Die Toten in den Gräbern werden hervorgehen

Wer an die traditionelle Sichtweise des abgewandelten Christentums unserer Zeit über Himmel und Hölle glaubt, wird Jesu Ankündigung einer zukünftigen Auferstehung schwer einordnen können.

Von Scott Ashley

Es gibt wenige Fragen, die die Menschen mehr bewegen, als die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Was passiert mit uns, wenn wir sterben? Für gläubige Menschen ist diese Frage besonders wichtig, denn die meisten Religionen verheißen ihren Anhängern irgendeine Art Belohnung nach dem Tod.

Was lehrte Jesus Christus in Bezug auf das Leben nach dem Tod? Die Antwort würde manche bekennende Christen überraschen. Diesbezügliche Aussagen in den Evangelien unterscheiden sich nämlich deutlich von der Sichtweise des traditionellen Christentums.

Johannes 3, Vers 13 stellt z. B. klar fest: „Es gibt nur einen, der zum Himmel hinaufsteigt: der Menschensohn, der vom Himmel herabgekommen ist“ („Hoffnung für alle“-Übersetzung; alle Hervorhebungen durch uns). Jesu und seine Jünger haben keineswegs gelehrt, dass die Gerechten nach dem Tod in den Himmel fahren. Stattdessen sprach Jesus wiederholt von einer zukünftigen Auferstehung von den Toten.

Seine Worte überraschten seine Hörer nicht, denn sie kannten die Aussagen im Alten Testament, in denen eine bevorstehende Auferstehung erwähnt wird (Hiob 14,14-15; Psalm 16,9-10; Jesaja 26,9). Marta, die Schwester des Lazarus, sagte Jesus, dass ihr verstorbener Bruder Lazarus „auferstehen wird – bei der Auferstehung am Jüngsten Tage“ (Johannes 11,24).

Was lehrte Jesus über die Auferstehung? Wer wird daran teilhaben? Wann findet sie statt? Gibt es nur eine Auferstehung oder mehr als eine? Die Antworten finden wir in Jesu Worten.

Die Auferstehung „am Jüngsten Tag“

In Johannes 6, Vers 40 teilt Jesus seinen Jüngern eine ermutigende Verheißung mit: „Das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.“ Hier nennt Jesus auch den Zeitpunkt dieser Auferstehung – „am Jüngsten Tage“. Im Allgemeinen bezieht sich dieser Ausdruck auf die Wiederkehr Christi oder die Zeit danach.

Der Apostel Paulus setzt sich in 1. Korinther 15 mit der Auferstehung auseinander. Wir erfahren, dass es bei der Auferstehung eine bestimmte Reihenfolge gibt: Jesus zuerst, „danach, wenn er [Christus] kommen wird, die, die Christus angehören“ (Vers 23).

In den Versen 51-52 geht er näher auf diese Auferstehung ein: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“

Wann erschallt diese „letzte Posaune“? Offenbarung, Kapitel 8-11 beschreibt sieben Posaunen mit ihren Plagen, die vor der Wiederkehr Christi stattfinden. Beim Ertönen der siebten bzw. letzten Posaune wird die Wiederkunft Jesu angekündigt: „Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offenbarung 11,15).

Die „in Christus Verstorbenen“ werden wieder zum Leben erweckt

Bei dieser siebten Posaune werden diejenigen, „die Christus angehören“, auferstehen und Jesus bei seiner Wiederkehr begleiten. Wieder ist es der Apostel Paulus, der uns die Details schildert: „Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen; dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen. Dann werden wir immer beim Herrn sein“ (1. Thessalonicher 4,16-17; Einheitsübersetzung).

Demnach nehmen diejenigen, die in den vergangenen Jahrhunderten Gott treu gedient haben, und auch die Gläubigen, die zur Zeit der siebten Posaune am Leben sind, an dieser Auferstehung teil. In den zitierten Versen nennt Paulus die erste Gruppe die „in Christus Verstorbenen“ und die andere Gruppe die, „die Christus angehören“. Jesus nennt diese Auferstehung „die Auferstehung der Gerechten“ (Lukas 14,14).

Christus sagt uns, dass diejenigen, die an dieser Auferstehung teilhaben, nicht mehr sterben können, „denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, weil sie Kinder der Auferstehung sind“ (Lukas 20,36). Mit anderen Worten wird die Familie Gottes, die sich derzeit aus Gott, dem Vater, und Jesus, dem Sohn, zusammensetzt, dann erweitert und viel mehr Angehörige haben. Deshalb nennt die Bibel Jesus den „Erstgeborenen unter vielen Brüdern und Schwestern“ (Römer 8,29; Gute Nachricht Bibel).

Der Apostel Paulus beschreibt die körperliche Beschaffenheit derjenigen, die bei der „Auferstehung der Gerechten“ wieder zum Leben erweckt werden. „Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen? . . . Es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen. Einen andern Glanz hat die Sonne, einen andern Glanz hat der Mond, einen andern Glanz haben die Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern durch seinen Glanz.

So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib . . . Wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen . . . dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit“ (Verse 35-53).

Wir werden bei der Auferstehung einen unsterblichen, verherrlichten Körper aus Geist haben. Der Prophet Daniel sagt, dass die an dieser Auferstehung Teilhabenden „werden leuchten wie des Himmels Glanz“ bzw. „wie die Sterne immer und ewiglich“ (Daniel 12,3). Was für eine unglaubliche Verwandlung!

Mit Christus herrschen

Werden die Auferstandenen ein Leben der endlosen Freizeit im Himmel genießen? Nein, Gott hat eine wichtige Aufgabe für sie vorgesehen.

Jesus offenbarte seinem Freund und Jünger Johannes die Zukunft seiner treuen Nachfolger. Offenbarung 20, Vers 4 beschreibt die Verantwortung, die all denen übertragen wird, die an dieser Auferstehung zu ewigem Leben teilhaben. „Und ich sah Throne und sie setzten sich darauf, und ihnen wurde das Gericht übergeben . . . [sie] regierten mit Christus tausend Jahre.“

Wo werden sie regieren? Die Prophezeiung beschreibt die Zeit, wenn Jesus Christus wieder auf der Erde sein wird, um sein Reich zu etablieren. Die auferstandenen Gerechten werden mit ihm hier auf der Erde regieren. Sie werden die neue Zivilisation mitgestalten, die Christus mit seiner Regierung einführen wird. Auch in Offenbarung 5, Vers 10 finden wir eine Beschreibung der Verantwortung, die die Auferstandenen tragen werden: „Durch dich [Jesus] sind sie jetzt Könige und Priester unseres Gottes, und sie werden über die ganze Erde herrschen“ („Hoffnung für alle“-Übersetzung).

Diese tausendjährige Herrschaft Jesu und seiner Heiligen wird oft das Millennium genannt (nach dem Lateinischen für „tausend Jahre“). Der Prophet Jesaja beschreibt diese Zeit folgendermaßen: „Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem“ (Jesaja 2,3).

Eine weitere Auferstehung

In Offenbarung 20, Vers 5 finden wir einen bemerkenswerten gedanklichen Einschub: „Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden.“ In diesem Vers erfahren wir auch, dass die Auferstehung der treuen Jünger Jesu „die erste Auferstehung“ ist. In seiner Vision sieht Johannes, was nach den tausend Jahren passiert, wenn „die andern Toten“ wieder leben.

In Vers 12 lesen wir: „Und ich sah die Toten, Groß und Klein, stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan. Und ein andres Buch wurde aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken.“

Wie ist diese Auferstehung anders als die erste? Denken wir an die Milliarden von Menschen, die gelebt haben und gestorben sind, ohne den Namen Jesus Christus gehört zu haben – der einzige Name, durch den die Errettung möglich ist (Apostelgeschichte 4,12). Diese Menschen bekamen nie die Gelegenheit, den wahren Gott kennenzulernen. Was geschieht mit ihnen?

Diese Frage beschäftigt Theologen, die die zweite Auferstehung nicht verstehen, seit Jahrhunderten. Manche meinen, dass solche Menschen einen Freipass in den Himmel bekommen. Andere sehen diese Unwissenden in einem ewig brennenden Höllenfeuer. Beide Vorstellungen haben nichts mit der Wahrheit der Bibel zu tun, denn Gott ist absolut gerecht in seiner Beziehung zu allen Menschen.

Eine erste Gelegenheit, die Wahrheit kennenzulernen

Gott wird allen Menschen, die jemals gelebt haben, eine Gelegenheit geben, die Wahrheit zu erfahren und die Entscheidung zu treffen, nach dieser Wahrheit zu leben. Darum geht es bei dieser „zweiten“ Auferstehung.

Wenn wir uns von den falschen Vorstellungen des traditionellen Christentums befreien, erkennen wir, dass Offenbarung 20, Vers 12 eine Zeit der Beurteilung beschreibt, anstelle einer endgültigen Urteilsverkündung. Alle, die dann wieder leben, dürfen zum ersten Mal die Wahrheit über Gott erfahren und seinen Lebensweg akzeptieren oder auch ablehnen.

In Johannes 6, Verse 28-29 wies Jesus selbst auf diese zwei unterschiedlichen Auferstehungen hin: „Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“

Die Gerechten gelangen „zur Auferstehung des Lebens“ – die erste Auferstehung zum ewigen Leben. Die andere Auferstehung ist eine Zeit des Gerichts für diejenigen, die Gott nie wirklich kennengelernt hatten. Bei dieser Auferstehung werden die Menschen danach beurteilt, ob sie willens sind, zu bereuen und die christliche Lebensweise zu praktizieren.

Dieses Wissen hilft uns, eine rätselhafte Aussage Jesu zu verstehen. Wir finden sie in Matthäus 12, Verse 41-42: „Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. Die Königin vom Süden wird auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.“

Jesus beschreibt eine erstaunliche Zeit in der Zukunft, wenn die längst verstorbenen Bewohner der antiken assyrischen Stadt Ninive (aus der Zeit Jonas) und die Königin von Saba (aus der Zeit Salomos) zur gleichen Zeit wieder leben werden wie die Menschen aus der Zeit Jesu. Die Menschen aus den Generationen vor der Geburt Jesu werden diejenigen, die Jesu Zeitgenossen waren, wegen ihres Unglaubens schelten.

In Matthäus 11, Verse 20-24 sagt Jesus, dass es den längst verstorbenen Menschen aus Sodom, Tyrus und Sidon „erträglicher ergehen“ wird beim Gericht als den Bewohnern von Städten wie Kapernaum, die Jesu Zeitgenossen und damit Zeugen der Wunder waren, die auf seine göttliche Herkunft hinwiesen.

Hesekiel 37 enthält eine bildhafte Vision dieser Auferstehung, bei der die Menschen in einer zeitlich befristeten Existenz wieder leben werden. Diejenigen, die diese „zweite“ Auferstehung erleben, sind also sterblich. Alle, die sich dann für den Weg Gottes entscheiden, werden ewiges Leben als Angehörige der Familie Gottes erhalten. Die anderen, zusammen mit allen aus früheren Zeiten, die Gott kannten und ihn bewusst ablehnten, werden in einem Feuersee restlos verbrannt – der ewige Tod (Hebräer 10,26-27; Offenbarung 20,14-15; Maleachi 3,19-21).

Diese erstaunlichen Prophezeiungen offenbaren einen Gott, bei dem es kein Ansehen der Person gibt (Römer 2,11). Er wird ewiges Leben allen anbieten, die jemals gelebt haben. Das ist die überraschende – und überaus ermutigende – Wahrheit über die Auferstehung, wie Jesus sie gelehrt hat.