Gottes Wesen ist liebevolle Güte gegenüber allen Menschen. Und er wird in seiner Güte den Nachfolgern Jesu dabei helfen, die dringend gebrauchte Frucht der göttlichen Güte zu entwickeln.
Von Don Hooser
Sehen wir uns einmal an, was gemäß der Bibel mit echter Güte einhergeht: „Mit Bitterkeit, Jähzorn und Wut sollt ihr nichts mehr zu tun haben. Schreit einander nicht an, redet nicht schlecht über andere, und vermeidet jede Feindseligkeit. Seid vielmehr freundlich und barmherzig, und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat“ (Epheser 4,31-32; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).
Wie wichtig ist Güte? In einer Studie aus dem Jahr 2003, die 37 Kulturen umfasste, wurden 16 000 Personen gefragt, was sie sich als Charakterzug bei einem Partner am meisten wünschten. Bei beiden Geschlechtern war die erste Wahl Güte! Wir wollen gütig behandelt werden. Es fällt uns aber wesentlich schwerer, selbst gütig zu sein.
Manche Menschen glauben, dass Güte ein Zeichen von Schwäche ist – also nichts, mit dem sich Erfolgsmenschen abgeben sollten. Das ist ein schwerwiegender Fehler! Wenn wir wollen, dass Gott, der letztendlich die Kontrolle darüber hat, was im Universum vorgeht, uns gegenüber gütig ist, dann sind wir gut damit beraten, auch selbst anderen gegenüber gütig zu sein. „Glückselig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Matthäus 5,7; Schlachter-Bibel).
Wir haben da immer viele Entschuldigungen parat: „Ich habe dafür keine Zeit . . . dieser Mensch hat seine Leiden verdient . . . wahrscheinlich bestraft ihn Gott“ (wie Hiobs Freunde im Buch Hiob fälschlicherweise angenommen haben). Aber Gott akzeptiert keine Entschuldigungen, wenn es darum geht, keine Güte zu erweisen.
Ein Mangel an Güte ist ansteckend. Der Apostel Paulus hat zutreffend eine kalte und hartherzige Welt für die „letzten Tage“ vorhergesagt (2. Timotheus 3,1-3). Als Folge hungern die Menschen nach menschlicher Güte!
Was ist Güte?
Güte beginnt damit, dass wir uns um das Wohl anderer sorgen – dass wir einander mit Mitgefühl und Mitleid begegnen. Wenn Gott will, dass wir Tieren Güte erweisen (Sprüche 12,10), wie viel mehr sollten wir das dann Menschen gegenüber tun!
Als Nächstes müssen wir es zu unserem Ziel und zu unserer Gewohnheit machen, bewusst nach Gelegenheiten zu suchen, Güte zu erweisen. Wenn wir eine solche Gelegenheit sehen, gilt es schnell zu handeln, bevor die Gelegenheit vorübergeht.
Das griechische Wort für „gütig“ ist chrestos. Ein Teil dieser Bedeutung ist nützlich, was verdeutlicht, dass biblische Güte ein Handeln mit einschließt. „Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit“ (1. Johannes 3,18; alle Hervorhebungen durch uns).
Unsere Taten schließen eine Form der Selbstaufopferung mit ein und damit auch unsere Großzügigkeit, besonders im Hinblick auf unsere eigene Zeit. Das soll nicht bedeuten, dass wir uns ausreichende Ruhe verweigern oder was sonst noch notwendig ist, um unsere Gesundheit aufrecht zu erhalten.
Die Betonung von Taten gegenüber reinen Worten bedeutet aber nicht, dass Worte überflüssig sind. Handeln schließt Worte mit ein. Ermutigende Worte des Trostes, des Wohlwollens, der Anerkennung und selbst der Zurechtweisung können herzerfrischende Taten der Güte sein. Es gibt eine Reihe biblischer Sprüche, die dies belegen.
Was wir sagen und nicht sagen, sollte von einem Bewusstsein für die Empfindlichkeiten der Menschen geprägt sein. Wir müssen Menschen dabei helfen, ihre emotionalen Wunden zu heilen, statt diese Wunden noch zu vergrößern. Es ist eine traurige Tatsache, dass Menschen, wenn sie die wunden Punkte anderer kennen, dieses Wissen dazu benutzen können, dem anderen Menschen noch mehr Schaden zuzufügen.
Unsere Beweggründe für „gute Taten“ sollten nicht darin bestehen, dass wir andere Menschen beeindrucken wollen (Matthäus 6,1-4). Gott belohnt uns dann am meisten, wenn unsere Güte in Demut, in aller Stille und wenn möglich anonym ausgeübt wird.
Jemandem einen Gefallen zu erweisen, weil man sich eine ähnliche Behandlung erhofft, ist nicht falsch, wenn es nicht ungesetzlich oder unethisch ist (wie etwa Bestechung). Aber einen Gefallen zu erweisen mit der Hoffnung auf persönliche Vorteilnahme ist keine wahre Güte. Wahre Güte bedeutet zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Güte sollte innerhalb der Familie ihren Anfang nehmen. Tragischerweise zeigen viele Menschen ihre gütigen Verhaltensweisen am wenigsten gegenüber denjenigen, die sie am meisten lieben sollten. Bei Gott bleibt diese Heuchelei nicht unbeachtet.
Jesus Christus hat aber betont, dass wir jedermann gegenüber gütig sein sollten, nicht nur gegenüber unserer Familie und unseren Freunden (Lukas 6,31-34). „So wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“ (Vers 35).
Den Undankbaren gegenüber gütig sein?
Wenn es uns gelingt, gegenüber Hunderten von netten Leuten gütig zu sein, ist das nicht ein Beweis dafür, dass wir gütige Menschen sind? Nach menschlichen Maßstäben stimmt das vielleicht. Aber Gottes Maßstäbe erfordern, dass wir allen gegenüber gütig sind – sogar „bösen“ Menschen gegenüber.
Wenn wir also für jemanden etwas Gutes tun und es danach kein „Dankeschön“ gibt, haben wir dann nicht manchmal die Reaktion, dass wir dieser Person das geben sollten, „was sie verdient“, und wir wollen mit ihr nichts weiter zu tun haben?
Natürlich. Aber unsere „natürliche“ Reaktion reicht nicht aus, wenn wir „Kinder des Allerhöchsten“ sein wollen. Wir müssen uns da fragen: „Was würde Jesus tun?“ und dann entsprechend handeln.
Manche Menschen haben nicht gelernt, dankbar zu sein. Sie sind der Sünde der Undankbarkeit gegenüber blind. Ein wichtiger Faktor in unserer heutigen Welt ist, dass viele Menschen dadurch, dass sie vor allem im verletzlichen Kindesalter vernachlässigt, abgelehnt und misshandelt wurden, später psychologisch verwirrt, verletzt und entstellt sind. Solche Menschen sind manchmal voller Depressionen, Ängste, Ärger und Misstrauen. Und Menschen, die nicht selbst misshandelt wurden, haben möglicherweise die Einstellungen derjenigen angenommen, die misshandelt wurden.
Wenn Sie Ihre Hand ausstrecken, um einen Hund zu streicheln, wird er dann mit seinem Schwanz wedeln oder sie beißen? Wenn er wiederholt geschlagen und misshandelt wurde, dann interpretiert er ihre Geste vielleicht als eine Bedrohung und wird sie beißen.
In vergleichbarer Weise sind viele Menschen gegenüber Gunsterweisungen misstrauisch. Sie gehen davon aus, dass jeder selbstsüchtige Ziele verfolgt und sie zu manipulieren sucht. Solche Menschen brauchen Güte mehr als irgendjemand sonst! Beharrliche Bemühungen, ihnen Güte zu erweisen, können sie allmählich davon überzeugen, dass Sie ein wahrer Freund sind. Zudem kann Ihre Güte bei ihnen einen fortschreitenden Heilungsprozess für ihre verwundeten Herzen bewirken.
Wie man Güte fördert
Es erfordert echten Einsatz, wenn man wirklich gütig sein will. In Galater 5, Verse 19-21 nennt der Apostel Paulus die menschliche Natur „das Fleisch“, und unsere natürlichen Neigungen sind „die Werke des Fleisches“. Darin eingeschlossen sind Hass, Eifersucht, selbstsüchtige Begierden und Neid. All diese Eigenschaften sind selbstsüchtig und selbstbezogen.
Güte erfordert das Gegenteil. Sie erfordert, dass wir uns um das Wohl der anderen sorgen. „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient“ (Philipper 2,3-4).
Unsere menschliche Natur muss durch Gottes Natur ersetzt werden. Das kann nur dadurch geschehen, dass die Gabe von Gottes Geist in uns lebendig ist, zusammen mit den wundervollen Früchten, die sie hervorbringt: „Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung“ (Galater 5,22-23; Gute Nachricht Bibel).
Jedes dieser erwähnten Merkmale führt zu den anderen. Geduld, die zuvor in dieser Artikelreihe dargelegte Frucht von Gottes Geist, hängt in zwei anderen Auflistungen mit Güte und Freundlichkeit zusammen (2. Korinther 6,6; Kolosser 3,12). Und beide Eigenschaften sind wichtige Aspekte der Liebe: „Die Liebe ist langmütig und freundlich“ (1. Korinther 13,4).
Wie kann jemand den heiligen Geist erlangen? Der Apostel Petrus beschrieb die grundlegenden Voraussetzungen in Apostelgeschichte 2, Vers 38: „Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des heiligen Geistes empfangen.“
Biblische Beispiele der Güte
Großartige Beispiele von Güte können uns zu größerer Güte motivieren. Wie sie zum Beispiel König David gegenüber Mefi-Boschet ausgeübt hat (2. Samuel 9). Oder wie die Frau von Schunem und ihr Mann Elisa behandelten (2. Könige 4,8-10). Tabitah, die „viele gute Werke“ tat und „reichlich Almosen“ gab (Apostelgeschichte 9,36-39). Der Samariter in dem Gleichnis von dem guten Samariter (Lukas 10,25-37). Barnabas, dessen Name „Sohn des Trostes“ bedeutet (Apostelgeschichte 4,36).
Ein weiteres Beispiel ist eine „tüchtige Frau“ in Sprüche, Kapitel 31, die sich eifrig für die Bedürfnisse ihrer Familie und vieler anderer einsetzt. „Sie breitet ihre Hände aus zu dem Armen und reicht ihre Hand dem Bedürftigen . . . Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist gütige Weisung“ (Sprüche 31,20. 26).
Eines der wichtigsten hebräischen Worte im Alten Testament ist hesed, das 240-mal verwendet wird. Es wird oft als Gnade übersetzt, aber die Bedeutung dieses Wortes ist viel umfassender – loyale oder feste Treue betreffend oder Bündnistreue. Kein einziges deutsches Wort wird dieser Bedeutung in der Übersetzung gerecht, weil keine Sprache in der Lage ist, dieses zentrale Merkmal von Gottes Charakter zu beschreiben.
Das Wort Hingabe kommt der Vorstellung vielleicht am nächsten. Aber auch der Ausdruck hingebungsvoller Liebe, die sich in Taten auswirkt, ist darin enthalten. Das ist der Grund, warum dieser Begriff manchmal zutreffenderweise als Gnade, wie bereits erwähnt, oder als liebevolle Güte oder einfach nur als Güte übersetzt wird.
Die Bibel preist des Öfteren die hesed Gottes. Sie sagt uns auch, dass wir hesed einander gegenüber ausüben sollten.
Jesus Christus hat eine Güte zum Ausdruck gebracht, die für seine Zeit und Kultur als radikal erachtet wurde. Er hat immer seine Sorge um das Wohl von Frauen als auch für Männer, für Kinder als auch für Erwachsene, für Rassen als auch für die jüdische Rasse, für die Kranken und Schwachen genauso wie für die Starken zum Ausdruck gebracht. Oft hat er sich darin erschöpft, für Menschen zu beten, sie zu heilen, sie mit Nahrung zu versorgen und ihnen auf andere Weise zu helfen.
Als Jesus die Menschenmenge mit all ihren Problemen, Krankheiten und ihrer Verwirrtheit sah, „hatte er Mitleid mit ihnen“ (Matthäus 9,36; 14,14; 18,27; Einheitsübersetzung). Wenn wir uns die Menschen in unserem Umfeld ansehen, dann sollten auch wir gegebenenfalls Mitleid mit ihnen haben können. Auch wir sollten helfend, gebend, fürsorglich, ermutigend und mit Barmherzigkeit handeln. Wir sollten Mitleid empfinden und nach unseren Möglichkeiten demgemäß handeln. Mit anderen Worten, wir sollten gütig sein.
Möge die Frucht der Güte bei jedem von uns weiterhin wachsen. Und mögen wir vor allem in Jesu Christi Fußtapfen folgen, der Gottes hesed in dem größten Beispiel für liebevolle Güte personifiziert hat.