Die These, dass die Natur das Ergebnis blinden Zufalls ist, gerät von wissenschaftlicher Seite zunehmend unter Druck. Neue Erkenntnisse sprechen eher für Planung und Design.

Von Mario Seiglie

Mit der Veröffentlichung des berühmten Buchs von Charles Darwin im Jahr 1859, Über den Ursprung der Arten, hielt die inzwischen weitläufig akzeptierte Evolutionstheorie Einzug in das allgemeine öffentliche Bewusstsein. Diese Theorie wird längst an fast allen Schulen und Hochschulen rund um die Erde gelehrt, häufig auf sehr dogmatische Weise. Und dennoch – unter manchen Naturwissenschaftlern kommen allmählich Zweifel auf. Denn immer mehr Tatsachen, die gegen die Theorie sprechen, kommen ans Licht, vor allem aus der Mikrobiologie.

Zurzeit konkurrieren zwei Erklärungen für die Existenz des Lebens auf der Erde. Die eine Erklärung geht von einem intelligenten Konstrukteur und Schöpfer aus. Die andere besteht darauf, dass Naturgesetze und ungelenkte Kräfte, zum Beispiel natürliche Auslese und Mutationen, ohne jede bewusste Steuerung Organismen hervorbringen, die einen planmäßigen Werdegang allenfalls vortäuschen.

Darwin, ein britischer Naturforscher des 19. Jahrhunderts, verfocht die Vorstellung, dass sämtliche Lebewesen von einigen wenigen primitiven Organismen durch zufällige Veränderungen und natürliche Auslese abstammen. Eine Folge dieser Vorstellung war, dass die Natur einfach so entstanden sein konnte, ohne die Mitwirkung eines Schöpfergottes.

Wenn auch die Evolutionstheorie aus den heutigen Hochschulen kaum mehr wegzudenken ist, regt sich allmählich Widerstand dagegen. Wir werden in diesem Beitrag noch näher darauf eingehen.

Planung nur zum Schein?

Der bekannte Zoologe und atheistische Schöpfungsgegner Richard Dawkins beschreibt die Biologie im Rahmen der Darwinschen Evolutionstheorie als „die Erforschung komplexer Organismen, die dem Schein nach zu einem bestimmten Zweck erschaffen wurden“ (Der blinde Uhrmacher, 1986, Seite 1, alle Hervorhebungen durch uns). Dawkins beharrt bis heute darauf, dass der Schein der Planung eine nur sehr trügerische Illusion ist.

Trotzdem äußern immer mehr Naturwissenschaftler Zweifel an der Evolutionstheorie. Die Nationale Akademie der Wissenschaften (Royal Society) im Vereinigten Königreich, die seit dem Jahr 1660 besteht, war im Jahr 2016 Gastgeberin einer Tagung renommierter Wissenschaftler, die zusammenkamen, um über die Notwendigkeit einer Verbesserung der Evolutionstheorie zu diskutieren. Grund dafür sind viele Einzelheiten der Theorie, die „heiß umstritten“ waren. (Die Aufsätze, die auf dieser Konferenz vorgetragen wurden, kann man im Internet nachlesen.) Dass diese Tagung überhaupt stattfand, war ein Zeichen dafür, dass die Evolutionslehre verbesserungsbedürftig ist.

Es gibt nicht nur umfangreiches Beweismaterial dafür, dass alle Lebewesen das Ergebnis bewusster Planung sind. Es gibt auch Hinweise darauf, dass diese Planung künftige Herausforderungen an die Organismen vorhergesehen hat. Einer der führenden Chemiker der Welt, Marcos Eberlin, wagte es vor Kurzem, auf Mängel der Evolutionstheorie hinzuweisen:

„Die Evolutionstheorie unterstellt eine Konstruktion ohne einen Konstrukteur. Im Weltall und in uns selbst sehen wir viele Beweise für eine zielgerichtete Konstruktionstätigkeit. Und trotzdem sollen wir glauben, dass das alles nur eine Illusion ist. Man will uns weismachen, dass nur die Naturgesetze und die Naturkonstanten für die Entstehung von allem verantwortlich sind, was uns bekannt ist. Das heißt unter anderem das Weltall, die Sterne, die Weltmeere, Himmel und Wolken, RNA und DNA, Ribosome, Bakterien, Fische, Vögel, Schimpansen und uns. Das sollen wir schlucken!

Diese Unterstellung legt die Naturwissenschaften in eine Zwangsjacke, verengt unseren Blick und tötet unsere Ehrfurcht vor der Natur ab. Aber zum Glück kommt endlich ein wenig frische Luft in die Szene. Mit fortschreitenden Kenntnissen kommen immer mehr Beweise für eine bewusste Konstruktions- und Planungstätigkeit ans Licht. Ganz anders als die materialistische Weltanschauung erweitert eine Aufgeschlossenheit für eine bewusste Konstruktionstätigkeit den Horizont der Naturwissenschaften“ (Foresight: How the Chemistry of Life Reveals Planning and Purpose, 2019, Seite 145).

Die Wichtigkeit der Voraussicht

Durch die Entdeckung von immer mehr Beweisen für Voraussicht und Planung bei der Entstehung aller Lebewesen sind die Fachgebiete der Biologie und der Biochemie derzeit im Umbruch.

Ohne Voraussicht wären gewisse Merkmale, die manche Organismen vor vielen Problemen schützen, einfach undenkbar. Hätten diese Organismen diese Merkmale nicht schon vor der ersten Begegnung mit den Problemen aufgewiesen, hätten sie diese erste Begegnung einfach nicht überlebt. Damit wäre die Fortpflanzung der betroffenen Arten erschwert, wenn nicht gar unmöglich gewesen.

Beispiele für ein solches Merkmal sind die Blutgerinnung und das Immunsystem. Ohne diese beiden Schutzfaktoren hätten zahllose Organismen nicht lange genug gelebt, um ihre Erbanlagen weiterreichen zu können.

Man sieht aber Beweise für Voraussicht und Planung nicht nur bei solchen Schutzfaktoren, sondern auch bei grundlegenderen Vorgängen, die mit der Entstehung eines Organismus zu tun haben.

Wir werden Ihnen weitere Beispiele bieten, die auf Voraussicht und Planung hinweisen, und es Ihrem Urteil überlassen, ob sie nur den Anschein einer Konstruktionstätigkeit erwecken oder tatsächlich auf die Existenz eines Konstrukteurs hinweisen.

Molekulare Anstandsdamen bei der Bildung von Eiweißmolekülen

Forscher, die sich mit der lebenden Zelle beschäftigen, haben nach langem Suchen und Untersuchen einen der kompliziertesten Bauvorgänge auf molekularer Ebene enträtselt. Die Bausteine der Biologie sind Eiweißmoleküle, die aus gefalteten Strängen bestehen. Die Gestalt, die durch die Faltung entsteht, ist von überragender Bedeutung für die Funktionsfähigkeit des Eiweißmoleküls, aber die Mechanismen, welche die Faltung steuern, waren bis vor etwa dreißig Jahren nicht ganz klar.

In den 1980er Jahren wurde eine bestimmte Art von Eiweißmolekül entdeckt, die man „Chaperon“ nannte, und zwar nach dem englischen Begriff „chaperone“, der so viel wie „Anstandsdame“ bedeutet. Ein Chaperon sorgt für die richtige Faltung eines anderen Eiweißmoleküls. Das Zusammenspiel zwischen den beiden Eiweißmolekülen ist einer der kompliziertesten Vorgänge in der Natur.

Eberlin beschreibt diesen Vorgang so:

„Viele Arten von Eiweißmolekülen können sich ohne die Hilfe von Chaperonen nicht richtig oder nicht schnell genug falten. Die Faltung ist also ein unterstützter Vorgang. Auch nach einer erfolgreichen Faltungsoperation ist die Hilfe eines Chaperons zur Bewahrung der Struktur erforderlich . . .

Der Aufbau und die Bewahrung der genau richtigen Struktur sind äußerst wichtig. Denn ein missgebildetes Eiweißmolekül ist nicht nur nutzlos, sondern geradezu schädlich . . . Ohne Chaperone, kein Leben. Aber Chaperone selbst sind Eiweißmoleküle, deren Faltung von weiteren Chaperonen gesteuert wurde! Wer der Ansicht ist, dass Leben aus toter Materie einfach so entstehen kann, der hat eine Menge zu erklären. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hunderte von lebensnotwendigen Eiweißsorten sich selbstständig im richtigen Tempo fehlerfrei falten, ist verschwindend gering. Daran zu glauben trotzt aller Vernunft . . . Ohne Chaperone wären keine Zellen lebensfähig“ (Eberlin, a. a. O., Seite 72-76).

Was kam also zuerst: das Eiweiß oder das Chaperon? Es mussten beide gleichzeitig existiert haben – ohne Chaperone keine Eiweißmoleküle. Aber Chaperone selbst sind Eiweißmoleküle und brauchten ihrerseits Chaperone zur Faltung.

Und was nützt ein Chaperon, wenn es keinem anderen Eiweißmolekül bei der Faltung helfen kann? Warum sollte denn die natürliche Auslese die Entstehung von Chaperonen gefördert haben, ehe sie gebraucht wurden? Wie soll das alles durch blinden Zufall entstanden sein?

Die einzig vernünftige Erklärung für diese Tatbestände ist, dass ein planender Geist das Problem der Faltung voraussah und das Eiweiß und das Chaperon gleichzeitig erschuf.

Die wundersame Eierschale

Ein weiteres Beispiel für Voraussicht in der Natur ist die landläufige Eierschale. Wenn das Küken die drei Wochen der Brut überleben soll, müssen zahlreiche Voraussetzungen erfüllt sein.

Ein Problem ist die Sicherung der Atmungsfähigkeit. Wenn die Poren in der Schale zu klein wären, würde das Küken ersticken. Wenn sie zu groß wären, würde die Nahrungsflüssigkeit entweichen. Eine typische Eierschale weist an die siebentausend Poren auf. Ihre Größe und ihre Anordnung erlauben den Eintritt von Sauerstoff und den Austritt von Kohlendioxid.

Die Frage ist, wie dieses System zustande kam. Denn das Problem der Atmung musste gelöst werden, ehe das erste Küken entstand. Und das gilt für jede Vogelart, nicht nur für Hühner. Dass die Poren in der richtigen Größe und Anordnung angelegt sind, kann nur das Ergebnis von Voraussicht und Planung sein.

Der verleumdete Blinddarm

Von den zahlreichen möglichen Beispielen führen wir ein letztes auf: den menschlichen Blinddarm. In seinem Buch Die Abstammung des Menschen trat der allgegenwärtige Charles Darwin für die Meinung ein, dass der Blinddarm eine Aufgabe in ferner Vergangenheit hatte, aber nicht mehr in der Gegenwart.

Nach neuesten Erkenntnissen aber hat der Blinddarm zwei Hauptaufgaben. Zunächst ist er ein Sammelplatz für Antikörper, die Teil des Immunsystems sind. Zweitens ist er ein Hort für freundliche Keime, die den Darm wieder bevölkern, wenn ein Durchfall den Darm entvölkert hat.

Der Durchfall selbst ist ein Schutzmechanismus für den Körper, wenn Gifte in den Verdauungstrakt eindringen. Das Problem ist nur, dass der Durchfall auch die nützlichen Bakterien hinausfegt, die für eine gesunde Verdauung der Speisen unerlässlich sind. Hier spielt der Blinddarm eine Schlüsselrolle, denn sein Inhalt wird von einem Durchfall nicht weggefegt und kann dementsprechend für eine Wiederbesiedlung des Darmtraktes mit freundlichen Bakterien eingesetzt werden.

Zum Blinddarm vermerkt Eberlin Folgendes:

„Die Anordnung des Blinddarms ist aus der Sicht der Strömungslehre ideal. Er hängt unter dem Dickdarm und bildet eine Art Sackgasse, die nicht vom Fluss der Nahrung und der Bakterien in Mitleidenschaft gezogen wird. Bei Durchfall behält er seinen Inhalt. Die Behauptung, dass der Blinddarm nur in ferner Vergangenheit eine Aufgabe hatte, ist überholt und ein Überbleibsel der Biologie des 19. Jahrhunderts. Heute wissen wir es besser“ (Eberlin, a. a. O., Seite 121).

Ein fünfteiliges Fazit über Voraussicht

Wohin wir auch blicken, sehen wir Beweise für einen Geist, auf den die Konstruktion der ganzen Natur zurückgeht, einen Geist, der die Herausforderungen im ganzen Weltall und auf jeder Ebene voraussah, einen Geist, der Antworten auf diese Herausforderungen plante. Das Buch Eberlins wird von drei Nobelpreisträgern gepriesen. In Anbetracht der Fülle der Beweise, die uns umgibt, sollten wir uns das fünfteilige Fazit Eberlins über Voraussicht vor Augen führen:

„1. Vieles in der natürlichen Welt weist Merkmale der Voraussicht und Planung auf. Ganze Apparate mit fein abgestimmten Bestandteilen standen sofort zur Verfügung, als Organismen mit Herausforderungen und Gefahren in Berührung kamen.

2. Aus unserer eigenen regelmäßigen Erfahrung wissen wir, dass die Fähigkeit, Problemen zuvorzukommen, ein Merkmal von bewusstem Geist ist.

3. Es ist noch niemandem gelungen, den Aufbau solcher komplizierten Schutzapparate, die beim ersten Bedarf sofort zur Verfügung standen, durch blinde, ungesteuerte Kräfte nachzuweisen. Vage Behauptungen ohne ausführliche Beweisführung und Berechnung sind völlig wertlos.

4. Unsere regelmäßige Erfahrung lässt auf nur eine Art Ursache schließen, die Probleme im Voraus nachweislich erkennen und verhindern kann, und das ist intelligente Konstruktion.

5. Intelligente Konstruktion ist die einzige stichhaltige Erklärung für die vielen Beispiele offensichtlicher Voraussicht in der Natur. Für Situationen, in denen komplizierte, ausgereifte Lösungen beim ersten Auftritt bestimmter Probleme sofort vorhanden sind, gibt es keine andere glaubwürdige Erklärung. Die Annahme der Voraussicht ist keine Sache der Wahrnehmung, sondern der Wirklichkeit“ (Eberlin, a. a. O., Seite 143). Die Fehlvorstellung, dass komplexe Lebensformen und ihre Bestandteile durch einen blinden, ungesteuerten Vorgang der Mutationen und natürlicher Auslese entstanden sind, wird langsam fallen gelassen, während sich aufgeschlossenere Naturwissenschaftler von Tatsachen, statt Traditionen, leiten lassen.

Die Bibel war ihrer Zeit lange voraus, denn sie fordert die Menschen heraus, die eine Schöpfung ohne einen Schöpfer und eine Konstruktion ohne einen Konstrukteur unterstellen. Seit Jahrhunderten ermutigt sie uns, die Natur zu erforschen und zu erkennen, dass alles nur von einem höheren Wesen erschaffen worden sein kann.

Wie es bei Hiob heißt: „Du kannst das Vieh und auch die Vögel fragen, sie würden dir die rechte Auskunft geben. Die Erde sagt es dir, wenn du sie fragst, die Fische wüssten es dir zu erzählen. Die ganze Schöpfung weiß es, spricht es aus: Dies alles hat die Hand des Herrn gemacht! Von seiner Macht hängt jedes Leben ab, der Atem aller Menschen kommt von ihm“ (Hiob 12,7-10; Gute Nachricht Bibel).

Renommierter Professor an der Universität Yale distanziert sich von der Evolutionstheorie

Der international bekannte Professor für Informatik an der Elitehochschule Yale University in den USA, David Gelernter, gab letztes Jahr zur Bestürzung vieler Wissenschaftler bekannt, dass er nicht mehr an die Evolutionstheorie glaubt.

In einem sorgfältig geschriebenen Aufsatz für die Claremont Review of Books (eine Sammlung von Buchbesprechungen) führt Gelernter in seinem Beitrag mit der Überschrift „Giving Up Darwin“ („Abwendung von Darwin“) die Gründe für seine Abkehr von einer Sichtweise an, die ihm lange lieb und teuer war. Auf den Punkt gebracht war er von der zunehmenden Fülle der Gegenbeweise überwältigt.

Er schreibt: „Dass es Darwin gelungen ist, die geringfügigen Anpassungen von Organismen an ihre Umwelt, wie Änderungen der Felldichte, der Flügelform oder der Schnabelgestalt, zu erklären, steht außer Frage. Es gibt aber viele Gründe zu zweifeln, ob seine Theorie in der Lage ist, die großen Fragen zu beantworten und das Gesamtbild zu erklären. Er mag zwar die Feinabstimmung der Merkmale von bereits bestehenden Arten auf die Umweltbedingungen überzeugend verständlich machen, aber er scheitert vollends, wenn es um die Entstehung neuer Arten geht. Gerade den Ursprung der Arten kann er nicht erklären.

Das sorgfältig argumentierte Buch Darwin’s Doubt (2013) des ,Intelligent Design‘-Pioniers Stephen Meyer überzeugte mich, dass die Theorie Darwins gescheitert ist. Denn es zeigt, dass diese Lehre die große Frage nicht beantworten kann. Ganz wichtig sind auch zwei weitere Bücher: The Deniable Darwin and Other Essays (2009) von David Berlinski und Debating Darwin’s Doubt (2015), eine von David Klinghoffer zusammengetragene Sammlung von Aufsätzen, in denen um die von Meyer aufgeworfenen Fragen gestritten wird. Diese drei Bücher führen schweres Geschütz ins Feld, aber die meisten Menschen wollen lieber die Augen davor verschließen. Beispielsweise verwertet Meyer die Arbeit, die zahlreiche Naturwissenschaftler im Laufe vieler Jahrzehnte geleistet haben, und baut die Evolutionstheorie Stück für Stück ab. Darwin’s Doubt ist eines der wichtigsten Bücher, die in der letzten Generation erschienen sind. Wer es von vorne bis hinten unvoreingenommen liest wird es schwer haben, an der Theorie Darwins festzuhalten.“

Gelernter akzeptiert die Meinung von Berlinski, dass im Gegensatz zur Voraussage Darwins, die Fossilienfunde zeigen, dass „die meisten Arten in vollendeter Form auf die Bühne treten und unverändert wieder verschwinden“. Es gebe kaum Anzeichen für eine allmähliche Umwandlung von einer Art in eine andere. Gelernter erwähnt unter anderem die Bildung stabiler, funktionsfähiger Eiweißmoleküle und stellt fest, dass sie durch die von der Evolutionstheorie unterstellten Mechanismen schwer vorstellbar ist.

„Die Eiweißmoleküle sind die Elitetruppen der lebenden Zelle, was ihre Wichtigkeit betrifft, obwohl sie im Gegensatz zu normalen Eliten in großer Anzahl auftreten. Sie übernehmen die schwersten und wichtigsten Aufgaben, und zwar in einer außerordentlichen Rollenvielfalt. Eine Unterart der Eiweiße sind die Enzyme, die den Stoffwechsel der Zelle durch die Steuerung chemischer Reaktionen betreiben. Andere Eiweiße, wie zum Beispiel Kollagen, sorgen wie Zeltstangen, aber in weitaus größerer Vielfalt, für die Struktur der Zelle.

Die Funktionen von Nerven und Muskeln und auch die Fotosynthese werden alle von Eiweißen gesteuert. Dabei ist die dreidimensionale Gestalt der Eiweißmoleküle von ausschlaggebender Bedeutung. Ist nun der neodarwinistische Mechanismus dieser Anforderung gewachsen? Das heißt, können zufällige Mutationen in Verbindung mit natürlicher Auslese Eiweißmoleküle mit den notwendigen Formen hervorbringen?“

In Beantwortung dieser Frage bezieht sich Gelernter auf den renommierten Biologen Douglas Axe: „[Nach Axe] können wir davon ausgehen, dass von allen denkbaren Aminosäureketten mit 150 Gliedern nur eine von 1074 die Fähigkeit hat, sich zu einem stabilen dreidimensionalen Gebilde zu falten. Anders ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein stabiles Eiweißmolekül durch Zufall zusammensetzt, ist gleich null. (Zum Vergleich bedenke man, dass es nach Schätzungen von Naturwissenschaftlern an die 1080 Atome im sichtbaren Weltall gibt.) Es überrascht also nicht, dass die Wahrscheinlichkeit, auf ein stabiles Eiweißmolekül zu treffen, das eine nützliche Aufgabe erfüllt und dadurch in der Evolution eine Rolle spielen könnte, noch geringer ist [als 1074]. Axe schätzt diese Wahrscheinlichkeit auf 1077.

Mit anderen Worten: Groß ist derart groß und klein ist derart klein, dass die neodarwinistische Evolutionstheorie jeder tragfähigen Grundlage entbehrt. Versuchen Sie mal, durch Mutationen eine Aminosäurekette mit 150 Gliedern zu einem nützlichen, funktionsfähigen Eiweißmolekül umzubilden, und Sie werden mit Sicherheit scheitern. Mit zehn, tausend und selbst einer Million Mutationen ist es nicht getan. Ein Erfolg ist derart unwahrscheinlich, dass man ihn als völlig unmöglich bezeichnen kann.“

Gelernter stellt fest, dass er zwar nicht die intelligente Konstruktion in der Form, wie Meyer sie vertritt, akzeptieren kann, andererseits bringt Meyer „das offen zur Sprache, was jeder denkende Mensch sich fragen muss, wenn er sich mit den schwierigen Fragen auseinandersetzt“.

Er tut sich aber schwer mit dem häufigen Aussterben von Arten in der Vergangenheit und der Präsenz von Problemen in der Natur wie z. B. Krankheiten. Er übersieht die Tatsache, dass eine perfekte physische Welt heute nicht Gottes Absicht war und dass das sündhafte Verhalten der Menschen göttliche Flüche nach sich gezogen hat.

Er räumt aber ein, dass „Intelligent Design“ die Antwort sein könnte, obwohl diese Theorie längst nicht ausgereift ist.

Nach der Veröffentlichung seines Aufsatzes sprach Gelernter über den Widerstand, der ihm aus der Welt der Wissenschaft begegnete. Seine Kollegen seien zwar im persönlichen Umgang nett zu ihm, aber das, was sie veröffentlichten und ihren Studenten böten, sei Darwinistischer Fundamentalismus.

Wenn man diese Lehre in Frage stelle, werde man verunglimpft. Zum Thema Darwinismus herrsche beileibe kein Recht auf Redefreiheit. Die Reaktionen seien von Bitterkeit, Rechthaberei, Wut und Empörung geprägt. Eine sachliche, wissenschaftliche Diskussion finde einfach nicht statt. Er höre oft Warnungen wie „Ich bin Darwinist und dulde keinen Widerspruch“ oder „Ich will einfach nichts davon hören!“.

„Ich greife ihren Glauben an“, fasst Gelernter zusammen. „Es geht für sie an die Substanz.“