Wo sind all die Väter hin?

Eine verheerende Epidemie hinterläßt einen Pfad zerbrochener Herzen und zerstörter Träume. Welche Seuche ist es? Es ist die Epidemie der verschwundenen Väter, die so sehr gebraucht werden.

Von Mario Seiglie

Sobald sie hörten, wie sich die Tür öffnete, sprangen die zwei kleinen Mädchen auf und riefen: „Papa ist hier, Papa ist zu Hause!“ Schnell liefen sie mit klopfendem Herzen und weit geöffneten Augen zum Vater, in großer Erwartung, daß er mit ihnen spielen würde.

Bald schon wurden sie hoch in die Luft geworfen, und auf sein Kitzeln reagierten sie mit quietschendem Gelächter. Ihre Mutter beobachtete dies mit Freude, bereit einzuschreiten, sollte das Toben außer Kontrolle geraten.

Wer hätte je gedacht, daß solch eine Szene vom Aussterben bedroht ist?

Das Verschwinden der intakten Familie

Traurigerweise sind wir an einem Punkt angelangt, daß in manchen Ländern immer weniger Kinder die Möglichkeit haben werden, in einem Heim mit einem Vater und auch einer Mutter aufzuwachsen. Nach der letzten Statistik wird nur jedes dritte Kind bis zu seinem 18. Lebensjahr mit seinen biologischen Eltern zu Hause leben.

„Vaterlosigkeit ist der schädlichste demographische Trend dieser Generation“, warnt der Sozialhistoriker David Blankenhorn. „Sie ist die Hauptursache für die vermehrten sozialen Probleme unter Kindern in unserer Gesellschaft, wie z. B. Jugendkriminalität, Schwangerschaften unter Teenagern, Kindesmißhandlungen und Gewalt gegen Frauen in der Familie“ (Fatherless America: Confronting Our Most Urgent Social Problem, 1995, Seite 1).

In den USA liegt die Scheidungsrate bei fast 50 Prozent und die Zahl der Haushalte alleinerziehender Eltern steigt alarmierend an. In Deutschland wird mehr als jede dritte Ehe geschieden.Deshalb ist es kein Wunder, daß nur eine Minderheit von Kindern erwarten kann, mit sowohl der Mutter als auch dem Vater aufzuwachsen. Gewöhnlich ist es der Vater, der nicht bleibt und es der Mutter überläßt, die Kinder allein aufzuziehen – was ein großer Nachteil für die Kinder ist.

Wie wichtig ist die Rolle des Vaters bei der Kindererziehung? Normalerweise wird Vätern weniger Anerkennung in der Kindererziehung gezollt als Müttern. Neue Studien haben aber gezeigt, daß Väter eine wichtige Rolle in der Kindererziehung und dem späteren Erfolg der Kinder spielen. Erstaunlicherweise bekräftigen diese Untersuchungen das gleiche Prinzip, das schon vor einigen tausend Jahren in der Bibel festgehalten wurde! Schauen wir uns einige Beispiele an.

„Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Epheser 6,4).

Der ideale Vater, wie die Bibel ihn beschreibt, ist aktiv und einfühlsam an der Kindererziehung und Ausbildung beteiligt.

Ja, seine männlichen Maßnahmen bei der Kindererziehung beinhalten häufig auch wilde Spiele, was die Mutter, die Bewahrerin des häuslichen Friedens und der Ordnung, beunruhigen und verärgern kann. Trotzdem erfüllt seine Ausgelassenheit eine wichtige Aufgabe bei den gesellschaftlichen, physischen und intellektuellen Fähigkeiten des Kindes in der Schule und darüber hinaus.

„Die soziale, physische und intellektuelle Entwicklung eines Kindes profitiert sehr von dem Engagement der Väter“, beobachtet der Kinderpsychologe von der Yale Universität Kyle Pruett (zitiert von Judsen Culbreth, „What Dads Are Made Of“, Reader’s Digest, Juni 2005, Seite 72). Die Auswirkungen auf den Intellekt sind vom ersten Lebensjahr an sichtbar und setzen sich bis zum Ende der Schulausbildung fort.

„Mit acht Wochen“, erklärt Dr. Pruett, „können Babys unterscheiden, wie die Mutter bzw. der Vater mit ihnen umgehen ... Wenn die Mutter auf das Kleinkind zugeht, verlangsamt sich sein Herzschlag, seine Schultern entspannen sich und es senkt seine Augenlieder. Wenn der Vater auf das Kind zugeht, wird sein Herzschlag schneller, die Schultern werden nach oben gezogen und die Augen weiten sich und strahlen“ (Fatherneed: Why Father Care Is as Essential as Mother Care for Your Child, 2000, Seite 25).

Die Verspieltheit eines Vaters hilft seinen Kindern, motorische Fähigkeiten, Hand-Augen-Koordination, Gleichgewicht und Zuversicht zu entwickeln. Ich erinnere mich daran, wie ich meinen vier Töchtern schon früh beigebracht habe, Fahrrad und Ski zu fahren und Inlineskates zu laufen, zu schnorcheln und viele andere Sportarten zu genießen. Am liebsten mochten sie als Kinder, wenn wir Spiele wie den Hubschrauberflug erfanden. Sie lagen auf meinen Füßen und ich wirbelte sie wie die Rotorblätter eines Hubschraubers.

Solche Aktivitäten schufen ein starkes Band zwischen uns und halfen meinen Töchtern, ihre Furcht vor neuen Herausforderungen abzubauen.

Kinderstudien haben gezeigt, daß diese Art von wilden Spielen Kindern helfen, soziale und emotionale Erfahrungen zu sammeln, die sie für die Schule vorbereiten. Beispielsweise lernen sie zuversichtlich zu sein, sich abzuwechseln und die Führung zu übernehmen. „Kinder, die diese frühen gesellschaftlichen Fähigkeiten von ihren Vätern lernen, verstehen sich besser mit ihren Altersgenossen“, sagt Dr. Ross Parke, Professor der Psychologie und Autor des Buches Fatherhood (zitiert von Culbreth, Seite 72).

Eine fehlende Vaterfigur kann Kinder passiver und ängstlicher machen. Studien haben gezeigt, daß 25 Jahre später es die einst vom Kind gespürte Nähe zum Vater ist, die am meisten mit einem positiven Leben in Verbindung gebracht wird.

„Bei Kindern mit einer engen Bindung zu ihrem Vater ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie eine höhere Schulausbildung absolvieren und später einen festen Arbeitsplatz finden, doppelt so hoch wie bei Kindern ohne enge Bindung zum Vater. Die Chance, sehr früh schwanger zu werden, ist 75 Prozent geringer und die Wahrscheinlichkeit, einige Zeit im Gefängnis zu verbringen, 80 Prozent geringer. Kinder mit einer guten Beziehung zum Vater entwickeln auch weniger häufig Depressionen“ (Pruett, Seite 38).

In der Studie wurde auch festgestellt, „daß sowohl die Söhne als auch die Töchter aus der Gruppe mit engagierten Vätern bessere verbale Fähigkeiten besaßen“. Das väterliche Verhalten wirkte sich auch auf den IQ der Jungen aus.

„Jungen mit einem liebevollen Vater hatten einen höheren IQ als Jungen, deren Vater sehr streng und autoritär war“ (Seite 43-44). Regeln und Disziplin sind in der Erziehung wichtig. Wenn Erziehung aber zu hart und unerträglich wird, sind die Folgen negativ.

„Mein Sohn, hör mir zu und beherzige, was ich dir als Weisheit und Einsicht weitergebe“ (Sprüche 5,1; Gute Nachricht Bibel).

Mütter sorgen normalerweise für die Pflege und das Wohlbefinden der Kinder, während die Väter sich mehr darauf konzentrieren, ihren Kindern die Umgebung zu erklären. So hebt eine Mutter ihr Baby meistens mit dem Gesicht zur Mutter gewandt auf. Väter tragen das Baby häufig mit dem Gesicht nach vorne, damit es seine Umgebung sehen kann. Väter haben einen großen Einfluß darauf, daß das Kind nicht zu sehr von der Welt der Mutter aufgesogen wird.

„Im Kleinkindalter von eineinhalb bis ca. dreieinhalb Jahren“, sagt Dr. Pruett, „spielen Väter die wichtigste Rolle, die sie je im Leben ihres Kindes haben: Sie helfen dem Kind, sich sicher und behütet von der intensiven mütterlichen Abhängigkeit zu trennen, die im Säuglingsalter entsteht.

Obwohl die Abhängigkeit von der Mutter zu Beginn ihres Lebens gesund ist, werden Kinder nicht in der Lage sein, die eigenen Fähigkeiten zu erfahren bzw. auszuüben, wenn sie nicht ihre eigene körperliche und emotionale Autonomie erwerben. Und in diesem Prozeß sind die Väter die erfahrenen Wegbegleiter für das Kind“ (Seite 83-84).

Engagierte Väter, die ihre Kinder anleiten, die Welt zu entdecken und die Wunder der Natur zu erkennen, helfen ihnen, Neugier und Selbstbewußtsein zu entwickeln. „Babys, die in den ersten 18 bis 24 Monaten ihres Lebens viel Zeit mit ihren Vätern verbracht haben, sind sicherer als diejenigen, die ihre Umgebung noch nicht entdeckt haben. Sie sind häufig neugieriger und weniger zögerlich und ängstlich, besonders bei neuen und ungewöhnlichen Reizen“ (Pruett, Seite 41).

Diese Sondierungsfähigkeiten werden in der Schule und am Arbeitsplatz wichtig sein. Menschen, die wißbegierig sind, gute gesellschaftliche Fähigkeiten besitzen und sich nicht fürchten, neue Methoden auszuprobieren, werden es leichter haben, Herausforderungen zu meistern. Schließlich hat ihr Vater ihnen schon beigebracht, wie man mit der wirklichen Welt umgeht, wie man eigene Lösungen findet und Frustrationen überwindet.

„Väter können einen Einfluß darauf haben, wie gut ihre Kinder in der Schule sind, welche Schulfächer sie mögen und welchen Beruf sie wählen“, sagt Dr. Parke. „Das Verhalten des Vaters, seine Einstellung und Ermutigung bestimmen, ob ein Kind gerne liest, Mathematik haßt oder lieber Ingenieur statt Historiker werden will“ (Fatherhood, 1996, Seite 156). Erfolgreiche Frauen, wie z. B. Margaret Thatcher und Indhira Gandhi, wurden in ihrer akademischen und politischen Karriere von ihren Vätern beeinflußt und ermutigt.

Studien, die in den 1960ern über den Einfluß von Vätern auf ihre Kinder gemacht wurden, überraschten sogar die Analysten. Sie fanden u. a. heraus, daß die Zeit, die Väter mit ihren Kindern beim Vorlesen verbringen, große Auswirkungen auf viele intellektuelle Fähigkeiten hat – ganz besonders auf die verbalen Fähigkeiten der Töchter. Erstaunlicherweise wurde festgestellt, daß das Vorlesen der Mutter keine ähnlichen Auswirkungen hatte.

Es scheint also etwas Besonderes zu sein, wenn der Vater den Kindern vorliest. Eine weitere wichtige Rolle, in der der Vater sich auszeichnet, ist das Beibringen von geistlichen und moralischen Werten. Wenn der Vater ein gutes Beispiel bezüglich der Moral gibt, respektieren Kinder beide Elternteile mehr. Wenn der Vater faire Regeln aufstellt, unter denen Kinder wachsen und gedeihen können, tendieren sie zu mehr Gehorsam. Wenn die Regeln allerdings von der Mutter aufgestellt werden, widersetzen sich die Kinder häufiger.

„Söhne von Vätern, die es sich zur Verantwortung machten, Regeln zu setzen, für Disziplin zu sorgen und ihren Kindern bei persönlichen Problemen und den Schulaufgaben zu helfen“, fügt Dr. Pruett hinzu, „besaßen sehr viel mehr Einfühlungsvermögen [Gefühle des Mitgefühls und Mitleids für andere] ... Der Vaterentzug ist direkt mit den Schwierigkeiten eines Kindes bei der Selbstkontrolle verknüpft“ (Pruett; Seite 48 bzw. 51).

„Und hat er sie nicht zu Einem [Ehemann und Ehefrau] gemacht? ... Und was erstrebt das Eine? Nachkommenschaft von Gott“ (Maleachi 2,15; Elberfelder Bibel).

Als der Schöpfergott die ersten zwei Menschen, Adam und Eva, in der Ehe miteinander vereinte, wies er sie an, sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern. Der Schöpfer aller Menschen hat die Familie sorgfältig entworfen, damit Kinder bei zwei Elternteilen, die als gegensätzliche Pole (maskulin und feminin) agieren, aufwachsen können.

Das Kind befindet sich mitten in dieser Vereinigung und wird von beiden Seiten gleich beeinflußt. Man kann dies auch mit einer Metallkugel vergleichen, die zwischen zwei magnetischen Polen schwebt. Ähnlich wie bei der Kugel übt jedes Elternteil seinen einzigartigen Einfluß auf das Kind aus, damit es zu einer ausgeglichenen und vollen Persönlichkeit heranwachsen kann.

Untersuchungen haben bestätigt, daß aktiv beteiligte Elternteile, sowohl der Vater als auch die Mutter, zusammen einen idealen Einfluß auf die Ausgeglichenheit und Reife ihrer Kinder haben. Hier sind einige Ergebnisse dieser Studien:

Kinder sehnen sich sehr nach ihren Vätern und sind mit einem Drang geboren, ihren Vater zu finden und nicht nur mit der Mutter, sondern auch mit dem Vater eine Beziehung zu haben.

Väter haben die innere Fähigkeit bzw. den Instinkt, auf den Wunsch ihres Kindes nach einer Verbindung zu reagieren.

Männer und Frauen unterscheiden sich nicht in der Tiefe ihrer Liebe zu ihren Kindern.

Jedes Kind wird auf einzigartige Weise von Vater und Mutter geliebt.

Der Wunsch, mit den Kindern während des ganzen Lebens emotional verbunden zu sein, ist bei Männern und Frauen gleich, auch wenn die Ausdrucksform unterschiedlich sein kann.

Väter und Mütter können das Verhalten ihrer Kinder gleich gut deuten.

Väter und Mütter machen sich die gleichen Sorgen, wenn sie ihr Kind in der Obhut eines anderen lassen.

Mit Ausnahme der Muttermilch gibt es keinen Hinweis darauf, daß Frauen von vornherein das bessere Elternteil sind als Männer.

Männer, die engagierte Väter werden, sind besser in der Lage, sich selbst und andere zu verstehen.

Ein Vater, der engen Kontakt zu seinen Kindern hat, ist gesünder.

Die Gegenwart des Vaters bei der Geburt ist ein wichtiger Faktor zum Schutz gegen Geburtskomplikationen und Trauma beim Neugeborenen.

Elterliche Liebe, die gegenüber dem Kind zu viel Nachsicht ausübt, führt gewöhnlich zu Egoismus.

Ein ermutigender Trend in der westlichen Gesellschaft ist die Zahl der Eltern, die gemeinsam erziehen wollen. Sie möchten sowohl an der physischen und emotionalen Erziehung beteiligt sein als auch gemeinsam die Verantwortungen und Entscheidungen tragen. Statt es der Mutter zu überlassen, die Kinder zu erziehen, wollen immer mehr Väter beteiligt sein.

In einer Langzeitstudie wurden frisch verheiratete Ehepaare gebeten, fünfzehn verschiedenen Werten in ihrer Ehe einen Rang zuzuordnen. Die gemeinsame Erziehung der Kinder wurde von der elften Stelle (1981) an die zweite Stelle (1997) geschoben. Das ist eine überraschende Verschiebung der Werte in weniger als einer Generation.

„Männer von der Wall Street bis zu Obdachlosen“, sagt Dr. Pruett, „sprechen mit Überzeugung davon, an der Erziehung ihrer Kinder aktiver beteiligt zu sein, als ihre eigenen Väter es waren. Ein leitender Angestellter der Kapitalanlagegesellschaft Goldman Sachs drückte es wie folgt aus: ,Ich möchte nicht, daß mein Sohn dieselbe Leere in seinem Herzen spürt, wie ich in meinem‘ “ (Seite 1).

„Und er wird das Herz der Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern umkehren lassen, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage“ (Maleachi 3,24; Elberfelder Bibel).

Für den Schöpfergott ist der Erhalt der Familie wichtig. Es ist interessant zu sehen, daß sich zuerst das Herz der Väter zu den Kindern wenden muß, bevor sich das Herz der Kinder zu ihren Vätern wendet.

Wie kann sich das väterliche Herz zu seinen Kindern wenden? Ein wichtiger Weg ist, eine aktive Rolle im Leben der Kinder einzunehmen!

Es hat sich gezeigt, daß einfaches Vorlesen die verbalen Fähigkeiten des Kindes stark verbessert. Mit den Kindern zu spielen, damit sie die Herzlichkeit und den maskulinen Humor eines Vaters spüren, fördert eine enge persönliche Bindung, die sich auf die Entwicklung des Kindes positiv auswirkt.

Mit den Kindern einen Spaziergang zu unternehmen und ihnen dabei die Umgebung zu erklären, regt ihre Neugier an und fördert ihren Wissensdurst. Ihnen zu zeigen, wie man seine Angst bei physischen Herausforderungen meistert, z. B. beim Fahrradfahren oder beim Erlernen einer neuen Sportart, hilft bei der Entwicklung von Zuversicht, Koordination und Ausdauer sowie gesellschaftlichen Fähigkeiten, die in der Schule und am Arbeitsplatz so wertvoll sind.

Den Kindern starke moralische Werte beizubringen ist ein weiterer Weg, wie Väter ihre Herzen ihren Kindern zuwenden können. Es ist für Söhne oder Töchter gut zu erleben, wie ihr Vater ihre Mutter liebt. Es hilft ihnen, wenn sie ihren Vater um Rat bitten können. Kinder brauchen das gute Beispiel ihres Vaters.

Väter eignen sich ideal dafür, das logische Denken ihrer Kinder zu fördern, damit sie nicht nur verstehen, was sie in einer bestimmten Situation tun sollten, sondern auch warum sie es tun sollten. Das Handbuch für die Menschheit, die Bibel, ist in dieser Hinsicht eine erstaunliche Quelle. Es offenbart nicht nur wahre moralische und geistliche Prinzipien, sondern erklärt auch aus der Sicht des Schöpfergottes, warum man sie anwenden sollte und was passiert, wenn man sie nicht befolgt.

Wie aber kann sich das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden? In der Bibel heißt es, daß Eltern dem Beispiel der Liebe Gottes zu seinen Kindern folgen sollen und daß Kinder ihre Eltern lieben, ehren und ihnen gehorchen sollen. Schließlich weist das fünfte Gebot ein Kind an: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage lange währen in dem Land“ (2. Mose 20,12; Elberfelder Bibel). Nach dem Willen des Schöpfers sollen beide Elternteile an der Kindererziehung beteiligt sein, und Kinder sollen beide respektieren.

Studien bestätigen, daß es nichts Besseres als Gottes ursprüngliches Konzept für die Familie gibt, mit einem liebevollen Vater und einer liebevollen Mutter, zusammen mit der erweiterten Familie der Verwandten, die die Kinder gemeinsam nach göttlichen Prinzipien erziehen. Dr. Parke sagt kurz und bündig, daß Mütter und Väter sich tatsächlich voneinander unterscheiden, „aber ihre unterschiedlichen Erziehungsmethoden ergänzten einander perfekt zum Vorteil der Kinder“ (zitiert von Culbret, Seite 72).

Es ist eine Tragödie, daß unsere Gesellschaft fragen muß, wo all die Väter geblieben sind – viele haben ihre wichtige Rolle aufgegeben oder vernachlässigt. Sind Sie Vater? Folgen Sie nicht diesem Trend, sondern göttlichen Prinzipien und Werten. Seien Sie ein liebevoller Vater. Dadurch werden Ihre Kinder gesegnet sein.

Was geschieht, wenn Väter nicht da sind?

In der westlichen Gesellschaft wachsen immer mehr Kinder ohne Vater auf. Mittlerweile wird in Deutschland mehr als jede dritte Ehe geschieden. Im Jahr 2003 wurden insgesamt 170 260 minderjährige Kinder von den Ehescheidungen der Eltern in Mitleidenschaft gezogen. Das Statistische Bundesamt berichtete, daß im Jahr 2000 1,2 Millionen Kinder unter zehn Jahren nur bei der Mutter lebten (dpa 24.3.2000). Eine elf Jahre andauernde Studie zeigte, daß sich „Vaterlosigkeit“ auf die seelische Entwicklung der Kinder negativ auswirkt. Bedeutet das aber, daß alleinerziehende Mütter von vornherein zum Scheitern verurteilt sind?

Überhaupt nicht, antwortet Dr. Kyle Pruett. „Vaterlose Kinder sind nicht automatisch zum Scheitern verurteilt. Es bedeutet aber, daß wir alleinerziehende Mütter bei der Suche nach fürsorglichen männlichen Bezugspersonen für das Umfeld ihrer Kinder helfen müssen. Es bedeutet auch, daß wir alleinerziehende Mütter, deren Wunsch nach einer männlichen Bezugsperson durch schlechte Erfahrungen gedämpft wurde, darin unterstützen, ihren Kindern die Tür dafür offen zu halten" (Fatherneed, Seite 14).

Alleinerziehende Mütter stehen vor großen Herausforderungen: „Vaterlose Kinder sind eher depressiv, verlassen doppelt so oft die Schule, begehen viel öfter Selbstmord und werden eher schon als Teenager schwanger als Kinder aus Familien mit zwei Elternteilen“ (ebenda, Seite 158). Wie können alleinerziehende Mütter diesen Schwierigkeiten entgegenwirken?

Versuchen Sie nicht, alles auf einmal für Ihr Kind zu sein. Geben Sie einfach Ihr Bestes.

Suchen Sie männliche Vorbilder, wie z. B. Brüder, Väter oder Freunde, die bereit sind, mit Ihren Kindern Zeit zu verbringen.

Lassen Sie Ihre Kinder an Aktivitäten teilnehmen, die von männlichen Vorbildern geleitet werden, damit sie ein gutes männliches Verhalten erleben.

Sprechen Sie nicht aufgrund Ihrer eigenen negativen Erfahrungen mit Männern schlecht über Männer im allgemeinen.

Versuchen Sie, eine gesunde Beziehung zu männlichen Bezugspersonen aufzubauen, damit Ihr Kind richtige Maskulinität erleben kann.

Umgeben Sie sich mit der größtmöglichen Unterstützung – emotional, physisch, gesellschaftlich und geistlich.

Seien Sie positiv – lassen Sie Einsamkeit, Bitterkeit und Isolation keine Wurzeln schlagen.

Jeder von uns hat eine Verantwortung, Witwen (einschließlich alleinerziehender Mütter) und Waisen (nach der Bibel schließt das auch die Vaterlosen mit ein) bei ihren physischen und emotionalen Bedürfnissen zu unterstützen. Die Bibel sagt dazu: „Gott, der Vater, wird auf die rechte Art geehrt, wenn jemand den Waisen und Witwen in ihrer Not beisteht und sich nicht an dem ungerechten Treiben dieser Welt beteiligt“ (Jakobus 1,27; Gute Nachricht Bibel).

Das Recht des Kindes auf beide Elternteile

Mit dem Anstieg der individuellen Verwirklichung in den letzten Jahrzehnten haben sich die Familienbeziehungen verändert. Eine Verschiebung in dem Macht- und Abhängigkeitsverhältnis innerhalb der Familie durch den Anstieg der berufstätigen Mütter hat auch zur Veränderung der Motivation geführt, warum Familien zusammenbleiben.

Die finanzielle Dominanz des berufstätigen Mannes gegenüber seiner Frau, die früher vollzeitig als Hausfrau bzw. Mutter „beschäftigt“ war, ist der Partnerschaft und der Verhandlung zwischen den Partnern gewichen. Die Durchsetzung der eigenen Wünsche beider Elternteile spielt eine immer größere Rolle. Ein Nachteil der finanziellen Unabhängigkeit der Partner ist die Bereitschaft zur Trennung bzw. Scheidung, wenn man eigene Wünsche eben nicht durchsetzen kann.

Deshalb wurde in den letzten zwei Jahrzehnten die Notwendigkeit erkannt, die Rechte des Kindes sowie seine Interessen und Integrität anzuerkennen und zu vertreten. Die Gesellschaft erkennt es zunehmend als ihre Verantwortung an, die Rechte der Kinder auf beide Elternteile ernst zu nehmen und zu schützen. Die Grundlagen hierfür bilden die 1990 in Kraft getretene UNO-„Konvention über die Rechte des Kindes“, die „Europäische Charta der Rechte des Kindes“ des Europarats von 1996 und das im Juli 1998 in Kraft getretene „Neue Kindschaftsrecht“.

Im „Neuen Kindschaftsrecht“ heißt es: „Das Kind hat das Recht auf Umgang mit jedem Elternteil; jeder Elternteil ist zum Umgang mit dem Kind verpflichtet und berechtigt“ (§1684 Abs. 1 BGB n. F). Bemerkenswert ist die Betonung der Verpflichtung zum Umgang sowohl der Elternteile mit den Kindern als auch der Kinder mit den Eltern.

Allerdings wird den Müttern unehelicher Kinder ein absolutes Vetorecht in bezug auf Kontakte ihres Kindes mit seinem Vater eingeräumt, gegen das Väter bisher keinen Einspruch einlegen konnten. Inzwischen liegen etliche Klagen gegen das mütterliche Vetorecht beim Bundesverfassungsgericht vor. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte die Bundesrepublik im Juli 2000 in einem spektakulären Urteil zu Schadensersatzzahlungen an einen Vater, dem von Gerichten jahrelang der Umgang mit seinem unehelichen Sohn verweigert worden war. Die Umgangsverwehrung wurde vom höchsten europäischen Gericht als gravierende Menschenrechtsverletzung verurteilt.