Wo sind die Toten?

Die meisten Menschen auf der Erde verbringen ihr Leben im Kampf um ihre Existenz. Es ist kein Wunder, wenn sie sich nach der Antwort auf die Frage sehnen, ob ihr Leben einen Sinn hat.

Von Paul Kieffer

Jedes Jahr wiederholt sich die Szene: Die Zufahrtsstraßen zu den Friedhöfen sind voll, in Friedhofsnähe findet man ab ca. 10.00 Uhr kaum noch einen freien Parkplatz. Die bekannten Fastfoodketten haben ihre mobilen Verkaufsstände vor den Eingängen der großen Friedhöfe eingerichtet: McDonalds, Pizza Hut, Burger King und auch die inländische Hamburgerkette Jollibee. So können sich die Friedhofsbesucher den ganzen Tag über mit Nahrung versorgen, wenn die mitgebrachten Speisen zur Neige gehen.

Es herrscht sozusagen Hochbetrieb. Vom Vormittag an bis in die Abendstunden hinein halten sich die Angehörigen von Verstorbenen an den Grabstätten ihrer Lieben auf. Die Atmosphäre ist nicht betrübt, sondern eher festlich: Man ißt, erzählt Geschichten, spielt sogar Karten oder Brettspiele. Als Ausdruck der Fürsorge und Liebe hinterlassen einige Friedhofsbesucher sogar mitgebrachte Speisen auf den Gräbern ihrer Angehörigen.

In einem Land mit einem ca. 90prozentigen römisch-katholischen Bevölkerungsanteil verbringen auf diese Weise Millionen von Filipinos in Städten wie Manila, Cebu und Davao alljährlich den katholischen Feiertag Allerheiligen am 1. November. Die Gräber sehen zwar anders aus und das tropische Klima ist im Herbst warm, aber die festliche Stimmung erinnert irgendwie an Bräuche, die im fernen Europa ursprünglich nichts mit dem Christentum zu tun hatten.

Als sich die Römer zur Zeit der Apostel und der ersten Christen auf den Britischen Inseln etablierten, trafen sie auf Einheimische, die verständlicherweise eigene Feste und Bräuche hatten. So war es auch bei der keltischen Feier für die Toten, die zu Beginn des keltischen Kalenders (Anfang November) stattfand.

In der Encyclopedia Americana liest man dazu: „Die Kelten hielten für zwei Hauptgottheiten Feiern ab – eine für den Sonnengott und eine für den Gott der Toten (als Samhain bekannt), dessen Feier am 1. November begangen wurde, zum keltischen Neujahrstag“ (1977, Band 13, Seite 725).

Den Kelten sagt man nach, zur Ehre ihres Gottes sogar Menschenopfer dargebracht zu haben. Sie glaubten, Hinweise auf die Zukunft bekommen zu können, indem sie den Übergang des Geopferten in die Welt der Toten beobachteten.

Unter den Festen, die die neuen römischen Herrscher auf den Inseln mitbrachten, gab es ebenfalls eine Feier am 1. November, zur Ehre der Göttin des grünen Gewächses Pomona. Das freudige Erntefest der Römer betonte Fruchtbarkeit und Liebe und stand im starken Kontrast zur düsteren Seite der keltischen Feier. Wenn zwei Kulturen aufeinander treffen, kommt es allmählich zu einer Vermischung, so auch in diesem Fall.

Mit der Übernahme des Christentums als römische Staatsreligion kam es ebenfalls zu einer weiteren Vermischung, diesmal von nichtchristlichen und angeblich christlichen Riten und Vorstellungen. Darunter war auch das ursprünglich keltische Fest Samhain: „Diese Totenfeier wurde allmählich in das christliche Ritual aufgenommen“ (ebenda).

Wie bei anderen kirchlichen Festen unserer Zeit, die einen nichtchristlichen Ursprung haben (z. B. Weihnachten, Ostern und der Valentinstag), „christianisierte“ die römisch-katholische Kirche den Samhainstag. 837 n. Chr. rief Papst Gregor IV. den 1. November zum Allerheiligen aus. Alle, die diesen Tag traditionsgemäß aus einem anderen Anlaß gefeiert hatten, konnten ihn fortan als neue Mitglieder der Kirche beibehalten.

Seit dem 9. Jahrhundert ist Allerheiligen das Familienfest der römisch-katholischen Kirche; man feiert den Tag der Heiligen und Seelen. Nach altem Glauben verlassen an diesem Tag die Seelen der Toten das Fegefeuer und besuchen ihre alten Wohnungen bis zum Mittagsläuten (Angelusläuten) des nächsten Tages. Aus diesem Grund stellte man früher auch als Wegzehrung Brot und Wein auf die Gräber, ein Brauch, der auf den Philippinen immer noch praktiziert wird.

Diejenigen, die heute Allerheiligen feiern, haben eines mit den alten Kelten gemeinsam. Das große keltische Totenfest gründete sich ebenfalls auf die Vorstellung, daß ein Verstorbener nach seinem Tod im Reich der Toten weiterlebt. Beiden Sichtweisen liegt die Überzeugung zugrunde, daß der Mensch eine unsterbliche Seele hat. Ist es nicht interessant, daß es diese Vorstellung auch in einer offensichtlich heidnischen Religion gibt?

„Christlich“, aber nicht biblisch

Die Ähnlichkeit zwischen einem heutigen christlichen Brauch und nichtchristlichen Religionen überrascht nicht, wenn man weiß, wie das Christentum von heute entstanden ist. Nur wenige Jahrhunderte nach dem Ableben der ersten Christengeneration hatte sich die Staatsreligion Roms bereits von vielen Glaubensinhalten und Praktiken der Apostel Jesu und der ersten Christen distanziert. Der Historiker Charles Guignebert kommentierte diese Verwandlung folgendermaßen:

„Untersucht man die christliche Kirche zu Beginn des 4. Jahrhunderts, hat man manche Schwierigkeiten, in ihr die Gemeinde der apostolischen Zeit wiederzuerkennen, ja, man wird sie gar nicht wiedererkennen können“ (Charles Guignebert, The Early History of Christianity, Seite 122, Hervorhebung durch uns).

Wie konnte es dazu kommen? Guignebert, ehemaliger Professor für frühkirchliche Geschichte an der Universität Paris, schildert den Prozeß wie folgt: „Zu Beginn des fünften Jahrhunderts traten die Ungebildeten und Halbchristen in großer Zahl in die Kirche ein ... Sie hatten keinen ihrer heidnischen Bräuche vergessen ... Die Bischöfe jener Zeit mußten sich damit begnügen, mit der schockierenden Mißbildung des christlichen Glaubens, die sie wahrnahmen, nach besten Kräften durch Experimentieren fertig zu werden ... [Neubekehrte richtig einzuweisen] kam nicht in Frage; sie mußten damit zufrieden sein, sie nichts mehr als das Sinnbild der Taufe zu lehren und dann in Massen zu taufen.

Verschoben auf einen späteren Zeitpunkt wurde das Ausmerzen ihres Aberglaubens, den sie intakt bewahrt hatten ... Dieser ,spätere Zeitpunkt‘ kam nie, und die Kirche paßte sich so gut sie es konnte ihren Bräuchen und ihrem Glauben an. Auf der anderen Seite waren [die Neubekehrten] damit zufrieden, ihr Heidentum in einem christlichen Gewand zu kleiden“ (ebenda, Seite 208-210).

Guignebert beschreibt die bizarre Synthese, die das Christentum jetzt ausmachte: „Die alten Feste [werden jetzt] als Feiertage in ländlichen Gebieten gehalten, und die Kirche kann sie nur dadurch neutralisieren, indem sie sie zu ihrem eigenen Vorteil verwandelt. So gesehen gibt es nichts Seltsameres als den Auftrag, den Gregor der Große dem Mönch Augustinus gab, seinem Gesandten in England.

Er soll die Tempel in Kirchen umwandeln, nachdem diese feierlich gereinigt worden sind, und die Dämonenopfer durch Prozessionen zur Ehre eines Heiligen mit einem Opfer von Ochsen zur Ehre Gottes ersetzen, wobei das Fleisch in der Gemeinde verteilt wurde. Darüber hinaus trägt der König Ostenglands, Rotwald, nach seiner Taufe und seinem christlichen Bekenntnis Sorge, gegenüber dem Altar in seiner Kirche, vor dem die Messe gefeiert wird, einen anderen Altar zu haben, vor dem die von den alten Göttern verlangten Opfer durchgeführt werden“ (ebenda, Seite 214).

Guignebert stellt dazu fest: „Es ist oft sehr schwierig festzustellen, von welchem heidnischen Ritual ein bestimmtes christliches Ritual abgeleitet wird, aber es bleibt sicher, daß der Geist heidnischen Ritualismus stufenweise dem Christentum aufgedrückt wurde in einem Umfang, daß er zum Schluß als Ganzes in den [christlichen] Zeremonien wiedergefunden werden mag“ (Seite 121).

Himmel und Hölle in der Bibel?

So entstand mit der Zeit ein theologisches Gebilde, das oft nur wenige Gemeinsamkeiten mit der Bibel aufweist. Himmel und Hölle sind ein gutes Beispiel dafür. Die Lehren des heutigen Christentums über Himmel und Hölle (und für Katholiken auch das Fegefeuer) lassen sich anhand der Bibel nicht beweisen und waren den ersten Christen unbekannt.

Aufgrund der falschen Vorstellung, daß die Lehren der heutigen christlichen Konfessionen biblisch sind bzw. aus der Bibel stammen, lehnen manche Menschen die Bibel selbst ab. Besonders die herkömmliche Vorstellung der Hölle, in der unverbesserliche Sünder ewig gepeinigt werden, stößt seit Jahrzehnten auf zunehmende Ablehnung – selbst unter bekennenden Christen. Oft begründen solche Menschen ihre Ablehnung der Hölle mit einer Frage: Kann man die Vorstellung eines barmherzigen Gottes mit dem Konzept der Hölle vereinbaren, in der die Menschen ewig gequält werden – ganz gleich, wie die Qual aussieht?

Von solchen falschen Vorstellungen scheint übrigens auch Charles Darwin beeinflußt worden zu sein, den man im allgemeinen für „den Vater“ der Evolutionstheorie hält. In seiner privaten Autobiographie meinte Darwin dazu: „Der Unglaube überkam mich schleichend, war aber zum Schluß vollständig ... Ich kann mir kaum vorstellen, wie jemand sich das Christentum als etwas Wahres wünschen kann; denn ... der Text scheint zu zeigen, daß die Ungläubigen ... ewig bestraft werden. Und das ist eine zu verdammende Doktrin“ (Paul Martin, The Healing Mind: The Vital Links Between Brain and Behaviour, Immunity and Disease, 1997, Seite 327).

Der unvoreingenommene Leser kann in nur wenigen Minuten feststellen, daß die Vorstellungen des modernen Christentums über Himmel und Hölle biblisch gesehen falsch sind. Zum ersten Pfingstfest in der neuen christlichen Ära erzählte der Apostel Petrus seinen Landsleuten von König David, der ca. tausend Jahre früher gelebt hatte: „Liebe Brüder, ich darf ganz offen zu euch über unseren großen Vater David sprechen: Er starb und wurde begraben, und sein Grab ist noch heute bei uns zu sehen ... David ist ja nicht in den Himmel aufgenommen worden“ (Apostelgeschichte 2,29. 34; Gute Nachricht Bibel, alle Hervorhebungen durch uns).

Nach der biblischen Erzählung war Jesus bereits zehn Tage vorher in den Himmel gefahren, und nach der christlichen Theologie wären zu diesem Zeitpunkt die „Seelen“ der verstorbenen Gerechten, zu denen David und auch Abraham und die anderen alttestamentlichen Patriarchen gehörten, längst im Himmel gewesen. Petrus scheint das aber nicht gewußt zu haben! Der Autor des Hebräerbriefs übrigens auch nicht, als er über Abraham und die anderen gerechten Diener Gottes aus der Zeit des Alten Testamentes schrieb: „Diese alle fanden durch ihr Vertrauen bei Gott Anerkennung, und doch haben sie bis heute noch nicht bekommen, was Gott den Seinen versprochen hat“ (Hebräer 11,39; Gute Nachricht Bibel).

Jesus Christus hat seinen Jüngern niemals den Himmel als Belohnung nach dem Tod verheißen. Wenn die Patriarchen des Alten Testamentes und die ersten Christen nicht im Himmel sind, wo sind sie dann? Wenn der Himmel nicht die Belohnung für Christen ist, was ist dann der eigentliche Lohn?

Wer nur die Lehren des heutigen Christentums kennt, wird überrascht sein zu entdecken, was die Bibel über die Toten wirklich sagt. Beispielsweise beschrieb König Salomo den wahren Zustand der Toten: „Die Toten wissen überhaupt nichts mehr“ (Prediger 9,5; Gute Nachricht Bibel).

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Der vorchristliche Glaube an den Himmel

Die Vorstellung, daß „Seelen“ beim Tode in den Himmel fahren, gab es lange vor dem Christentum. Ein kurzer Blick auf die alte Geschichte zeigt, daß die Völker Babylons, Ägyptens und anderer Königreiche der Antike einen ähnlichen Glauben hatten.

Der Historiker Lewis Brown berichtete, wie der ägyptische Gott Osiris getötet worden und in den Himmel gefahren sein soll: „Osiris lebte wieder. Er wurde durch ein Wunder von den Toten auferweckt und fuhr in den Himmel. Nach dem Mythos lebte er ewiglich im Himmel“ (This Believing World, MacMillan, New York, 1946, Seite 83). Brown fährt fort:

„Die Ägypter meinten, daß der Weg für dieses Schicksal, wenn der Gott Osiris nach dem Tod auferstanden war, auch für den Menschen freigemacht werden konnte ... Die Wonne der Unsterblichkeit, die vorher nur Königen vorbehalten war, wurde dann allen Menschen verheißen ... Die himmlische Existenz der Toten fand im Bereich des Osiris statt und wurde von ägyptischen Theologen ziemlich detailliert beschrieben. Man glaubte, daß mit dem Tode die Seele eines Menschen die Reise zu einem himmlischen Gerichtssaal antrat ... und stand vor dem himmlischen Thron des Osiris, des Richters. Dort mußte die Seele vor Osiris und seinen 42 Nebengöttern Rechenschaft ablegen“ (Seite 84).

Wenn die Seele die Götter zufriedenstellen konnte, „wurde die Seele unmittelbar in den Bereich des Osiris aufgenommen. Wenn dies der Seele nicht gelang, wurde sie auf der himmlischen Waage abgewogen und dann in eine Hölle hinabgestoßen, um von den ,Verzehrern‘ zerfetzt zu werden. Nur die gerechten Seelen, die Unschuldigen, wurden des ewigen Lebens für würdig befunden“ (Seite 86-87).

Brown fährt fort: „Überall – in Mexiko, Island, Zululand und China – bemühen sich die Menschen in ähnlich unbegründeter Weise, das Rätsel der menschlichen Existenz zu lösen. Deshalb treffen wir diese komplexe Vorstellung eines getöteten und wieder auferstandenen Gottes in vielen Teilen der Erde. In ganz früher Zeit gedieh diese Vorstellung nicht nur unter den Babyloniern und Ägyptern, sondern auch unter den barbarischen Stämmen in und um Griechenland ... Diese Mysterien wurden dorthin aus Thrakien oder von jenseits des Meeres aus Ägypten oder Kleinasien übermittelt ... Sie lehrten, daß es für jeden Menschen – ganz gleich, wie arm oder brutal – einen Platz im Himmel gab. Man mußte nur in die Kultgeheimnisse ,eingeweiht‘ werden ... dann war das Heil gewiß, und kein Übermaß an Laster und moralischer Verwerflichkeit konnten ihm das Tor zum Paradies verschließen. Er war auf ewig gerettet“ (Seite 96-99).

Der Mensch hat schon immer ewiges Leben begehrt. Diese Welt und das materielle Leben haben den Menschen nie befriedigen können. Seit Jahrhunderten suchte die Menschheit nach Sicherheit und Glück in der Hoffnung, nach dem Tode in den Himmel zu fahren. Paul Daveraux, Autor von Secrets of Ancient Places, kommentiert diese Bemühungen folgendermaßen:

„Glaubenssysteme, Gottheiten, besondere Rituale und Tabus mögen kulturelle Erfindungen sein, die von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich sind, aber ... es ist interessant zu sehen, daß sich viele der Grundthemen in Gesellschaften wiederholen, die keinen Kontakt miteinander hatten oder zu ganz anderen Zeiten lebten, selbst wenn bei architektonischen Merkmalen oder anderen kulturellen Nuancen große Unterschiede bestanden. Die Realitäten von Natur und vom menschlichen Bewußtsein, die alle Menschen erleben, sind die großen Konstanten, die immer wieder durchschimmern“ (1992, Seite 35-36; Hervorhebungen durch uns).

In ihrem Bemühen, diese Fragen selbst zu beantworten, wissen die meisten Menschen nicht, daß ihr Schöpfer die gesuchten Antworten durch sein Wort und seine Festtage gegeben hat.

Die „unsterbliche Seele“ in nichtchristlichen Kulturen

In der Theologie des modernen Christentums spielt die „unsterbliche Seele“ eine wichtige Rolle, obwohl dieser Ausdruck nirgends in der Bibel zu finden ist und den ersten Christen als christliche Lehre unbekannt war. Was ist der wahre Ursprung dieser Lehre?

Das Konzept von der angeblichen Unsterblichkeit der Seele wurde zuerst im alten Ägypten und in Babylon gelehrt. „Der Glaube an das Weiterleben der Seele nach der Auflösung des Körpers ist ... Spekulation [und] ... keine ausdrückliche Lehre der Heiligen Schrift ... Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele wurde den Juden durch die griechische Philosophie gebracht, vornehmlich durch ihren Hauptbefürworter Platon, der selbst durch die orphischen und eleusinischen Mysterien darauf kam, in denen babylonische und ägyptische Ansichten auf merkwürdige Weise vermischt wurden“ (Jewish Encyclopedia, Funk and Wagnalls, New York, 1941, Band VI, Stichwort „Immortality of the Soul“, Seite 564, 566).

Der griechische Philosoph Platon (428-348 v. Chr.) lehrte, daß sich eine „unsterbliche Seele“ beim Tode vom Körper trennt. Die International Standard Bible Encyclopedia kommentiert die Sichtweise des alten Israels zur Seele wie folgt: „Wir werden mehr oder weniger durch die griechische bzw. platonische Vorstellung beeinflußt, daß der Körper stirbt, die Seele hingegen unsterblich ist. Diese Vorstellung widerspricht ganz dem israelitischen Bewußtsein und wird nirgends [im Alten Testament] gefunden“ (Eerdmans, Grand Rapids, 1956, Band II, Stichwort „Death“, Seite 812).

Als das Evangelium Christi der römischen und griechischen Welt gepredigt wurde, wurde auch das frühe Christentum von griechischen Philosophien beeinflußt. Ca. 200 Jahre nach dem Ableben der ersten Christengeneration entwickelte sich die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele zu einer Kontroverse in der Kirche.

Das Evangelical Dictionary of Theology beschreibt, wie Origenes, ein früher und einflußreicher Theologe, von griechischem Gedankengut beeinflußt wurde: „Spekulationen über die Seele in der Zeit nach den Aposteln wurden von griechischer Philosophie stark beeinflußt.

Als Beleg dafür dient Origenes’ Akzeptanz der platonischen Lehre von der Präexistenz der Seele, die ursprünglich reiner Verstand (griechisch: nous) war, der aufgrund seines Abfalls von Gott zur Seele abgewertet wurde (griechisch: psyche), als er seine Beteiligung am göttlichen Feuer verlor, indem er auf die Erde blickte“ (Baker Book House, Grand Rapids, 1992, Stichwort „Soul“, Seite 1037).

Diese Beispiele aus der weltlichen Geschichte offenbaren, daß das Konzept von der Unsterblichkeit der Seele ein antiker Glaube vieler heidnischer Religionen war, jedoch keine biblische, hebräische oder apostolische Lehre ist.