht seinen Weg auf, sondern er erlaubt uns, unsere Lebensweise selbst zu bestimmen. Gott sagte dem alten Israel bezüglich der Entscheidungsfreiheit: „Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst“ (5. Mose 30,19).

Was geschieht, wenn wir uns falsch entscheiden? „Wer Unrecht sät, der wird Unglück ernten“ (Sprüche 22,8).

Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus der Entscheidungsfreiheit? Immerhin kann die Entscheidungsfreiheit sowohl zu guten als auch zu schlechten Ergebnissen führen. Unsere Wahl kann daher katastrophale Konsequenzen nach sich ziehen.

In Galater 6, Verse 7-8 erklärt Paulus das Prinzip des Erntens von dem, was man sät: „Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.“

An dem bereits angeführten Beispiel des Ersten Weltkriegs sieht man die Auswirkungen der Entscheidungen, die die Menschen zu Anfang des 20. Jahrhunderts trafen. Stolz, Starrköpfigkeit, Angst, strategische Planung und ein Geflecht politischer und militärischer Bündnisse trugen alle zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges bei. Erst einmal in Gang gesetzt, verschlang der Krieg mit seinem Abschlachten millionenfach junge Soldaten auf beiden Seiten.

Viele Konsequenzen unserer Entscheidungen betreffen nicht nur uns selbst, sondern auch unbeteiligte Unschuldige, die verletzt werden oder leiden müssen. Die eigenen falschen Entscheidungen sind die Ursache für den größten Teil der Leiden, die die Menschheit erlebt.

Die Souveränität Gottes

Gottes großes Vorhaben mit den Menschen erfordert, dass wir uns frei entscheiden können. So haben wir die Möglichkeit, uns für sein Gesetz zu entscheiden oder uns seinem perfekten Willen zu widersetzen. Im Allgemeinen lässt Gott den Dingen ihren eigenen Lauf, selbst wenn unsere Entscheidungen uns manchmal viel Leid bringen.

Der Grund, warum Gott menschlichem Leiden und dem Elend auf dieser Erde keinen Einhalt gebietet, hat also nichts mit seinem Unvermögen zu tun. Er hat aber entschieden, nur sehr selten einzugreifen. Sein gelegentliches Eingreifen dient dann seinem Vorhaben mit der Menschheit.

Nach der Bibel ist Gott letztendlich der Herrscher über die Nationen: „O Herr, du Gott unserer Väter, bist du nicht Gott im Himmel und Herrscher über alle Königreiche der Heiden? Und in deiner Hand ist Kraft und Macht, und es ist niemand, der dir zu widerstehen vermag?“ (2. Chronik 20,6).

Die biblischen Aufzeichnungen zeigen, dass Gott selten in die Entscheidungsfreiheit des Menschen eingreift. Es gibt in der Bibel einige Fälle, wo Gott zeitweilig eingegriffen hat, um entweder eine Nation oder eine Einzelperson von einer Handlung abzuhalten: in einigen Fällen, um seine Diener zu beschützen; in anderen, um Prophezeiungen zu erfüllen.

Bei einer Gelegenheit ließ er beispielsweise König Saul unfreiwillig „prophezeien“, um seinen Diener David zu beschützen (1. Samuel 19,23-24). Gott griff auch ein, um zu verhindern, dass sich ein König an Abrahams Frau Sara vergriff (1. Mose 20,4-7). Gott hat gelegentlich in menschliche Angelegenheiten eingegriffen, um seinen treuen Dienern zu helfen oder sie zu beschützen.

Gott offenbarte dem Propheten Jesaja, dass einigen Juden nach 70 Jahren babylonischer Gefangenschaft erlaubt werden würde, in ihr Heimatland zurückzukehren. Sie würden die Stadt Jerusalem und den Tempel wieder aufbauen. Um diese Prophezeiung zu erfüllen, beeinflusste Gott die Gedanken von Kyrus, dem König von Persien. Er „erweckte den Geist des Kyrus“, damit der König ein Edikt erließ, das den Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels erlaubte.

Wenn Gott jedoch ständig eingreifen würde, um unsere falschen Entscheidungen zu verhindern, könnten wir die Bedeutung von gerechtem Charakter nicht erlernen, noch würden wir die fürchterlichen Konsequenzen von sündhaftem Verhalten voll begreifen. Gott hindert Menschen z. B. nicht daran, sich zu alkoholisieren. In seiner Konsequenz nimmt er ihnen nicht ihre Entscheidungsfreiheit, noch verhindert er die Konsequenzen solcher Entscheidungen.

Die Bedeutung von göttlichem Charakter

Viele Menschen haben sich gefragt: Warum hat Gott nicht einfach von Anfang an Menschen als Geistwesen ohne die menschliche Natur geschaffen? Warum hat er uns zuerst physisch geschaffen – vom Staub der Erde – und bietet uns nur dann das ewige Leben an, wenn wir den Schwächen unseres Fleisches konsequent widerstehen?

Wenn Gott alles tun kann, warum hat er uns dann nicht einfach mit einem perfekten Charakter geschaffen? Mit anderen Worten, was ist der Sinn dieses schwierigen und leidvollen materiellen Lebens? Hätte unser Leiden nicht verhindert werden können?

Natürlich hätte Gott dies alles tun können. Er hätte uns ohne den freien Willen schaffen können, den wir brauchen, um persönliche Entscheidungen treffen zu können. Alles führt also auf unseren freien Willen zurück. Gott hätte uns als Automaten schaffen können – wie vorprogrammierte Roboter.

Doch er entschied, uns so zu schaffen, wie er selbst ist: fähig, Entscheidungen zu treffen, die nur durch unser Wissen und unseren Charakter begrenzt sind. Dies erfordert, dass wir unterscheiden lernen, was richtig und falsch ist, und dass unser Charakter nach und nach durch richtige Entscheidungen dem Charakter Gottes ähnlich wird.

Gottes Absicht ist die Schaffung seines Charakters in uns: „Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Epheser 4,22-24; alle Hervorhebungen durch uns).

Gott ist mit uns noch nicht fertig. Er arbeitet immer noch an seiner Schöpfung. Er schafft in uns „gerechte und wahre Heiligkeit“ – seinen Charakter.

Solange wir Menschen sind, ist unser Charakter nicht fest; er ist nicht dauerhaft. Wir können unseren Sinn und unser Verhalten verändern. Wir können Fehler machen und aus ihnen wie aus den Folgen unserer richtigen und falschen Entscheidungen lernen.

Da wir unseren Sinn ändern können – und unsere Fehler bereuen können –, kann Gott uns sogar noch weiter ändern und in uns den Willen und die Fähigkeit schaffen, standhaft das Richtige anstatt das Falsche zu wählen: „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Philipper 2,13).

Natürlich verlangt Gott von uns, dass wir zuerst unser falsches Verhalten erkennen und bereit sind, es abzulegen. Das schaffen wir, indem wir seinem Geist die Veränderung unseres Wesens erlauben. Wir können eine neue Person werden, „geschaffen . . . in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“.

Die Bibel benutzt das Wort Herz, um unsere innersten Gedanken, Motive und Einstellungen zu beschreiben. Gott weiß, was in unserem Innersten steckt. „Denn nicht sieht der Herr auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7).

Gott bewertet unsere Absichten und Motive (Hebräer 4,12-13). Die inneren Aspekte unseres Charakters sind ihm am wichtigsten. Er bewertet unser Verhalten nach dem, was in unserm Herzen ist (vgl. mit 5. Mose 10,12; Jeremia 17,10).

Gott kann unser Herz ändern! „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun“ (Hesekiel 36,26-27).

Wenn wir unseren Willen Gott unterordnen, wird er uns durch den heiligen Geist dazu befähigen, nach den Prinzipien der Gerechtigkeit zu leben. Er definiert sie durch sein Gesetz. Jeder muss ein „Arbeiter“ sein, „der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneidet“ (2. Timotheus 2,15; Elberfelder Bibel).

Durch das Studium der Schrift können wir „vollkommen“ werden, „zu allem guten Werk geschickt“ (2. Timotheus 3,16-17). Durch den heiligen Geist schreibt Gott das, was wir lernen, in unser Herz (Hebräer 8,10; 2. Korinther 3,3) und macht es zu einem festen Bestandteil unseres Wesens.

Gott will sicher sein, was sich wirklich im Herzen eines Menschen befindet. Deshalb prüft er uns: „Was ist der Mensch, dass du ihn groß achtest und dich um ihn bekümmerst? Jeden Morgen suchst du ihn heim und prüfst ihn alle Stunden“ (Hiob 7,17-18).

Selbst die Gerechten werden geprüft, um zu sehen, wie treu sie ihrer Verpflichtung gegenüber Gott bleiben werden: „Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus“ (1. Petrus 1,6-7).

Wir müssen Schwierigkeiten durchmachen, damit Gott feststellen kann, wie sehr wir seinem Lebensweg verpflichtet sind. Er muss herausfinden, ob unser Charakter Mühsal und Leid erdulden wird. In diesem Leben geht es nicht allein darum, Charakter zu bilden, sondern auch darum, die Echtheit dieses Charakters prüfen zu lassen.

Wenn wir schwierigen Entscheidungen gegenüberstehen, kann Gott sehen, wie ernst wir es meinen. Nur wenn wir ihm unter schwierigen Bedingungen gehorchen, wird die Tiefe unseres Charakters ersichtlich. Paulus sagt uns, dass wir „uns auch der Bedrängnisse [rühmen sollten], weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung“ (Römer 5,3-4; vgl. dazu Offenbarung 2,10).

Wird Gott zulassen, dass wir über unser Vermögen geprüft werden? Keineswegs! „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt“ (1. Korinther 10,13).

Um die Schwierigkeiten des Lebens bewältigen zu können, braucht man unbedingt eine klare Perspektive von der Zukunft und ein Verständnis von Gottes Plan für uns. Nur wenn wir uns ernsthaft auf die Herrlichkeit des Reiches Gottes freuen, können wir unsere eigenen Leiden in einer richtigen Perspektive sehen. Sicherlich sind unsere Prüfungen und Schwierigkeiten real und können nicht weggewünscht werden. Ihre langfristige Bedeutung aber verblasst vollständig im Vergleich zu der sicheren Belohnung, die Gott uns verheißt (Philipper 3,11-14).

Der Apostel Paulus sah das Leiden von Christen aus der Perspektive der Verheißungen Gottes: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Römer 8,18).

Vor allen Dingen müssen wir uns daran erinnern, dass das Leiden nur vorübergehend, nicht ewig, ist. Nachdem sein Zweck erfüllt ist, wird Gott es für immer auslöschen. Eine der tröstlichsten und ermutigendsten Prophezeiungen der Bibel spricht darüber, wie Gott dem Leiden ein Ende setzen wird.

„Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Offenbarung 21,3-4).

Satans Rolle bei der Verursachung von Sünde

Ein Hauptgrund für das menschliche Leiden ist Satan, den die Bibel den „Drachen“ nennt, „die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan“ (Offenbarung 20,2). Er herrscht über die Menschheit als der „[Fürst] der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt“ (Epheser 2,2; Elberfelder Bibel). Als „der Gott dieser Welt“ (2. Korinther 4,4) ist Satan der Verursacher eines Großteils des Elends der Menschheit.

Petrus warnt Christen: „Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1. Petrus 5,8). Jesus erzählt uns in dem Gleichnis von dem Sämann, dass immer dann, wenn viele Menschen Gottes Wort erklärt bekommen, „der Satan sogleich kommt und nimmt das Wort weg, das in sie gesät war“ (Markus 4,15).

Der Apostel Paulus wies Timotheus an, die „Widerspenstigen“ zu unterweisen und zu ermahnen, damit sie „wieder nüchtern . . . werden aus der Verstrickung des Teufels, von dem sie gefangen sind, zu tun seinen Willen“ (2. Timotheus 2,25-26). Jesus sandte Paulus zu den Heiden, „um ihnen die Augen aufzutun, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott“ (Apostelgeschichte 26,18).

Aus diesen Abschnitten können wir erkennen, dass Satan eine enorme und überzeugende Macht über die Menschheit ausübt. In der Bibel lesen wir: „Die ganze Welt aber ist in der Gewalt des Satans“ (1. Johannes 5,19; Gute Nachricht Bibel).

Kurz vor der Rückkehr Christi werden Satan und seine Dämonen eine Zeit der Unruhe anstiften, die schrecklicher sein wird als jede Tragödie, die Menschen je erfahren haben (Matthäus 24,21-22). Ein unvorstellbares Leiden wird damit einhergehen.

Zu dieser Zeit wird Satan die Menschheit durch einen „Gesetzlosen“ verführen, dessen Einfluss „gemäß der Wirksamkeit des Satans . . . mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit [erfolgt]“ (2. Thessalonicher 2,9-10; Elberfelder Bibel).

Satans Einfluss verursacht große Feindschaft zwischen Nationen, Rassen, Religionen und einzelnen Menschen. Die Bibel nennt ihn den „Versucher“ (Matthäus 4,3). Er nutzt unsere Schwächen aus, um uns in die Sünde zu locken (1. Korinther 7,5). Dadurch initiiert er Einstellungen und Verhaltensweisen in Menschen, die Konflikte, Verletzungen, Leiden und Tod bringen.

Gott begrenzt aber die Macht Satans über die Menschen (Hiob 1,12; 2,6). Auch wird er Satan nicht erlauben, seinen Plan zur Errettung der Menschheit zu vereiteln, und deshalb behält Gott die oberste Kontrolle.

Ursache & Wirkung: ein oft übersehenes Prinzip

Viele Tragödien und sehr viel Leid können auf eine klare Ursache zurückgeführt werden: unsere allzu menschlichen Handlungen und Entscheidungen. In einer Welt der Entscheidungsfreiheit führen manche Entscheidungen zu schlechten Ergebnissen.

Handlungen haben Konsequenzen. Viele kennen das Sprichwort: „Was man sät, das erntet man.“ Aber nur wenigen ist der Ursprung dieses Spruches bekannt – die Bibel (Galater 6,7). Vor Tausenden von Jahren erkannten Hiobs Freunde, dass „die da Frevel pflügten und Unheil säten, ernteten es auch ein“ (Hiob 4,8).

Jahrhunderte später schaute der Prophet Hosea auf den traurigen geistlichen Zustand des Reiches Israel. Götzendienst, Gewalt und Unmoral kamen häufig vor (Hosea 2,4). Innerhalb von ein paar Jahren marschierte das assyrische Heer ein und verwüstete das Königreich, tötete Tausende seiner Bewohner und versklavte Israels Überlebende. Gott offenbarte Hosea, was und warum dies geschehen sollte: „Sie säen Wind und werden Sturm ernten“ (Hosea 8,7). „Ihr aber pflügt Böses und erntet Übeltat und esset Lügenfrüchte“ (Hosea 10,13). Es blieb nicht aus, dass die Menschen von ihren Sünden eingeholt wurden.

Wenn Menschen in Naturkatastrophen sterben, machen viele Gott dafür verantwortlich. Gott sagte aber dem alten Israel, dass er sie mit gutem Wetter segnen würde, wenn sie ihm gehorchten (3. Mose 26,3-4; 5. Mose 28,12). Die meisten Menschen wollen Gott nicht gehorchen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf ihr eigenes Leben, sondern auch auf das ihrer Kinder, die Opfer der törichten Entscheidungen ihrer Eltern werden können. Die Unschuldigen leiden oft unter den Sünden anderer. Das ist eine der tragischen Folgen falscher Entscheidungen.

Wir können viel lernen, wenn wir die Umstände auf ihre Ursachen zurückführen. Sprüche 22, Vers 3 ermahnt uns, die langfristigen Folgen unserer Entscheidungen zu bedenken. Die Hauptursachen des Leidens liegen oft bei uns selbst. Auf irgendeine Art ist Sünde die eigentliche Ursache für den größten Teil aller menschlichen Leiden.