Die UNO und der Hunger

Von der Redaktion

Die aktuelle Krise bei der Sicherung der Lebensmittelversorgung weltweit rückt die Vereinten Nationen und ihre Bemühungen in den Mittelpunkt. Schließlich ist die UNO die Weltorganisation schlechthin, und die Bekämpfung des Hungers bedarf heute einer gezielten gemeinsamen Anstrengung aller Länder dieser Welt. Mit ihrem Welternährungsprogramm ist die UNO bereits seit Jahren auf diesem Gebiet tätig. Was sind die Aussichten der UNO im gegenwärtigen Kampf gegen den Hunger?

Als die UNO in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ins Leben gerufen wurde, setzten sich deren Gründer das Ziel, „Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können“ und „den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern“. Die Ziele der Vereinten Nationen sind ohne Zweifel lobenswert, und die Organisation selbst stellt wohl die edelsten Bemühungen des Menschen in seiner leidvollen Geschichte zur Verbesserung unserer Welt dar.

Dennoch ist die Liste der UN-Misserfolge in den letzten 63 Jahren recht lang geworden. Die Vereinten Nationen leiden an einer unheilbaren Schwäche. Im ersten Artikel der UN-Charta wird das Selbstbestimmungsrecht der Völker bestätigt. Die kollektive Mitwirkung bei der Umsetzung von UN-Zielen – beispielsweise auch die weltweite Friedenssicherung – hängt von der Bereitschaft jedes einzelnen Mitgliedsstaates ab, die Interessen der Staatengemeinschaft vor vermeintliche eigene Interessen zu stellen.

Ohne die lobenswerte Zielsetzung der UNO schmälern zu wollen, die bei ihrer Gründung als „letzte Hoffnung auf den Frieden“ bezeichnet wurde, stellen wir fest, dass die UNO nur dann ihre Ziele erreichen kann, wenn die Menschen heute im Gegensatz zu den Menschen vergangener Zeiten von Natur aus besser in der Lage wären, die eigenen Interessen hintenanzustellen, um dem Gemeinwohl aller Menschen zu dienen.

Die ersten 50 Jahre der UNO zeigten freilich, dass dies keineswegs der Fall ist. Nur ein paar Jahre nach der Verabschiedung der UN-Charta war der Kalte Krieg in vollem Gange. Wenn es dem Eigeninteresse zu dienen schien, setzten sich die Supermächte USA und Sowjetunion, wie z. B. in Vietnam oder in Afghanistan, über die Gewaltverzichtserklärung der UN-Charta hinweg. Da sie ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates waren, konnten sie mit ihrem Vetorecht jede Resolution verhindern, die ihre Vorgehensweise verurteilte oder deren Einstellung sie verlangte.

Wenn der Westen mit Steuergeldern subventionierte Lebensmittel an Entwicklungsländer verkauft und damit dortigen Landwirten den Garaus macht, wenn die Amerikaner den Anbau von Mais als Quelle des Biosprits vorantreiben und damit zur Teuerungswelle dieses Grundnahrungsmittels beitragen, sind wir weit davon entfernt, uns besser als vergangene Generationen zu verhalten, um nur zwei von vielen Beispielen zu nennen.

Ganz gleich in wie vielen Reden am New Yorker East River der Ernst der Lage geschildert wird, ist die Weltorganisation machtlos, ein Problem zu lösen, das der Apostel Paulus vor fast 2000 Jahren treffend umschrieb: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht.“