In der letzten Ausgabe haben wir die Identität Jesu als Christus untersucht. Im zweiten Teil untersuchen wir den Rest der Antwort des Apostels Petrus: „Der Sohn des lebendigen Gottes“.

Wie schon im ersten Teil dieser zweiteiligen Artikelserie erwähnt Gute Nachrichten, März-April 2006, Seite 12-13), fragte Jesus seine Jünger: „Und ihr, für wen haltet ihr mich?“ (Matthäus 16,15; Gute Nachricht Bibel). Petrus antwortete: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Vers 17; Elberfelder Bibel). Jesus bestätigte diese Aussage. Wir haben die Bedeutung vom ersten Erscheinen Jesu als Christus bzw. Messias untersucht. Wie sollen wir aber verstehen, daß er auch der Sohn Gottes ist?

Zur Zeit Jesu galt die Bezeichnung „Sohn Gottes“ als Titel für einen messianischen König, der der Linie Davids entstammte. Als Gott David eine dauerhafte Dynastie durch seine Nachfahren, beginnend mit Salomo, versprach, sagte Gott: „Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein“ (1. Chronik 17,13).

„Diese bemerkenswerte Aussage“, kommentiert die The Nelson Study Bible, „bestätigte eine sehr enge Beziehung der Dynastie Davids mit Gott, so daß die Könige als Gottes Söhne betrachtet werden konnten“ (Kommentar zu Vers 13).

War Jesus nur ein besonderer königlicher Erbe Davids?

Es ist sehr wichtig, die Wahrheit zu verstehen. Der Apostel Johannes schrieb: „Wer nun bekennt, daß Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott“ (1. Johannes 4,15). Er erklärte weiter, daß nur der, „der glaubt, daß Jesus Gottes Sohn ist“, ein göttliches Leben führen und die Sünde überwinden kann (1. Johannes 5,5). Tatsächlich betonte Johannes: „Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1. Johannes 2,23).

Jesu Identität ist von äußerster Wichtigkeit. Es ist deshalb sehr wichtig, daß wir herausfinden, wer er war – wer er ist. Wie wir noch sehen werden, machte Jesus einige überraschende Aussagen über seine Identität. Als erstes befassen wir uns mit der Bezeichnung „Sohn Gottes“ in der Bibel.

Gottes „eingeborener Sohn“

Adam, der erste Mensch, war ein „Sohn Gottes“ (Lukas 3,38), und Engel werden auch „Gottessöhne“ genannt (Hiob 38,7). In beiden Fällen ist Gott „Vater“, weil er diese Wesen durch einen Akt der Schöpfung schuf. Bekehrte Christen, die geistlich durch den heiligen Geist gezeugt wurden, werden ebenso „Söhne Gottes“ genannt (Römer 8,14. 16).

Trotzdem bezeichnete der Apostel Johannes Jesus als Gottes „eingeborenen Sohn“ (Johannes 3,16). Der Apostel Johannes nannte ihn noch so, lange nachdem es viele geistlich gezeugte Christen in der Welt gab (1. Johannes 4,9). Die Identität Jesu als „eingeborener Sohn“ Gottes ist einzigartig. Das griechische Wort in Johannes 3, Vers 16, das mit „eingeboren“ übersetzt wurde, bedeutet „der Art bzw. Abstammung nach einzig und einzigartig“.

Viele Bibelkundige verstehen heute, daß dieser entscheidende Aspekt der einzigartigen Identität Jesu in seiner unbefleckten Geburt gegründet ist. Als seine Mutter, Maria, sich mit Josef verlobte, war sie noch eine Jungfrau. Ein Engel verkündete ihr vor ihrer Hochzeit: „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“ (Lukas 1,35; alle Hervorhebungen durch uns).

Als Maria schwanger wurde, versicherte ein Engel Josef: „Was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist“ (Matthäus 1,20). Jesus hatte also eine menschliche Mutter, aber keinen direkten menschlichen Vater. Statt dessen war Gott durch die Kraft des heiligen Geistes sein direkter Vater. Dies trifft auf keine andere Person zu, die je gelebt hat. Nach dem Bericht des Lukasevangeliums, Kapitel 1, Vers 35, wird Jesus deshalb der Sohn Gottes genannt.

Die Zeugung Jesu war nicht nur physisch, sondern er wurde von Gottvater durch die Kraft des heiligen Geistes zu einem geistlichen Leben gezeugt. Bekehrte Christen werden irgendwann, nachdem sie ein Leben in Ungehorsam gegenüber Gott bereut haben, von Gott geistlich gezeugt. Die Zeugung Jesu aber als Gottes Sohn geschah bei seiner physischen Zeugung. Das macht ihn einzigartig. Zu keinem Zeitpunkt wurde Jesus zu Gottes Weg der Gerechtigkeit bekehrt. Denn obwohl er in geistlicher Weisheit wuchs (Lukas 2,40-52), wurde er nie bekehrt. Er war von seiner Zeugung an der perfekte Sohn Gottes.

Selbsternennung zum Gott?

Zu Jesu Lebzeiten nahmen viele Anstoß an seiner Behauptung, der Sohn Gottes zu sein. Sie beschuldigten ihn der Gotteslästerung, als er sagte, „Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich“ (Johannes 5,18). Jesus provozierte die Menschen noch mehr, als er Dinge sagte wie: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10,30). Wieder bezichtigten ihn die Juden der Gotteslästerung, „denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott“ (Vers 33). Man hielt seinen Anspruch auf eine direkte Beziehung zu Gott für unmöglich, denn damit stellte er sich auf dieselbe Stufe mit Gott.

Behauptete Jesus aber, Gott zu sein? Es gibt eindeutige Hinweise darauf, daß Jesus schon vor seiner menschlichen Zeugung existierte. Jesus sagte, als er sich auf ein Ereignis vor der Schöpfung der Menschheit bezog: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz“ (Lukas 10,18). Gab es Jesus wirklich schon mehrere tausend Jahre vor seiner eigenen Geburt? Wenn es so wäre, könnte er dann nicht einer der Engel gewesen sein? Das allein wäre natürlich schon sehr bemerkenswert.

Die deutlichste Offenbarung kam, als Jesus direkt gefragt wurde: „Was machst du aus dir selbst?“ (Johannes 8,53). Dabei wurde er bezüglich seines Alters herausgefordert, da Jesus behauptet hatte, er wüßte, was Abraham fast 2000 Jahre zuvor gedacht hatte. „Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich“ (Verse 57-58). Die erzürnte Menschenmenge wollte ihn daraufhin steinigen (Vers 59).

Warum wurde die Menge so wütend über seine Worte? Jesus sprach nicht nur von seiner Präexistenz, sondern behauptete auch noch, Gott zu sein! Das Nachschlagewerk The Expositor’s Bible Commentary erklärt dazu: „ ,Ich bin‘ impliziert eine kontinuierliche Existenz, die es auch schon beim Erscheinen Abrahams gegeben hat. Jesus behauptete also, schon zur Geburt Abrahams gelebt zu haben. Außerdem galt der Ausspruch ,Ich bin‘ bei den Juden als göttlicher Titel. Als Gott Mose beauftragte, dem Pharao die Freilassung der Israeliten zu befehlen, sprach er: ,Ich bin hat mich zu euch gesandt‘ (2. Mose 3,14; Elberfelder Bibel). [Ein Gelehrter] erläutert, ,diese Bezeichnung allein beinhaltet die authentischste, verwegenste und tiefgründigste Bestätigung durch Jesus, wer er ist‘ “ (1981, Band 9, Seite 99).

Diese erstaunliche Wahrheit wird auch im Neuen Testament erwähnt. Der Apostel Paulus erklärte über Gott, den „Fels“ Israels im Alten Testament (vgl. 5. Mose 32,4; Psalm 18,2): „Der Fels aber war Christus“ (1. Korinther 10,4).

Wie konnte das aber sein? Wer ist dann Gott, der Vater?

Im Anfang war ...

Der Apostel Johannes begann sein Evangelium mit folgenden Worten: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist ... Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,1-3. 14).

Paulus bestätigte, daß „in ihm [Jesus] ... alles geschaffen [ist], was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare“ (Kolosser 1,15-17; vgl. Epheser 3,9; Hebräer 1,1-2). Jesus war also kein einfacher Mensch oder Engel. Er ist Gott, zusammen mit dem Vater.

Die vielen Schriftstellen, die sich auf Gott, den Vater, und Jesus den Sohn, der auch Gott ist, beziehen, helfen uns zu verstehen, daß sie beide eine Familie bilden – die Gottfamilie. Diese Familie hat zur Zeit zwei göttliche Mitglieder – Gott, der Vater, und das Wort, das in der Person Jesus Christus zu Fleisch wurde.

Innerhalb dieser Familie steht der Vater an erster Stelle. Jesus sagt: „Der Vater ist größer als ich“ (Johannes 14,28). Er erklärt auch, daß er seinem Vater als Sprecher dient: „... daß ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt [bzw. angewiesen] hat, so rede ich“ (Johannes 8,28). „Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll ... was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat“ (Johannes 12,49-50).

In dieser Eigenschaft wirkte Jesus als das „Wort“ Gottes. Er sprach und führte die Anweisungen des Vaters aus und schuf sogar das Universum (Psalm 33,6).

Jesus ist nicht erst zu neutestamentlichen Zeiten in der Szene erschienen. Er war der „Herr“, der mit den Menschen im gesamten Alten Testament zu tun hatte. Welche Rolle spielte aber der Vater? Es mag für manche Leser eine große Überraschung sein, aber Gott, der Vater, war der Menschheit, bevor Christus im Fleisch erschien, im allgemeinen unbekannt. Tatsächlich kam Jesus auf die Erde, um den Vater zu offenbaren (Matthäus 11,27; Johannes 1,18; 17,25-26).

Um dies besser zu verstehen, lassen Sie uns folgendes Beispiel bedenken: Obwohl Abraham mit Gott wandelte und sprach (siehe 1. Mose 18), steht in Johannes Kapitel 1, Vers 18 geschrieben: „Niemand hat Gott je gesehen.“ Jesus selbst sagte den Juden: „Ihr habt niemals seine [des Vaters] Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen“ (Johannes 5,37). Und doch hatte Gott dem Volk Israel die Zehn Gebote verkündet (2. Mose 20,1).

Dies macht alles viel mehr Sinn, wenn man bedenkt, daß es, obwohl es im Alten Testament einige Hinweise auf den Vater gibt (Psalm 110,1; Daniel 7,13), Jesus Christus war, der als Gott im Namen des Vaters mit den Menschen zu tun hatte.

Gott mit uns

Kein Wunder, daß Jesus Immanuel genannt werden sollte (Jesaja 7,14), „das heißt übersetzt: Gott mit uns“ (Matthäus 1,23). Bei seiner Menschwerdung gab das Wort „alle seine Vorrechte auf“, d. h. die Herrlichkeit und die Macht, die er als Gott mit dem Vater hatte (Philipper 2,7; Gute Nachricht Bibel). Denn als Mensch, erklärte er, „kann [ich] nichts von mir aus tun“ (Johannes 5,30) – d. h. nichts Übernatürliches durch sich selbst – und „der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke“ (Johannes 14,10).

Obwohl Jesus im Fleisch nicht länger allmächtig war, war er immer noch Gott – dieselbe göttliche Person, die das Universum geschaffen hatte. Man hat ihn also rechtmäßig angebetet (Matthäus 2,11; 8,2; 9,18; 14,33), denn Jesus war eindeutig mehr als nur ein Mensch, da er Immanuel war, „Gott mit uns“. Trotzdem war er auch Mensch: „Daher mußte er in allem seinen Brüdern gleich werden“ (Hebräer 2,17). Jesus erlebte das Leben in dessen voller Bandbreite und war allen menschlichen Versuchungen ausgesetzt – er fühlte die Schwächen des Fleisches und Satans Einfluß durch falsche Stimmungen und Einstellungen (vgl. Epheser 2,2). Trotzdem gab Jesus nie nach und hat deshalb nie gesündigt (Hebräer 4,14-16; 1. Petrus 2,22; 2. Korinther 5,21).

Als „Gottes Lamm“ (Johannes 1,29; Offenbarung 5,6) opferte der sündenlose Jesus, unser Schöpfer, sein Leben für uns, um die Todesstrafe für die Sünden aller Menschen zu bezahlen und ein Opfer für uns zu sein, damit wir ewig leben können (Johannes 3,16; Jesaja 53,1-12). Aus Liebe zu uns starb er den schrecklichen Tod der Kreuzigung. Dies ist aber nicht das Ende der Geschichte. Vor seinem Tod betete er zum Vater: „Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“ (Johannes 17,5).

So wurde Jesus drei Tage und drei Nächte nach seiner Beerdigung wieder zum göttlichen, geistlichen Leben auferweckt – wiederhergestellt zu seiner früheren verherrlichten Form mit innewohnender göttlicher Macht (Kolosser 2,9; Römer 1,4). Und wir sollen ihn ehren wie wir den Vater ehren (Johannes 5,23).