Von der Redaktion

Die Eindrücke von einer industriellen Messe zeigen die positive Seite unserer Entwicklung als Menschen auf. Die zum Teil atemberaubenden technologischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte sind unbestritten. Sie haben die Lebensqualität für viele Menschen in einem Umfang verbessert, der für vergangene Generationen unvorstellbar gewesen wäre.

Der Mensch selbst ist jedoch nach wie vor derselbe geblieben. Dem Erfolg bei der Suche nach technologischen Errungenschaften können wir bei der Suche nach dem Frieden nichts Gleichwertiges gegenüberstellen. Nach Jahrtausenden des Ringens um die Abschaffung der Gewalt und des Krieges ist es uns nicht gelungen, dauerhaften Frieden zu schaffen.

Statistiken über die Geschichte des Krieges von der norwegischen Akademie der Wissenschaften und der Weltorganisation zum Schutz der Menschen zeigen, daß in den letzten 5600 Jahren der niedergeschriebenen Menschheitsgeschichte 14 531 Kriege geführt wurden. In diesen 5600 Jahren – so wird geschätzt – gab es nur 292 Jahre des Friedens. Das bedeutet, daß es in 94 Prozent der Zeit – 5208 jener Jahre – Krieg gegeben hat. Die gleichen Organisationen meinen, daß sich die Zahl aller Kriegstoten auf 3,4 Milliarden beläuft. Diese Zahl ergibt einen Durchschnitt von etwa 650 000 Toten pro Kriegsjahr oder 65 Millionen pro Jahrhundert. Im vergangenen Jahrhundert sind rund 150 Millionen Menschen – mehr als die gegenwärtige Bevölkerung Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande – bei bewaffneten Konflikten gestorben.

Die Schreckensbilanz des Zweiten Weltkriegs führte zur Gründung der Vereinten Nationen, die als beste – und letzte – Hoffnung der Menschheit auf ein Ende des Krieges bezeichnet worden ist. Die Geburtsstunde der UNO lag in den letzten Monaten des Weltkriegs, des bis dahin schlimmsten Krieges in der Menschheitsgeschichte. Ende April 1945 kamen die Vertreter von 50 Ländern in San Francisco (USA) zusammen, um den Grundstein für eine neue Weltorganisation zu legen, deren Ziel die Gewährleistung der internationalen Sicherheit war. Über die Notwendigkeit der Schaffung dieser Organisation waren sich alle Anwesenden einig.

Das Versagen des Völkerbundes, der nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen wurde und den Zweiten Weltkrieg nicht zu verhindern vermochte, wog schwer auf den Beratungen. Die Abscheu gegenüber dem Krieg drückt sich gleich zu Beginn der Präambel der UN-Charta aus: „Wir, die Völker der Vereinten Nationen, sind fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat.“

Es liegt also nicht am Unvermögen des Menschen, Krieg und seine schrecklichen Folgen zu erkennen und zu verabscheuen. Statt dessen liegt es am Unvermögen des Menschen, seine Natur im Interesse des Gemeinwohls zu bändigen. Vor fast 2000 Jahren drückte der Apostel Paulus es treffend aus: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht“ (Römer 7,18; Hervorhebung durch uns).

Dieses Unvermögen scheint nun den Vereinten Nationen dasselbe Schicksal zu bescheren wie allen anderen bisherigen Bemühungen um den Frieden. Ein Utopia auf Erden wird es geben, aber nicht durch Menschenhand. Lesen Sie mehr dazu in unserem Leitartikel auf Seite 4.