GN-Interview mit Dr. Jay Richards

Gute Nachrichten: Dr. Richards, was hat Sie am meisten dazu inspiriert, The Privileged Planet zu schreiben?

Jay Richards: Das Buch begann, als ich 1999 zum ersten Mal mit Guillermo Gonzalez zusammentraf. Er fiel mir als Astronom an der Universität von Washington auf. Ich arbeitete gerade am „Discovery Institute“ in Seattle. Also rief ich ihn an. Am Ende formulierten wir eine Hypothese: Wenn man eine Liste von wichtigen Merkmalen für Bewohnbarkeit durchgeht, tragen diese dann auch zu den insgesamt bestmöglichen Bedingungen für wissenschaftliche Entdeckungen bei?

Diese Vorstellung faszinierte uns, weil wir wussten, dass es, falls sie zutraf, eine grundlegend neue Art von Argumenten geben würde, die für Design ins Feld geführt werden konnten. Das würde sich nicht nur auf die Idee konzentrieren, dass das Universum für komplexes Leben entworfen worden ist, sondern auch darauf, dass es auch für Entdeckungen geschaffen worden ist.

GN: Was war die erstaunlichste Entdeckung, die Sie bei den Nachforschungen für Ihr Buch gemacht haben?

JR: Da gab es wohl nichts, was faszinierender gewesen wäre, als das Beispiel mit der Sonnenfinsternis mit all den Zufällen an Größe und Position, die genau stimmen müssen – jeder kennt ja das Konzept der Sonnenfinsternisse. Die meisten Menschen, die eine Sonnenfinsternis erlebt haben, hatten, offen gesagt, ein spirituelles Erlebnis. Das wurde in der westlichen Kunst seit Jahrhunderten dargestellt.

Aber als Zweites kam diese zunehmende Zahl von Entdeckungen, die zeigten, dass Sonnenfinsternisse nur die Spitze des Eisbergs waren. Da gab es auch all diese anderen Beispiele, die sich niemand zuvor ernsthaft angesehen hatte, bei denen diese Dinge zusammenkommen, von der Art von Atmosphäre, die wir haben, der Art von Galaxie, in der wir leben, bis hin zu unserer Position innerhalb dieser Galaxie.

All diese verschiedenen Faktoren, die an sich unabhängig voneinander sind, deuteten auf dieses faszinierende Muster hin, das die Vorstellung nahelegt, dass wir es eher mit dem, was ich gerne eine Verschwörung nenne, zu tun haben, statt mit einem Zufall.

GN: Wie sind die Argumente in Ihrem Buch von der wissenschaftlichen Gemeinde aufgenommen worden?

JR: Die Argumente wurden eigentlich recht positiv aufgenommen. Das Buch erschien im Jahr 2004 und wurde in bekannten Publikationen wie der Zeitschrift Nature besprochen. Zum größten Teil waren die Buchbesprechungen respektvoll.

Natürlich haben diejenigen, die gegen Design sind, in der Mehrheit das Buch angegriffen. Aber sie waren nicht in der Lage, irgendeines unserer tatsächlichen Argumente zu attackieren. Es gab Angriffe auf unsere Motive oder oberflächliche Einwände, auf die wir schon im Buch selbst in Kapitel 16 eingegangen sind. Es ist für uns aber sehr erfreulich, dass es bisher noch niemandem gelungen ist, irgendeinen offensichtlichen Fehler in unserem Argument selbst zu entdecken.

GN: Wie wurde das Buch in der allgemeinen Öffentlichkeit aufgenommen?

JR: Das Buch wurde sehr positiv aufgenommen – besonders wenn man auch den Dokumentarfilm The Privileged Planet, der auf unserem Buch basiert, mitberücksichtigt. Dieser Film hat dazu geführt, dass eine viel größere Anzahl von Menschen mit dem Thema bekannt gemacht wurde, als das Buch allein es vermochte. Der Film wurde auf vielen PBS-Sendern [dem nicht kommerziellen öffentlichen Fernsehen der USA] und TBN [einem bekannten religiösen Sender] gezeigt. Er wurde in viele Sprachen übersetzt, darunter auch ins Mandarin-Chinesische.

GN: Wie ich gehört habe, soll der Astronom Hugh Ross gesagt haben, dass mittlerweile 323 Parameter oder wissenschaftliche Gesetze entdeckt wurden und dass Wissenschaftler jedes Jahr viele weitere hinzufügen. Stimmen Sie dieser Aussage zu?

JR: Ich möchte dem nicht unbedingt widersprechen, aber es ist sehr schwierig, eine umfassende Liste all der Dinge aufzustellen, die für Leben notwendig sind, denn man muss da zuerst die Dinge ausfindig machen, die voneinander abhängen.

Es ist zum Beispiel wichtig, sich an einer bestimmten Stelle in der Galaxie zu befinden, denn das bestimmt zum Teil, wie viel schwere Elemente oder Schwermetalle für den Aufbau von erdähnlichen Planeten zur Verfügung stehen. Man könnte also die Position zu einem Faktor machen und das, was man Metallizität [der Anteil des Planeten, der aus Elementen besteht, die schwerer als Wasserstoff und Helium sind] zu einem weiteren Faktor, aber in Wirklichkeit sind diese beiden voneinander abhängig.

Man kann sie also nicht einfach aufaddieren, so als wären es unabhängige Faktoren. Wir ziehen es vor, uns an die Faktoren zu halten, die bereits gut festgenagelt und voneinander unabhängig sind. Wir haben hier also einen eher minimalistischen Ansatz, während Dr. Ross einen eher maximalistischen Ansatz vertritt, wenn es darum geht, so viele Faktoren wie möglich zu identifizieren. Man benötigt ja sowieso nur 15 Parameter, bevor man all die Möglichkeiten des Zufalls innerhalb unserer Galaxie erschöpft hat.

GN: Ist gemäß Ihren Nachforschungen für The Privileged Planet irgendein Zweck für das Universum erkennbar?

JR: Wir glauben, dass es möglich ist, innerhalb dieser Beweise aus der Astrobiologie einen klaren Zweck zu erkennen. Das stammt nicht so sehr aus der Erkenntnis, dass erdähnliche Planeten selten sind. Unser Argument basiert weniger direkt auf Wahrscheinlichkeiten, sondern auf Mustern. Was dabei so fasziniert: Dieses Muster kommt einer Überlappung der Bedingungen für Leben mit denen für wissenschaftliche Entdeckungen gleich.

Man stellt fest, dass die seltenen Orte im Universum, wo Beobachter, wie wir es sind, existieren können, gleichzeitig auch die besten Orte für eine breite Palette an wissenschaftlichen Entdeckungen sind. Das ist etwas, was man erwarten würde, wenn das Universum für Entdeckungen geplant worden wäre. Es ist nicht etwas, das man erwarten würde, wenn man ein Universum vor sich hätte, das allein das Resultat von unpersönlichen, zweckfreien Kräften wäre.

Es ist also dieses Muster aus Leben und Entdeckungen, dass auf einen Zweck hindeutet und diese Design-Schlussfolgerung bewirkt.

GN: Welche neuen Entdeckungen über unseren Planeten und das Weltall gab es in letzter Zeit?

JR: Seit dem Erscheinen unseres Buches wurden mehrere neue extrasolare Planeten entdeckt. Sie bestätigen fortlaufend unsere Behauptungen – dass es alle möglichen Wege gibt, wie planetare Systeme sich aufbauen können.

Es gibt einige Theorien, die im Prinzip davon ausgehen, dass es in einem Teil des Sonnensystems eine bestimmte Art von Planeten geben wird und in anderen Teilen des Sonnensystems eine andere Art. Und jeder extrasolare Planet, den wir entdecken, scheint diese These zu widerlegen und zu zeigen, dass es viele andere Wege gibt, wie Planeten sich anordnen können, mehr als wir uns je hätten vorstellen können. Das deutet darauf hin, dass die Dinge sehr sorgfältig aufeinander abgestimmt sein müssen.

GN: Welchen Kommentar haben Sie zu dem Fall in Dover in Pennsylvania, wo das Lehren von „Intelligentes Design“ in öffentlichen Schulen verboten worden ist. Wie schädlich ist das für die Theorie?

JR: Nun, die Entscheidung in Dover hat den Argumenten für Design natürlich nicht gerade geholfen. Die Beweise für Design finden sich in der Welt der Natur. Ein Bundesrichter hat keinen Einfluss auf die Beweise aus der Natur. Er hat auch keine Rechtskompetenz in der Frage, was Wissenschaft darstellt, auch wenn er glaubt, diese zu haben.

Aber die Dover-Entscheidung stellte natürlich ein Problem für „Intelligentes Design“ dar, teilweise auch deshalb, weil es den Eindruck gibt, „Intelligentes Design“ sei lediglich eine Form der Religion, die sich als Wissenschaft tarnt. Ich finde das eine pervertierte Behauptung, denn jedes Argument, das auf öffentlichen Beweisen, auf Beweisen aus der Astronomie oder der Biologie basiert, ist ein öffentliches Argument. Man kann das nicht als kirchlich oder religiös abtun.

Die Vorstellung, dass Beweise für Design theologische oder religiöse Auswirkungen haben, stimmt natürlich. Aber praktisch jede Entdeckung von Ursprüngen, die wir in den Wissenschaften machen, wird irgendeine Art von theologischen Folgen haben. Der Darwinismus hat theologische Folgen. Wenn man die Kriterien von Richter Jones anwenden würde, dann wäre vieles von dem, was wir in der Naturwissenschaft diskutieren, nicht erlaubt.

GN: Was ist zur Stärkung der „Intelligentes Design“-Bewegung erforderlich?

JR: Was zu diesem Zeitpunkt für eine Stärkung der „Intelligentes Design“-Bewegung vonnöten ist, ist mehr Grundlagenforschung. „Intelligentes Design“ wird erfolgreich sein, wenn viele Leute erkennen, wie fruchtbar dieser Ansatz für die Eröffnung neuer Forschungsrichtungen innerhalb der Naturwissenschaften ist.

Ich glaube offen gesagt, dass die philosophischen Argumente vorliegen und auch die Beweise für Design existieren. Aber wissenschaftliche Ideen sind in der Regel nicht dadurch erfolgreich, dass sie ihre Gültigkeit beweisen, sondern indem sie zeigen, dass sie fruchtbar sind und zu interessanten neuen Forschungsrichtungen innerhalb der Naturwissenschaft führen.

Wegen der Feindseligkeit gegenüber „Intelligentes Design“ muss ein Großteil der Forschung leider sozusagen unterhalb des Radars erfolgen. Das Problem ist, dass in der Sekunde, in der ein Forscher einen Artikel veröffentlicht, der Argumente für Design anführt, Anhänger der anderen Seite alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Herausgeber, der den Artikel zugelassen hat und den Forscher, der ihn veröffentlicht hat, zu vernichten. Ich glaube aber, dass am Ende die Versuche, diese Stimmen zum Schweigen zu bringen, nicht erfolgreich sein werden.

GN: Welchen Fortschritt gab es bereits?

JR: Im Rahmen der Forschung wurde schon sehr viel Fortschritt erzielt. Vieles davon musste aber hinter den Kulissen erfolgen. Es gibt Forschertreffen auf hoher Ebene hier in diesem Land und auf der ganzen Welt.

Seit dem Dover-Fall hat eine Menge Leute diejenigen von uns, die an der „Intelligentes Design“-Bewegung beteiligt sind, kontaktiert. Sie sagen, sie wären schon seit Jahren in den Naturwissenschaften tätig gewesen und haben diese neue Richtung mitverfolgt und stünden der Bewegung wohlgesonnen gegenüber. Das waren Leute, die wir nicht kannten, die sich unterhalb des Radars bewegten. Ich glaube nicht, dass ein übereifriger Richter in Pennsylvania den Ausgang dieser Debatte bestimmen wird.

GN: Wie lange, glauben Sie, wird sich das Evolutionsparadigma Darwins halten können? Wird „Intelligentes Design“ dieses erfolgreich ersetzen können?

JR: Ich glaube, dass „Intelligentes Design“ den Darwinismus nicht ersetzen wird, es wird vielmehr all das aufnehmen, was an dieser vorhergehenden Theorie richtig war. Es gibt also an Darwins Erklärung nichts, was innerhalb des „Intelligenten Design“-Rahmenwerkes verloren gehen wird. Es wird nur dazu kommen, dass die Macht der natürlichen Auslese als das angesehen werden wird, was sie ist, nämlich eine Erklärung für relativ belanglose Faktoren. Diese Macht existiert, aber sie erklärt weniger das Leben des Stärkeren als das Überleben des Stärkeren.

Natürlich ist das „Intelligentes Design“-Konzept nicht auf die Biologie beschränkt. Es umfasst auch die Kosmologie, die Physik und selbst die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Der Materialist sagt im Bereich der Volkswirtschaftslehre, dass Reichtum nicht geschaffen werden kann, es handle sich lediglich um physische Dinge, die im Umlauf sind – egal, ob es um Goldbarren oder Grundbesitz geht. Wir wissen aber, dass Reichtum geschaffen werden kann. Menschen, die mit der geschaffenen Ordnung agieren, sind in der Lage, Materie in neue Dinge umzuwandeln. Wir nehmen Sand und machen daraus Computerchips und Glasfaserkabel. Das entspricht genau dem, was man erwarten würde, wenn wir in einem Universum geschaffen wurden, das einem Zweck dient.

Der Christ würde sagen, dass wir, wenn wir nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden sind, auch an seiner Kreativität teilhaben und in der Lage sind, neue Dinge und Reichtum zu schaffen. Der Materialist hat dagegen nicht wirklich eine Erklärung für dieses Phänomen.

Ich glaube, dass der Darwinismus als eine der Theorien, die sich innerhalb der Biologie behauptet haben, in fünfzig Jahren etwa den gleichen Status haben wird wie der Marxismus. Wir werden uns darüber wundern, dass die Menschen die darwinschen Erklärungen für so lange Zeit für ausreichend und überzeugend gehalten haben.

GN: Haben Sie ein letztes Wort an unsere Leser?

JR: Ich betone nochmals, dass die Argumente für Design Allgemeingut sind. Wer Christ ist, wird diesen Argumenten gegenüber offen sein. Die Natur ist Gottes allgemeine Offenbarung seines Selbst und die Bibel seine persönliche Offenbarung seiner selbst. Wenn beides wahre Offenbarungen sind, dann können wir erwarten, dass es sich auf lange Sicht zeigen wird, dass beide Offenbarungen miteinander im Einklang stehen.

Dr. Jay Richards vom „Discovery Institute“, einer naturwissenschaftlichen Denkfabrik im US-Bundesstaat Washington, ist Mitautor des 2004 erschienenen Buches The Privileged Planet. Zurzeit ist er Direktor von „Acton Media“ am „Acton Institute“ im US-Bundesstaat Michigan. Dr. Richards promovierte in Philosophie und Theologie am Princeton Theological Seminary. Seine Magistertitel hat er vom Calvin Theological Seminary und vom Union Theological Seminary in Virginia.