Chefredakteur Paul Kieffer schreibt an die
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September-Oktober 2006

Als meine Frau und ich vor 23 Jahren das Land Israel besuchten, erlebten wir eine Überraschung nach der anderen. Eine davon ist mir bis heute in besonderer Erinnerung geblieben. Wir waren mit einer Studiengruppe zwei Wochen lang unterwegs, von der israelisch-libanesischen Grenze im Norden bis nach Beerseba im Süden, und vom Mittelmeer im Westen bis ans Tote Meer. In der zweiten Woche verbrachten wir auch ein paar Tage in und um Jerusalem.

Nur ein Jahr nach dem Einmarsch Israels in den Libanon waren wir von der allgemeinen friedlichen Atmosphäre sehr überrascht. Wir mußten uns nicht immer bei unserer Reisegruppe bleiben, sondern konnten auch auf eigene Faust bestimmte Objekte besichtigen, die uns interessierten. Kein einziges Mal fühlten wir uns bedroht oder in Gefahr.

Es gab immer wieder die Art Überraschung, die bibelkundige Menschen erleben, wenn sie zum ersten Mal das Land der Bibel besuchen und die Bibel für sie lebendig wird. Mehrmals hatten wir ein sogenanntes „Aha-Erlebnis“, als ein scheinbar unwichtiges Detail der biblischen Erzählung auf einmal, sozusagen vor Ort in Augenschein genommen, zu seiner vollen Geltung kam.

Die größte Überraschung während unserer Reise hatte ebenfalls mit Bibelkunde zu tun, aber auf eine andere Art. Ich erlebte sie während unseres Aufenthaltes in Jerusalem. Wir besuchten die Westmauer (früher Klagemauer genannt) und das unter muslimischer Kontrolle stehende Gelände des Tempelbergs. Nach diesem Tagesausflug gab es als Ergänzung einen Vortrag über die Geschichte des biblischen Tempels. Unser Referent war ein israelischer Archäologe, ein Jude.

In seinen Ausführungen über die Zeit Salomos, in der der erste Tempel gebaut wurde, nannte er das gesamte Volk Israels zu Salomos Lebzeiten „die Juden“. Zunächst meinte ich für mich, es wäre ein Versprecher gewesen, aber dann wiederholte er es. Nach dem Vortrag fragte ich unseren Reiseleiter, der selbst auf dem Gebiet der biblischen Archäologie studiert hatte, ob er unseren Referenten auch so wie ich verstanden hatte. Er stimmte mir zu, und die Überraschung war perfekt.

Wenn Sie den durchschnittlichen Konfessionschristen fragen, „Wer ist Israel?“ bzw. „Wer sind heute die Israeliten der Bibel?“, dann werden Sie aller Wahrscheinlichkeit nach als Antwort „die Juden“ bekommen. Die Unkenntnis der Bibel, die sich in dieser Antwort widerspiegelt, überrascht in einem Land nicht, in dem nach einer Umfrage des Nachrichtenmagazins Focus nicht einmal der Hälfte der befragten Konfessionschristen der Inhalt der Zehn Gebote gut bekannt und nur 17 Prozent der Befragten die Bergpredigt Jesu bekannt ist.

Daß ein gebildeter Jude sein Volk, das ursprünglich nur einen der zwölf Stämme Israels darstellte, mit dem ganzen Volk Israel verwechselte, war hingegen eine große Überraschung. Eine ausführliche Behandlung der biblischen Geschichte vom Volk Israel finden Sie in unserer kostenlosen Broschüre Amerika und Großbritannien: Was sagt die Bibel über ihre Zukunft?. Auf Anfrage senden wir sie Ihnen gerne zu.