Gott mit nur wenig verherrlichen

Aus dem wenigen, was wir haben, kann Gott viel machen. In diesem Sinne erteilte Jesus seinen Jüngern – und uns – eine wichtige Lektion.

Von Robin Webber

Wenn wir unseren Weg mit Gott einschlagen und Jesu Aufforderung „Folgt mir nach!“ nachkommen, wissen wir nicht, was noch alles auf uns zukommt. Wie bei einer Straßenkarte haben wir ein Ziel für unsere Reise: ewiges Leben im Reich Gottes. Unsere Karte zeigt uns aber nicht, wo wir unterwegs Schlaglöchern, gefährlichen Kurven, unerwarteten Hindernissen u. dgl. m. begegnen werden.

Entschlossenen Herzens rüsten wir uns für diese Wanderroute, doch in den Knien wird uns manchmal schwach. Wir schreiten auf dem schmalen Weg los, der zum ewigen Leben führt (Matthäus 7,13-14). Vielleicht fragen wir uns: „Habe ich die Kraft, um dem guten Hirten auf diesem schmalen Weg nachzufolgen?“

Seien wir ehrlich: Keiner von uns besitzt die Kraft, um Jesus treu nachzufolgen. Sonst könnten wir uns auf unsere eigenen Werke berufen. Wir dürfen nie vergessen, dass Gott sein Werk in uns vollbringen will – und wird. Es geht also nicht um unser Wissen oder Können. Haben wir aber unser ganzes Leben seinem Willen unterstellt, wo sollen wir im Glauben mit unserer Nachfolge Jesu beginnen?

Die Antwort lässt sich auf drei einfache, aber auch herausfordernde Schritte reduzieren:

Seien Sie offen für Gottes Vorhaben.

Seien Sie bereitwillig.

Stellen Sie sich zur Verfügung.

Das ist alles? Ja, in der Tat! Leider gibt es Christen, die sich verlaufen haben, weil sie diese einfachen Schritte vergessen haben. Ob wir nun Neulinge auf dem schmalen Weg sind oder ihn schon lange beschreiten und manche Sorgen und Zweifel hinter uns haben, lassen wir unseren „guten Hirten“ uns „einen Tisch bereiten“, damit wir diese drei Schritte mittels eines Ereignisses, das vor langer Zeit auf einem Hügel oberhalb des Galiläischen Meeres stattgefunden hat, besser verstehen.

Christi Sicht der Dinge erkennen

Besteigen wir den Hügel mit Christus und erkennen wir seine Sicht des Geschehens, wie der Apostel Johannes es im 6. Kapitel seines Evangeliums beschreibt. Jesus von Nazareth schaute auf die Menge, die sich ihm und seinen Jüngern näherte. Es waren viele derselben Menschen, denen er wenige Stunden zuvor gepredigt hatte.

Jesus hatte sich von ihnen auf der anderen Seite des Sees verabschiedet. Er war dann in ein Boot gestiegen, um ans andere Ufer zu fahren, um etwas Ruhe nach einem langen Tag zu haben. Schließlich war Jesus auch ein Mensch! Doch die Menge hatte ihn nach einem Fußmarsch um den See wieder gefunden. Die Menschen wollten den Mann wiedersehen, der sie auf so eindrucksvolle Weise gelehrt und Wunder für diejenigen, die ohne Hoffnung waren, gewirkt hatte.

Beim Anblick so vieler Menschen, die seine Botschaft zwar nicht ganz verstanden, aber dennoch mehr von ihm hören wollten, war Jesus bestimmt von Mitleid ergriffen. Johannes berichtet uns, dass es 5000 Personen waren, aber Jesus interessierte sich nicht für die Anzahl der Menschen. Ihm lag deren Bedürfnisse am Herzen, sowohl in geistlicher als auch in physischer Hinsicht.

Jesus fragte Philippus, einen seiner zwölf Apostel, der aus Betsaida stammte, einer Stadt in der Nähe: „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“ (Johannes 6,5). Philippus fühlte sich offensichtlich überfordert: „Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme“ (Vers 7). Der von Philippus genannte Betrag war ein halbes Jahresgehalt, und selbst das hätte in dieser abgelegenen Gegend nicht gereicht.

Doch Jesu Frage an Philippus sollte eigentlich der Erziehung der Jünger dienen, denn Jesus hatte sein Vorgehen in dieser Sache bereits beschlossen (Vers 6). In seinen Gedanken befasste sich Christus mit der Zukunft, auf die er seine Jünger und die ihn umgebenden Pilger, die unterwegs nach Jerusalem zum Passah waren, hinweisen wollte. Dafür brauchte er aber ein menschliches Werkzeug, das sich von der scheinbar unlösbaren Aufgabe der Speisung der Menge nicht abschrecken ließ.

Jesus sah sich in der Menge um, und die Jünger fragten sich, was er als Nächstes tun würde. Vielleicht fragten sie sich, wie wir es auch ab und zu tun, „Was mache ich bloß hier? Wie bin ich in diese Situation hineingeraten?“

Jemand war offen, bereitwillig und stellte sich zur Verfügung

In der Menge hatte Jesu Apostel Andreas einen Jungen gefunden, der einen bescheidenen Vorrat an Nahrung bei sich hatte: „Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische“, berichtete Andreas. Der Junge war offensichtlich bereit, Jesus seine mitgebrachten Lebensmittel zur Verfügung zu stellen, auch wenn sie eigentlich der Proviant für die Reise nach Jerusalem waren.

Andreas ließ sich aber von der Vielzahl der zu versorgenden Menschen beeindrucken: „Aber was ist das für so viele?“ Nun trat Jesus in Aktion. Wie so oft bei seinen Wundern gab er seinen Jüngern auch diesmal eine Aufgabe: „Lasst die Leute sich lagern“ (Vers 10). Dann nahm Jesus die Brote und Fische von dem Jungen, der für Jesu Vorhaben offen war und sich bereitwillig zeigte.

Jesus dankte Gott für die Speise. Der Junge schaute zu, als dieser Mann aus Nazareth die durch ein Wunder gemehrte Speise seinen Jüngern zur Verteilung an die Menschenmenge übergab. Und die Speise ging nicht aus – jeder wurde satt (Vers 12). Hier war keine Rationierung notwendig!

Eine weitere Lektion – auch für heute

Nachdem alle gegessen hatten und satt geworden waren, erteilte Jesus seinen zweifelnden Jüngern eine weitere Aufgabe und damit noch eine Lektion: „Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. Da sammelten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren“ (Verse 12-13).

Stellen Sie sich die Jünger vor, wie sie mit den vollen Körben zu Jesus zurückkehrten. Hatten sie vorher die Speisung der Menge für ausgeschlossen gehalten, wurden sie jetzt von der Realität des Wunders eingeholt, das Jesus gerade gewirkt hatte. Jesu zusätzliche Aufforderung zum Einsammeln der übrig gebliebenen Brote untermauerte die Lektion, die seine Jünger lernen sollten. Sie behielten sie auch, wie es die spätere Niederschrift des Johannesevangeliems bezeugt.

Daraus können wir die Lehre ziehen, dass Jesus immer genau weiß, was er vorhat – heute genauso wie damals. Dass er mit seinen Jüngern auf den Hügel oberhalb des Sees ging, war kein Zufall. Ja, er brauchte Ruhe nach einem anstrengenden Tag. Gott verschwendet aber nie eine Gelegenheit, ein Wunder zu wirken bzw. seinen Kindern etwas Wichtiges zu zeigen. Er lässt sich nicht einengen oder in seinem Handlungsspielraum einschränken, sondern ist ständig dabei, neue Türen für sein Wirken zu unseren Gunsten zu öffnen.

Ein Junge stellte das, was er hatte, zur Verfügung. Damals war Gerste ein Grundnahrungsmittel für die ländliche Bevölkerung. Der Junge vertraute aber auf Jesus und gab ihm alles, was er bei sich hatte.

Wie oft zögern Sie und ich bei unserem Einsatz für Gott, weil wir meinen, dass das, was wir haben, zu wenig ist? Warum kommen wir nicht auf den Gedanken, dass Gott unser weniges zu seiner Herrlichkeit verwenden kann?

Sie kennen die diversen Ausreden: „Ich weiß zu wenig“, „Ich bin zu alt“, „Ich bin zu jung“, „Ich habe zu wenig“ usw. Das Resultat ist, dass wir uns für den Dienst Gottes nicht zur Verfügung stellen, sondern in der unerkennbaren Masse derjenigen versteckt bleiben, die weder offen noch bereitwillig sind.

Der Junge mit seinen fünf Gerstenbroten ist diesbezüglich Gottes Aushängeschild, das uns daran erinnern soll, dass Alter, Größe und Wissen nie zu wenig sind, wenn es um den Dienst für Gott geht.

Eine kurze Erzählung mit großem Potenzial

Überlegen wir uns, womit Christus arbeiten soll, wenn wir ihm gegenüber nicht offen sind und ihm nichts zur Verfügung stellen. Geben wir ihm nichts, hat er auch nichts, womit er etwas anfangen kann! Ohne unsere Bereitschaft und unseren Einsatz können wir kaum erwarten, dass Jesus unser Handeln segnen wird.

Die kurze Erzählung im Johannesevangelium zeigt uns aber, welches Potenzial das wenige hat, wenn wir es Jesus zu seiner Verwendung anvertrauen. Dabei spielt es keine Rolle, was andere von uns bzw. unserer Situation halten. Wichtig ist die Lektion der fünf Gerstenbrote und der zwei Fische, die Jesus zu seiner eigenen Verherrlichung mehrte.

Am nächsten Tag wies Jesus einige der 5000, die an der Speisung teilgenommen hatten, auf die wahre geistliche Speise hin, die zum ewigen Leben führt: „Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters“ (Johannes 6,27). Bereits am Vortag wusste Jesus (Johannes 6,6), dass er seine Mehrung der Brote und Fische mit einer wichtigen geistlichen Lektion verknüpfen wollte: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit“ (Johannes 6,51).

Der Junge, der Jesus seine Speisevorräte zur Verfügung stellte, reihte sich damit in eine lange Liste von Menschen ein, die für Gottes Wirken offen und bereitwillig waren und sich zur Verfügung stellten. Sarai, Hanna und Elisabeth waren Frauen, die viele Jahre lang keine Kinder bekommen konnten, doch Gott segnete sie und erfüllte ihren Kinderwunsch. Mit nur 300 Kämpfern rückte Gideon gegen die Feinde Israels aus und errang den Sieg. Die Moabiterin Rut kam als mittellose Witwe nach Israel und wurde zur Vorfahrin unseres Erlösers Jesus.

Alle diese Leute hätten sich mit den Worten des Apostels Paulus in Philipper 4, Verse 6-7 identifizieren können: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ Dieser Frieden resultierte aus der Bereitschaft der genannten Helden des Glaubens, Gott ihr Leben zur Verfügung zu stellen. Gott belohnte ihre Standhaftigkeit und mehrte das wenige, was sie hatten.

Nehmen wir an, ein Andreas würde Sie in der Menge finden und zu Jesus bringen. Wahrscheinlich gäbe es andere in der Gruppe, die intelligenter, talentierter oder sonst was wären als Sie. Aber in dem Augenblick, wenn man die Gelegenheit hat, sich vor Gott offen und bereitwillig zu zeigen, spielt das keine Rolle. Das Einzige, was dann zählt, ist Gottes Gnade und Kraft, mit der er etwas aus unserem wenigen machen kann.

Was hält Sie davon ab, sich Gott zur Verfügung zu stellen? Ist es Ihre Fehleinschätzung, dass Gott mit Ihnen nicht viel anfangen kann, dass Sie ihm nicht sehr viel zu bieten haben? In der gleichen Weise, wie Gott die wenigen mitgebrachten Speisen eines Jungen benutzte, um 5000 Menschen zu sättigen, bietet Gott Ihnen eine großartige Verantwortung in der Zukunft, die Sie mit Ihrem „wenigen“ – und seiner Hilfe – meistern können.

Was müssen Sie tun? Seien Sie offen für Gottes Vorhaben. Seien Sie bereitwillig. Stellen Sie sich zur Verfügung.