Seit mehr als einem Jahrzehnt berichten wir über die Situation in Europa. Heute ist diese Berichterstattung wichtiger denn je, denn Europa ist von zentraler Bedeutung für die Erfüllung biblischer Prophezeiungen.

Von John Ross Schroeder

Vor mehr als drei Jahrzehnten zog unsere fünfköpfige Familie aus den USA nach Großbritannien um. Seither habe ich viele Artikel über die Entwicklung der Europäischen Union (EU) recherchiert und verfasst. Ihr Vorgänger war die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG).

Warum ist die europäische Integration ein so wichtiges Thema? Die Prophezeiungen der Bibel deuten darauf hin, dass die EU mit den USA als Weltmacht gleichziehen – und sie sogar überrunden – wird. Während die EU offensichtlich bereits eine wirtschaftliche Supermacht ist, ist sie bisher aber nur ein militärischer Zwerg gewesen.

Aber das wird so nicht immer bleiben. Und angesichts der Tatsache, dass zwei Weltkriege ihren Anfang auf dem europäischen Kontinent nahmen, wäre es durchaus berechtigt, wenn die Welt aufhorchen würde, sobald militärische Macht zu Europas zunehmender wirtschaftlicher Stärke hinzukommt.

Die Souveränität der Europäer

Die Amerikaner sind sich nicht bewusst, wohin sich die Trends in Europa entwickeln. Die US-Medien bieten nur wenig internationale Berichterstattung. Sie neigen eher dazu, über Banalitäten zu berichten. Die Folge? Die Amerikaner erkennen die Bedeutung der großen Veränderungen in der Welt nicht.

Als langjähriges Mitglied der „Foreign Press Association“ in London habe ich als Korrespondent vielen EU-Konferenzen beigewohnt. Schritt für Schritt habe ich erlebt, wie die europäischen Nationen ihre nationale Souveränität an die Europäische Union mit ihren sich ausweitenden Kompetenzen abtraten. In dieser Hinsicht scheint der Kurs Europas unumkehrbar zu sein.

In der Ausgabe American Thinker vom 13. Januar 2010 fasste John Griffing die Auswirkungen dieser Veränderungen zusammen: „Es gibt kein Europa mehr – das Europa der freien und unabhängigen Nationen. Die Souveränität ist dort praktisch gestorben, und ein kollektiver Gigant, den Michail Gorbatschow so treffend als ,europäischen Sowjet‘ bezeichnet hat, überspannt den Kontinent und leitet eine neue Tyrannei des 21. Jahrhunderts ein.

Mit der einstimmigen Ratifizierung des berüchtigten Vertrags von Lissabon am 3. November 2009 hat die Europäische Union eine Übergabe von Autorität bewirkt, wie sie selbst der aggressivste militärische Eroberungsfeldzug nicht hätte erreichen können. Sogar der Anschluss Österreichs [die Angliederung Österreichs vor dem Zweiten Weltkrieg] hält keinem Vergleich mit dieser vereinten Abtretung von Freiheit durch sternguckende Europäer stand“ („The Breaking of Nations“; alle Hervorhebungen durch uns).

Ende 1991 nahm ich an einer EWG-Konferenz in Maastricht teil, die den Vertrag über die Europäische Union vorbereitete. Zu jener Zeit fasste der bekannte Historiker Paul Johnson den fortlaufenden britischen Verlust an nationaler Souveränität zusammen. Seine einleitenden Worte waren: „Für mich kennzeichnete dieses schäbige Feilschen von Maastricht das Ende von England.“ Sein abschließender Absatz enthielt im Hinblick auf die europäische Einigung folgende Worte: „England ist am Sterben und uns bleibt nichts als ein roboterhafter Megastaat“ (The Sunday Telegraph, 15. Dezember 1991).

Das war vor fast 20 Jahren. In den seither vergangenen zwei Jahrzehnten sind mehr und mehr nationale Souveränitätsrechte aufgesaugt worden.

Der entscheidende Wendepunkt

Zwischen 1982 und November 1989 gaben mir mehrere Besuche im kommunistischen Osteuropa Anlass zur Sorge. Ein tschechischer Schaffner versuchte all meine Reisekostenbelege zu konfiszieren (ohne Erfolg). Bei einem anderen Anlass waren sechs polnische Grenzsoldaten erforderlich, um zu bestätigen, dass mein Passfoto tatsächlich mein Gesicht zeigte. Es ist schwer zu glauben, dass noch vor kaum mehr als 20 Jahren die Grenzen zwischen West- und Osteuropa buchstäblich Grenzen der Schikanen waren, die die freie Welt von einer Welt der kommunistischen Diktatur trennten.

Aber die Situation änderte sich schlagartig, als die Mauer im frühen November 1989 geöffnet wurde. Im März 1990 besuchte ich Berlin und sah am Kontrollpunkt „Checkpoint Charlie“, wie die Ostberliner durch den berüchtigten Übergang zogen, ohne dabei von DDR-Grenzposten gestört zu werden.

Zu jener Zeit bildete West-Berlin mit seinem materiellen Wohlstand einen starken Kontrast zu den grauen und völlig heruntergekommenen Gebäuden im Ostteil der Stadt. Als ich 20 Jahre später für die Jubiläumsfeiern zurückkehrte, konnte ich kaum einen Unterschied zwischen den östlichen und westlichen Teilen der jetzt wiedervereinten deutschen Hauptstadt erkennen.

Der Fall der Berliner Mauer stellte in der Tat einen historischen Wendepunkt dar. Zu der Zeit schrieb Paul Johnson mit scheinbar prophetischer Einsicht: „Der Zerfall des Ostblocks eröffnet den Weg für die Weltdominanz durch ein Großeuropa“ (The Spectator, 11. November 1989). Johnson kannte die deutsche Nation: „Deutschland war immer zu groß und mächtig, die Deutschen zu arbeitsam und zahlreich, um nur eine begrenzte Rolle in Zentraleuropa zu spielen“ (ebenda).

Die Ausgabe des US-Nachrichtenmagazins Time vom 11. Januar 2010 beschreibt die deutsche Kanzlerin Angela Merkel als „Wegbereiterin und unangefochtene Führerin der größten Volkswirtschaft Europas“. Die europäische Ausgabe des Magazins zeigte ihr Bild mit der aufschlussreichen Überschrift: „Frau Europa: Angela Merkel hat mehr Macht als irgendein anderer Führer auf dem Kontinent. Was wird sie damit anfangen?“

Die deutsche Wiedervereinigung: weitreichende Konsequenzen

Es dauerte nicht einmal ein Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer, bis die DDR aufgelöst und in die Bundesrepublik Deutschland eingegliedert wurde. Damit wurde der Weg zu einer Vereinigung von ganz Europa geebnet.

Robert Zoellick, der Präsident der Weltbank, schrieb Ende letzten Jahres in der International Herald Tribune: „In den letzten 20 Jahren haben die Deutschen sehr Wichtiges erreicht. Sie haben dazu beigetragen, die Länder Ost- und Westeuropas in die Europäische Union und den transatlantischen Sicherheitsapparat der NATO zu integrieren. Sie haben dabei geholfen, eine historische Europäische Union in Frieden zu schaffen“ (7. November 2009).

In den letzten 20 Jahren ist die EU von 12 auf 27 Länder angewachsen. Der Euro hat in Europa viele nationale Währungen ersetzt. Viele Mitglieder der europäischen Union haben wirtschaftlich davon profitiert. Angesichts der vor Kurzem aufgetretenen Finanzkrise in Amerika ist die Europäische Union jetzt die größte Wirtschaftsmacht der Welt, mit einem Bruttoinlandsprodukt, das fast so groß ist wie das der USA und Chinas zusammen. Aber zu welchem enormen Preis hinsichtlich ihrer Freiheit?

Eine andere Sicht Europas

Viele Beobachter begrüßen die Europäische Union als Lösung für die jahrhundertealten Probleme des Kontinents wie Konflikte, wirtschaftliche Ungleichheit und Krieg. Sie sehen diese transnationale Einheit als die positivste geopolitische Entwicklung, die jemals in Europa stattgefunden hat.

Aber, in den Worten des Artikels von John Griffing im American Thinker: „Existiert Europa nur noch in der Geschichte?“ Er schreibt, dass der Vertrag von Lissabon, der die Europäische Union zu einem föderalen Superstaat (praktisch zu den „Vereinigten Staaten von Europa“) umgestaltet, „eine der destruktivsten Urkunden in der Geschichte Europas ist“. Danach kann die „nicht demokratisch gewählte Europäische Kommission Gesetze, die von den ordnungsgemäß gewählten Volksvertretern verabschiedet wurden, revidieren, überarbeiten oder sogar völlig neu gestalten“.

Wichtige Teile der Magna Charta Großbritanniens sind außer Kraft gesetzt worden. Nationale und persönliche Freiheiten sehen sich ernsthaften Gefahren ausgesetzt. Jahrhunderte an angelsächsischen Gesetzen sind durch den Ansatz des napoleonischen Kodex „Schuldig, bis die Unschuld erwiesen ist“ unterminiert.

Griffing erklärt, wie das alles gekommen ist: „Wie konnten es unabhängige Nationen mit eigenständiger Identität und unterschiedlichen Kulturen zulassen, dass sie von einer Schar europäischer Bürokraten in Brüssel in die Unterwerfung gedrängt wurden? Die Antwort ist, dass dieser Angriff auf die europäische nationale Selbstständigkeit Stein für Stein, Stück für Stück, Happen für Happen erfolgte.“

Den allermeisten ist unbekannt, dass die Bibel aufzeigt, wie hinter den gegenwärtigen Bemühungen, Europa zu einen und es in die nächste Supermacht der Welt zu verwandeln, ein übergeordneter prophetischer Plan steht.

Dringend benötigte göttliche Einsicht

Obwohl dem nur selten ernsthafte Bedeutung beigemessen wird, ist die Sicht Gottes zu Europa das, was wirklich zählt. Sein politischer und geographischer Weitblick ist weitaus schärfer als unser eigener. Er versteht und sieht Trends und Ereignisse, wie kein Mensch es kann. Und unser Schöpfer hat uns seine Gedanken in der Bibel offenbart, die zu einem Viertel aus Prophezeiungen besteht.

Hunderte von Jahren vor der Geburt Jesu Christi hat der hebräische Prophet Daniel zukünftige Ereignisse im Nahen Osten und in Zentraleuropa vorhergesehen. Seine Prophezeiungen wurden später im Buch der Offenbarung, das dem Apostel Johannes gegen Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. offenbart wurde, ergänzt und mit mehr Details versehen. Beide prophetischen Bücher zeigen, dass eine auf Europa konzentrierte Supermacht in der Endzeit kurz vor der Wiederkehr Jesu Christi, um das Reich Gottes auf Erden zu errichten, aufkommen und die Welt dominieren wird.

Wie Johannes offenbart wurde, wird es sich bei dieser Supermacht um einen Staatenbund aus zehn Herrschern über Nationen oder Gruppen von Nationen handeln (Offenbarung 17,12-14). Allem Anschein nach dauert es möglicherweise nicht mehr lange, bis diese letzte Supermacht in Erscheinung treten wird. Die Grundlage dafür wird vor unseren Augen gelegt.

In der Endzeit werden alle Nationen auf Erden durch tragische Ereignisse, die vorhergesagt wurden, streng zurechtgewiesen werden. Schreckliche Ereignisse wie erderschütternde Naturkatastrophen und kriegerische Zusammenstöße von Nationen und Zivilisationen, die buchstäblich Milliarden von Menschen das Leben kosten werden, werden stattfinden. Erst dann werden die Menschen letztendlich erkennen, dass Gott der höchste Herrscher über die Reiche der Menschen ist.

Der Prophet Hesekiel zitiert Gott mehrfach mit den Worten: „Sie sollen erfahren, dass ich der Herr bin“ (Hesekiel 7,27; 25,17; 29,21). Dieses lebensspendende Verständnis wird am Ende während Christi Herrschaft nach seiner Wiederkunft auf die Erde seinen Höhepunkt erreichen: „Und der siebente Engel blies seine Posaune; und es erhoben sich große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offenbarung 11,15).

Jesus Christus selbst wird zu jener Zeit seine Herrschaft auf Erden errichten. Dabei wird er von denjenigen unterstützt, die ihm in diesem Leben treu gedient haben und nachgefolgt sind (Offenbarung 5,10; 20,4-6).

Das ist es, was die biblischen Prophezeiungen für die nahe Zukunft für Sie, mich und die gesamte Welt offenbaren. Um mehr über diese Zukunft zu erfahren, empfehlen wir Ihnen unsere kostenlose Broschüre Biblische Prophezeiung: Ein Blick in Ihre Zukunft?, die Sie bei uns bestellen oder im Internet als PDF-Datei herunterladen können.