Von der Redaktion

Ein wesentlicher Teil dieser Ausgabe ist der Beschreibung der Sintflut in den Kapiteln 6-8 vom ersten Buch Mose gewidmet. Darin sehen bekanntlich viele Menschen nur eine ausgeschmückte Volkslegende. Manche räumen wohl ein, daß es sich dabei um eine regionale Überschwemmung gehandelt haben könnte, die Noah mit seinen Söhnen und ihren Haus- bzw. Nutztieren überlebte.

Interessant ist, daß bezüglich einer Flut in der frühen Menschheitsgeschichte die Bibel längst nicht die einzige Quelle ist. Es gibt weltweit buchstäblich Tausende solcher Flutgeschichten. An der Universität von Greensboro in North Carolina arbeitete Dr. Aaron Smith wie besessen an der Klassifizierung aller Berichte über die Flut. „In jahrelanger Arbeit hat er eine vollständige Literaturgeschichte der Arche Noah zusammengetragen. 80 000 Werke in 72 Sprachen gibt es über die Sintflut, von denen 70 000 das sagenhafte Schiffswrack erwähnen“ (Werner Keller, Und die Bibel hat doch recht, Sonderausgabe 2002, Seite 41).

Wer die biblische Überlieferung der Sintflut in Frage stellt, handelt nur dann konsequent, wenn er den Bericht der Bibel über Abraham ebenfalls ablehnt. Was die Bibel angeht, ist Abraham wohl das Bindeglied bei der Überlieferung der „vorsintflutlichen“ Geschichte gewesen. Abraham und Noah waren nämlich Zeitgenossen, denn als Noah starb, war Abraham bereits über 50 Jahre alt.

Um die Glaubwürdigkeit der Überlieferung der Sintflut in Frage zu stellen, muß man daher die Details, die die Bibel über Abraham berichtet, hinterfragen. Betrachten wir zum Vergleich eine berühmte weltliche Persönlichkeit. Bis heute konnte noch niemand eine eigenhändige Unterschrift von Alexander dem Großen vorzeigen. Dennoch wird Alexanders Einfluß auf die Welt seiner Zeit anerkannt. Die älteste noch übriggebliebene Biographie Alexanders wurde aber erst 400 Jahre nach seinem Tod verfaßt. Autor war der um 96 n. Chr. geborene griechische Historiker Arrian. Für die Taten Alexanders besitzen wir keinerlei zeitgenössisches Zeugnis, und doch wird die Darstellung eines 400 Jahre später lebenden Mannes über den Einfluß Alexanders allgemein akzeptiert.

Abraham und seine Welt werden 400 Jahre später in der Bibel erwähnt. Sogar Sitten und Gebräuche der damaligen Gesellschaft, wie in 1. Mose beschrieben, finden ihre Bestätigung auf Tontafeln, die in Nusi, einem Ort nahe der Stadt Assur in Assyrien, ausgegraben wurden. Diese Urkunden „betreffen Erbschafts- und Eigentumsrechte, Sklavenhaltung, die Annahme an Kindes statt, und weitere Details“ (Eugene H. Merrill, Kingdom of Priests, Baker Book House, Grand Rapids, 1996, Seite 38-39).

Die frühere Behauptung von Wissenschaftlern, die in 1. Mose 15 und 16 beschriebenen Handlungen, wie die Zeugung eines Kindes durch die Magd der Ehefrau, seien frei erfunden, erwiesen sich als nicht haltbar. Nach der Entdeckung der Nusi-Tafeln mußten sie einräumen, daß dies in der damaligen Kultur bei Unfruchtbarkeit der Ehefrau gängige Praxis war.

Bis jetzt wurde kein Detail des biblischen Berichts über das kulturelle Umfeld, in dem Abraham gelebt hat, durch eine archäologische bzw. historische Entdeckung widerlegt. Wie glaubwürdig ist die biblische Darstellung der Sintflut? Lesen Sie unsere Artikel auf Seiten 8-16 und urteilen Sie selbst, wie gut Abraham dem Patriarchen Noah zuhörte.