Woher kam der Teufel?

Für Atheisten stellt sich die Frage nicht. Wenn Gott nicht existiert, gibt es auch keinen Teufel. Welche Erklärung haben Gläubige für die Existenz des Teufels?

Von Paul Kieffer

Für die Menschen, die die Existenz Gottes verneinen, erübrigt sich die Frage nach dem Ursprung des Teufels. Wenn es Gott nicht gibt, dann gibt es auch keinen Teufel. Für alle jedoch, die an die Existenz eines Schöpfers glauben, stellt sich die Frage: Woher kam der Teufel? Wenn Gott alles erschaffen hat, muss auch das Wesen, das wir heute Satan den Teufel nennen, ein Teil der Schöpfung sein. Von selbst wird er wohl nicht entstanden sein.

Gerade darin sehen Atheisten einen Widerspruch für gläubige Menschen. Wenn Gott wirklich die Liebe ist, so argumentieren sie, wie kann er als Teil seiner Schöpfung ein Wesen wie den Teufel erschaffen haben? Der Atheist meint, es einfacher zu haben, denn er muss das Konzept eines gütigen, liebevollen Gottes nicht mit der Existenz des Teufels harmonisieren bzw. vereinbaren.

Auf den ersten Blick scheint die Bibel den Standpunkt des Atheisten zu bestätigen. In Johannes 1, Vers 3 heißt es nämlich in Bezug auf die schöpferische Tätigkeit des Wortes, das in Menschengestalt als Jesus Christus erschienen ist: „Alle Dinge sind durch dasselbe [= das Wort bzw. Jesus Christus] gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ Da nur Gott ewiglich existiert hat, gehört auch der Teufel zu den „Dingen“, die erschaffen wurden, und Jesus muss laut Johannes 1, Vers 3 an seiner Entstehung beteiligt gewesen sein.

Darüber hinaus nennt die Bibel den Teufel den „Gott dieser Welt“. Wie ist es dazu gekommen, dass der Teufel diese Funktion bekam? Hat Gott etwa von Anfang an den Teufel als rebellischen Widersacher geschaffen, um die Menschen zu verführen und mit allen möglichen Übeln zu plagen? Für gläubige Menschen sind das keine Fragen, die man einfach ignorieren kann, haben sie doch mit unserem Gottesbild zu tun!

Vielleicht finden wir einen Ansatz für eine logische Antwort auf unsere Fragen in einigen scheinbar widersprüchlichen Aussagen über die Schöpfung.

Der Schöpfungsbericht näher analysiert

Fast allen Menschen in der westlichen Welt – auch solchen, die sich nicht zum Christentum bekennen – ist der erste Satz der Bibel bekannt: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1,1). Hier geht es um einen Anfang, bei dem Gott bereits existierte, denn Gott existierte vor der Erschaffung alles Physikalischen.

Gleich im nächsten Vers heißt es dann: „Und die Erde war wüst und leer“ (Vers 2). Die nachfolgenden Verse (besonders Verse 3-10) scheinen für einige eine Wiederholung von Vers 1 zu sein, denn diese Verse scheinen zumindest teilweise die nochmalige Erschaffung von Himmel und Erde zu beschreiben.

Wie ist es nun? Hatte Gott bei der Erschaffung von Himmel und Erde einen schlechten Tag erwischt? Ist es ihm sozusagen „auf Anhieb“ nicht gelungen, Himmel und Erde in perfektem Zustand zu erschaffen? Hat er sie „wüst und leer“ erschaffen? Diese Sichtweise widerspricht klaren Aussagen der Bibel an anderer Stelle.

Die hebräischen Wörter für „wüst“ bzw. „leer“ in Vers 2 sind die auch im Deutschen bekannten Begriffe tohu und bohu in der Wendung „Tohuwabohu“. Sie bedeuten Chaos, Durcheinander, Wirrnis – Unordnung statt Ordnung. War eine solche Unordnung wirklich der Urzustand unserer Erde? Das entspricht nicht den Wesensmerkmalen Gottes, denn in 1. Korinther 14, Vers 33 lesen wir: „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“ (alle Hervorhebungen durch uns). Gottes Wesen drückt sich durch Ordnung und Frieden aus, nicht durch Chaos und heilloses Durcheinander – also nicht durch tohu und bohu.

Beim alttestamentlichen Propheten Jesaja gibt es einen Hinweis auf den ursprünglichen Zustand der Schöpfung, die auch in 1. Mose 1, Vers 1 genannt wird. Jesaja zitiert Gott wie folgt: „Denn so spricht der Herr, der den Himmel geschaffen hat – er ist Gott; der die Erde bereitet und gemacht hat – er hat sie gegründet; er hat sie nicht geschaffen, dass sie leer sein soll, sondern sie bereitet, dass man auf ihr wohnen solle: Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr“ (Jesaja 45,18). In der Menge-Übersetzung lautet der hervorgehobene Teil dieses Verses: „nicht zu einer Einöde hat er sie geschaffen“.

Gott belegt mit dieser Aussage seine Existenz als der einzig wahre Gott. Er ist der Schöpfer, den niemand nachahmen kann, und seine Erschaffung der Erde ist ihm nicht misslungen. Interessanterweise steht hier im Urtext für „leer“ das hebräische Wort tohu mit der Bedeutung Wüste bzw. Einöde. Gott sagt ausdrücklich, dass die Erde bei ihrer Erschaffung (vgl. 1. Mose 1,1) nicht tohu war, d. h., sie war nicht in einem chaotischen Zustand der Unordnung.

Die Aussagen in 1. Mose 1, Vers 2 und Jesaja 45, Vers 18 widersprechen sich – und damit wäre die Bibel unglaubwürdig –, es sei denn, dass der in 1. Mose 1, Vers 2 beschriebene Zustand der Unordnung erst zu einem späteren Zeitpunkt nach der Urschöpfung eingetreten ist. Gibt es biblische Anhaltspunkte für diese Annahme? Aus dem Wortlaut der Bibelstelle in 1. Mose 1, Verse 1-2 und anderer Stellen im hebräischen Grundtext haben einige Forscher den Schluss gezogen, dass der zweite Vers der Bibel so übersetzt werden könnte bzw. sollte: „Die Erde wurde wüst und leer.“

Dazu Gleason Archer, Professor für biblische Sprachen an der Universität Maryland: „Es ist ebenso möglich, dass das Verb ,war‘ in 1. Mose 1,2 mit ,wurde‘ übersetzt ... werden kann: ,Und die Erde wurde wüst und leer.‘ Die Verwandlung der ursprünglichen Vollkommenheit der Schöpfung Gottes in ein Chaos wäre nur durch eine kosmische Katastrophe zu erklären, und gerade das scheint eine vertretbare Interpretation zu sein“ (A Survey of Old Testament Introduction, Moody Press, Chicago, 1974, Seite 184).

Mit anderen Worten: Der hebräische Wortlaut von 1. Mose 1, Verse 1-2 deutet an, dass Gottes ursprüngliche Schöpfung durch etwas zerstört wurde. Das erste Kapitel der Bibel beschreibt demnach die Wiederherstellung der zerstörten Schöpfung in nur sechs Tagen, die in der Erschaffung des Menschen am sechsten Tag gipfelte und mit dem folgenden siebten Tag – dem Sabbat, einem Ruhetag – abgeschlossen war.

Die Beschreibung einer nicht näher bestimmten Zeitspanne zwischen dem in 1. Mose 1,1 beschriebenen Schöpfungsakt, der vollkommene Schönheit hervorbrachte, und der Verwandlung der Erde in ein Chaos (Vers 2), wird oft die „Lückentheorie“ genannt. Die Bibel definiert die Zeitdauer der „Lücke“ nicht; sie kann einen durchaus größeren Zeitraum umfassen. Wenn dies zutrifft, besteht kein Widerspruch zwischen dem biblischen Bericht und den naturwissenschaftlichen Entdeckungen, die darauf hindeuten, dass die Erde mehrere Milliarden Jahre alt ist.

Wodurch entstand das Chaos?

Wodurch ist die Erde in einen chaotischen Zustand versetzt worden? Interessanterweise finden wir die hebräischen Wörter tohu und bohu in Jeremia 4, Verse 22-23, wo sie in Verbindung mit Sünde verwendet werden: „Aber mein Volk ist toll und glaubt mir nicht. Töricht sind sie und achten’s nicht; weise sind sie genug, Übles zu tun, aber recht tun wollen sie nicht lernen. Ich schaute das Land an, siehe, es war wüst [tohu] und öde [bohu], und den Himmel, und er war finster.“

Kann Sünde die Ursache für den chaotischen Zustand gewesen sein, den wir in 1. Mose 1, Vers 2 vorfinden? Wenn ja, dann können Menschen sie nicht begangen haben, denn Menschen gab es erst am sechsten Tag der Schöpfungswoche, die in 1. Mose 1 beschrieben wird. 1. Korinther 15, Vers 45 bestätigt, dass Adam der allererste Mensch gewesen ist. Daher können wir Menschen als Ursache für das Chaos, das nach Gottes Urschöpfung eingetreten war, ausschließen.

Die Bibel berichtet uns aber, dass es bereits vor der Erschaffung des Menschen Leben gegeben hat. In 2. Petrus 2, Vers 4 erfahren wir, dass Engel gesündigt haben: „Denn Gott hat selbst die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont.“ Der Schöpfungsbericht in 1. Mose 1 lässt vieles ungesagt. Andere Aussagen der Bibel liefern jedoch eine Erklärung für das, was zwischen den ersten beiden Versen der Bibel geschehen ist und bestätigen, dass Sünde im Spiel war.

Im Buch Hiob wird uns berichtet, dass Engel – in der Bibel auch „Sterne“ genannt – jubelten, als sie die Entstehung der Erde erlebten: „Wo warst du, als ich die Erde gründete? ... als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne?“ (Hiob 38,4. 7). Die „Morgensterne“ sind in der Sprache der Bibel Engel, und als Geschöpfe Gottes sind sie auch Gottes Söhne. Als Gott „Himmel und Erde“ – das stoffliche Universum – schuf (1. Mose 1,1), existierten die Engel bereits, und beim Anblick der herrlichen, vollkommenen Schöpfung jubelten sie!

Wenn man nun verstehen will, wie es dazu kam, dass diese Erde „wüst und leer“ wurde, muss man wissen, was in der Zeit nach dieser „Ur“-Schöpfung stattfand. Die Bibel berichtet nämlich von einer Rebellion unter den vom Schöpfer erschaffenen Engeln, angeführt von dem Erzengel Luzifer, der sich gegen Gott erhob (Offenbarung 12,3-4). In einer übernatürlichen Schlacht, die große Zerstörungen auf der Erde, aber auch im Weltall mit sich brachte, wurde die Rebellion niedergeschlagen.

Im Neuen Testament wird Jesus Christus als Zeuge der Niederlage Luzifers zitiert (Lukas 10,18). Die Oberfläche der Erde musste also erneuert werden, als Gott die gegenwärtigen Lebensformen schuf. Wie viele Jahre zwischen der Verwüstung und der Neugestaltung der Erde liegen, offenbart die Bibel nicht. Sie stellt jedoch klar fest: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“

Der „König von Tyrus“

Satan, der in der Offenbarung als „Drache“ dargestellt wird (Offenbarung 12,9), „fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg“ (Offenbarung 12,4). Satan ist also der Anführer der gefallenen Engelschar, wie aus vielen Bibelstellen ersichtlich (Johannes 12,31; Matthäus 12,26; 25,41). Die Frage ist, ob Satan schon immer böse war oder durch seine eigenen Gedanken und Handlungen zum Widersacher Gottes wurde.

Der alttestamentliche Prophet Hesekiel beschreibt die Veränderung, die im Denken Luzifers stattgefunden hat und letztlich dazu führte, dass er zum Widersacher [= „Satan“] Gottes wurde. In den ersten Versen von Hesekiel 28 wird der „Fürst zu Tyrus“ angesprochen. Mit ihm ist ein Mensch gemeint, der menschliche Herrscher des Stadtstaats Tyrus, einer antiken Handelsmacht im Mittelmeerraum.

Durch Hesekiel prangert Gott den Stolz dieses menschlichen Fürsten an. Offensichtlich meinten die Herrscher von Tyrus, göttlich zu sein. Sein Stolz verleitete den Fürsten von Tyrus zu der Behauptung, er sei Gott, obwohl er doch nur ein Mensch war: „Weil sich dein Herz überhebt und spricht: Ich bin ein Gott, ich sitze auf einem Göttersitz mitten im Meer [die Lage von Tyrus an der libanesischen Küste], während du doch ein Mensch und nicht Gott bist“ (Hesekiel 28,2).

Die wahre Macht hinter dem Thron in Tyrus war Satan der Teufel, den der Apostel Paulus den „Gott dieser Welt“ nennt (2. Korinther 4,4). Die Geisteshaltung der Menschen in der Welt ist auf den Einfluss Satans zurückzuführen: „Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams“ (Epheser 2,1-2).

Die Behauptung des Fürsten von Tyrus, er sei Gott, war folglich auf den unsichtbaren Einfluss des Teufels zurückzuführen. Es ist das Bestreben Satans, sich in allen Dingen über Gott zu erheben. Der weitere Verlauf von Kapitel 28 zeigt uns, dass Satan in Wirklichkeit der wahre König von Tyrus war.

Statt den „Fürst zu Tyrus“ klagt Gott in Hesekiel 28, Verse 12-19 den „König von Tyrus“ an. Der Zusammenhang macht klar, dass es sich bei diesem König um keinen Menschen handeln kann. Zunächst bescheinigt Hesekiel diesem König große Weisheit, während der „Fürst zu Tyrus“ – ein Mensch – getadelt wurde, weil er sich klug wähnte (Vers 3): „So spricht Gott der Herr: Du warst das Abbild der Vollkommenheit, voller Weisheit und über die Maßen schön“ (Hesekiel 28,12).

Als Nächstes erfahren wir, dass der König von Tyrus ein erschaffenes Wesen ist, das im Garten Eden war: „In Eden warst du, im Garten Gottes ... am Tag, als du geschaffen wurdest“ (Vers 13). Im Gegensatz zum „Fürsten zu Tyrus“, der ein Zeitgenosse Hesekiels war, kann dieser König kein damaliger Mensch gewesen sein, denn niemand war zu jener Zeit noch am Leben, der auch im Garten Eden gewesen ist.

Deshalb sind einige Kommentatoren der Auffassung, dass mit dem König von Tyrus der erste Mensch überhaupt – Adam – gemeint sein muss. Der unmittelbare Zusammenhang zeigt jedoch, dass es sich kaum um Adam handeln kann: „Du warst ein glänzender, schirmender Cherub, und auf den heiligen Berg hatte ich dich gesetzt“ (Hesekiel 28,14). Adam war kein Cherub – ein Engel –, noch hatte er Zutritt zum heiligen Berg Gottes.

Hier kann es sich eigentlich nur um Satan handeln, der selbst im Garten Eden gewesen ist (1. Mose 3,1-7). Hesekiel 28, Verse 12-14 sind daher eine Beschreibung Satans in seinem ursprünglichen Zustand, wie Gott ihn erschaffen hatte. Er war sozusagen ein Musterbeispiel der Vollkommenheit, äußerst schön und voller Weisheit.

Der Urheber der Sünde

In Hesekiel 10 erfahren wir außerdem, dass die Cherubim direkten Zutritt zu Gott hatten. Zwei dieser besonderen Engel haben den Thron Gottes abgeschirmt bzw. über den Thron Gottes gewacht. In 2. Mose 25 finden wir eine Beschreibung vom Thron Gottes als Teil der Stiftshütte, die Israel bauen sollte. Diesen Thron haben zwei Cherubim mit ihren Flügeln bedeckt: „Und die Cherubim sollen ihre Flügel nach oben ausbreiten, dass sie mit ihren Flügeln den Gnadenthron bedecken und eines jeden Antlitz gegen das des andern stehe; und ihr Antlitz soll zum Gnadenthron gerichtet sein“ (2. Mose 25,20).

Einer dieser beiden Cherubim war ursprünglich Satan. Er wohnte in der Gegenwart Gottes „auf dem heiligen Berg“ (Hesekiel 28,14). Aus dieser Beschreibung ergibt sich zwingend die Schlussfolgerung, dass Gott den Satan ursprünglich nicht als Advokat des Bösen geschaffen hatte. Im Gegenteil: Wie die übrige Schöpfung Gottes war auch Satan bei seiner Erschaffung ein Spiegelbild der Vollkommenheit.

Wir erfahren sogar, dass Satan anscheinend eine Zeitlang ohne Sünde lebte, bevor er einen anderen Weg einschlug: „Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde“ (Hesekiel 28,15). Anscheinend hatte Satan ein eigenes Handelssystem, das ihn zur Sünde verleitete: „Durch deinen großen Handel wurdest du voll Frevels und hast dich versündigt“ (Vers 16).

Wie wurde aus einem Wesen, das ursprünglich keine Schuld hatte, der Widersacher Gottes? Die sündhafte innere Haltung Satans kam von ihm selbst. Der Zusammenhang in Hesekiel 28, in Verbindung mit anderen Aussagen der Bibel, zeigt uns, dass Satan überheblich wurde. Überheblichkeit kann auch uns Menschen zum Verhängnis werden. Deshalb sollen die Vorsteher der Gemeinde Männer sein, die bereits eine gewisse geistliche Reife erlangt haben: „Er soll kein Neugetaufter sein, damit er sich nicht aufblase und dem Urteil des Teufels verfalle“ (1. Timotheus 3,6).

Satan, der zunächst ohne Sünde war, wurde aufgrund seiner Schönheit stolz, die er sowieso nur Gott zu verdanken hatte: „Weil sich dein Herz erhob, dass du so schön warst, und du deine Weisheit verdorben hast in all deinem Glanz, darum habe ich dich zu Boden gestürzt“ (Hesekiel 28,17). Satan war das allererste Fallbeispiel des Prinzips „Hochmut kommt vor dem Fall“.

Gott schuf also keinen Teufel, sondern einen einflussreichen Engel, einen Cherub, der sogar am Thron Gottes gedient hat. Dieser Cherub ließ sich jedoch von seiner eigenen Schönheit zu eitlen Gedanken hinreißen. Satan war in der Lage, seine Schönheit zu erkennen. Daraus leitet sich ab, dass Gott ihn mit einem Selbstbewusstsein geschaffen hatte. Darüber hinaus muss Satan auch ein Urteilsvermögen gehabt haben, mit dessen Hilfe er, aus freiem Willen heraus, Entscheidungen treffen konnte – zum Guten oder zum Bösen.

Der Ursprung der Sünde fing mit der Missetat Satans an, die das Resultat seiner eigenen Entscheidung war. Die symbolische Sprache in der Offenbarung impliziert, dass ein Drittel der Engel die Denkweise Satans übernahm (Offenbarung 12,3-4). Folglich hatten auch diese Engel Entscheidungsfreiheit, die sie missbrauchten, als sie Satans Weg der Überheblichkeit wählten. Zusammen mit ihrem Anführer sind sie willens, gegen Gottes Herrschaft zu kämpfen: „Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel“ (Offenbarung 12,7-8).

Berechtigte Fragen

Irgendwann stellen sich die meisten Menschen die Frage, warum das Böse existiert. In der Regel befassen sich beispielsweise Naturwissenschaftler mit der materiellen Welt. Aber manche von ihnen wenden sich auch dem Unsichtbaren zu. So betrachtet der Physiker Paul Davies die Frage von Gut und Böse von einer anderen Warte aus: Wenn Gott wirklich allmächtig ist, wie sich ihn Christen vorstellen, warum schreitet er nicht einfach ein, um dem Bösen ein Ende zu bereiten? „Hat Gott die Macht, das Böse zu verhindern?“, fragt Davies. „Wenn er allmächtig ist, dann ja. Warum tut er es dann nicht?“ (God and the New Physics, 1983, Seite 143). Eine berechtigte Frage! Warum verbietet Gott das Böse nicht einfach?

Vielleicht ist ein Grund, warum manche Atheisten sind, der, dass sie die Existenz eines gütigen Gottes mit den Realitäten einer bösen Welt nicht in Einklang bringen können. Zum Vorhandensein des Bösen schrieb zum Beispiel der britische Naturforscher Julian Huxley: „Es ist eine Herausforderung an Gottes Gerechtigkeit“ (Religion without Revelation, 1957, Seite 109). Huxley kam für sich zum Schluss, es gebe keinen Gott und auch keine göttliche Offenbarung.

Historiker sind ebenfalls der Frage nachgegangen, ob eine von Bosheit erfüllte Welt von Gott geschaffen worden sein konnte. Einer davon war der Engländer Arnold Toynbee, für den das Fazit lautete: „Eine Schlussfolgerung, die Beobachter des Bösen im Universum ziehen, ist, dass diese Folterkammer unmöglich das Werk eines Gottes sein kann“ (A Study of History, 1957, Band XII, Seite 300).

Für Toynbee müsse der Christ „zwischen zwei gleich unangenehmen Alternativen wählen: Entweder ist ein Gott der Liebe der Schöpfer eines eindeutig kranken Universums, oder das Universum muss von einem anderen Gott geschaffen worden sein, der nicht der Gott der Liebe ist“ (ebenda).

An wortgewandten Beschreibungen der Dynamik dieses Problems herrscht kein Mangel. Der Mensch hat allerlei Erklärungen ausgeklügelt, und manche Denker kamen zu dem Schluss, dass es keinen Gott gibt. Interessanterweise reichen die Aussagen von Arnold Toynbee fast an die Aussagen der Bibel heran.

Nach Toynbee ist „Gottes Liebe die Quelle der Freiheit des Menschen“, und „jede Entscheidungssituation kann gleichermaßen als Ruf Gottes wie auch als Versuchung durch den Teufel angesehen werden“ (ebenda, Seite 300). Damit berührte Professor Toynbee, der im 19. Jahrhundert lebte, zwei grundlegende Erkenntnisse, die die Bibel bestätigt:

Es gibt einen Teufel. Nach der Bibel bemüht sich dieser Teufel darum, die Menschen mit allerlei Verlockungen zu falschen Entscheidungen zu verführen.

Wie bei den Engeln lässt Gott jedem Menschen Entscheidungsfreiheit. Gott schuf nicht das Böse, doch diese Entscheidungsfreiheit bedeutet, dass Gott das Böse in der Welt bewusst zulässt.

Jesus Christus bestätigte das Wirken des Teufels. Obwohl Kain nach der Bibel der erste Mörder war, machte Jesus klar, dass eine mörderische Haltung ursprünglich vom Teufel kommt. Den Eiferern seiner Zeit, die ihn umbringen wollten, sagte Jesus: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Johannes 8,44).

Vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung des Johannes zieht sich die Warnung vor einem mächtigen Teufel wie ein roter Faden durch die Bibel. Satan und seine Gehilfen, biblisch Dämonen genannt, werden in der Bibel sogar öfter erwähnt als der heilige Geist.

Wer die Lektüre der Bibel unvoreingenommen untersucht, gelangt zu der Einsicht, dass das Böse in der Welt auf die Entscheidungsfreiheit des Menschen und seine Verführung durch den Teufel zurückgeht.

Ursache und Wirkung

Im ersten Buch der Bibel wird weiter berichtet, dass Gott Adam und Eva vor eine Wahl stellte. Um ewiges Leben zu erlangen, das sie bei ihrer Erschaffung nicht besaßen, war eine Entscheidung notwendig. Zwei Lebensweisen wurden durch zwei tatsächliche Bäume im Garten Eden symbolisiert.

Der Baum des Lebens repräsentierte Gottes Gesinnung – den Weg des Gehorsams gegenüber Gott und seinem offenbarten Weg. Diese Wahl hätte zu allen guten Ergebnissen und zum ewigen Leben geführt.

Im Gegensatz dazu versinnbildlichte der andere Baum, der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, den menschlichen Weg des Selbstvertrauens. Unter dem Einfluss Satans führt dieser Weg zu jeglicher Art von Bösem und letztendlich auch zum Tode. Er symbolisiert die Ablehnung von Gottes Weg.

Durch den Einfluss Satans trafen Adam und Eva die falsche Wahl. Ihre Gesinnung veränderte sich. Das Ergebnis waren Flüche, die die Menschheit seither geplagt haben. Seit dieser Zeit hat der Mensch im Allgemeinen keinen Zugang zum Baum des Lebens (1. Mose 3,22-24). Der Zutritt zum Wissen darüber, was Frieden und Glück produzieren und zum ewigen Leben führen würde, ist seither weitgehend unbekannt.

Seit der richtungsweisenden Entscheidung unserer Ureltern im Garten Eden nimmt der Mensch vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Im Klartext heißt das: Nach seinen eigenen Vorstellungen entscheidet der Mensch selbst, was ihm gut erscheint. Er selbst, nicht Gott, bestimmt, was richtig und falsch ist. Menschen mögen zwar an Gott glauben und ihn sogar nach ihrem Verständnis verehren, aber durch ihren Unwillen, seine Offenbarung und sein Gesetz vollständig anzunehmen, sind sie ihm in Wirklichkeit nicht untertan.

Das Böse wird beseitigt

Gottes Plan sieht die Befreiung des Menschen von dem Einfluss Satans vor (Offenbarung 20,2-3. 10). Ohne diesen Einfluss wird sich die Natur des Menschen zum Positiven entwickeln. Für den einzelnen Menschen kann diese Veränderung heute schon mit der Aufgabe unserer ablehnenden Gesinnung gegenüber Gott und seinem Gesetz beginnen.

Für alle Menschen wird eine Zeit kommen, wenn Gott in die Angelegenheiten der Menschheit eingreifen wird. Jesus Christus kehrt wie versprochen zurück, um über die ganze Erde zu regieren. Dieses Eingreifen war ein wichtiger Bestandteil der Botschaft Jesu Christi, die viele Christen aber nicht verstehen oder nie gehört haben. Jesus sagte eine Zeit der Ruhe für die ganze Welt voraus, in der sie von all ihren Übeln befreit wird.

Das einzige Wesen, das jemals ohne äußere Beeinflussung den Weg Gottes verwarf – Satan der Teufel – wird die menschliche Natur nicht mehr anstecken können, weil er entfernt wird. Das Ergebnis wird Frieden sein und Lösungen für alle Probleme der Menschheit bringen, eine Zeit der vollkommenen Gerechtigkeit und Wahrheit.