Der einst verworfene Stein, jetzt verherrlicht

Die bevorstehende Krönung von König Charles III. sollte uns an eine weitaus größere und glanzvollere Krönung und Regentschaft erinnern – eine, in der wir auch eine wichtige Rolle spielen könnten.

Von Robin Webber

Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Welt die Krönung Charles III. zum Monarchen des Vereinigten Königreichs miterleben wird. König Charles wusste schon als Kind, dass sein Leben auf diesen Moment zusteuert. Sein Stammbaum reicht weit in die Vergangenheit zurück. Es wird keine Überraschung sein, wenn ihm eine Krone auf das Haupt gesetzt wird, begleitet von weltweiter Anerkennung und Zustimmung.

Die Heilige Schrift erzählt die Geschichte einer anderen königlichen Persönlichkeit, deren Funktion von den Menschen, mit denen sie in Berührung kam, weitgehend unerkannt blieb. Bereits Hunderte von Jahren vor ihrer Geburt wurde sie als „der Stein, den die Bauleute verworfen haben“, angekündigt, der aber „durch das Werk des Herrn“ zum „Eckstein“ werden sollte (Psalm 118,22-23; zitiert in Matthäus 21,42).

Dieser von den Menschen verworfene Stein ist dasselbe Wesen, das uns mit den Worten „Folgt mir nach“ zur Jüngerschaft einlädt (Matthäus 10,38). Auch wenn wir auf den Ruf Gottes reagieren und uns seinem Willen unterordnen, müssen wir doch immer wieder daran erinnert werden, dass Gottes Gedanken und Wege weit über unsere natürlichen menschlichen Gedanken und Wege erhaben sind (Jesaja 55,8).

„Wir haben ihn für nichts geachtet“

Der Prophet Jesaja beschreibt diesen verworfenen Stein als „den Allerverachtetsten und Unwertesten, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet“ (Jesaja 53,3-4). Sein Wirken wurde durch erniedrigende Aussagen lächerlich gemacht: „Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?“ (Johannes 1,46; Gute Nachricht Bibel).

Dennoch ließ er sich nicht von seiner Aufgabe abbringen, für die er geboren wurde. Er verkündete die frohe Botschaft, nämlich dass das Reich Gottes nahe ist und dass alle Menschen umkehren und an das Evangelium glauben müssen, um an diesem Reich teilzuhaben: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,15; Einheitsübersetzung).

Sein Erscheinen und seine Botschaft bedeuteten einen tiefgreifenden Einschnitt in die Menschheitsgeschichte. Nichts würde mehr so sein wie zuvor! Etwas Unglaubliches war nun im Gange, und es wurde Zeit, den Menschen einen Verstand und ein Herz zu geben, die auf dieses Reich vorbereitet waren.

In seiner Eröffnungsbotschaft sprach er von der Herrschaft Gottes, seiner Souveränität über Verstand, Herz und Willen im menschlichen Leben und letztlich über die ganze Erde. Er forderte die Zuhörer auf: „Kommt zu mir!“ und „Folgt mir nach!“, im festen Vertrauen auf die Liebe seines himmlischen Vaters nicht nur zu ihm selbst, sondern auch zu denen, die seiner Einladung folgen würden.

„Bist du der König der Juden?“

Nachdem der römische Statthalter Pontius Pilatus Behauptungen über Jesu Äußerungen in seinen letzten Tagen auf Erden gehört hatte, fragte er ihn: „Bist du der König der Juden?“ (Johannes 18,33). Jesus antwortete, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist (Vers 36).

Das verwirrte den Römer so sehr, dass er noch einmal fragte: „So bist du dennoch ein König?“ Der Nazarener antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme“ (Vers 37).

Sowohl die heidnische römische Welt als auch seine eigenen Landsleute lehnten den Mann aus Galiläa ab. Er, der nie einem anderen Menschen etwas zuleide getan hatte, sondern Menschen ernährte, heilte und in einigen Fällen wieder zum Leben erweckte, wurde als „der Stein, den die Bauleute verworfen haben“, ausgelöscht.

Wie Dorothy Sayers 1938 in ihrem Essay „The Greatest Drama Ever Staged“ („Das größte Drama, das je inszeniert wurde“) schreibt, hatte dieser Mann „eine tägliche Schönheit in seinem Leben, die uns hässlich machte“, und die Behörden waren der Meinung, dass die bestehende Ordnung der Dinge ohne ihn sicherer wäre. Also haben sie Gott in Menschengestalt im Namen des Friedens und der Ruhe weggeschafft.

Warum haben seine Worte und Taten eine solche Ablehnung hervorgerufen?

 Jesus hatte verkündet, dass wir nicht nur „unseren Nächsten lieben sollen“, sondern er lehrte auch: „Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen“ (Matthäus 5,43).

 Unmittelbar zuvor hatte er gesagt: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Mattäus 5,9).

 Er erklärte: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden“ (Matthäus 7,1-2).

 Er sagte auch: „Und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele“ (Matthäus 20,27-28).

Für diese Lehren und die Aufforderung an seine Anhänger, dasselbe zu tun, wurde er gefoltert. Dazu gehörte auch eine Dornenkrone, die man ihm zum Spott auf den Kopf drückte. Anschließend wurde er brutal gekreuzigt, indem er lebendig an einen Holzbalken genagelt wurde (Matthäus 27,27-31).

Aber war das das Ende der Geschichte?

Jedes Knie wird sich vor ihm beugen

Der Oberste Gerichtshof des Himmels, dessen oberster Richter Gott, der Vater, ist, setzte sich mit Macht über die unteren Gerichte und Richter der Erde hinweg. Er hat Jesus von den Toten auferweckt:

„Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Rang und Namen verliehen, der ihn hoch über alle stellt. Vor Jesus müssen alle auf die Knie fallen ... alle müssen feierlich bekennen: Jesus Christus ist der Herr! Und so wird Gott, der Vater, geehrt“ (Philipper 2,9-11; Gute Nachricht Bibel).

Dieser „verworfene Stein“ kommt in Daniel 2 im prophetischen Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar vor, den Daniel mit folgenden Worten deutete:

„Noch während diese Könige [eine letzte Gruppe von zehn Königen, welche aus der Abfolge der heidnischen Reiche hervorgehen] an der Macht sind, wird der Gott des Himmels ein Reich aufbauen, das niemals zugrunde geht. Keinem anderen Volk wird er jemals die Herrschaft übertragen. Ja, es bringt alle anderen Reiche zum Verschwinden und wird selbst für immer fortbestehen.

Das, mein König, war der Stein, der ohne menschliches Zutun vom Berg losbrach und die Statue aus Ton, Eisen, Bronze, Silber und Gold zertrümmerte. Ein mächtiger Gott hat dich in die Zukunft sehen lassen. Der Traum ist wahr, und die Deutung trifft ganz sicher zu!“ (Verse 44-45; ebenda).

Eben dieser jetzt Erhabene – der verherrlichte Stein, der einst verworfen wurde – sagte in der Nacht vor seinem Tod zu denen, die dem Aufruf „Folgt mir nach!“ nachkamen: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe jetzt hin, um dort einen Platz für euch bereit zu machen ... [und] dann werde ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin“ (Johannes 14,2-3; ebenda).

Die Heilige Schrift stellt eindeutig fest, dass er auf die Erde zurückkehren wird. Er wird auf dem Ölberg vor den Toren Jerusalems stehen und an den Ort zurückkehren, von dem aus er zum Himmel aufgefahren ist:

„Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apostelgeschichte 1,10-11).

„Und der Herr wird ausziehen und kämpfen gegen diese Heiden, wie er zu kämpfen pflegt am Tage der Schlacht. Und seine Füße [der wiederkehrende Jesus Christus] werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt nach Osten hin. Und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, vom Osten bis zum Westen, sehr weit auseinander, sodass die eine Hälfte des Berges nach Norden und die andere nach Süden weichen wird“ (Sacharja 14,3-4).

Als Lohn für seine treuen Jünger wird Jesus Christus keine Wolken, Harfen und Musiknoten für himmlische Chöre verteilen, sondern er wird ein Königreich errichten und seinen treuen Jüngern darin ewige Herrschaft gewähren (Daniel 7,27). Alle, die sich dazu verpflichtet haben, so zu leben, wie er gelebt hat, werden zu Königen und Priestern Gottes und „werden auf Erden herrschen“ (Offenbarung 5,10; 20,4-6).

Doch wie unser Erlöser und Herr unseres Lebens, der vor uns den Weg gegangen ist, müssen auch wir ein Kreuz tragen, bevor wir eine Krone tragen können. Jesus sagte: „Wer mir folgen will, muss sich und seine Wünsche aufgeben, sein Kreuz auf sich nehmen und auf meinem Weg hinter mir hergehen. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“ (Matthäus 16,24-25).

Den einst verworfenen Stein, der jetzt verherrlicht ist, verehren wir, wenn wir täglich beten, wie er uns gelehrt hat: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden“ – hier und heute – „wie im Himmel“.