Das bestbezeugte Werk der Antike: Die Bibel

Von der Redaktion

In dieser Ausgabe veröffentlichen wir wieder einen Beitrag, in dem neue Funde der Archäologie den Inhalt der Bibel bestätigen. Doch wie sieht es aber bei der Überlieferung des biblischen Textes selbst aus? Kurzum: Kein anderes Werk des Altertums vermag mit einer ähnlichen Menge von Textmanuskripten aufzuwarten. Das gilt für das Alte ebenso wie für das Neue Testament.

„Antike Handschriften in Palästina entdeckt“, so lautete die Überschrift einer Meldung am 12. April 1948 in der Londoner Times. Gemeint waren die Schriftrollen vom Toten Meer, die man in einer Höhle bei Qumran nahe des Toten Meeres entdeckte. Darunter war eine vollständige Schriftrolle des Buches Jesaja aus dem Alten Testament sowie andere Teile der hebräischen Bibel. Die Jesaja-Rolle, im 2. Jahrhundert v. Chr. angefertigt, bestätigte die Genauigkeit der jüdischen Bibelüberlieferung. Ein Vergleich dieser Schriftrolle mit mittelalterlichen Handschriften, die mehr als 1000 Jahre jünger waren, ergab, dass es nur einige unbedeutende Textschwankungen gab.

Beim Neuen Testament ist die Fülle der Textzeugnisse überwältigend. Es existieren nämlich mehr als 5000 Manuskripte, die das Neue Testament teilweise oder sogar ganz enthalten. Darunter befinden sich bedeutende Teile des Neuen Testaments aus der Zeit um 200 n. Chr. und das ganze Neue Testament innerhalb von 200 Jahren nach seiner Entstehungszeit. Dazu gehört auch ein kleines Stück von einem Papyrusbogen, das in der „John Rylands“-Bibliothek in Manchester (England) aufbewahrt wird. Das Bruchstück enthält Teile des Johannesevangeliums und wurde nach Meinung der Experten vor 150 n. Chr. geschrieben.

Geht man davon aus, dass der letzte Teil des Neuen Testaments Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. geschrieben wurde, dann ist das Textstück aus Johannes keine fünfzig Jahre vom Original entfernt! Dazu schrieb Sir Frederic Kenyon, Direktor des Britischen Museums:„Der zeitliche Abstand zwischen der Datierung der Originaltexte und den ältesten erhaltenen Zeugnissen ist so gering, dass er vernachlässigt werden kann. Damit ist der letzte Zweifel ausgeräumt, dass der Text der Heiligen Schrift im Wesentlichen so überliefert wurde, wie er ursprünglich lautete. Damit können sowohl die Authentizität als auch die weitgehende Unverfälschtheit der Schriften des Neuen Testaments als endgültig erwiesen gelten“ (F. Kenyon, The Bible and Archaeology, 1940, Seite 288-289).

Wer sich mit Altertumskunde und der Literatur der Antike befasst, könnte in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen, hätte er auch nur einen kleinen Teil dessen vor Augen, was Theologen bereits an altertümlichen Zeugnissen und Belegmaterial wichtiger Dokumente zutage gefördert haben. Die einflussreichsten nichtbiblischen Werke des Altertums waren die umfangreichen epischen Dichtungen Homers, die Ilias und die Odyssee. Die Ilias soll um 700 v. Chr. entstanden sein, die Odyssee ein halbes Jahrhundert später. Die ältesten Papyrusfragmente dieser Werke stammen jedoch aus dem 3. Jahrhundert nach Christus, also fast 1000 Jahre später. Das älteste Manuskript gar, das die ganze Ilias enthält, datiert aus dem 10. Jahrhundert n. Chr.

F. F. Bruce, Professor für Bibelkritik und Exegese an der Universität von Manchester, schrieb über die textliche Bezeugung des Neuen Testaments im Vergleich zu anderen klassischen Werken: „Wäre das Neue Testament eine Sammlung von weltlichen Schriften, so wäre seine Echtheit im Allgemeinen über alle Zweifel hoch erhaben.“